Ihr verzettelt euch in …
Wortlisten, die mit der eingangs gestellten Frage nicht mehr viel zu tun haben. Hehe, ich habe nicht dagegen. Wenn euch das freut; mich freuts doch auch.
Ich versuche, die Sache sprachwissenschaftlich zu klären.
Viele Leute meinen, jedes Land müsse auch eine Sprache haben. So hatte ich schon oft Schüler aus überseeischen oder asiatischen Ländern, denen der Gedanke, dass es in der Schweiz kein „Schweizerisch“ gebe, einfach nicht eingehen wollte.
Anglophonen konnte ich mit dem Hinweis, dass es kein US-amerikanisch, Kanadisch, Australisch und Englisch, Hispanolen mit dem Hinweis, dass es kein Mexikanisch, Puertoricanisch, Chilenisch, Peruanisch, Argentinisch und Spanisch gebe, an diesen Gedanken gewöhnen. Brasilianer fragte ich, ob sie Brasilianisch kennen und können. Ich hätte auch fragen können, wie wohl die afrikanische, die asiatische, die europäische Sprache klinge.
In Kanada - abgesehen von den frankophonen Kanadiern -, in den USA, in Australien und in Großbritannien wird ENGLISCH gesprochen. Man kann zwar an der Aussprache und am Wortschatz Unterschiede zwischen american english und Queens english feststellen; doch das sind nur „dialektale“ Variationen. Manche lehnen sogar diese Kennzeichnung ab und sprechen nur von Varianz.
In Peru, Mexiko, Chile, etc. wird Spanisch, genauer gesagt „Kastilianisch!“, gesprochen, und nach Ansicht einiger meiner Schüler aus Monterrey ein reineres als in Madrid oder Barcelona.
Brasilianer sprechen Portugiesisch, und die Leute aus Sao Paulo hängen derselben Meinung an, wie die anderen Südamerikaner, in Hinsicht auf ihre und die Sprache ihrer ehemaligen Kolonialherren.
So werden Witze, wie sie in Deutschland über die Ostfriesen, früher auch über die Schwaben, in Österreich über die Kärntner, in Frankreich über die Belgier erzählt werden, dort über Spanier bzw. über Portugiesen erzählt. Die scheinbar geringere Sprachkompetenz wird als mangelnde Intelligenz gedeutet.
Es gibt auch nicht die chinesische Sprache. Fragen Sie, nein: fragt doch einmal einen Kantonchinesen, was für eine Sprache in Sinkiang gesprochen wird!
Deutsch - nicht „Hochdeutsch!“ - wird von den Sprachwissenschaftlern unterteilt in
Niederdeutsch, Mitteldeutsch und Oberdeutsch;
zum Oberdeutschen gehören u. a. das Alemannisch-Schwäbische, wenn man die denn als einen nehmen will, und das Bairische;
zum Bairischen gehören Ober- und Niederbairisch, Tirolerisch, Kärntnerisch, Steirisch, Burgenländisch etc. und vielleicht auch Weanerisch. Das mögen die Österreicher entscheiden.
So wenig es ein „Schweizerisch“ gibt, nur ein Schweizerdeutsch, so wenig gibt es ein „Österreichisch“. Die in Österreich gesprochenen Dialektvarianten gehören alle zur Gruppe des bairischen Dialekts, die - die Varianten meine ich - sich seit der politischen Trennung, die man verschieden datieren kann - 1866, oder schon 1806 oder in die Zeit des alten Fritz und der Maria Theresia -, auf eigene Weise weiter und meinetwegen auch auseinander entwickelt haben. Übrigens auch in Bayern, wo man ebenfalls z. B. zwischen Oberbairisch und Niederbairisch Unterschiede sehen kann.
In die in Österreich gesprochene Sprechweise haben sich - historisch bedingt - böhmische => Powidl, Pawlatschen, madjarische => Fogosch, Tolpatsch, den auch Deutschland, inzwischen als „tollen Patscher“, übernahm, rumänische => Palatschinke, italienische => Fisolen, Karfiol, Serwass (?) und noch viele andere Elemente eingeschlichen und sind gut heimisch geworden.
Das ist der sprachwissenschaftliche Befund. Wie man das benennt: Dialekt, Art, Unterart, Unart, Variante … ist meines Erachtens nicht so wichtig.
Versucht doch mal, bei den von euch aufgelisteten Wörtern festzustellen, woher sie kommen (s. o. böhmisch, ungarisch, etc.)
Sammelt eigentlich einer oder eine alle diese Wörter und bietet sie einmal als (möglichst vollständige) Liste an?
Gruß an die Ösis una alle anderen auch.
Fritz