Ist Wikipedia wirklich so unseriös als Quelle?

Heyho!
Bei Recherchearbeiten wird uns vorher immer gesagt: „Aber bitte nicht Wikipedia als Quelle nehmen!“. Ist Wikipedia wirklich so unseriös oder falsch?

Hurradiegei!

Nein.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hi ZolliSimi,

das Problem ist halt, dass jeder in der Wikipedia Artikel schreiben und verändern kann. Es hat schon Leute gegeben die ganze Kriege erfunden und als Artikel eingestellt haben.
Außerdem ist es durch die ständige Veränderung von Artikeln für einen Dozenten nicht immer eindeutig feststellbar, ob das Zitat tatsächlich Teil des Artikels war.

Ich an Deiner Stelle würde Wikipedia für eine Basisrecherche nutzen um einen Ūberblick über ein Themengebiet zu bekommen und dann mit den dort hinterlegten Quellen weiter arbeiten.

Dein
Ebenezer

Guten Abend!

Wikipedia ist eine großartige Einrichtung. Das Adjektiv „unseriös“ geht am Sachverhalt vorbei, obwohl in der Natur der Sache liegend einzelne Beiträge inhaltliche und/oder sprachliche Schwächen aufweisen können. Zudem gibt es Leute, die Wikipedia auf subtile Weise für ideologische oder gewerbliche Zwecke missbrauchen. Auch vorsätzlich eingetragener Unfug kommt vor. Mit wachem Verstand sollte man solche Unzulänglichkeiten bemerken. Zudem ist niemand gehindert, korrigierend einzugreifen. Gute Wiki-Beiträge zeichnen sich u. a. durch einen Quellennachweis aus - wertvoll für Recherchen.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

das ist nicht der Punkt und auch nicht die Frage. Es ist einfach (noch?) keine wissenschaftliche Quelle. Nicht zuletzt aufgrund dessen, dass eben jeder dort Artikel schreiben oder verändern kann.

Aber, wie Wolfgang schon schrieb:

Du kannst dir also durchaus einen ersten Überblick über das Thema bei Wikipedia verschaffen, um zitierfähige Quellen zu erhalten eignet sich nach wie vör die Bücherei deines Vertrauens am besten.

Gruß
Christa

Hallo,

Bei wenig „speziellen“, gut zitierten oder allgemein bekannten Themen kannst du davon ausgehen, dass die Wikipedia genau so seriös und genau wie jedes Buch ist. Beispiele dazu wären die typischen Schul-Referats Themen „Dreißigjähriger Krieg“, „Theodor Fontane“, „Bayerische Flüsse“… Mir würden nur zwei Gründe einfallen weshalb die Wikipedia hier nicht zur Recherche herangezogen werden sollte. Erstens ist die Wikipedia eine Enzyklopädie und als solches eigentlich niemals eine „Originalquelle“ und zweitens fördert die Wikipedia in der Vorstellung mancher Lehrer die Faulheit. Wie vorangegangen schon erwähnt ist es besser Originalquellen zu zitieren wobei ich auch schon in seriösen wissenschaftlichen Arbeiten gesehen habe, dass aus Lehrbüchern zitiert wird. Diese sind ebenfalls fast nie Originalquellen. Im Grunde gilt also das was Betreuer, Lehrer, Professor etc. verlangen. Ich würde das im vornherein abklären.

Übrigens enthält die Wikipedia eine Versionsgeschichte, die sie zitierfähig macht.

Grüße

Ich finde Wikipedia als seriös, man sollte aber doch immer etwas kritisch an die Sache rangehen. Ich finde Wikipedia sehr informativ. Allerdings sind halt viele Beiträge oft vielleicht etwas veraltet, aber zumindest ist es ein Hinweis auf Themen, wo man dann auch weitersuche kann.

natürlich gibt es bei so einem offenen Wiki auch immer wieder Trolle, die dort was reinschreiben, das da nichts zu suchen hat.
Was man aber sehr gut nutzen kann, sind die Quellenangaben zu den Originalarbeiten, die meist unten angehängt sind.
Ansonsten kann man aber auch gezielt nach Originalarbeiten suchen, wenn man die Autoren kennt.

Servus,

gibt es außer Deinen Empfindungen auch etwas zur vorgelegten Frage zu sagen?

Schöne Grüße

MM

Wikipedia ist einige Stufen unter guten Zeitschriften und Zeitungen mit einer professionellen Redaktion. Die Autoren sind meist keine Fachleute, verwenden oft zweifelhafte oder gar keine Quellen und zitieren nicht ordentlich. Lieber gleich Original-Quellen verwenden. Etwas Flapsig ausgedrückt: Wikipedia-Autoren schreiben nur bei Anderen ab.

Komisch, gerade bei Artikeln über Themen, bei denen ich mich gut auskenne, beschleicht mich bei Zeitungen und Zeitschriften oft der Gedanke „hätte da mal jemand drübergeschaut“. Bei Journalisten handelt es sich nämlich selten um ausgewiesene Fachleute, die für einen Artikel die Zeit haben, sich vollumfassend in den jeweiligen Sachverhalt einzulesen. In Fachzeitschriften sind es regelmäßig die Artikel von Fremdautoren, die das qualitativ höchste Niveau erreichen und da sind wir dann auch wieder bei Wikipedia: gerade die Artikel zu anspruchsvollen Themen werden dort von Fachleuten verfaßt und von andern Fachleuten kontrolliert, verbessert und aktualisiert.

Daß bei kontroversen, tagesaktuellen Themen (z.B. Krieg in der Ukraine oder AfD) teilweise (wenn auch meist nur kurzfristig) haarsträubende und tendenziöse Passagen eingefügt werden, ist unbestritten, Aber wenn es um technische, naturwissenschaftliche oder historische Themen geht, ist Wikipedia echter Fachliteratur und erst recht Zeitungen und Zeitschriften in der Regel deutlich überlegen.

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Das Kernproblem mit Wikipedia ist: Dort schreibt kein Journalist, kein Wissenschaftler und auch kein Fachmann (m/w). Selbst eine Bachelor-Arbeit oder ein Referat haben ein höheres Niveau, weil sie von einem Lehrer oder Professor begutachtet werden. So eine Qualitätskontrolle gibt es bei Wikipedia nicht. Es bleiben nur noch wenige übrig, die aus reinem Altruismus und ohne jegliche Bezahlung sich die Mühe geben, hochwertige Artikel zu schreiben.

Hi,

das ändert aber alles nichts daran, dass sie keine gute Quelle darstellen. Zum einen soll eine gute Quelle verlässlichen Inhalt bieten - der Leser bzw. Schreiber der Arbeit, der sich ihrer bedient, lernt aus ihrer Lektüre. Was wil ler also mit einer Quelle, die er erst mal selber überprüfen muss?
Zweitens kann man einem Wikipediaartikel nicht ansehen, wann er wie von wem verändert wurde. Mir fiel es auf bei der Lektüre des Artikels zur Ukraine… die verfolgbare Geschichte des Staates Ukraine wird immer länger. Man würde es gar nicht bemerken, wenn man es nciht anders gelernt hätte und in älteren, papiernen Werken nachschlagen könnte. Das sind teilweise subtile Halbsätze, die den Eindruck einer jahrhundertelangen ununterbrochenen Geschichte erwecken…

die Franzi

Hallo Franzi!

Über die jüngere Geschichte der Ukraine bis hin zu den tagesaktuellen Ereignissen gibt es nur Tendenziöses, aus dem man sich ein Bild zusammenbasteln muss. Das gilt auch für alle anderen aktuellen Konfliktherde. Wenn die Akteure alle tot und die Archive geöffnet sind, wird eine nachfolgende Generation zu einem objektiven Bild kommen, so weit Geschichte überhaupt objektiv sein kann. Dies von Wikipedia oder irgendeinem anderen Medium heute schon zu verlangen, ist zu viel verlangt, weil schlichtweg unmöglich.

Ich verfüge über eine recht umfangreiche private Bibliothek, überwiegend Fachliteratur verschiedener Gebiete, auch diverse vielbändige Meyers Lexika, die älteste Ausgabe um 1870, die jüngste von Ende der 1990er Jahre, auch ein reichlicher Meter Meyers aus der DDR. Sieht man sich die Lexika aus verschiedenen Epochen und Gesellschaftssystemen an, fällt auf, wie gefärbt vermeintlich objektive geschichtliche Darstellungen sind. Außerdem fällt auf, wie geradezu armselig dünn dieser Wissensüberblick ist (obwohl zur Sammlung noch etliche spezielle Lexika gehören), wenn man daran gewöhnt ist, mal eben bei Wiki einen beliebigen Suchbegriff einzugeben.

Das Internet nutze ich seit 20 Jahren und Wikipedia gibt es erst seit 15 Jahren - kurz genug, um mich noch gut an vorangegangene Zeiten zu erinnern. Informationsbeschaffung und Recherchen waren ungleich mühsamer, insbesondere zeitintensiver als heute. Was sich heute alltäglich spätestens binnen Minuten finden lässt, erforderte noch vor wenige Jahren Tage und Wochen, zuweilen sogar Reiserei. Wollte man die von Wikipedia gebotene Informationsfülle in der dargebotenen Aktualität von angestellten Fachleuten erarbeiten lassen, bräuchte man gigantisch viel Personal, das niemand finanzieren könnte und kein Nutzer könnte solche Dienstleistung bezahlen. Es ist ja gerade das Geniale an der Wiki-Idee, die Aufgabe mit jährlich ein paar Mio. € zu erledigen, statt sie an Kosten scheitern zu lassen.

Die Nutzer als Macher einzuspannen und ein Forum auf Gegenseitigkeit zu schaffen, war auch die Idee, die dem frühen wer-weiss-was zugrunde lag. Davon ist nicht viel übrig geblieben, aber Wiki hat die Kurve gekriegt, wurde nicht am damaligen Neuen Markt Renditebestrebungen geopfert. Das Wiki-Konzept hat zwar die schon erwähnten Schwächen, die man aber bei jeder Fachzeitschrift und allemal bei ausnahmslos allen Tageszeitungen und Magazinen in deutlich ausgeprägterer Form antrifft. Heißt letztlich: Blind glauben sollte man gar nichts. Fehlerfreie und stets objektive Quellen gibt’s nicht.

Wenn Du solche Quelle für tagesaktuelle Ereignisse gefunden hast, sag mir bitte Bescheid. Du wirst sie nicht finden, weil es sie nicht gibt, nicht geben kann.

Gruß
Wolfgang

Hi,

leider habe ich versäumt zu sagen, dass ich mich auf die ältere Geschichte bezog, im wesentlichen nach der mongolischen Invasion in der Kiewer Rus. Tut mir leid, dass ich Dich auf die Weise zu so einem langen Text gezwungen habe.

die Franzi