Ist hier der Genitiv 'die Rede wert'?

Liebe Rednerinnen und Redner

Sind ‚die Rede wert‘ und ‚in der Rede‘ korrektes Deutsch?

„ZDF Heute, 20:00 Tageschau - Nur noch ein Bus, kaum noch die Rede
wert
Die Kurve wurde als bekannt gefährlich geschildert, mit Warnungen und
Tempo 50 gekennzeichnet. Dafür blieben den Nachrichtensprechern nur
noch Sekunden am Ende der Sendung. Auch war es in der Rede nur noch
ein Bus, keine Worte von Schülern auf dem Weg zur Schule.“
http://www.ndt.net/home/schulbusse/records/20060209s…
20060209schulbusunfall.htm

Und was hat in mehr als einem Dutzend Buchtiteln ‚der Rede wert‘ mit
Genitiv zu suchen?

‚Nicht der Rede wert‘ von Vera Neumann
‚Der Rede Wert. Wie ein gutes Gespräch Ihr Leben bereichert‘ von
Theodore Zeldin 
‚Diese Frau ist der Rede wert. Festschrift für Luise Pusch‘ von Eva
Rieger und Hiltrud Schroeder 
‚Die Frau ist nicht der Rede wert. Aufsätze, Reden und Glossen‘ von
Luise F. Pusch und Judith Offenbach
‚Der Rede wert‘ von Hannelore Frank 

http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_b/302-2817986-0717669?
__mk_de_DE=ÅMÅZÕÑ&url=search-alias%3Dstripbooks&field-keywords=die
+rede+wert&Go.x=13&Go.y=6&Go=Go

Mit Gruss & Dank
Rolf

Guten Tach,

die korrekte Wendung ist wohl „der Rede (nicht) wert sein“. So steht es in meinem Wahrig, der allerdings schon fast 30 Jahre auf dem Buckel hat, und auch im Bertelsmann erscheint sie so:
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/s…
„das ist nicht der R. wert das ist nicht wichtig“
Die Google-Suche ergibt dies:
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 2.290 für „die Rede wert“
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 392.000 für „der Rede wert“

Da scheint doch tendenziell dem Genitiv ein weiterer Todesstoß versetzt zu werden; diesmal ist allerdings nicht der Dativ, sondern der Akkusativ dem Genitiv sein Tod.

" Auch war es in der Rede nur noch ein Bus,…" - das würde ich nicht als falsch, sondern als stilistisch etwas misslungen bezeichnen. Besser vielleicht „Auch war nur noch von einem Bus die Rede“

In der Hoffnung, mit meinen Ausführungen zur Klärung der Frage beigetragen zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen ;-»
gargas

Hallo,

ich habe noch ein wenig weiter gesucht. Bei
http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-portal/de/wort_…
gibt es nur "nicht der Rede wert.

Aber hier, http://www.dwds.de/?woerterbuch=1&qu=Rede&last_corpu… am Ende von Unterpunkt b) findet man „etw. ist nicht **der, die R. wert** etw. ist gering, bedeutungslos, nicht erwähnenswert“

Jetzt steht’s 3:1 - mal sehen, wie es weitergeht. Ich weiß allerdings nicht, ob das dwds rein beschreibend oder auch normgebend ist.

gargas

Hallo, Rolf,

ich sehe in der Akkusativverwendung in diesem Falle eine Verschmelzung der richtigen Redewenung:

Das ist nicht der Rede wert.

und der ebenfalls richtigen Redewendung:

Du bist keinen Schuss Pulver wert.

Wenn es im zweiten Fall richtig ist, so denken unsere Schurnallisten heute halt, so ist es auch im ersten möglich.

Quelle tausendfältiger Sprachverunzung.

Gruß Fritz

hallo, Fritz,
eine andere Glanzleistung journalistischer Sprachkunst wurde mit heute per Ätherwellen frei Haus geliefert: „Da trügte Sie ihr Gefühl nicht!“
(WDR5 Sendung vom 30.10.2006, 12:05 Uhr „Gekauft, gefunden, geerbt“)

Mich hat es wieder einmal geschüttelt, nicht gerührt.
Gruß
Eckard

Hallo, Rolf,

ich sehe in der Akkusativverwendung in diesem Falle eine
Verschmelzung der richtigen Redewenung:

Das ist nicht der Rede wert.

und der ebenfalls richtigen Redewendung:

Du bist keinen Schuss Pulver wert.

Nach welchen Vorschriften werden die verschiedenen Kasus denn verwendet?
Heißt es ursprünglich auch „eines Pfennigs wert“?

Wer den Genitiv nicht ehrt
Guten Tag, Leute

Ich danke euch für eure Vorschläge. Dann bleibe ich also bei meinem
Artenschutzprogramm, somit beim Genitiv, und rufe aus:
„Wer den Genitiv nicht ehrt, ist des Deutschen nicht wert!“

Auch das ursprüngliche Sprichwort können wir so stehen lassen:
„Wer den Rappen nicht ehrt, ist des Frankens nicht wert.“

Zum Relativieren mache ich euch noch ein Angebot mit Dativ:
„Verborgner Schatz ist der Welt (Dativ) nichts wert.“

Mit Gruss & Dank
Rolf

Nach welchen Vorschriften werden die verschiedenen Kasus denn
verwendet?
Heißt es ursprünglich auch „eines Pfennigs wert“?

Nicht Gwießes weiß man nicht. Schaut man aber zurück, so findet man Belegstellen für dies und jenes.

Aber man kann bei Walter von der Vogelweide lesen:

Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pferd
erschozzen z’Isenache.
,
ez was wol drîer marke wert …

Also hat man schon im 12./13. Jhdt. „wert“ mit Genitiv konstruiert

Auch bei Luther lesen wir: … der Arbeiter ist seines Lohnes wert.

Dass der Genitiv ursprünglicher ist, könnte man auch daraus schließen, dass das Suffix -wert fast immer einen Genitiv geriert.

bemerkenswert, sehenswert, lesenswert …

Dieser Genitiv ist wohl im Verlauf der Zeit zum Akkusativ geworden, der ja leichter geht. Es geht die Entwicklung immer zur Vereinfachung
Und der Genitiv hat sich nur bei „bedeutenderen“ Wendungen gehalten, ala:

Du bist meiner Liebe/Freundschaft/Verehrung nicht wert.

Und eben:

Das ist nicht der Rede wert.

Gruß Fritz

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Ihre Zahl ist Legion, Eckard!

Mein letzter Fund:

Ansage zum Tatort:

Bienzle wittert Verdacht!

Gruß Fritz

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Nach welchen Vorschriften werden die verschiedenen Kasus denn
verwendet?
Heißt es ursprünglich auch „eines Pfennigs wert“?

Das würde mich auch interessieren. Man sagt ja auch Das ist keinen Heller wert! und nicht Das ist keines Hellers wert!. Da Rolf ein Präskriptivist ist, der nur selten auf tatsächlichen Sprachgebrauch und Tradition achtet, sondern mehr auf Logik, sollte er eigentlich auch für die grammatikalisch einwandfreiere Version die Rede wert sein… rein theoretisch jedenfalls.

Ich selbst habe „die Rede wert“ allerdings noch nie gehört und würde’s auch nicht so benutzen.

Grüße,

  • André

Ich hätte mal vorher des Fritzens Antwort lesen sollen. Das erklärt alles. Ich ziehe meine Bemerkung zurück. :smile:

Gruß,

  • André