Hi, Ich habe gerade einen Artikel über das Wendelstein Projekt in Greifswald gelesen und wollte euch jetzt fragen was ihr dazu sagt. Meint ihr Kernfusion wird in ein paar jahren/jahrzenten für unseren Strom sorgen?
Vermutlich nicht in den nächsten Jahrzehnten.
Der erste Prototyp in Frankreich (Iter) wird etwa 2025 vom Prinzip her funktionieren, aber erst 2040-2050 Strom erzeugen… Greifswald arbeitet an einem anderen Prinzip, das Strom kontinuierlicher erzeugt, wird aber vermutlich vom Zeitrahmen ähnlich liegen. Es hat sich zwar seit 1960 viel bei der Entwicklung getan, aber trotzdem bleibt alles Grundlagenforschung und dementsprechend wird einiges erst bei Bedarf „erfunden“ werden müssen.
Generell zur Kernfusion: Solarzellen gewinnen immer höhere Stufen an Wirkungsgraden und Wind- & Schleusen-, Gezeitenkraftwerke entwickeln sich auch immer weiter, doch all das hat weiterhin 2 Problem: Es sind kleine Einheiten, die verstreut werden müssen und es sie sind regelmäßigen, starken Schwankungen (Tageslicht, Wind, Mondphase, Wasserpegel) unterworfen. Für eine solide Abdeckung des Grundbedarfs benötigt man entweder verlustfreie, riesige Energie-Speicher mit schneller Be- und Entladungszeit oder Kraftwerke mit Brennstoff. Fossile Brennstoffe sollen wegen Nachhaltigkeit vermieden werden, Biogas produzierende Betriebe blockieren Acker für Vieh- und Landwirtschaft und Kernspaltungs-Reaktoren sind stark Risiko-behaftet und erzeugen stark strahlenden Abfall. Für den Abfall gibt es zwar soweit ich weiß derzeit einige Projekte wie die schnellen Neutronen Reaktoren, die z.B. Pu-240 und U-238 u.A. aus Abfällen spalten können, was dann wieder in anderen Reaktoren verwendet werden könnte, aber das ist derzeit viel zu teuer und anscheinend noch riskanter als die Strom produzierenden Reaktoren…
Bleibt eigentlich nur die Forschung in Richtung a) Kernfusion und b) Energiespeicher als zukunftsweisender Weg.
Hay,
Ja.
Hallo,
leider ist die Wirtschaftlichkeit der PV und Windkraft zumindest in Bayern von den Politikern dermaßen uninteressant geworden, dass kaum noch neue Anlagen entstehen.
Gruß Michael
Hallo,
viele Kernfusionsforscher und -reaktorbauer sollen ja glauben, alle Probleme dieser Technologie innerhalb der nächsten vierzig Jahre lösen zu können. Genau dasselbe wurde übrigens vor vierzig Jahren auch schon behauptet. Wie heißt es so schön: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“
Gruß
Martin
Es wurden bereits ITER (im Bau befindliches „Tokamak“-Experiment in Frankreich) und Wendelstein 7-X (gerade in D angelaufenes „Stellarator“-Experiment) erwähnt. Tokamak und Stellarator beschreiben unterschiedliche Ansätze, die Stoffe, die fusionieren sollen (das „Fusionsplasma“), mit Magnetfeldern einzusperren. Beide Experimente werden keinen Strom erzeugen. ITER soll immerhin zeigen, dass ein Tokamak mehr Energie erzeugen kann, als er verbraucht, allerdings ist ITER immer noch zu klein für ein späteres Kraftwerk. Wendelstein 7-X soll zeigen, dass Stellaratoren und Tokamaks gleich gut darin sind, Plasma einzuschließen.
Geplant ist, dass nach ITER ein weiteres Experiment entstehen soll, „DEMO“. DEMO soll dann, wie der Name es vermuten lässt, ein Demonstrationskraftwerk sein und echten Strom erzeugen. Dies wird auf gar keinen Fall vor 2040 geschehen, eher später.
Es wurde bereits erwähnt, dass Kernfusion sehr viel sicherer sein soll, als heutige Kernkraftwerke, die Kernspaltung nutzen statt Fusion. Gegenüber regenerativen Energien hätte Kernfusion den Vorteil, immer und überall zur Verfügung zu stehen. Wie sicher Kernfusion wirklich ist (bzw. wäre) und ob Kernfusion einen bezahlbaren Strompreis liefern kann, ist Teil der aktuellen Forschung, auch an ITER und Wendelstein 7-X. Ohne die noch offenen Ergebnisse ist die Frage, ob Kernfusion die Zukunft ist, nicht zu beantworten. Sie könnte eine sichere und bezahlbare Energiequelle sein, aber das muss die Wissenschaft erst noch zeigen.