Ist Hilfe nicht generell Ehrensache?

Es ist ein völlig normaler Vorgang. daß die Sicherheiten, die
Berichtspflichten und die sonstigen Auflagen umso mehr bzw.
strenger werden, je schlechter es dem Kreditnehmer geht.

Ich kenne es so, dass zur Kreditvergabe der Zustand/die
Prognosen zukünftiger Kreditnehmer bereits sorgfältig geprüft
werden.

Das war ja der Fall. Der Ausfall eines westeuropäischen Staates war bis vor etwa acht Jahren ein völlig unrealistisches Szenario.

Im Falle einer späteren Verschlechterung stoppt man
weitere Kredite, und versucht den Schaden im Sinne
Risikominimierung möglichst gering zu halten. Das wurde
mittlerweile mehrfach eindeutig verpasst,

Nein, wurde es nicht. Der Kapitalmarkt hat ja auf die zunehmenden Schwierigkeiten Griechenlandes genauso reagiert, was die Politik in ihrer unendlichen Weisheit zum Anlaß genommen hat, dem schlechten Geld noch gutes hinterherzuwerfen.

Und gegen wen richtet man sich, wenn man einer Privatperson
keinen Kredit mehr gibt? Gegen dessen Vermieter, dessen
Kinder, für die er Unterhalt bezahlen muß oder vielleicht
gegen das Finanzamt?

Im Falle Griechenland ist der „Ausverkauf“ doch längst im
Gange. Privatisierungen, zu günstigsten Preisen, ein
Schuldenstand, der nicht mehr zu bewältigen ist.

Was nichts daran ändert, daß es nicht Aufgabe der Kreditgeber sein kann, sich darum zu kümmern, welche Rechnungen der Schuldner nicht bezahlen kann, wenn er nicht mehr genug Geld hat und sparen muß, um seine Verpflichtungen zu erfüllen und darum ging es ja schließlich.

Der Schuldner ist derjenige,
der Kredite zurückzahlen muß und damit auch derjenige, der
Auflagen akzeptieren muß, wenn die Luft dünn wird.

Was nützt denn eine erpresserisch erzwungene Zusage, wenn die
Aussichtslosigkeit doch jetzt schon so deutlich erkennbar ist?

Wieso erpresserisch? Wenn man sein Geld verleiht, kann man daran doch Bedingungen knüpfen. Die Alternative wäre gewesen, Griechenland kein Geld mehr zu geben (was den Griechen sicherlich auch nicht geholfen hätte) oder das Geld auflagenfrei und unbefristet zur Verfügung zustellen, was einerseits nicht im Sinne derjenigen gewesen wäre, deren Geld man letztlich verleiht (also der Steuerzahler) und andererseits zumindest in der Privatwirtschaft den Tatbestand der Untreue und der Insolvenzverschleppung bedeutet hätte.

Es ging nie
darum, Renten und Löhne zu kürzen, weil es allen so einen Spaß
macht, sondern darum, den Haushalt auszugleichen.

Und wo sind die Erfolge?

Offensichtlich ausgeblieben, was aber genauso offensichtlich nicht Schuld der Kreditgeber ist.

Wäre
Griechenland gleich mit der Information rübergekommen, daß das
Hauptproblem die ausstehenden Steuerforderungen und die
überbordende Verwaltung sind, hätte man sich als Geldgeber
auch mit der Zusage zufriedengegeben, den Haushalt kurzfristig
über diese beiden Posten auszugleichen.

Wäre, hat es aber nicht. Wie sollte der Geldgeber dies
außerdem zuverlässig bewerkstelligen?

Damit hat der Geldgeber doch nichts zu tun.

Die Deutschen haften nicht mehr und nicht weniger für die
Staatsschulden als die Griechen.

Die Deutschen haften für die von Ihnen gegebenen Kredite und
Bürgschaften.

Deutschland haftet, nicht die Deutschen.

Der Staat kann seine
Einnahmen letztlich nur von seinen Bürgern bekommen

Wir sind auf dem Punkt. Die Frage ist und war: Weshalb wurden
diese Einnahmen so leichtfertig eingesetzt?

Das ist ja nun wieder eine ganz andere Frage, die auch nicht die Kreditgeber beantworten müssen.

Ich will nicht davon absehen, dass ein geeintes Europa global
betrachtet auch Vorteile in vielen Bereichen hat. Aber man
muss sich ebenso trauen, Ineffizienz zu berichtigen und einen
Schnitt zu machen. Ein Austritt Griechenlands wird dem Land
Lasten nehmen,

Welche denn? Die Schulden bestehen im wesentlichen in Euro und wenn eine neue Drachme kräftig abwertet (wovon man wohl getrost ausgehen darf), sind die Schulden nach dem Austritt aus dem Euro an der Wirtschaftsleistung gemessen höher als vorher.

C.

d) Man wirft weiterhin neues Geld nach, obwohl man sicher
weiß, dass die zunehmende Verschuldung im Hinblick auf die
jährliche Wirtschaftsleistung von Griechenland nie und nimmer
zurück gezahlt werden kann.

Das verhält sich bei Deutschland auch nicht anders. Der entscheidende Unterschied ist, daß die Märkte bei Deutschland darauf vertrauen, daß es immer jemanden geben wird, der Deutschland neue Kredite gibt, wenn die alten fällig werden oder zusätzliches Geld gebraucht wird. Deutschland profitiert dabei insbesondere von dem Umstand, daß es derzeit nach Einschätzung der Märkte derzeit praktisch keinen besseren Schuldner gibt als Deutschland und das Land deswegen quasi zwangsläufig Geld erhalten wird, weil es keine relevante Alternative gibt, wenn man sein Geld sicher anlegen will.

Gegen die Leute die über Jahre viel zu viel Geld vom Staat
erhalten haben. Und zwar so viel dass es weit über dessen
Leitungsfähigkeit hinaus ging.

dann liegt dieses Dilemma immer noch ausschließlich in der
Verantwortung der Politik.

a) Sie beherrschen Einnahmen/Ausgaben = Haushalt nicht
b) Sie ermöglichen die Vorenthaltung von Staatseinnahmen durch
ihre Gesetzgebung: Wenig bis keine Steuern für Reiche und
mangelnde Eintreibung von fälligen Steuern.
c) Der Staatshaushalt wird durch die verordneten Maßnahmen
vermeintlich konsolidiert, aber wegen der Folge einer extrem
hohen Arbeitslosigkeit und zunehmenden Armut (und sozialen
Folgen) wird die Situation mittel-langfristig erheblich
verschärft.
d) Man wirft weiterhin neues Geld nach, obwohl man sicher
weiß, dass die zunehmende Verschuldung im Hinblick auf die
jährliche Wirtschaftsleistung von Griechenland nie und nimmer
zurück gezahlt werden kann.

Ich sehe das eher so:

a) Egal wer an die Macht kam, er hat immer Geschenke versprochen und verteilt
b) Gewerkschaften, Beamte, Rentner und privilegierte Bürger haben es über Jahre verstanden genug Druck auf die Regierenden auszueuben - die Geschenke mussten bleiben.
c) Während die Produktivität auf dritte Welt Niveau herum duempelte, ging es mit den Lohnen dank starker Gewerkschaften und wachsendem Anteil an Beamten rapide nach oben.
d) Jegliche Maßnahmen der Regierung die Finanzen in den Griff zu bekommen wurden blockiert, bestreikt oder gar nicht umgesetzt.

Mir ist nicht ganz klar, worauf Du mich hinweisen möchtest?
Sind die Geberländer des Länderfinanzausgleichs keine
Geldgeber?

Nein sind sie nicht. Geben setzt Freiwilligkeit voraus, das ist aber nicht der Fall. Den Ländern des Länderfinanzausgleichs wird das Geld weggenommen um es später zu verteilen.

Bei Krediten ist das anders. Die kommen freiwillig in der Hoffnung einer guten Rendite. Wenn die ausbleibt kommt auch kein Geld mehr.

Hallo

ist meines Erachtens Hilfe nicht generelle Ehrensache und gilt
das natürlich nicht auch insbesondere für den aktuellen Fall
Griechenland?

Hilfe zur Selbsthilfe:
„Gib einem hungrigen Mann einen Fisch, dann ist das Hilfe. Gib ihm eine Angel, dann kann er selbst dafür sorgen, dass er Fisch hat, also dafür sorgen, dass er sich SELBST HILFT.“

Ist es hilfreich einem spielsüchtigen Geld für Nahrung/Wohnen/… zu geben? Wird er das Geld tatsächlich für den geplanten Zweck ausgeben?

Wenn man Ihm schon das Geld gibt, gehört die Kontrolle der sinnvollen Verwendung nicht auch zur Hilfe dazu?
Ja, ein Süchtiger wird sich mit Händen und Füßen gegen diese Kontrolle sträuben. Dennoch ist Sie wichtiger Bestandteil der Hilfe.

MfG Frank

Menschlichkeit wäre besser den Ehre

ist meines Erachtens Hilfe nicht generelle Ehrensache und gilt das natürlich nicht auch insbesondere für den aktuellen Fall Griechenland?

Von der Ehre alleine wird niemand satt und die Hilfe kann nicht so aussehen, dass man den Gläubigern Griechenlands das Geld in den Rachen wirft. Auch eine Privatisierungsorgie, also eine feindliche Übernahme des Landes durch internationale Konzerne, ist eher ein Krieg gegen die Bevölkerung denn eine Hilfe. Ich habe kein sinnvolles Konzept für Griechenland, die Leute, die fürs Nachdenken gut bezahlt werden, offensichtlich aber auch nicht.

Sollten wir dabei nicht die extrem niedrigen Weltmarktpreise, die langsam verrottenden Vorräte und andere potenziellen Helfer zur Hilfe nehmen?

Im Falle Grichenlands wäre es besser den Leuten eine Angel denn einen Fisch zu schenken, wenn Du das Bild kennst.

Muß eine Art „HilfsPonopol“ gegenüber Rußland, China, Brasilien, Argentinien etc. eiferssüchtig verteidigt werden? Warum nicht auch USA?

Habe ich Dich richtig verstanden. Nur denn wenn man die Hilfe an verbindliche Gegenleistungen bindet. So wie z.B. in der Ukraine, die die westlichen „Hilfen“, welche anscheindend hauptsächlich in die Aufrüstung wandern, auch irgenwann einmal zurückzahlen muß.

Also bitte keine Finger-Fake mehr, sondern zur Wahrhaftigkeit zurück, Hilfe ist Ehrensache, wie auch die Begleichnung von Altschuld und Schulden unsererseits.

Ich habe keinem einzigen Griechen etwas getan und fühle mich nicht für das, was vor über 70 Jahren passiert ist, verantwortlich. Finde ich reichlich geschmacklos und unverschämt so etwas überhaupt ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Irgenwann einmal muss Schluss sein, eine Schuld verjährt sein. Sonst könnte man auch forden, dass alle Staaten auf dem amerikanischen Doppelkontinent für den Genozid an der indigenen Bevölkerung den Nachfahren eine Rente als Entschädigung zahlen.

Mir ist nicht ganz klar, worauf Du mich hinweisen möchtest?
Sind die Geberländer des Länderfinanzausgleichs keine
Geldgeber?

Nein sind sie nicht. Geben setzt Freiwilligkeit voraus, das
ist aber nicht der Fall. Den Ländern des
Länderfinanzausgleichs wird das Geld weggenommen um es später
zu verteilen.

Hast Du dafür eine Quelle?
Google doch mal „Geldgeber“ und „Länderfinanzausgleich“. Hier mal drei Beispiele:

Nur drei der 16 Bundesländer sind nach »vorläufigen Zahlen des Bundesfinanzministeriums für 2012« Geldgeber im Länderfinanzausgleich: Bayern mit 3,9 Milliarden Euro, Baden-Württemberg mit 2,7 Milliarden Euro und Hessen mit 1,3 Milliarden Euro. Baden-Württemberg und Hessen haben seit 1950 durchgängig Geld in den Ausgleichstopf eingezahlt.
(Quelle: http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/154633…)

„Und was ist mit Bayern? Haben die auch immer nur zahlen müssen?
Kinderleicht: Da muss ich ein Stück in die Geschichte gehen. Der Länderfinanzausgleich wurde 1950 in der Bundesrepublik eingeführt. Anfangs war Nordrhein-Westfalen als Industriezentrum der größte Geldgeber, 1985 empfing es zum ersten Mal Geldzuweisungen, seit…“

(Quelle: http://www.kinderleicht.brandenburg.de/cms/detail.ph…)

„Für das Leben in Berlin müssen finanzstarke Bundesländer über den Länderfinanzausgleich aufkommen. Seit Jahren sind die Geldgeber verärgert über dieses Umverteilungssystem, allen voran die Bundesländer aus Süddeutschland. Von dort kommen jetzt konkrete Forderungen, wie das System geändert werden soll.“
(Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-12/baden…)

Die Liste an Beispielen ließe sich mühelos fortsetzen…

Bei Krediten ist das anders. Die kommen freiwillig in der
Hoffnung einer guten Rendite. Wenn die ausbleibt kommt auch
kein Geld mehr.

Ich glaube nicht, dass innerhalb der aktuellen Griechenland-Rettung die Rendite tatsächlich die Motivation der Kredite ist.

Greetz
T.