Jambus vs. Trochäus

Ich habe große Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Metrums, wenn beispielsweise folgende Situation vorliegt:

x X x X x X x

x = unbetonte Silbe
X = betonte Silbe

Ist dies nun als dreihebiger Trochäus mit Auftakt zu sehen, also in dieser Form: x (X x) (X x) (X x) oder handelt es sich um einen dreihebigen Jambus mit „Nachtakt“ (x X) (x X) (x X) x ?

Oder kann man das so pauschal nicht sagen, ohne den Wortlaut des Verses zu kennen?

Hallo -

Könnte die nächste Verszeile nicht Aufschluß darüber geben? Ich vermute, daß sie ebenfalls unbetont beginnt, der „Nachtakt“ aber fehlt. Insofern wäre dann Jambus das VErsmaß.

Gruß
Aia

Lieber Kollege!

Beide Deutungen sind möglich, und sie hängen von der konkreten Gedichtzeile ab, von deren Rhythmus, also der Sinnbetonung, derzufolge Sinneinheiten möglichst nicht zerrissen werden sollten. Ich erfinde einmal zwei Beispiele für Deinen Fall:

x X x X x X x

Wer singt mit uns ein Liedlein?

Hier würde ich von einem dreihebigen Jambus ausgehen, die Endung ist dann weiblich-klingend - das, was Du als „Nachtakt“ bezeichnet hast. Diese Interpretation ist sozusagen die metrisch unmarkierte Variante, da ohne Auftakt von der ersten Silbe an gezählt wird.

Ein schönes altes Liedlein!

Hier jedoch wäre mir die sozusagen markierte Variante, ein Trochäus mit Auftakt sympathischer, um die lexikalischen Einheiten „schönes“, „altes“ und „Liedlein“ nicht zu zerreißen.

Im ersten Fall würden, wenn man so will, Metrum und Rhythmus übereinstimmen, im zweiten Fall nicht. Der Oberstufenschüler kann dies für seine Gedichtinterpretation unter Umständen nutzbar machen.

Was weiter unten geschrieben wurde - den Namen habe ich jetzt vergessen - kann natürlich auch eine Hilfe sein.

Herzliche Grüße
Wolfgang Zimmermann