Ist jedes Vergessen =Dissoziation?

Hallo,

es gibt einige Menschen, die sich an ihre Vergangenheit kaum bis gar nicht erinnern können- oder nur bruchstückhaft.
Jetzt hatten wir im Freundeskreis die Frage- ob es sich bei diesem „vergessen“ immer um eine Dissoziation handelt.
Ist so ein Rückschluss immer richtig?

Oder kann es sich auch um ein „ganz normales Verdrängen“ handeln, welches sich einstellt um mit den Gefühlen nur nicht in Berührung zu kommen?

lg kitty

Hallo, Kitty,

m. E. kann man das nicht allgemeingültig beantworten.

Was bedeutet „Vergessen“? Das ist das erste Problem, das ich hier ausmache.

Fragen Sie mal nen Bekannten, was er am 17. August 1994 vormittags gemacht hat? Wetten, dass er Ihnen spontan dazu nichts sagen kann! Hat er die Ereignisse dieses Vormittags deshalb aber wirklich vergessen?
Angenommen, dieser Bekannte hätte Tagebuch geführt und wurde den entsprechenden Eintrag vom 17. Aug. 1994 lesen, dann würde er womöglich sagen „Ahja, jetzt erinnere ich mich wieder. Das weiß ich noch genau.“
Es bedarf oft sog. Schlüsselreize oder Assoziationen, z. B. Tagebucheintrag, um sich an etwas erinnern zu können (Genau das ist ja auch der Sinn und Zweck eines Tagebuchs - eine persönliche Chronik).

Man kann sich umgekehrt aber auch spontan an frühere Ereignisse erinnern oder träumt nachts davon, kann das ganze ohne Hilfsmittel zeitlich aber nicht mehr zuordnen. Ob sich etwas Bestimmtes vor 10 oder vor 9 oder vor 12 Jahren ereignet hat, kann man oft einfach nicht mehr sagen.

Schließlich kann es auch ganz banale organische Ursachen haben, weshalb Menschen Dinge wirklich vergessen.

Ich halte es für sehr schwierig, wenn nicht für unmöglich, festzustellen, aus welchem Grund jemand etwas vergessen hat (falls er es vergessen hat). Hat es organische Ursachen, ist es Verdrängung oder Dissoziation.

In welchem Zusammenhang ist Ihnen das wichtig?

Gruß, Karl

Servus

Oder kann es sich auch um ein „ganz normales Verdrängen“
handeln, welches sich einstellt um mit den Gefühlen nur nicht
in Berührung zu kommen?

Na, das wäre ja aber die Dissoziation, welche eben schon eine psychodynamische Begründung hat.
Ich würde unter die nicht-dissoziativen Vergessen eher die bei Demenz u.ä. einordnen.
Gruß,
Branden

Hallo,

nachtragen muss ich, dass ich damit die fehlende Erinnerung der Kindheit meine-- hab das zu inkonkret im Eingangsposting beschrieben.

Insofern wird man wenig von Demenz sprechen.

Es ging im speziellen um eine Bekannte in dem Kreis, die sich nur bruchstückhaft an ihre Kindheit erinnern kann…was an Erinnerung da ist, klingt auch nicht positiv- und dann ging es um die Frage, ob jemand, der sich nicht erinnern kann „nur“ verdrängt oder ob das auf jeden Fall immer mit Dissoziation zusammen hängt.

Es gab geteilte Meinungen und kein Hintergrundwissen- daher frage ich jetzt mal hier!

lg kitty