Hallo Michael,
zunächst - das Angebot von Walter würde ich annehmen…
Wie schon geschrieben handelt es sich um einen Marc de Bourgogne, also einen Tresterbrand. Wobei ich persönlich einen guten Marc de Bourgogne jederzeit den modischen und grotesk überteuerten Grappe aus Italien vorziehe.
Die Qualitäten sind allerdings unterschiedlich und das Angebot ziemlich unübersichtlich. Marc reift in neuen Eichenfässern (Barriques), wodurch er auch seine Farbe erhält. Länger gereifter Marc darf sich ‚Vieux Marc‘ nennen - wobei nicht jeder den dann manchmal etwas zu kräftigen Holzton schätzt (ich z.B. nicht). Der häufig zu sehende Zusatz ‚égrappée‘ bedeutet, dass das Ausgangsmaterial (der Trester) keine Stiele und Rippen enthalten hat. Eigentlich ohnehin eine Selbstverständlichkeit bei einem guten Tresterbrand. Jedenfalls - ein (laut Etikett) simpler ‚Marc de Bourgogne‘ ist nicht notwendig schlechter (oder billiger) als ein ‚Vieux Marc de Bourgogne égrappée‘ …
Produzent bei Deinem Marc ist das Haus Chanson Père et Fils in Beaune, eine der größten und ältesten Weinhandelsfirmen in Burgund. Das Haus war fast 250 Jahre in Familienbesitz, als es 1999 an die Familie Bollinger (die mit dem Chamapgner …) verkauft wurde. Wer Beaune einmal besucht hat, dem wird sicherlich der schloßartige Firmensitz am Rande der Altstadt aufgefallen sein. Die zugehörige Domaine bewirtschaftet Flächen in ca. 20 (!) Grand-Cru-Lagen Burgunds.
Der Marc ist allerdings nur ein Nebenprodukt des Hauses. Hier wird die Flasche für 22,40 € angeboten.
Marc de Bourgogne ist übrigens unverzichtbarer Bestandteil eines Coq au vin. Wenn man ihn nicht pur als Digestiv trinken mag, kann man auch seinen Kaffee damit aufwerten (ähnlich wie der Espresso coretto mit Grappa). Die mE optimale Art, ihn zu sich zu nehmen, ist allerdings zusammen mit einem reifen (was hier ‚halbflüssig‘ bedeutet) Epoisses und ein wenig Weissbrot. Ein nicht zu knapp bemessenes Gläschen Marc wird einfach über den Epoisses gekippt. Dazu einen schönen Aligoté oder noch besser Chablis (stilecht, ein kräftiger Grauburgunder ist aber ein vollwertiger Ersatz) und Gott einen guten Mann sein lassen … c’est savoir vivre …
Freundliche Grüße,
Ralf