Ist Indien das neue China für die Baubranche?

Hallo!

Ich studiere Bauingenieurwesen und frage mich, wie interessant Indien auf lange Sicht für das europäische Baugewerbe ist.

Meines Wissens ist die Lage so:
Wegen dem explosionsartigen Bevölkerungszuwachs, dem niedrigen Altersdurchschnitt und der Modernisierung des Landes besteht ein imenser Bedarf an Gebäuden aller Art
(Schulen, Krankenhäuser, Flughäfen, Autobahnen, Kraftwerke, Häfen, Schleusen und und und…)
Gleichzeitig verfügt das Land kaum über das know-how um diese Leistungen selber zu erbringen. (Im Gegensatz zur IT) Außerdem ist Englisch als Amtssprache wohl leichter für Europäer als Mandarin oder Kantonesisch)

All das sind doch eigentlich Faktoren, die Indien zum idealen Zukunftland für Bauunternehmen machen.

Andererseits ist die indische Regierung aber auch dafür bekannt, staatliche Unternehmen künstlich am Leben zu erhalten und private Unternehmen zu benachteiligen. Das Kastensystem und Korruption kommen noch dazu.

Wie bewerten SIe die Situation? Ist Indien ein Land, wo man es als Bauunternehmer weit bringen kann oder muss man wegen Bürokratie usw. dort auf Lange Sicht scheitern?

Vielen Dank im voraus!
https://www.xing.com/profiles/Ferdinand_Burzynski

Bin keinesfalls Experte, aber rate mal eine Antwort:

Indien hat genug Menschen + Know How für den eigenen Bedarf. Aber wie Sie bereits sagen: Korruption und Bürokratie, und dazu wenig Interesse, die Lage zu ändern (?).

Hallo Herr Burzynski,
zu Ihrer Frage kann ich Ihnen leider keine Antwort geben. Ich wünsche Ihnen Erfolg.

Lothar Seifert
http://www.asien.l-seifert.de/

Schwer zu sagen, aber einige Infos habe ich bei http://arbeiten-jobs.wissbegierig.com/im-ausland-arb… gefunden.

Viel Erfolg!

Danke für die Antwort

Wieso hat man denn kein Interesse, die Lage zu ändern?

Gerade bei den asiatischen Schwellenländern, kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen.

An Ferdinand Burzynski
Das sind eine Menge Fragen, die sich nicht mit ein paar kurzen Sätzen beantworten lassen. Aber ich will es versuchen.
Ich selbst bin kein Wirtschaftsexperte, aber ich verbringe seit mehr als 20 Jahren die Winter in Indien, spez. in Goa,
und ich liebe das Land und die Menschen dort und ihre alte Kultur.
Das Wirtschaftswachstum von durchschnittlich ca. 8 % konzentriert sich auf die Ballungszentren um die wichtigsten Großstädte
und die „Bevölkerungsexplosion“ bzieht sich im Wesentlichen auf die Landbevölkerung und ist immer noch abhängig von Tradition
(ältester Sohn sorgt für die Eltern im Alter - wie bei uns vor 150 Jahren) und der für den größten Teil der Bevölkerung fehlenden
sozialen Absicherung. Der Großteil der 1,2 Mia Menschen lebt immer noch auf dem Lande, mit ihren Verdienst- und Ausbildungsdefiziten.
Das muss aber nicht mit dem m.E. überstrapazierten Begriff „Armut“ gleichgesetzt werden. Armut ist relativ und kann nur innerhalb des
gleichen Systems angewendet oder verglichen werden.
Der niedrige Altersdurchschnitt ergibt sich auch aus dem großen Anteil der Landbevölkerung, die aus vielen Gründen nicht an dem
Wirtschaftswachstum und der Verbesserung des Gesundheitssystems tei hat.
Das alte Kastensystem hat auch nur noch in den ländlichen Gebieten seine volle Bedeutung und ist, da es seit 5000 Jahren das soziale
Gefüge regelt, nicht durch Dekret in einer Generation auszuhebeln. Das wirtschaftliche und insbesondere das industrielle Wachstum wird
dadurch nicht eingeschränkt. Und Gandhi hat sich auch nur für die Gleichstellung der „Unberührbaren“ eingesetzt.
Das vielleicht fehlende know-how resultiert sicherlich daher, dass Indien Tausende von Jahren unter Fremdherrschaft gelitten hat,
die letzte ist gerade 70 Jahre her. Die Inder waren immer nur Behlsempfänger. Und dass sie es drauf haben, zeigt die IT-Branche.
Sie haben immerhin die 0 erfunden, unser heutiges Kommunikationssystem wäre ohne sie nicht möglich. Und ich bin überzeugt, dass sie sich
auf allen anderen Gebieten ebenso das nötige Wissen aneignen können ( s. Atomwirtschaft).
Wenn das Ausland gefragt ist, dann nur als Investoren, und das ist branchenabhängig.
Neugründungen für Ausländer sind schwierig, aber grundsätzlich nicht unmöglich. Schwierig wird es aber durch die Bürokratie und die Korruption.
Das Wort von „Pontius zu Pilatus“ ist in Indien zur Höchstform stilisiert worden, ich habe 5 Jahre und manche Rupie ohne Quittung
gebraucht, um mein Haus auf meinen Namen umschreiben zu lassen.
Alle Probleme, die meisten haben wir hier auch, sind in Indien gemessen an der Bevölkerungszahl fast 20 x so hoch, ob es sich um Armut, Korruption,
Kriminalität u.a. handelt.
Ich will Sie nicht entmutigen, aber es erwachsen einem bürokratische Schwierigkeiten, mit denen man nur mit Ausdauer und unendlicher Geduld
klar kommt, die Sprache ist wichtig, Englisch ist gut, aber Hindi oder die entsprechende örtliche Sprache ist wichtig, sonst ist man allen ausgeliefert.
Wichtig ist aber auch die Kenntnis und Beachtung von Tradition, Religion und Mentalität, was alles so extrem anders ist als unser „deutsches“ Denken.
Ich hoffe, Ihnen ein wenig geholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen, Eckhard Schütz

danke für die ausführliche Antwort!
Speziell in Sachen Mentalität und Kultur ist es schwer, eindeutige Informationen zu bekommen.

Wie ich jetzt erfahren habe, soll das Wirtschaftwachstum im Bausektor bei 10 %, im privaten Industriebau sogar bei 20%! liegen.
allerdings größenteils beschränkt auf die drei Ballungsräume Mumbai, NeuDelhi und Bangalore.

Würden Sie einem Unternehmer, der versucht dort Fuss zu fassen empfehlen, Hindi zu lernen? Oder kommt man mit Englisch so weit, dass man sich das sparen kann?

Mir freundlciehn Grüßen

https://www.xing.com/profiles/Ferdinand_Burzynski

Hallo Herr Burzynski,
das offizielle Wirtschaftswachstum liegt bei ca. 8 %, z.Zt. soll es etwas weniger sein. Das bezieht sich sicherlich auf die großen Industriestandorte und etwas auf die Landwirtschaft (Weizen, Reis, Baumwolle, Zuckerrohr u.a.). Einzelne Branchen können höher oder niedriger liegen. Auf dem platten Land wird teilweise immer noch mit herkömmlichen Mitteln gebaut, die billig oder kostenlos sind (Stroh, Lehm und Kuhdung), da das Kapital fehlt und die Banken nur gegen Sicherheiten Geld geben.

Mentalität,Tradition und Kultur lassen sich nur im Land erfahren und gänzlich werden wir nie alles verstehen oder durchschauen.

In den Großstädten und überall, wo jemand Geschäfte machen will, kommt man mit Englisch aus, aber als Unternehmer sollte man auch wissen, was der letzte Handlanger denkt und spricht. Deshalb ist die Kenntnis der betreffenden Landessprache – und davon gibt es in Indien etwa 15 verschiedene, die sich in Schrift, Grammatik und Aussprache unterscheiden - von Vorteil.

Hindi ist eine interessante Sprache, vor allem ist sie der Ursprung aller wichtigen Sprachen der Welt, aber irrsinnig schwer, weil es keinerlei Eselsbrücken gibt, wie unter den europäischen Sprachen. Und nur sprechen ist nicht genug, man muss auch lesen und schreiben können. Deshalb, und nicht nur als Gedächtnistraining, mühe ich mich seit 5 Jahren, die Sprache zu erlernen. Mit mäßigem Erfolg!

Aber, wie schon gesagt, ich will Sie nicht entmutigen, nur den Enthusiasmus etwas dämpfen. Wenn Sie im norddeutschen Raum wohnen, können wir uns gern auch mal persönlich unterhalten.

Namaskar, Eckhard Schütz, Tel.:0160 6921442

1 Like

Danke für die Antwort Herr Schütz

Dass die einzelnen, regionalen Sprachen doch noch so wichtig sind, hätte ich nicht gedacht.
Jedoch spielen diese wohl erst eine Rolle, sobald man in die jeweilige Region zieht/dort arbeitet.

Einem persönlichen Treffen wäre ich nicht abgeneigt, Sie scheinen sich gut auszukennen. Aber ich komme aus Bayern.

Gerne würde ich Ihnen aber weiterhin auf dieser Plattform Fragen stellen :smile:

https://www.xing.com/profiles/Ferdinand_Burzynski

Ich kann leider nicht helfen, tut mir leid.

Hallo Ferdinand Burzinski,
die Maerkte von China und Indien kenne ich leider nicht.
Wenn ich Ihre Frage richtig verstehe, moechten Sie als selbststaendiger Unternehmer in Indien taetig werden? Als ersten Tueroeffner empfehle ich Ihnen die Wirtschaftsattaches der deutschen Botschaft in Indien. Sie sind die Dienstleister u.A. fuer deutsche Unternehmer in dem Land, in dem sie stationiert sind. Und sie kennen auch die Umstaende, buerokratischen Huerden etc. des Landes. Vielleicht gibt es auch eine Deutsch-Indische Handelskammer, die Sie kontaktieren und befragen koennen.
Viel Erfolg!

Dank für den Ratschlag
Bisher gilt den Wirtschaftraum Indien nur mein Interesse aber eine spätere Tätigkeit dort schließe ich nicht aus.

Das hier scheinen übrigens die offiziellen websites der deutschen Auslandshandelskammern zu sein:
http://indien.ahk.de/
bzw.
http://ahk.de/ahk-standorte/indien/