Ist so was realistisch?

Hallo!

Ich brauche mal wieder ein paar Informationen für meinen Roman.

Ein Mann hat seine Stieftochter als vermisst gemeldet. Zwei Tage später kommt um zwei Uhr in der Nacht ein Junge in die Polizeiwache und sagt zu einem Polizist, das vermisste Mädchen würde draußen warten. Es hätte panische Angst, dass die Polizei es zu ihrem Stiefvater zurückbringen könnte, und würde nur unter der Bedingung hereinkommen, dass man es sofort wieder gehen ließe. Der Polizist verspricht es. Der Junge holt das Mädchen herein. Sie möchte gegen den Stiefvater Anzeige erstatten wegen versuchtem Mord. Der Junge ist Zeuge. Der Polizist nimmt die Anzeige auf, notiert die Adresse des Jungen, und lässt die beiden wie versprochen gehen. Wegen Fluchtgefahr schickt er umgehend noch in der Nacht einen Streifenwagen zum Haus des Stiefvaters, um ihn festnehmen zu lassen.

Frage: Ist das Verhalten der Polizei realistisch, oder sollte ich was ändern?

Danke.

Grüße

Andreas

Hallo,

der Sachverhalt ist in der Praxis eher unrealistisch, aber gemessen an den üblichen TV-Krimis durchaus normal.

Zunächst: Bei Mord ist weder Flucht- oder Verdunkelungsgefahr erforderlich, es besteht ein Haftgrund qua Gesetz (§ 112 StPO). Hat der Beamte den Verdacht, dass Gefahr im Verzuge vorliegt, dass also der Täter zb. flüchten wird, kann er ihn zunächst vorl. festnehmen (§ 127 Abs 2 StPO).

Realistisch wäre: Zwei Kinder kommen und erstatten Anzeige. Der Polizist informiert den StA (ggf. auch den Bereitschaftsdienst) und dieser beantragt einen HB. Vor Erlass des HB wird der Richter die Zeugen vernehmen und dann HB erlassen (oder auch nicht).
Die Kinder lässt man keinesfalls einfach wieder gehen. Sie bedürfen besonderer Fürsorge und werden ggf. dem Jugendamt zugeführt.

Gruss

Iru

Keine, die kinder werden nicht einfach so gehengelassen, es sei denn sie können einen gewichtigen grund vorbringen

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Hallo!

Da liegt das Problem. Die Kinder rechnen damit, festgehalten zu werden und müssen das unbedingt verhindern. Sie müssen aber auch sicherstellen, dass der Mörder sofort festgenommen wird, weil Grund zur Annahme besteht, dass dieser noch in der Nacht das Land verlässt. Was können sie tun? Genügt eine telefonische Anzeige für die Festnahme? Welche Möglichkeiten gibt es noch?

Grüße

Andreas

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Bei 10 bzw. 11 Jahren kannst du getrost davon ausgehen, dass man die beiden nicht so einfach wieder weglässt. Wenn der Verdacht einer strafbaran Handlung besteht, schon gar nicht - der Polimannzist wird sich schnellstens mit dem Jugendamt in Verbindung setzen.

GRuß Eillicht zu Vensre

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Hallo!

Keine, die kinder werden nicht einfach so gehengelassen, es
sei denn sie können einen gewichtigen grund vorbringen

Sie haben vor, auf einem Minenfeld einen Schatz zu suchen.

Trotzdem danke.

Grüße

Andreas

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Hallo Richard!

Danke für deine vielen Vorschläge! Du hast dir ja richtig Gedanken gemacht. Leider passen sie nicht in die Handlung, Knall und Bumm und Dynamit kommt schon viel zu oft in der Story vor, unter anderem, als sie den abgeschlossenen Kühlschrank ihres Onkels knacken, um an das Nutellaglas zu kommen.

Aber, wie gesagt, trotzdem danke!

Grüße

Andreas

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Hallo,

Angenommen, die Kinder rechnen damit, dass man sie nicht gehen
lässt und trauen sich nicht, die Polizeiwache aufzusuchen. Was
könnten sie statt dessen tun, damit der Mann wegen Gefahr im
Verzug vorläufig festgenommen wird? Telefonisch Anzeige
erstatten? Oder was?

Geh das dochmal logisch an.
Ein Polizist sitzt auf der Wache und bekommt einen Anruf von einem Kind, dass gegen einen Mann wegen versuchten Mordes Anzeige erstatten will.
Wie soll der denn reagieren?`
Aufgrund eines Anrufs von einem Kind (erkennt man an der Stimme) jemanden verhaften?
Wenn er dann noch weiß, dass der Mann, gegen den die Anzeige erstattet werden soll, gerade seine Stieftochter als vermisst gemeldet hat, wie wird er dann reagieren?

Gruß
Elke

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Aufgaben delegieren …
Hi Andreas,

sie sollen die Polizei meiden, den Verbrecher auf das Minenfeld locken und den Schatz suchen lassen. Vielleicht findet er ihn sogar? So oder so - es kann nur gut gehen. Klassische WIN-WIN-Situation …
Okay, okay, vergiss es … oder stell eine Frage, wie hoch Mordversuch bei Kindern bestraft wird. :wink:

Sonnigen Gruß

Günter

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Hi Andreas,

Damit ein 11jähriger eine solche Flasche
(ich hatte eine hier und weiß, was die wiegt) tragen kann,
braucht er einen Bollerwagen.

na, das ist ja perfekt!

Und der passt nicht unter die Jacke.

Aber in das Gestrüpp hinter den Altglascontainern, die in der hinteren Ecke des verwahrlosten Parkplatzes neben der Polizeiwache stehen.

Grüße

=^…^=

Hallo,

Oder habe ich da einen Denkfehler?

Ja. Er = Polizist. Sie=Kind.
Untersuchung ja.
Nacht-und Nebelaktionen: Nein.
Jugendamt: Ja.

Realistisch ist es nicht.
Für eine Posse eventuell machbar.

Gruß
Elke

hallo,
ich hab den bisherigen Plot nur teilweise verfolgt, bin also nicht ganz im Bilde. Aber ich gehe davon aus, dass

  1. die Kinder sehr clever sind
  2. die Geschichte zwar im realen Umfeld spielen soll, aber nicht realistisch sein wird
  3. möglichst viel Spannung und Action drin sein soll
    Dann
  • müssen die Kinder unbedingt damit rechnen, dass sie festgehalten werden (siehe 1.)
  • sie sich spektakulär aus der Situation befreien (siehe 3)
  • aber natürlich nicht auf der Polizeistation (siehe 2 und Deine Einwendungen zur Sicherung auf so einem Amt)
    Also bleibt nur eins: Sie werden dem Jugendamt übergeben. Für einen cleveren 11-Jährigen ist es ein leichtes, um drei Uhr nachts eine unterbezahlte, vom Leben desillusionierte Sozialarbeiterin auszutricksen und zu türmen. Vorher noch ein paar fette Nutellabrote einbauen.
    Falls das nicht klappt: Für einen cleveren Autor (zaunpfahlwink) ist es ein Leichtes, beim Transport vom Polizeirevier zum Jugendamt oder der Verwahrstelle etwas Knall und Bumm einzubauen; einen Unfall, eine Panne oder so was.

Viel Spaß weiterhin
Richard

Hallo Elke!

Danke für deine Einschätzung.

Grüße

Andreas

Hallo Elke!

Geh das dochmal logisch an.

Was mache ich denn die ganze Zeit?

Aufgrund eines Anrufs von einem Kind (erkennt man an der
Stimme) jemanden verhaften?
Wenn er dann noch weiß, dass der Mann, gegen den die Anzeige
erstattet werden soll, gerade seine Stieftochter als vermisst
gemeldet hat, wie wird er dann reagieren?

Sie wird ihm erklären, warum er sie als vermisst gemeldet hat. Er hätte sie mit einem Eisblock mit Bleigewichten, der an ihrer Jacke befestigt war, in den Kanal geworfen. Wäre der Mord gelungen, hätte ihre Leiche, nachdem das Eis geschmolzen wäre, im Wasser getrieben, und die Polizei gedacht, das vermisste Kind sei beim Spielen ertrunken. Sie wird ihm genau erklären, aus welcher Spezialwerkstatt er den billigen Bleischrott hat, wie er daraus einen Eisblock gemacht und diesen an der Jacke befestigt hat, wie er das Kennzeichen unleserlich gemacht hat und aus welchem völlig plausiblen Grund der Junge um Mitternacht auf genau dieser Brücke mit Taschenlampe und Messer gewartet hätte, um sie zu retten. Sie wird ein völlig plausibles Mordmotiv angeben mit dem Mann, der vor sieben Jahren auf offener Straße mit einem Stein so schwer verletzt wurde, dass er seit dem behindert ist. Die Polizei kennt den Mann und den Fall, der nie aufgeklärt wurde. Sie wird ihm sagen, ihr Stiefvater sei es gewesen und hätte all die Jahre gedroht, sie zu töten, wenn sie zur Polizei gehen sollte. Damit sie nicht eines Tages doch plaudert, hätte er nun versucht, sie zu ermorden. Der Junge, der sie gerettet hat, ist auch am Telefon und auch was er sagt, macht Sinn. Der Polizist befragt beide Kinder nach Einzelheiten, und sie beantworten alle Fragen genau, schlüssig, und widerspruchsfrei, bis ins Detail. Auch der Grund, warum sie ausgerechnet um zwei Uhr nachts anrufen und glauben, der Stiefvater hätte vor, sich zum Flughafen fahren zu lassen, klingt völlig plausibel.

Sollte er da nicht vielleicht denken: „Hey, so was erfinden Kinder nicht, oder? Ist da vielleicht was dran?“

Oder habe ich da einen Denkfehler?

Grüße

Andreas

Guten Tag!

Wie alt sind „Junge“ und „Mädchen“?

11 und 10.

Grüße

Andreas

Hallo Irubis!

Hat der Beamte den Verdacht, dass Gefahr im Verzuge
vorliegt, dass also der Täter zb. flüchten wird, kann er ihn
zunächst vorl. festnehmen (§ 127 Abs 2 StPO).

Aha. Siehe unten.

Die Kinder lässt man keinesfalls einfach wieder gehen. Sie
bedürfen besonderer Fürsorge und werden ggf. dem Jugendamt
zugeführt.

Angenommen, die Kinder rechnen damit, dass man sie nicht gehen lässt und trauen sich nicht, die Polizeiwache aufzusuchen. Was könnten sie statt dessen tun, damit der Mann wegen Gefahr im Verzug vorläufig festgenommen wird? Telefonisch Anzeige erstatten? Oder was?

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

dass es so, wie Du es angedacht hattest, nicht realistisch ist, hast Du ja bereits gelesen.

Was würdest Du von einem kleinen Schnörkel halten? Während die Frau vom Jugendamt bereits im Anmarsch ist, könnten die Kinder doch - eventuell nach einem kleinen Ablenkungsmanöver (‚versehentlich‘ umgestürzter Wasserspender o.ä.) - schlicht und ergreifend ausbüxen…

Grüße

=^…^=

PS: Wann verhandeln wir eigentlich über meine prozentuale Beteiligung?

Hallo Katze!

Was würdest Du von einem kleinen Schnörkel halten? Während die
Frau vom Jugendamt bereits im Anmarsch ist, könnten die Kinder
doch - eventuell nach einem kleinen Ablenkungsmanöver
(‚versehentlich‘ umgestürzter Wasserspender o.ä.) - schlicht
und ergreifend ausbüxen…

Wäre eine Möglichkeit. Ist natürlich nicht ganz einfach. Da Ausbüxen bei der Polizei öfter vorkommt, haben die spezielle Türen, die von innen nicht zu öffnen sind, ohne dass der Mann hinter dem Tresen ein Knöpfchen drückt. So weit habe ich schon recherchiert. Und wenn ein 11jähriger mit einer Sauerstofflanze unter dem Arm bei der Polizei auftaucht, dürfte das auch verdächtig wirken. Ich werde mal weiter überlegen. Danke für den Denkanstoß!

PS: Wann verhandeln wir eigentlich über meine prozentuale
Beteiligung?

Noch früh genug.

Grüße

Andreas

Guten Tag.

Wie alt sind „Junge“ und „Mädchen“? Ist entscheidend für das „wieder-gehen-Lassen“, aber auch dafür, ob ggf. Jugendamt zugezogen wird bzw. Psychologe, Arzt etc.

Daraus ergeben sich u.U. Weiterungen, wie Unterbringung der Stieftochter usw.

Fluchtgefahr

Eher wegen Gefahr im Verzuge - Fluchtgefahr anzunehmen, wenn der Betreffende selbst Anzeige erstattet hat … hm.

Gruß Eillicht zu Vensre

Hi Andreas,

Da Ausbüxen bei der Polizei öfter vorkommt, haben die spezielle
Türen, die von innen nicht zu öffnen sind, ohne dass der Mann
hinter dem Tresen ein Knöpfchen drückt.

jau, aber sie sind zu zweit, und bei Kindern passt so ein Kleinstadtpolizist mit Sicherheit nicht so auf wie bei einem gesuchten Schwerverbrecher…

Und wenn ein 11jähriger mit einer Sauerstofflanze unter dem Arm bei der Polizei auftaucht,

… zumal der überaus schlaue 11jährige das Teil vorher in seine voluminöse Jacke gewickelt hat.

Grüße

=^…^=