Ist religiös motivierter Extremismus ein Massenphänomen?

Ich bin bei allen Punkten ja grundsätzlich absolut bei Dir.
Aber diese Vergleiche hinken, und ich denke, wir müssen sehr genau sein, um unwiderlegbar zu sein.
Das vor 20 Jahren, da ging es doch um Bevölkerungsgruppen und - korrigiere mich, wenn ich mich irre- es wurde in diesem Genozid nicht mit Gott und Allah „argumentiert“.
Ich denke schon, dass sich sagen lässt, dass die ganz große Mehrzahl der Christenheit inzwischen nicht mehr im Namen ihres Gottes andere Menschen verfolgt.
(@Kamikazekatze Mit US- Präsidenten und Evangelisten und Abtreibungsthematik anzufangen hilft hier auch nicht wirklich weiter, das hat etwas an den Haaren herbei Gezogenes.)

Und wenn wir alle friedlich zusammen leben wollen, dann müssen wir alle es hin bekommen, dass auch die ganz große Mehrheit der Muslims nicht mehr im Namen Allahs brandschatzen geht. (Eine große Mehrheit tut es ja auch nicht.)
Und, das denke und sehe ich zumindest heute und jetzt, dass es auch nicht wenige Ursachen gibt, die direkt mit unserem Räuberkapitalismus, der so gar nichts mit unserer Religion zu tun hat sondern eher zutiefst gottlos ist, so wie es auch die Islamisten sind, zu tun haben, die zur Folge haben, dass diese Daesh-penner so viel Zulauf finden, und damit tun sie der friedlichen Mehrheit der Muslime keinen Gefallen.
Es in etwa so anzugucken kommt mir etwas differenzierter vor, als mit whataboutisms anzufangen, was denn „die Christen“ irgendwann mal, oder meinetwegen auch heute noch im aber ganz kleinen Stil anstellen.
Natürlich ist es immer hilfreich, den gewaltbereiten -„isten“ in sich selber und in der eigenen Kultur aufzuarbeiten.

Offen nicht, aber die Trennlinie bei den Parteien lief eben auch bei der Religion. Bosnische Serben töteten ihre ehemaligen Nachbarn, weil diese (unter anderem) an einen anderen Gott glaubten. Und auch in den Köpfen der Leute ging es um Religion:

It was almost like a game, a cat-and-mouse hunt. But of course we greatly outnumbered the Muslims, so in almost all cases, we were the hunters and they were the prey.

Er sagt also nicht ‚die Bosniaken‘ sondern ‚die Moslems‘. Ich behaupte ja nicht, dass die Religion der einzige oder wichtigste Anlass gewesen wäre. Sie hatte aber einen großen Anteil an diesem ‚wir und die‘ Gefühl. Und so ein Gefühl brauchst du, wenn du den Feind entmenschlichen und alle Schranken niederreißen willst.

Stimmt, aber ich behaupte jetzt einfach mal, dass das auch auf die große Mehrzahl der 1,57 Milliarden Muslime weltweit zutrifft.

Und man muss hier auch differenzieren. 2011 gab es einen Bericht (Seite 14) des US National Counterterrorism Center, in dem folgendes festgestellt wurde:

In cases where the religious affiliation of terrorismcasualties could be determined, Muslims suffered between 82 and 97 percent of terrorism-related fatalities over the past five years.

Wenn also Muslime mit großem Abstand die meisten Opfer sind, könnte dann der Islam an sich vielleicht doch nicht der einzige Grund sein?

Der BBC ging der Frage ebenfalls nach und dort kam dann folgende Einschätzung:

„It’s tempting for many people to try and turn it into almost a scorecard, trying to figure out which religious groups are more violent than others, and boil it down to this grossly oversimplified keeping of score, like it’s a football game,“ she says.
This is a mistake, she argues. Most terrorist attacks are rooted in geopolitics, she says. „Religion is certainly a part of them, but it is not the only part.

Es geht darum, welche Schlüsse gezogen werden. Schau dir mal diese Liste an:
Importance of religion by country

Und dann Google mal nach diesen Ländern im Zusammenhang mit ‚religious unrest‘ und dann wirst du sehen, dass es völlig egal ist, ob das Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten, Sikhs oder sonst was sind. Sobald eine Religion (aus welchen Gründen auch immer) zu einem bestimmenden Teil deines Lebens wird, werden andere Religionen zum Feindbild. Das ist kein Naturgesetz und es gibt natürlich noch andere Faktoren (in Malawi klappt es z.B. heute ziemlich gut). Man muss aber deutlich differenzierter auf die Sache zugehen als einfach zu sagen, ‚der Islam ist böse‘. Und da fangen wir noch gar nicht an, beim Islam an sich weiter zu differenzieren. :wink:

Das habe ich doch auch nicht gesagt und bin die Letzte, die das sagen würde, weil es wirklich dumm und respektlos wäre, das zu behaupten.
Aber die Islamisten sind böse.
Und nur weil die AfD- Penner immer auf den Islam losgehen und das verstörend undifferenziert, dürfen wir doch trotzdem auf das Islamistenproblem hinweisen und dringend dran bleiben.
Es ist ja das Kreuz mit den rechten Socken, dass sie so polemisieren und pauschalisieren, dass wir mitunter nicht mehr darüber nachdenken, dass die Gefahr, die von Islamisten ausgeht groß ist (unser Anteil an den Ursachen auch, und nun legen die rechten Penner noch nach mit immer weiteren Spaltungen und weiteren Polarisierungen), und- muss ich leider endlich auch mal sagen- dass Einwanderung Grenzen haben darf und muss.
Von solchen Gedanken lenken die AfD-Parolen ja ab, da mag man dann gar nicht mehr hindenken.
Aber das ist ein anderes Thema- das ich allerdings für wichtiger halte, als über religiös motivierten Extremismus nachzudenken, das haben wir nämlich eigentlich durch.

Vielmehr wollte ich darauf hinaus:

Das müssen wir auch gar nicht.
Denn die Islamisten sind nicht der Islam, sie mißbrauchen ihn nur. Das hat mit Islam nichts zu tun.

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Das wollte ich damit auch nicht sagen :smile:

Aber wenn man sich diese oder auch eine der vielen anderen Threads anschaut, wird das genauso gemacht.

Schau dir mal die Scheinfrage hier an: Ist religiös motivierter Extremismus ein Massenphänomen?

Schöne Frage, aber in Wahrheit ging es hier aber wie immer nur um den Islam und alle Vergleiche mit anderen Religionen wurden abgetan, so als wäre das ein nur den Islam betreffendes Thema.

Ich könnte mich nicht erinnern, dass hier in dem Forum jemand Islamisten verteidigt oder deren Bedrohung kleingeredet hat. Im Gegenteil ist das nämlich die zweite Strategie der extremen Rechte: Zuerst verurteilst du den Islam als ganzes und wenn dann jemand differenzieren will, stellst du ihn als Unterstützer von Islamisten hin. Denn dann können sie plötzlich doch unterscheiden :wink:

Ich meinte eher die Unterscheidung der verschiedenen Strömungen des Islam. Ich als österreichischer Katholike sehe mich nicht in der Pflicht für etwas, das ein schweizer Alttäufer angestellt hat. Warum sollte es einem tunesischem Idabiten mit einem saudischen Wahabiten anders gehen?

Tatsächlich kann die Religion auch die Ursache für mangelnde Bildung und Lebensumstände sein.

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Definitiv. Im Grunde eine schöne Abwärtsspirale die teilweise nur schwer zu durchbrechen ist.

Willst du ernsthaft behaupten, die Kreuzzüge seien sinnvoll oder gar notwendig gewesen? Die Massen an Toten, hauptsächlich auf christlicher Seite schon auf dem Weg dorthin, diese Himmelfahrtkommandos und die Versklavungen? Die Eroberungen Konstantinopels, weils grade auf dem Weg war, die machtgeilen Päpste…und das alles im Namen der Bergpredigt oder wie?
Du glaubst ernsthaft, den Päpsten hätten die geschundenen Pilger so wahnsinnig leid getan?
Das war eine Massenhysterie, genau wie heutzutage in Pakistan.