Hallo Elke!
Geh das dochmal logisch an.
Was mache ich denn die ganze Zeit?
Aufgrund eines Anrufs von einem Kind (erkennt man an der
Stimme) jemanden verhaften?
Wenn er dann noch weiß, dass der Mann, gegen den die Anzeige
erstattet werden soll, gerade seine Stieftochter als vermisst
gemeldet hat, wie wird er dann reagieren?
Sie wird ihm erklären, warum er sie als vermisst gemeldet hat. Er hätte sie mit einem Eisblock mit Bleigewichten, der an ihrer Jacke befestigt war, in den Kanal geworfen. Wäre der Mord gelungen, hätte ihre Leiche, nachdem das Eis geschmolzen wäre, im Wasser getrieben, und die Polizei gedacht, das vermisste Kind sei beim Spielen ertrunken. Sie wird ihm genau erklären, aus welcher Spezialwerkstatt er den billigen Bleischrott hat, wie er daraus einen Eisblock gemacht und diesen an der Jacke befestigt hat, wie er das Kennzeichen unleserlich gemacht hat und aus welchem völlig plausiblen Grund der Junge um Mitternacht auf genau dieser Brücke mit Taschenlampe und Messer gewartet hätte, um sie zu retten. Sie wird ein völlig plausibles Mordmotiv angeben mit dem Mann, der vor sieben Jahren auf offener Straße mit einem Stein so schwer verletzt wurde, dass er seit dem behindert ist. Die Polizei kennt den Mann und den Fall, der nie aufgeklärt wurde. Sie wird ihm sagen, ihr Stiefvater sei es gewesen und hätte all die Jahre gedroht, sie zu töten, wenn sie zur Polizei gehen sollte. Damit sie nicht eines Tages doch plaudert, hätte er nun versucht, sie zu ermorden. Der Junge, der sie gerettet hat, ist auch am Telefon und auch was er sagt, macht Sinn. Der Polizist befragt beide Kinder nach Einzelheiten, und sie beantworten alle Fragen genau, schlüssig, und widerspruchsfrei, bis ins Detail. Auch der Grund, warum sie ausgerechnet um zwei Uhr nachts anrufen und glauben, der Stiefvater hätte vor, sich zum Flughafen fahren zu lassen, klingt völlig plausibel.
Sollte er da nicht vielleicht denken: „Hey, so was erfinden Kinder nicht, oder? Ist da vielleicht was dran?“
Oder habe ich da einen Denkfehler?
Grüße
Andreas