danke für die Hilfe zur Weiterentwicklung…
„Ist Pragmatismus gefährlicher als Dogmatismus“?
Hallo Idomeneo,
danke, dass du dich einlässt zur ernsthaften Gedankenweiterentwicklung und nicht nur in puren Abwehrreaktionen verharrst, die meine Kraft dann in Rechtfertigungsversuchen verschleißt, wie hier bisher üblich.
Vielleicht 2 Vorbemerkungen, warum ich überhaupt mit dieser Frage „nerve“.
- wenn ich mich in das Höhlengleichnis (Sokrates/Platon) versetze, dann fürchte ich, dass wir genau in einer solchen Situation verharren.
- wenn ich Einsteins Einschätzung lese, die einen Vergleich der menschlichen Dummheit mit dem Universum zieht, dann - fürchte ich - hat er recht.
Wenn wir also alle so dämlich und so beratungsresistent sind, wie in den obigen 2 Punkten vermutet, dann muss es doch geradezu gefährlich sein, „Pragmatismus“ bei uns völlig unvernünftigen Individuen positiv zu labeln (konnotieren) IMHO.
Beispiel (ja - ich weiß - Beispiele hinken immer, sonst wären es ja keine):
Ich setze jetzt mal statt „Pragmatismus“ das Wort „Antibiotika“;
und statt „Dogmatismus“ das Wort „keulen“.
Antibiotika ist - verantwortungsvoll eingesetzt - ein Segen.
Keulen - also das vorsorgliche Massenschlachten von Tieren - ist zwar (ohne Antibiotika) nötig, aber irgendwie grausam.
Da wir Menschen - siehe Punkt 1 u. 2 - aber leider so sind wie wir sind, führt unser völlig missbräuchlicher Umgang mit dem eigentlichen Segen „Antibiotika“ zu seinem Gegenteil und hat das Potenzial sich geradezu zu einem Fluch zu entwickeln.
Also meine Frage:
Ist letztendlich „Antibiotika“ gefährlicher als „keulen“?
Ist „Pragmatismus“ gefährlicher als „Dogmatismus“?
Also:
Wir schaffen zwar Regeln und Gesetze und Verordnungen geradezu im Überfluss.
Aber: Im Zweifel entscheidet jeder (so dämliche, siehe oben) Mensch allein oder in Peergroup für sich, welche „Regelverletzung“ er nun gerade ganz individuell für opportun hält.
Z.B. Helmut Schmidt seinerzeit: „ich kann nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter´m Arm rumlaufen“. Das beklatschen wir.
Dann kommen Völkerrechtsbrüche aus unserer „Wertegemeinschaft“. Das beklatschen wir.
Plötzlich von allen Seiten Regel-, Normen- u. Gesetzesbrüche und Unberechenbarkeiten (asymetrische Kriege, Terrorismus, IS, etc.) Und wir reiben uns verwundert die Augen.
Wieso?
Die Jungs u. Mädels vom IS handeln doch ganz „pragmatisch“ - und wie „pragmatisch“ die handeln.
Nix mit Dogma, nix mit wirklich Koranvorschriften.
Nee: Koran jetzt mal „in pragmatisch“ - statt dogmatisch. Woher haben die das bloß?
Und:
Nutzt und befeuert es jemand, dass diese beiden Begriffe umgekehrt konnotiert werden?
ich denke schon, daß Konnotation zielgerichtet gemacht werden
kann: durch Propaganda. Sonst entsteht sie aus der Erfahrung
heraus.
da bin ich bei dir.
Die Erfahrung lehrt z. B., daß pragmatischer Umgang mit Regeln
oftmals Zeit und andere Ressourcen spart, meistens ohne daß
daraus für irgendwen ein Schaden entsteht.
kurzfristig mag das ja stimmen - aber langfristig?
Sie lehrt auch, daß
dogmatisches Festhalten an Regeln nicht nur in der gerade
aktuellen Situation viel Zeit kosten kann, sondern überhaupt
zu Stillstand führt. Das alleine reicht mir schon für die
Erklärung des Umstandes aus, daß Pragmatismus irgendwie einen
positiven Beiklang hat, das gegeneinander Abwägen von Gütern
als Zeichen von Intelligenz gilt und dogmatisches Festhalten
an Regeln, gleich, wie die Umstände sein mögen, eher mit
Dummheit in Verbindung gebracht wird.
Man stelle sich vor, es würde sich stur und dogmatisch nur an 10 Regeln - ähnlich der 10 Gebote - gehalten (ohne „wenn“ und ohne „aber“).
Welche langfristig negativen Folgen hätte das für uns Menschen - die mit dem oben beschriebenen Klugheitskaliber - im Vergleich zum täglich betriebenen „Pragmatismus“ wirklich?
Nicht alle Theorien, nicht alle Hypothesen sind gleich „gut“,
sondern es gibt ein Qualitätsmerkmal: je einfacher, umso
besser. Je weniger neuer Erklärungsbedarf entsteht: auch umso
besser.
Spricht für die 10 Regeln-Theorie…
Wer steht Deiner Meinung nach hinter der Verschwörung, die für
die jeweilige Konnotation von pragmatisch und dogmatisch
verantwortlich sein soll, und welche Zwecke könnte sie
verfolgen?
Das genau ist ja meine zweite Frage gewesen…I.
LG
2felnder