Ist Identität das neue Schlagwort?

Mich irritiert die zunehmende Bedeutung der Frage nach Identität im politischen Raum. Seien das nun Identitäre Bewegungen oder bundeslandspezifische Wahlwerbungen…
Nach meinem Wissen ist Identität was Hochpersönliches und jeweils Eigenes.
Ist das was Durcheinder gekommen? Oder ist meine Identität „falsch“ zustande gekommen? Waß mich in meiner Identität ich die Bohne kratzen würde.
Meine Identität wurde bislang durch eine Mischung aus äußeren Gegebenheiten, meinem Naturell und ziemlich viel Kenntnissen in allen möglichen Bereichen bestimmt und gegenseitig beenflusst. Ich will mir halt abends immer guten Gewissens vorstellen können, nicht mehr wach zu werden.
Das ist meine Identität.
Die kann aber niemand durch Faktoren, die in seiner Macht stehen, beeinflussen.
Was eoll jemand, der nie die Chance zur Identitätsfindung und -habilituirigung hatte, tun?
LG
Amokoma1

Hallo

Ist das eine politische Frage?
Mir kommt sie eher psychologisch oder philosophisch vor.

Das ist doch würscht. In den Ministerien sitzen auch Menschen, die für solche Fragen ausgebildet sind und auf die man gelegentlich hören könnte.

„Identitätspolitik“ ist ein Kampfbegriff der neuen Rechten, der gerade aus den USA zu uns herüberschwappt.

Er dient der Verunglimpfung jeglicher politischer Ziele und Maßnahmen, die (auch) Frauen, ethnische und religiöse Minderheiten, LGBTQ etc. und deren Bedürfnisse berücksichtigen.

:paw_prints:

Kenntnisbefreit und wie oft nur auf einen Aspekt fixiert.

Beleidigend wie immer.

Noch etwas:

Wenn du dich schon erstmals mit dem Thema beschäftigst (was offensichtlich ist, da du keinen ellenlangen Sermon dazu geschrieben hast) solltest du wenigstens zur englischen Wikipedia greifen: https://en.wikipedia.org/wiki/Identity_politics

Nachdem der Begriff identity politics in den USA schon länger und neutral gebräuchlich war, wurde er mit der Wahl von Donald Trump ins Zentrum vieler Betrachtungen gerückt, zum einen, weil man Clinton bzw. den Demokraten vorwarf, zu viel identity politics zu betreiben, sich also zu sehr um die Rechte von Minderheiten zu kümmern, zum anderen, weil Trump selbst zum Symbol rechter Identitätspolitik wurde. Inzwischen gibt es in den USA die paradoxe Situation, dass einerseits die Rechte immer massiver weiße Identitätspolitik betreibt, ohne sie so zu benennen, und andererseits der Linken immer massiver Identitätspolitik zugunsten von Minderheiten vorwirft. Hierzulande wird mit dem Begriff bismalg meist nur in den Kommentarbereichen um sich geworfen. Seriöse journalistische Bearbeitungen des Themas sind noch selten, aber es gibt sie - auch wenn der Grundtenor ist, dass die Linken aufgrund der von ihnen betriebenen Identitätspolitik schuld an dem Backlash seien. Beispiel: https://www.zeit.de/kultur/2017-09/identitaetspolitik-bundestagswahl-queere-people-of-color-frauen

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Nein, schlicht der Wahrheit entsprechend.

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Och, ich brauche nur einige Links, um Dir den Rechtszahn zu ziehen


Identitätspolitik gibt und gab es eben schon lange ausserhalb Deiner „Rechts-Filterblase“.

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Du hättest zumindest erst einmal den englischen Wikipedia-Eintrag lesen sollen, wenn es dir schon nicht gelingt, meine Beiträge sinnentnehmend zu lesen.

Abgesehen davon ist die NZZ ziemlich weit rechts, der verlinkte Artikel bestätigt also meine Aussagen.

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Für Dich ist so vieles „ziemlich weit rechts“.

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Nicht nur ich sehe die NZZ inzwischen so: Gujer hat die NZZ also um typisch rechtskonservative Themen und Meinungen erweitert. Er zielt damit aus Sicht von Medienredakteur Surber ganz eindeutig auf den deutschen Markt „rechts von der FAZ“, der bislang noch unbesetzt sei.

Ausführlicher: https://www.zeit.de/2017/52/neue-zuercher-zeitung-christoph-blocher-rechtsruck

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Du hast natürlich recht, dass Identität im Grund etwas sehr persönliches und individuelles ist.
Aber dazu gehört auch ein Zugehörigkeitsgefühl zu Gruppen von anderen Menschen, mit denen man etwas gemeinsam hat.
D.h. zu meiner Identität gehört es, dass ich mich als „Frau“ fühle, dass ich mich als „ostdeutsch“ fühle oder auch als „Brandenburgerin“. Dies ist in manchen Zusammenhängen mal mehr, mal weniger wichtig.
Und dieses Streben nach Zusammengehörigkeitsgefühl kann eben auch beeinflusst werden, indem man die Bedeutung der Gruppenbildung für unterschiedlichste Themen (so auch im politischen Kontext) überhöht oder herabsetzt…

Beatrix

Dem stimme in zu. Gruppenzugehörigkeit ist aber für mich nur ein Teilelement, das sich ändern kann. Also nie alleine ausschlaggebend für meine Identität. Mich stört einfach, dass irgendwelche anderen Leute meinen, Leitfäden zur Identitätsbildung- oder -findung zu haben oder diese vermitteln können.
Ich wunder mich einfach über die plötzliche 'Bedeutung" des Begriffs, der ja nicht gerade neu ist.
Danke für Deine Anmerkung.
LG Amokoma1

Wieso?

Der ursprünglich eher philosophisch/psychologisch besetzte Begriff wurde also teilweise ideologisch gekapert. Das sagt aber nix über den Begriff aus. Ich warte mal ab, ob nicht auch die Begriffe „Sommerfrische“ oder „Muße“ ideologisch gekapert werden.
Das wäre dann ein weiterer Hinweis auf politische Inhaltsleere.
LG
Amokoma1