Ist VWL eine Wissenschaft oder eine Religion?

Hallo,

ich glaube du schmeißt da ein paar Sachen durcheinander.

nur weil man bei der VWL nicht bereit
ist Studien zu veroeffentlichen welche etablierte Theorien
falsifizieren…

Ich deute dein Geschwurbel (auch im Rest des Threads) mal als Kritik daran, dass die meisten Grundlagen der VWL nicht dem wissenschaftstheoretischen Modell des kritischen Rationalismus entsprechen und nicht falsifizierbar sind. Das trifft auch für weite Teile z.B. der Mikrotheorie zu, denn am Schluss sagt man immer, das Subjekt handelt/ entscheidet so, weil seine nicht messbaren individuellen Nutzenpräferenzen eben so sind.

Das ist sicher eine Schwäche der Volkswirtschaftslehre im Vergleich mit anderen Fächern, bedeutet aber nicht, dass alle Theorien deswegen „falsch“ sind und dass das Fach gesamt deswegen eine „Weltverschwörung“ ist.

Im Rahmen der VWL haben sich auch einige Vertreter mit solchen Problemen auseinandergesetzt und versucht, andere Maßstäbe zu finden, z.B. die Prognosefähigkeit.

Vielleicht reduzierst du mal dein Klagen in Richtung „Theorie X ruht auf einem schwachen Fundament“ oder ähnlich…

&tschüss

Hallo,

da ihr, entgegen der Bitte sachlich zu bleiben, großes Interesse an einem persönlichen Duell zeigt mach ich hier zu.
Neue sachliche Argumente sind hier gern gesehen, persönliches wird gelöscht werden.

Danke und Gruß,
mΔx

Hallo,

Bist Du Dir da ganz sicher, dass dies in allen Wissenschaften außerhalb der Naturwissenschaften so der Fall ist?

Nein, sicher bin ich mir nicht. Aber alle Bereich die mir bekannt sind veroeffentlichen auch Falsifikationen von bestehenden Theorien - bis auf die VWL.

Bei der VWL ist es keine Publikation wert wenn jemand eine bestehende Theorie widerlegt. Nur wenn jemand gleichzeitig ein Phaenomen mit einer anderen Theorie erklaeren kann als mit der bestehenden (falschen) Theorie wird es publiziert.

Wie widerlegt es denn da jemand? Gib mal ein konkretes
Beispiel einer widerlegten Theorie.

Mir geht es nicht um ein konkretes Beispiel sondern um die beschriebene Handhabe. Wie etwas widerlegt wird ist erstmal egal. Es wird sowieso nur publiziert wenn es wissenschaftlich haltbar widerlegt wurde und das kommt in allen Wissenschaften so vor.

Auch in der VWL werden doch immer wieder neue Modelle entwickelt. Da muss doch dann nicht zwangsläufig noch drüber stehen, dass damit jetzt Theorie X widerlegt sei.

Das ist natuerlich problematisch da es fuer einige Phaenomene eben keine vernuenftige Theorie gibt bzw. geben kann…

Na doch. Man sich eben auch vor Augen führen, dass es teilweise Theorien auf einem sehr hohem Abstraktions- und Aggregationsniveau sind. Hinzu kommt, dass es Modelle gibt, die kurzfristige Entwicklungen beschreiben und solche, die langfristige erklären wollen.

Du widersprichst Dir selbst: Einerseits behauptest Du dass meine Aussage, dass man einige Dinge eben nicht vernuenftig erklaeren kann, nicht stimmt - andererseits erklaerst Du selbst wie komplex einige Phaenomene sind.

Nö, da verstehst Du etwas falsch. Viele Modelle erklären die Wirkung eines oder einiger weniger Faktoren. Mir ist bisher keins bekannt, dass „alles“ berücksichtigt.

Da kann man naturgemäß sehr schnell danebengreifen, wenn man
nun meint Lieschen Müller zu beobachten und festzustellen,
dass sie sich nicht wie im Modell X verhält.

Ich sage nicht dass es einfach ist eine Theorie fuer ein komplexes Phaenomen aufzustellen und auch nicht eine Theorie zu widerlegen.

D.h. in der VWL werden falsche Theorien gelehrt und auf deren Basis neue Theorien entwickelt nur weil man bei der VWL nicht bereit ist Studien zu veroeffentlichen welche etablierte Theorien falsifizieren…

Wer ist denn dazu nicht bereit? Es wird doch ständig
diskutiert, welches Modell denn nun das richtige sei.

Das ist der Punkt: Man kann in der VWL nur eine Theorie widerlegen indem man eine bessere praesentiert - aber wenn es (noch) keine bessere gibt verwendet man die eventuelle falschen Theorien weiterhin - auch wenn diese widerlegt wurden.

Also widerlegen kann man sie doch nur mit einem besseren Modell? Die einfach Behauptung, dass es falsch ist, wird da nicht reichen.

Darum geht es nicht: Es geht mir rein um den Fall in dem Theorie X widerlegt wurde aber keine neue Theorie fuer das Phaenomen entwickelt wurde. In der derzeitigen Praxis wird dann Theorie X weiter gelehrt sowie verwendet und die Widerlegung geht unter…

In welchem Fall ist das so?

Und deshalb kann man die VWL nicht als Wissenschaft anerkennen. Wenn sich diese Praxis nicht aendert sollte man die VWL aus den Hochschulen verbannen und sie auf die gleiche Stufe mit Wahrsagern, Astrologen, Handlesern… oder eben Religionen stellen.

Das ist bestimmt jeweils auch eine Wissenschaft für sich ;o). Die VWL ist eben keine Naturwissemnschaft, wo sich Zustände beliebig oft in Experimenten wiederholen lassen bzw. gezielt einzelne Parameter verändert werden.
Ich behaupte mal kühn, dass die derzeit in der freien Welt gelehrten Theorien in ihrem Modellrahmen aus Annahmen und Abstarktionen stimmen. Genauso, wie man sie einfach fünfdimensionale Räume basteln und damit rumrechnen kann.
Viele erwarten von der VWL wahrscheinlich ähnlich konkrete Aussagen, wie die, dass der Stein senkrecht nach unten fällt. Stimmt allerdings auch nur hier in einer ausreichenden Nähe zur Erdoberfläche und bei Windstille. In der realen Volkswirtschaft verändern sich jedoch permanent Hunderte oder Tausende Parameter und das Gleichgewicht verändert sich ebenso schnell bzw. ist permanent auf dem Weg zu einem neuen Gleichgewicht, welches sich in den meisten Modelle lediglich aufgrund der Modellannahme sofort einstellt. Gleichwohl sind zumindest Tendenzen absehbar. Je weniger abstrakt das Ganze jedoch wird, desto ungenauer werden die Prognosen.
Gemessen an einem Naturgesetz ist das weniger konkret, aber deswegen noch nicht falsch.
Es ist dabei auch unproblematisch, dass es mehrere Modelle git, die unterschiedliche Ergebnisse produzieren. Man weiß eben immer erst hinterher, welche Annahmen diesmal näher an der Realität waren. beim nächsten Mal können es wieder andere sein.
Das hat den Reiz, dass es immer welche geen wird, die von sich behaupten können, ich habe es doch gewusst. Wenn sie beim nächsten mal danebenliegen, kommt von denen kein Ton.
Ist dann wie bei der Wettervorhersage. Das Wetter bzw. das Klima ist zweifellos etwas, das auf naturwissenschaftlicher Basis abläuft. Die Vorgänge sind jedoch so komplex, das eben heute nicht die exakte Temperatur und Niederschlagsmenge für einen beliebigen Ort am 25.7.2014 vorhergesagt werden kann.
Es können jedoch aufgrund bestimmter Modelle Aussagen getroffen werden, dass es etwa in Hamburg mit 95,1234567% Wahrscheinlichkeit an diesem Tag wärmer als heute sein wird. Oder auch, dass es in den Alpen wahrscheinlich mehr Schnee gibt als in Hamburg. Konkreter wird es je näher das Prognosedatum ist. aber selbst dann sind es immer nur Wahrscheinlichkeiten.
Ich wohne in einem kleinen Städtchen, wo so Mancher vor 3 Jahren ein Jahunderthochwasser erleben durfte und letztes Jahr gleich noch eins. So ist das eben mit den Wahrscheinlichkeiten.
Jetzt werden neue Karten mit gefährdeten Gebieten erstellt. Und nun kommt der Glaube ins Spiel. Es sind natürlich bebaute Gebiete drin. Das wollen die Leute dort nicht. Die glauben wahrscheinlich, dass es, wenn es nicht in der Karte steht, nicht dazu kommen kann. Scheißegal, dass es vor gut einem halben Jahr Realität war.

Grüße

Hallo,

Mir geht es nicht um ein konkretes Beispiel sondern um die beschriebene Handhabe. Wie etwas widerlegt wird ist erstmal egal. Es wird sowieso nur publiziert wenn es wissenschaftlich haltbar widerlegt wurde und das kommt in allen Wissenschaften so vor.

Auch in der VWL werden doch immer wieder neue Modelle
entwickelt. Da muss doch dann nicht zwangsläufig noch drüber
stehen, dass damit jetzt Theorie X widerlegt sei.

Genau das ist der Punkt: Eine bestehende Theorie wird nur widerlegt wenn sie durch eine bessere ersetzt wird - gibt es aber keine bessere Theorie aber trotzdem eine Widerlegung der bisherigen Theorie wird dies nicht veroeffentlicht und deshalb bleibt die widerlegte Theorie einfach bestehen. Das schreibe ich hier die ganze Zeit schon - aber scheinbar liest Du meine Beitraege nur fluechtig.

Das ist der Punkt: Man kann in der VWL nur eine Theorie widerlegen indem man eine bessere praesentiert - aber wenn es (noch) keine bessere gibt verwendet man die eventuelle falschen Theorien weiterhin - auch wenn diese widerlegt wurden.

Also widerlegen kann man sie doch nur mit einem besseren
Modell? Die einfach Behauptung, dass es falsch ist, wird da
nicht reichen.

Genau das ist mein Kritikpunkt! In anderen Wissenschaftsbereichen reicht es eben schon aus wenn man einfach beweist dass Theorie X nicht stimmt.

Die VWL ist eben keine Naturwissemnschaft, wo sich Zustände

beliebig oft in Experimenten wiederholen lassen bzw. gezielt
einzelne Parameter verändert werden.

Das sind andere Wissenschaften auch nicht aber trotzdem wird die reine Widerlegung einer Theorie publiziert.

Ich behaupte mal kühn, dass die derzeit in der freien Welt
gelehrten Theorien in ihrem Modellrahmen aus Annahmen und
Abstarktionen stimmen.

Darum geht es nicht. Es geht um die Bereitschaft moegliche Widerlegungen zu akzeptieren.

Gruss
Desperado

Hallo,

ich glaube du schmeißt da ein paar Sachen durcheinander.

Ah, ein Glaeubiger.

nur weil man bei der VWL nicht bereit
ist Studien zu veroeffentlichen welche etablierte Theorien
falsifizieren…

Ich deute dein Geschwurbel (auch im Rest des Threads)

Da stehen ein paar deutliche deutsche Saetze, was ist daran so kompliziert?

Kritik daran, dass die meisten Grundlagen der VWL nicht dem
wissenschaftstheoretischen Modell des kritischen Rationalismus
entsprechen und nicht falsifizierbar sind.

Wenn etwas nicht falsifizierbar ist - ist es dann wissenschaftlich. Die Aussage: „Es ist so wie es ist.“ ist in jedem Falle richtig, niemand kann sie falsifizieren. Aber sie ist eben nicht wissenschaftlich…

Das trifft auch für

weite Teile z.B. der Mikrotheorie zu, denn am Schluss sagt man
immer, das Subjekt handelt/ entscheidet so, weil seine nicht
messbaren individuellen Nutzenpräferenzen eben so sind.

Das mit den individuellen Nutzenpraeferenzen ist eigentlich das gleiche wie der von mir oben aufgefuehrte immer wahre Satz… also wo bleibt dabei die Wissenschaft?

Das ist sicher eine Schwäche der Volkswirtschaftslehre im
Vergleich mit anderen Fächern, bedeutet aber nicht, dass alle
Theorien deswegen „falsch“ sind und dass das Fach gesamt
deswegen eine „Weltverschwörung“ ist.

Wo hab ich behauptet dass alles falsch ist? Und von Verschwoerung hab ich auch nichts geschrieben…

Im Rahmen der VWL haben sich auch einige Vertreter mit solchen
Problemen auseinandergesetzt und versucht, andere Maßstäbe zu
finden, z.B. die Prognosefähigkeit.

Die Massstaebe fuer eine Widerlegung sind wieder eine andere Diskussion. Bin zwar bereit das zu diskutieren aber nicht im Rahmen dieses Themas.

Vielleicht reduzierst du mal dein Klagen in Richtung „Theorie
X ruht auf einem schwachen Fundament“ oder ähnlich…

Mir geht es um keine bestimmte Theorie sondern darum dass eine Wissenschaft, welche nicht akzeptiert dass ihre Theorien widerlegt werden ohne dass sie durch neue ersetzt werden, eben fuer mich keine Wissenschaft ist.

Hallo Desperados,

[MOD] edit off topic

Aber zur Sache:

Gib doch mal ein ganz konkretes Beispiel! Ich kenne keine Theorie oder Modell, die 100%ig falsifiziert wurde, und noch weiter gelehrt wird. Der Nachweis ist relativ einfach, zeig mir ein Paper, oder sonstwas, dass ein Modell 100%ig allgemeingültig widerlegt, dass heute noch als Stand der Wissenschaft gelehrt wird!

Dein Argument, sowas würde nicht publiziert, ist komplett FALSCH! Aus mehreren Gründen. Zum einen würde derjenige oder diejenige, wenn es einen wasserdichten 100%igen Nachweis gäbe, dass eine wichtige Theorie oder ein Modell komplett falsch ist wahrscheinlich eher den Nobelpreis bekommen, als nicht publiziert zu werden.

Zum anderen, selbst wenn es nicht in ein Journal kommt, so wird doch heute wirklich alles in Working-Paper publiziert. Oft haben die Universitäten eigene Reihen von Working-Paper wo wirklich JEDES Paper des Fachbereiches veröffentlicht wird. Und die sind oft alle online und kostenlos für ALLE abrufbar.

Zu einem gewissen Teil stimme ich dir ja zu. Es ist deutlich leichter ein Paper zu veröffentlichen, das bestehende Theorien bestätigt als ein revolutionäres Paper, dass ein etabliertes Modell widerlegt. ABER, das ist gerade Ausdruck der Qualität der VWL-Forschung. Denn im Gegensatz zu Fächern wie Medizin, Psychologie oder den Naturwissenschaften, wird in der VWL-Forschung ein großer Wert auf Datenqualität und statistische Methoden gelegt.

Ich las in einem Artikel über empirische Qualität von wissenschaftliche Publikationen mal den schönen Satz: „Im Science (Anmerkung: einem renommierten naturwissenschaftlichen Journal) werden Studien veröffentlicht, die im Bereich VWL nicht mal an der Sekretärin vorbei kämen!“

Wer also ein Modell, dass seit 40 oder 50 Jahren gute Vorhersagen und Ergebnisse liefert, muss schon echt mehr als 100%ig sicher sein, dass es falsch ist, wenn er es widerlegt.

Außerdem stellt man sich doch die Frage, warum hunderte oder tausende Forscher mit den Modellen Jahrzehnte arbeiten, wenn es denn sooooo falsch ist. Meinst du nicht, dass wäre einem vorher nicht schonmal aufgefallen?

In der VWL ist es dann eher der Fall, dass wenn ein Modell mal falsche Ergebnisse liefert, fragt man sich, warum es in einer Situation funktioniert und in der anderen nicht, und man ergänzt, oder erweitert das Modell. Oder man findet, dass dies Modell nur beschränkt auf bestimmt Situationen Gültigkeit besitzt.

Dies ist der häufigste Fall in der Wissenschaft. ALLE Modelle beschreiben eine Vereinfachung der Realität. Das gilt für ALLE Fachbereiche auch den Naturwissenschaften. Also muss man sich bei der Anwendung von Modellen IMMER fragen, ob die Vereinfachungen, die gemacht wurden, in der Situation wesentlich sind oder nicht.

Wenn ich Beispielsweise Deutschland mit einem einfachen Modell der geschlossenen Volkswirtschaft beschreibe, dann kann es problematisch werden, denn wir sind keine geschlossene Volkswirtschaft. Sondern eine mit viel Außenhandel. Dann ist aber nicht das Modell falsch, sondern, der Anwender des Modells kann einfach nicht mit dem Modell arbeiten.

Und zum Abschluß möchte ich mal wieder eine laienhafte Vorstellung der Naturwissenschaft zerstören: AUCH ich der Physik ist nicht alles konkret und 100%ig sicher.

So arbeitet man heute z.B. mit Modellen der Aerodynamik, die „falsch“ sind! Nach diesen Modellen kann eine Hummel z.B. nicht fliegen, da Ihre Flügel für den Körper zu klein sind. Trotzdem fliegt eine Hummel. Sollte man deswegen die Modelle verwerfen? Nein, denn in großem Maßstab, z.B. Düsenflieger und Jumbojets stimmen die Gleichungen. Anscheinend gibt es bei der Hummel Gesetzmäßigkeiten, die man noch nicht ganz verstanden hat. Bei der Hummel treffen die Aerodynamikmodelle nicht zu.

Außerdem weiß ich dass Doktorarbeiten in der Medizin eher geringer Qualität sind. Ein mir befreundeter Dr.med sagte mal über seine Dr-Arbeit: „Vom Anspruch und Umfang her, sind Dr-Arbeiten in der Medizin bei den Wirtschaftswissenschaftlern nicht mal eine Seminararbeit!“

In meinem Freundeskreis tummeln sich viele promovierte Biologen und Biotechnologen, die mir sagen:" Schau niemals in meinen Empirieteil der Doktorarbeit. Ich habe da mit SPSS berechnet wie es im Handbuch steht, und wie es andere gemacht haben, aber von der Statistik habe ich keine Ahnung!"

In diesem Sinne
Grüße aus Berlin

Hallo,

auch hier: bitte sachlich bleiben, Danke.
Und den off-topic-Passus hab ich editiert, sprich gelöscht.

Grüße,
mΔx

Hallo lieber MAX,

das war eine sachliche Frage. WAS Qualifiziert hier eigentlich die Leute, als „Experten“ aufzutreten? Mich interessiert es wirklich! Gerade im Bereich VWL wird viel unsachliches geschrieben, wo ich gern mal die Quelle der Kompetenz erfahren würde.

viele Grüße

Hallo Helferlein1980,

dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, allein der Ton macht die Musik :smile:
So wie’s im nächsten posting formuliert ist, ist es auch konform der www-Netiquette …
( http://www.wer-weiss-was.de/content/netiquette.shtml )

Grüße,
mΔx

Hallo Helferleins,

Gib doch mal ein ganz konkretes Beispiel! Ich kenne keine
Theorie oder Modell, die 100%ig falsifiziert wurde, und noch
weiter gelehrt wird. Der Nachweis ist relativ einfach, zeig
mir ein Paper, oder sonstwas, dass ein Modell 100%ig
allgemeingültig widerlegt, dass heute noch als Stand der
Wissenschaft gelehrt wird!

Dein Argument, sowas würde nicht publiziert, ist komplett
FALSCH! Aus mehreren Gründen. Zum einen würde derjenige oder
diejenige, wenn es einen wasserdichten 100%igen Nachweis gäbe,
dass eine wichtige Theorie oder ein Modell komplett falsch ist
wahrscheinlich eher den Nobelpreis bekommen, als nicht
publiziert zu werden.

Ist das Deine Vermutung oder hast Du irgendwelche Beweise? Kommt natuerlich darauf an was Du als 100%igen Nachweis gelten laesst. Bei einer eher schwammigen Wissenschaft wie der VWL duerfte es schwer sein eine Theorie zu 100% zu widerlegen - was natuerlich nicht heisst dass es nicht moeglich ist eine Theorie zu widerlegen indem man beweist dass es unwahrscheinlich ist dass sie stimmt.

Zum anderen, selbst wenn es nicht in ein Journal kommt, so
wird doch heute wirklich alles in Working-Paper publiziert.
Oft haben die Universitäten eigene Reihen von Working-Paper wo
wirklich JEDES Paper des Fachbereiches veröffentlicht wird.
Und die sind oft alle online und kostenlos für ALLE abrufbar.

Klar kann jeder jedes Paper (und auch alle andere) irgendwo im Internet veroeffentlichen. Es geht aber darum dass es auch vom Fachpublikum gelesen wird… und das liest eben die bekannten Journals weil dort die Publikationen eben vorsortiert sind und nicht alles was von irgendwem veroeffentlicht wurde.

Zu einem gewissen Teil stimme ich dir ja zu. Es ist deutlich
leichter ein Paper zu veröffentlichen, das bestehende Theorien
bestätigt als ein revolutionäres Paper, dass ein etabliertes
Modell widerlegt.

Und das sollte eben genau anders herum sein um das bisherige Wissen immer kritisch zu hinterfragen und ggf. zu revidieren.

ABER, das ist gerade Ausdruck der Qualität

der VWL-Forschung. Denn im Gegensatz zu Fächern wie Medizin,
Psychologie oder den Naturwissenschaften, wird in der
VWL-Forschung ein großer Wert auf Datenqualität und
statistische Methoden gelegt.

Aha. Weiter oben spielst Du Dich als der grosse Volkswirt auf und nimmst fuer Dich in Anspruch alles besser zu wissen als jemand der ein anderes Fach studiert hat. Nun willst Du allen anderen etwas ueber deren Fachbereich erzaehlen, z.B. dass die Datenerhebung und Statistik in deren Wissenschaftsgebiet schlecht ist…

Ich las in einem Artikel über empirische Qualität von
wissenschaftliche Publikationen mal den schönen Satz: „Im
Science (Anmerkung: einem renommierten naturwissenschaftlichen
Journal) werden Studien veröffentlicht, die im Bereich VWL
nicht mal an der Sekretärin vorbei kämen!“

Und weil einige Studien im Science Magazin eine schlechte Methodologie aufweisen gehst Du davon aus dass die oben genannten Wissenschaften alle keinen Wert auf gute Datenerhebung und korrekte Statistik legen.

Wer also ein Modell, dass seit 40 oder 50 Jahren gute
Vorhersagen und Ergebnisse liefert, muss schon echt mehr als
100%ig sicher sein, dass es falsch ist, wenn er es widerlegt.

Auch ein falsches / schlechtes Modell kann zufaellig gute Prognosen liefern.

Außerdem stellt man sich doch die Frage, warum hunderte oder
tausende Forscher mit den Modellen Jahrzehnte arbeiten, wenn
es denn sooooo falsch ist. Meinst du nicht, dass wäre einem
vorher nicht schonmal aufgefallen?

Betriebsblindheit? Die Geschichte ist voll mit Beispielen von falschem Wissen bzw. falschen Arbeitsweisen die ueber lange Zeit jeder unkritisch uebernommen hat bis es doch mal jemandem aufgefallen ist.

In der VWL ist es dann eher der Fall, dass wenn ein Modell mal
falsche Ergebnisse liefert, fragt man sich, warum es in einer
Situation funktioniert und in der anderen nicht, und man
ergänzt, oder erweitert das Modell. Oder man findet, dass dies
Modell nur beschränkt auf bestimmt Situationen Gültigkeit
besitzt.

Die Beschraenkung eines Modells ist auch eine (teilweise) Widerlegung und gehoert publiziert.

Dies ist der häufigste Fall in der Wissenschaft. ALLE Modelle
beschreiben eine Vereinfachung der Realität. Das gilt für ALLE
Fachbereiche auch den Naturwissenschaften. Also muss man sich
bei der Anwendung von Modellen IMMER fragen, ob die
Vereinfachungen, die gemacht wurden, in der Situation
wesentlich sind oder nicht.

Das hat zwar nichts mit dem Thema zu tun aber vor allem in der VWL tummeln sich viele Modelle welche so vereinfacht sind bzw. von so unrealistischen Annahmen ausgehen dass sie in der Realitaet fuer nichts zu gebrauchen sind.

Und zum Abschluß möchte ich mal wieder eine laienhafte
Vorstellung der Naturwissenschaft zerstören: AUCH ich der
Physik ist nicht alles konkret und 100%ig sicher.

Das hat auch niemand behauptet - aber in der Physik wird es publiziert wenn jemand eine Theorie widerlegt.

So arbeitet man heute z.B. mit Modellen der Aerodynamik, die
„falsch“ sind! Nach diesen Modellen kann eine Hummel z.B.
nicht fliegen, da Ihre Flügel für den Körper zu klein sind.
Trotzdem fliegt eine Hummel. Sollte man deswegen die Modelle
verwerfen? Nein, denn in großem Maßstab, z.B. Düsenflieger und
Jumbojets stimmen die Gleichungen. Anscheinend gibt es bei der
Hummel Gesetzmäßigkeiten, die man noch nicht ganz verstanden
hat. Bei der Hummel treffen die Aerodynamikmodelle nicht zu.

Und genau das hat irgendwer herausgefunden und publiziert und macht die Wissenschaft der Physik reicher. Ich kenne das Paper mit der Hummel nicht aber gehe davon aus dass es lediglich um die teilweise Widerlegung der Theorie geht.

Du hast Dich nach eigenen Angaben mit der VWL befasst also muesste es doch eine Kleinigkeit fuer Dich sein meine These zu widerlegen indem Du einfach ein Paper verlinkst welches publiziert wurde und aussagt dass die VWL Theorie X nicht oder nur mit Einschraenkungen stimmt.

Die Person mit der ich das Thema hier auch schon diskutiert habe war dazu nicht in der Lage, wenn Du dazu auch nicht in der Lage bist so eine Studie zu finden gehe ich davon aus dass es in der VWL einfach keine publizierten Studien gibt die besagen dass eine Theorie (teilweise) falsch ist.

Gruss
Desperado

Hallo Desperados,

Interessant wie du auf Beweise stehst, sobald dir mal ein Kontra gibt. Liefere du doch mal nur ein einziges Beispiel, das deine These unterstützt. DANN können wir gern weiter diskutieren.

Du behauptest immer irgendwas ins Blaue hinein ohne auch nur ein einzigen Nachweis zu liefern.

Klar kann jeder jedes Paper (und auch alle andere) irgendwo im
Internet veroeffentlichen. Es geht aber darum dass es auch vom
Fachpublikum gelesen wird… und das liest eben die bekannten
Journals weil dort die Publikationen eben vorsortiert sind und
nicht alles was von irgendwem veroeffentlicht wurde.

Ja wird es! Die guten Forscher lesen eben nicht nur die Journals. Im Gegenteil: Es werden sogar häufiger Workingpaper zitiert als Artikel. Der Grund liegt darin, dass bei vielen Forschungsstarken Themen die Zeit bis zur Veröffentlichung einfach zulange dauert, so dass es wieder neue Ergebnisse und Erkenntnisse in der Zeit gibt.

Und das sollte eben genau anders herum sein um das bisherige
Wissen immer kritisch zu hinterfragen und ggf. zu revidieren.

Wird es ja immer wieder. Außerdem werden jedes Jahr mehrere Tausend Paper im Bereich VWL publiziert. Und du bist dir sicher dass da keins bei war, dass eine alte Theorie anzweifelt? Hast du sie etwa alle gelesen? Hast du es verifiziert??? :wink:

ABER, das ist gerade Ausdruck der Qualität

der VWL-Forschung. Denn im Gegensatz zu Fächern wie Medizin,
Psychologie oder den Naturwissenschaften, wird in der
VWL-Forschung ein großer Wert auf Datenqualität und
statistische Methoden gelegt.

Aha. Weiter oben spielst Du Dich als der grosse Volkswirt auf
und nimmst fuer Dich in Anspruch alles besser zu wissen als
jemand der ein anderes Fach studiert hat. Nun willst Du allen
anderen etwas ueber deren Fachbereich erzaehlen, z.B. dass die
Datenerhebung und Statistik in deren Wissenschaftsgebiet
schlecht ist…

Moment, ich habe wenigstens VWL studiert. :smile: Ist es nicht fragwürdiger, dass jemand so negativ über ein Fach herzieht, dass es NICHT studiert hat?

ICH erzähle nicht über andere Fachbereiche. Promovierte Biologen, Mediziner und Psychologen erzählen mir das! Ich zitiere bloß. Ich habe Diplomarbeiten gelesen, die hätten bei uns am Fachbereich in VWL mit den Methoden eine glatte 5.0 bekommen. Eine Biologin sagte mir über Ihre Doktorarbeit, dass ich bloß nicht in den Statistikteil schauen solle, denn sie hat bei SPSS einfach so lange rumprobiert, bis die Ergebnisse gut aussahen. Sie verstünde aber NULL was sie da geschätzt hat. Ähnlichen Kommentar von einer Psychologin, die gerade an Ihrer Doktorarbeit sitzt. Oft sieht man ja schon beim bloßen drüberschauen, dass die Aussagen nicht zur Methode passen.

Ich las in einem Artikel über empirische Qualität von
wissenschaftliche Publikationen mal den schönen Satz: „Im
Science (Anmerkung: einem renommierten naturwissenschaftlichen
Journal) werden Studien veröffentlicht, die im Bereich VWL
nicht mal an der Sekretärin vorbei kämen!“

Und weil einige Studien im Science Magazin eine schlechte
Methodologie aufweisen gehst Du davon aus dass die oben
genannten Wissenschaften alle keinen Wert auf gute
Datenerhebung und korrekte Statistik legen.

DAS sage ich nicht. DU sagst das! Ich sage, dass es auch in der VWL Paper gibt mit schlechte Methodologie. Aber in den anderen Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften ist es deutlich häufiger zu sehen.

Wer also ein Modell, dass seit 40 oder 50 Jahren gute
Vorhersagen und Ergebnisse liefert, muss schon echt mehr als
100%ig sicher sein, dass es falsch ist, wenn er es widerlegt.

Auch ein falsches / schlechtes Modell kann zufaellig gute
Prognosen liefern.

Aber wenn es über Jahrzehnte das schafft ist es kein schlechtes Modell. Und ein Modell das nur Zufällig gute Ergebnisse liefert würde schnell wieder verschwinden! Wieder mal ein unterirdisches Niveau deiner Argumente.

Außerdem stellt man sich doch die Frage, warum hunderte oder
tausende Forscher mit den Modellen Jahrzehnte arbeiten, wenn
es denn sooooo falsch ist. Meinst du nicht, dass wäre einem
vorher nicht schonmal aufgefallen?

Betriebsblindheit? Die Geschichte ist voll mit Beispielen von
falschem Wissen bzw. falschen Arbeitsweisen die ueber lange
Zeit jeder unkritisch uebernommen hat bis es doch mal jemandem
aufgefallen ist.

Ha ha, ja die Welt ist soooo voll davon, dass du mir wieder nicht ein einziges Beispiel nennen kannst. :smile:

In der VWL ist es dann eher der Fall, dass wenn ein Modell mal
falsche Ergebnisse liefert, fragt man sich, warum es in einer
Situation funktioniert und in der anderen nicht, und man
ergänzt, oder erweitert das Modell. Oder man findet, dass dies
Modell nur beschränkt auf bestimmt Situationen Gültigkeit
besitzt.

Die Beschraenkung eines Modells ist auch eine (teilweise)
Widerlegung und gehoert publiziert.

Wird es ja auch. Da gibt es unzählige Beispiele für! :smile: Die du sicher alle kennst, denn du bist ja experte für VWL! :wink:

Dies ist der häufigste Fall in der Wissenschaft. ALLE Modelle
beschreiben eine Vereinfachung der Realität. Das gilt für ALLE
Fachbereiche auch den Naturwissenschaften. Also muss man sich
bei der Anwendung von Modellen IMMER fragen, ob die
Vereinfachungen, die gemacht wurden, in der Situation
wesentlich sind oder nicht.

Das hat zwar nichts mit dem Thema zu tun aber vor allem in der
VWL tummeln sich viele Modelle welche so vereinfacht sind bzw.
von so unrealistischen Annahmen ausgehen dass sie in der
Realitaet fuer nichts zu gebrauchen sind.

*Lach* DOCH genau das IST Thema! Nenn mir doch mal ein paar Beispiele von Modellen, die heute noch genommen werden, aber so extrem falsch sind!

Und wieso hat das nichts mit dem Thema zu tun?

Und zum Abschluß möchte ich mal wieder eine laienhafte
Vorstellung der Naturwissenschaft zerstören: AUCH ich der
Physik ist nicht alles konkret und 100%ig sicher.

Das hat auch niemand behauptet - aber in der Physik wird es
publiziert wenn jemand eine Theorie widerlegt.

In der VWL auch!

So arbeitet man heute z.B. mit Modellen der Aerodynamik, die
„falsch“ sind! Nach diesen Modellen kann eine Hummel z.B.
nicht fliegen, da Ihre Flügel für den Körper zu klein sind.
Trotzdem fliegt eine Hummel. Sollte man deswegen die Modelle
verwerfen? Nein, denn in großem Maßstab, z.B. Düsenflieger und
Jumbojets stimmen die Gleichungen. Anscheinend gibt es bei der
Hummel Gesetzmäßigkeiten, die man noch nicht ganz verstanden
hat. Bei der Hummel treffen die Aerodynamikmodelle nicht zu.

Und genau das hat irgendwer herausgefunden und publiziert und
macht die Wissenschaft der Physik reicher. Ich kenne das Paper
mit der Hummel nicht aber gehe davon aus dass es lediglich um
die teilweise Widerlegung der Theorie geht.

Ja es geht darum, dass die Flügel eigentlich zu wenig Auftrieb für eine Hummel erzeugen müssten! Aber sie fliegt trotzdem. Also scheint die bisherige Theorie der Aerodynamik nicht 100% alle Effekte zu beschreiben. Ist aber nicht schlimm. Denn sie beschreibt genug, um Flugzeuge bauen zu können. Genau so ist es in der VWL!

Du hast Dich nach eigenen Angaben mit der VWL befasst also
muesste es doch eine Kleinigkeit fuer Dich sein meine These zu
widerlegen indem Du einfach ein Paper verlinkst welches
publiziert wurde und aussagt dass die VWL Theorie X nicht oder
nur mit Einschraenkungen stimmt.

Ganz ehrlich da könnte ich hier hunderte Paper nennen. Zum Beispiel gibt es eine ganze Paperreihe, wo sich mehrere Professoren über die Gültigkeit des Sicherheitsäquivalentes zur Bewertung von Wertpapieren in der Finanzierungstheorie auslassen. Das sind mehrere Artikel, die sich später sogar im Titel auf das Vorläuferpapier beziehen.

Oder das Paper:" How Great are the Great Rations?" Ein Paper von Newbold et.al von 2005. Dort werden zum Beispiel Aspekte des Solow-Wachstumsmodell teilweise widerlegt! Ein alteingesessenes Wachstumsmodell von 1956, das noch heute gelehrt wird. Allerdings wird bei der Lehre auf die Einschränkungen hingewiesen und in Master-Veranstaltungen weiterführende Modelle vorgestellt.

Die Person mit der ich das Thema hier auch schon diskutiert
habe war dazu nicht in der Lage, wenn Du dazu auch nicht in
der Lage bist so eine Studie zu finden gehe ich davon aus dass
es in der VWL einfach keine publizierten Studien gibt die
besagen dass eine Theorie (teilweise) falsch ist.

Gruss
Desperado

Wie gesagt es gibt hunderte. :smile: Mich würde mal interessieren, was du studiert hast?!

viele liebe Grüße

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Hallo,

ICH erzähle nicht über andere Fachbereiche.

Das gleiche hab ich getan, ich hatte meine Info von 2 Volkswirten.

Promovierte

Biologen, Mediziner und Psychologen erzählen mir das! Ich
zitiere bloß. Ich habe Diplomarbeiten gelesen, die hätten bei
uns am Fachbereich in VWL mit den Methoden eine glatte 5.0
bekommen. Eine Biologin sagte mir über Ihre Doktorarbeit, dass
ich bloß nicht in den Statistikteil schauen solle, denn sie
hat bei SPSS einfach so lange rumprobiert, bis die Ergebnisse
gut aussahen. Sie verstünde aber NULL was sie da geschätzt
hat. Ähnlichen Kommentar von einer Psychologin, die gerade an
Ihrer Doktorarbeit sitzt. Oft sieht man ja schon beim bloßen
drüberschauen, dass die Aussagen nicht zur Methode passen.

Ich weiss ja nicht an welchem Institut Deine Bekannten sind… entweder uebertreibst Du oder in diesen Instituten laeuft so einiges schief… In SPSS rumprobieren bis ein gutes Ergebnis rauskommt kann legitim sein (wenn man verschiedene unabhaengige Variablen, Interaktionseffekte… testet) oder einfach Betrug wenn man Methoden anwendet die nicht fuer die gewuenschten Berechnungen bzw. nicht fuer die Daten geeignet sind. Normalerweise beschreibt man die Methode in der Methodologiesektion und jeder Supervisor wuerde die Person bei der falschen Methode durchfallen lassen.

Und weil einige Studien im Science Magazin eine schlechte
Methodologie aufweisen gehst Du davon aus dass die oben
genannten Wissenschaften alle keinen Wert auf gute
Datenerhebung und korrekte Statistik legen.

DAS sage ich nicht. DU sagst das! Ich sage, dass es auch in
der VWL Paper gibt mit schlechte Methodologie. Aber in den
anderen Sozialwissenschaften und Naturwissenschaften ist es
deutlich häufiger zu sehen.

Hast Du dafuer eine Quelle oder beruht das nur auf Deiner (statistisch nicht signifikanten) Datenerhebung im Bekannten- und Kollegenkreis?

Dass in Science auch viel Quatsch veroeffentlicht wird stimmt ich zu. Z.B. die wissenschaftliche Belegung von Theorien die seit Jahrzehnten erfolgreich angewandt werden und deren Wirksamkeit so klar war dass sich eben noch niemand die Arbeit gemacht hat diese wissenschaftlich zu untersuchen. Kann mir denken dass man bei der Methodik deshalb auch nicht so genau hinschaut. Wo Science seinen Ruf her hat weiss ich auch nicht…

Aber wenn es über Jahrzehnte das schafft ist es kein
schlechtes Modell. Und ein Modell das nur Zufällig gute
Ergebnisse liefert würde schnell wieder verschwinden! Wieder
mal ein unterirdisches Niveau deiner Argumente.

Ich kann auch ohne Ahnung von Meteorologie taeglich einen Wetterbericht veroeffentlichen (z.B. indem ich immer sage dass das Wetter morgen so wie heute wird) und in den meisten Faellen wuerde ich damit richtig liegen. Trotzdem ist das Modell nicht besonders toll.

Betriebsblindheit? Die Geschichte ist voll mit Beispielen von
falschem Wissen bzw. falschen Arbeitsweisen die ueber lange
Zeit jeder unkritisch uebernommen hat bis es doch mal jemandem
aufgefallen ist.

Ha ha, ja die Welt ist soooo voll davon, dass du mir wieder
nicht ein einziges Beispiel nennen kannst. :smile:

Warum soll ich fuer alle offensichtlichen Dinge Beispiele nennen? Aber gut: Die Aether-Theorien in der Physik.

Wird es ja auch. Da gibt es unzählige Beispiele für! :smile: Die du
sicher alle kennst, denn du bist ja experte für VWL! :wink:

Habe nie behauptet dass ich ein Experte fuer VWL bin.

Dies ist der häufigste Fall in der Wissenschaft. ALLE Modelle
beschreiben eine Vereinfachung der Realität. Das gilt für ALLE
Fachbereiche auch den Naturwissenschaften. Also muss man sich
bei der Anwendung von Modellen IMMER fragen, ob die
Vereinfachungen, die gemacht wurden, in der Situation
wesentlich sind oder nicht.

Das hat zwar nichts mit dem Thema zu tun aber vor allem in der
VWL tummeln sich viele Modelle welche so vereinfacht sind bzw.
von so unrealistischen Annahmen ausgehen dass sie in der
Realitaet fuer nichts zu gebrauchen sind.

*Lach* DOCH genau das IST Thema! Nenn mir doch mal ein paar
Beispiele von Modellen, die heute noch genommen werden, aber
so extrem falsch sind!

Komparative Kostenvorteile z.B. Du wirst mir da zwar nicht zustimmen aber ich kann gerne erklaeren wieso ich diese Theorie in der Praxis fuer nicht sinnvoll halte.

Im uebrigen diskutiert es sich besser wenn man Chatsprache wie *Lach* weggelassen wird. Oder moechtest Du in Zukunft irgendwelche Smileys als Antwort?

Oder das Paper:" How Great are the Great Rations?" Ein Paper
von Newbold et.al von 2005. Dort werden zum Beispiel Aspekte
des Solow-Wachstumsmodell teilweise widerlegt! Ein
alteingesessenes Wachstumsmodell von 1956, das noch heute
gelehrt wird. Allerdings wird bei der Lehre auf die
Einschränkungen hingewiesen und in Master-Veranstaltungen
weiterführende Modelle vorgestellt.

Wenn Du auf ein Paper verweist dann bitte richtig: Es heisst: „How great are great ratios?“. Ist nicht von 2005 sondern von 2003 und Newbold ist bei der Autorenliste nur an dritter Stelle aufgefuehrt… Es werden dort einige Aspekte widerlegt, andere bestaetigt - und das gilt in diesem Fall fuer das Solow-Wachstumsmodell sowie fuer meine Behauptung dass in der VWL keine Studien publiziert werden welche lediglich andere Theorien/Modelle falsifizieren. Denn dies fand nur teilweise statt. Aber gut, so kleinlich will ich nicht sein, Du hast meine Behauptung entkraeftet und ich werden den beiden VWLern erzaehlen dass ihre Infos falsch waren - wobei man nicht vergessen sollte dass die 3 Autoren des von Dir zitierten Artikels alle etablierte Wissenschaftler sind, fuer einen jungen Wissenschaftler ohne grossen Namen mag die Realitaet anders aussehen.

Wie gesagt es gibt hunderte. :smile: Mich würde mal interessieren,
was du studiert hast?!

Warum ist das interessant? Es sollte hier um Argumente und Belege gehen, unabhaengig davon bewertet ob diese von einem 3-jaehrigen oder Nobelpreistraeger kommen. Aber um Dir einen persoenlichen Gefallen zu tun: International Business Management und Psychologie.

Gruss
Desperado

Hallo Desperados,

reduzieren wir mal die ganze Diskussion auf’s wesentliche. Was man dir vollkommen zu Gute halten muss, du wirst langsam differenzierter. Du sagst:

fuer meine Behauptung, dass in der VWL keine Studien publiziert werden welche
lediglich andere Theorien/Modelle falsifizieren.

Diese These klingt schon ganz anders, als dein erster Beitrag, wo du sagtest VWL ist totaaaaal unkritisch und würde NIE Paper publizieren, die alte Modelle kritisieren.

Allgemein, ist es sogar gut, dass Paper veröffentlicht werden, die Theorien bestätigen. Denn oft sind es Papiere, welche zeigen, dass bestimmte Modelle nicht nur im Spezialfall
gelten, sondern auch in anderen Bereichen und damit die allgemeinere Gültigkeit der Aussagen bestätigen oder erweitern.

Das wir heutzutage einen Publikationswahn haben und viel publiziert wird, wo man sich bei kritischer Würdigung fragen kann, ob diese Erkenntnis wirklich das Fach weiter bringt, da sind wir uns wohl auch fachübergreifend einig.

Ich weiss ja nicht an welchem Institut Deine Bekannten
sind… entweder uebertreibst Du oder in diesen Instituten
laeuft so einiges schief… In SPSS rumprobieren bis ein gutes
Ergebnis rauskommt kann legitim sein (wenn man verschiedene
unabhaengige Variablen, Interaktionseffekte… testet) oder
einfach Betrug wenn man Methoden anwendet die nicht fuer die
gewuenschten Berechnungen bzw. nicht fuer die Daten geeignet
sind. Normalerweise beschreibt man die Methode in der
Methodologiesektion und jeder Supervisor wuerde die Person bei
der falschen Methode durchfallen lassen.

Ja so einfach ist das nicht. Erstmal ich übertreibe nicht. Die Methodenteile werden häufig einfach aus der Fachliteratur übernommen. Nach dem Motto, wenn alle das so machen, kann es nicht falsch sein. Dadurch wird es auch annehmbar richtig, aber man merkt eben in der Diskussion, dass da einiges nicht 100%ig verstanden wurde.

Außerdem gibt es ja auch noch die FH’s und die Privatuniversitäten, die ein Niveau bieten, dass lediglich einer besseren Berufsausbildung entspricht. Ich habe in Berlin an so ziemlich jeder Hochschule Nachhilfe in Statistik, Mathe und Ökonometrie gegeben, ich kenne also die Lehrpläne und die Unterlagen genau, und muss sagen, dass die Ausbildung an diesen „Universitäten“ wie sie sich ja seit einiger Zeit nennen dürfen, lediglich Anwender wissen ist. Da wird nicht das Verständnis der Methoden gelehrt.

Ein Prof. von der TU sagte mal so treffend: „Sie müssen das nicht rechen, SIE müssen es verstehen. Rechnen können die von der FH, an der UNI lernen sie Denken!“

Ist natürlich ein wenig übertrieben aber tendenziell richtig.

Dass in Science auch viel Quatsch veroeffentlicht wird stimmt
ich zu. Z.B. die wissenschaftliche Belegung von Theorien die
seit Jahrzehnten erfolgreich angewandt werden und deren
Wirksamkeit so klar war dass sich eben noch niemand die Arbeit
gemacht hat diese wissenschaftlich zu untersuchen. Kann mir
denken dass man bei der Methodik deshalb auch nicht so genau
hinschaut. Wo Science seinen Ruf her hat weiss ich auch
nicht…

Na da sind wir uns ja einig. Schön! :smile:

Ich kann auch ohne Ahnung von Meteorologie taeglich einen
Wetterbericht veroeffentlichen (z.B. indem ich immer sage dass
das Wetter morgen so wie heute wird) und in den meisten
Faellen wuerde ich damit richtig liegen. Trotzdem ist das
Modell nicht besonders toll.

Vollkommen richtig. Deswegen ist ja die erste Messlatte für ein Modell IMMER die naive Prognose. Das Theil’sche - U ist ja dafür da.

Habe nie behauptet dass ich ein Experte fuer VWL bin.

Warum redest du dann so herablassend über die VWL? :wink:

Komparative Kostenvorteile z.B. Du wirst mir da zwar nicht
zustimmen aber ich kann gerne erklaeren wieso ich diese
Theorie in der Praxis fuer nicht sinnvoll halte.

Na dann mal los! Dann erkläre mir auch mal bitte, wieso Deutschland Rekordexporte ausweißt, obwohl wir mit die höchsten Löhne in der Welt haben?! Absolute Vorteile können es wohl nicht sein! Und wenn doch, wieso Importieren wir Spielzeug aus China, wenn wir sooooo günstig sind?

Im uebrigen diskutiert es sich besser wenn man Chatsprache wie
*Lach* weggelassen wird. Oder moechtest Du in Zukunft
irgendwelche Smileys als Antwort?

Ja gern, denn dann wirkt nicht alles so verbissen.

Wenn Du auf ein Paper verweist dann bitte richtig: Es heisst:
„How great are great ratios?“. Ist nicht von 2005 sondern von
2003 und Newbold ist bei der Autorenliste nur an dritter
Stelle aufgefuehrt…

Na du hast es doch gefunden, mehr war doch nicht gewünscht. Wir sind hier immer noch in einem Forum und ich schreibe hier nicht meine Dissertation!

Es werden dort einige Aspekte
widerlegt, andere bestaetigt - und das gilt in diesem Fall
fuer das Solow-Wachstumsmodell sowie fuer meine Behauptung
dass in der VWL keine Studien publiziert werden welche
lediglich andere Theorien/Modelle falsifizieren. Denn dies
fand nur teilweise statt. Aber gut, so kleinlich will ich
nicht sein, Du hast meine Behauptung entkraeftet und ich
werden den beiden VWLern erzaehlen dass ihre Infos falsch
waren - wobei man nicht vergessen sollte dass die 3 Autoren
des von Dir zitierten Artikels alle etablierte Wissenschaftler
sind, fuer einen jungen Wissenschaftler ohne grossen Namen mag
die Realitaet anders aussehen.

Es gibt eben nicht DAS eine Modell das alles erklärt. So hat auch das Solow-Wachstumsmodell seine Stärken und Schwächen. Weil es aber vieeele Stärken hat, wird es in den Bereichen, wo die Schwächen nicht auftreten, weiter genutzt, denn da funktioniert es.

Gibt es in der Physik auch. Einfachstes Beispiel ist das Atommodell. Es existieren mittlerweile mehrere Modelle zur Erklärung der Atomstruktur und der Chemischen Bindungen. Bohrsche Atommodell, Modell der Valenten Bindungen, Molekülorbital-Theorie… Alle drei Modelle widersprechen sich in bestimmten Punkten. Es konnte eindeutig gezeigt werden dass die Modelle falsch sind.

Das Bohrsche Modell kann z.B. organische Bindungen nicht erklären. Es dürfte auch positiv geladenen Heliummoleküle gar nicht geben. Es gibt sie aber. {He}_3^+ existiert, das dürfte es nach dem Bohrschen-Atommodell gar nicht gebe. Wieso wird dann mit dem Modell noch gearbeitet? Weil eben bestimmte Sachen NUR mit dem Bohrschen-Atommodell erklärt werden können. Ist die Physik jetzt keinen Wissenschaft mehr, in deinen Augen? Müsstest du jetzt konsequenterweise sagen und Physik als Religion bezeichnen!

viele Grüße

Guten Abend Helferlein,

Ja so einfach ist das nicht. Erstmal ich übertreibe nicht. Die
Methodenteile werden häufig einfach aus der Fachliteratur
übernommen. Nach dem Motto, wenn alle das so machen, kann es
nicht falsch sein. Dadurch wird es auch annehmbar richtig,
aber man merkt eben in der Diskussion, dass da einiges nicht
100%ig verstanden wurde.

Wie soll man die Methodologie einer anderen Studie uebernehmen wenn man gar nicht weiss ob die eigenen Daten die gleichen Voraussetzungen erfuellen? (Normalverteilung…) Klar kann sowas vorkommen aber dann ist es eben einfach Betrug (wenn die eigenen Daten nicht die gleichen Voraussetzungen erfuellen.) Wenn man hingegen eine aehnliche Studie mit aehnlichen Daten hat ist es nicht verwerflich dass man Formulierungen uebernimmt.

Komparative Kostenvorteile z.B. Du wirst mir da zwar nicht
zustimmen aber ich kann gerne erklaeren wieso ich diese
Theorie in der Praxis fuer nicht sinnvoll halte.

Na dann mal los! Dann erkläre mir auch mal bitte, wieso
Deutschland Rekordexporte ausweißt, obwohl wir mit die
höchsten Löhne in der Welt haben?! Absolute Vorteile können es
wohl nicht sein! Und wenn doch, wieso Importieren wir
Spielzeug aus China, wenn wir sooooo günstig sind?

Fuer die komparativen Kostenvorteile starte ich besser einen neuen Thread, damit auch die Nachwelt eine geordnete Diskussion mitlesen kann.

Im uebrigen diskutiert es sich besser wenn man Chatsprache wie
*Lach* weggelassen wird. Oder moechtest Du in Zukunft
irgendwelche Smileys als Antwort?

Ja gern, denn dann wirkt nicht alles so verbissen.

)

Gruss
Desperado (ohne s hinten)