Japaner und soziale Beziehungen

Hallo!

Kennt jemand von euch die japanische Kultur ein wenig?

Stimmt es, dass Japaner keinen gesteigerten Wert darauf legen, in Deutschland soziale, freundschaftliche Beziehungen mit anderen Japanern aufzubauen? Das wurde mir gesagt. Es soll kulturbedingt sein.
Mir geht es um Japaner, die vor kurzem nach Deutschland immigriert sind und hier einen deutschen Partner haben (und sonst keine Familie hier) Vielleicht fühlen sie sich anfangs etwas einsam und ein Austausch mit anderen Japanern, die hier schon länger lebern, könnte ihnen guttun.
Pflegen Japaner anders Freundschaften wie wir (ins Kino/Essen gehen, Café trinken gehen etc.)?
Stimmt das?

Grüße
Jenna

Servus,

es ist für einen Deutschen zu Beginn immer ein wenig schwierig, die Gesichter von z.B. Japanern oder Chinesen oder Kamerunern oder Inuit auseinanderzuhalten. Dieser subjektive Eindruck „die sehen ja alle gleich aus“ untermauert leicht die Vorstellung, sie müssten sich irgendwie auch alle gleich verhalten, sozusagen im Gleichschritt fühlen und denken.

Sowie der erste Irrtum in der optischen Wahrnehmung sich nach und nach korrigiert, wird auch die Vorstellung von dem Japaner weniger stereotyp, und an ihre Stelle tritt die von der Person, die man kennen gelernt hat. Und die ist, wie in jeder hoch entwickelten Kultur, ein Individuum.

Gegenprobe: Wenn Dir ein Collegegirl aus Louisville freudig kreischend berichtet: „The Beckers are from K-Town, this is not so far from Ljuneburg, isn’t it? You must get to know them, I’m sure you’ll have lots of fun! I know you guys from old Germany always use to have fun on your stamm-tishes, drinking beer and yodeling all night long, don’t you? Wouldn’t you like to set up a shoe-plattling gang with the Mullers?“ - hast Du dann noch große Lust, die Beckers from K-Town kennen zu lernen?

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

Gegenprobe: Wenn Dir ein Collegegirl aus Louisville freudig
kreischend berichtet: „The Beckers are from K-Town, this is
not so far from Ljuneburg, isn’t it? You must get to
know them, I’m sure you’ll have lots of fun! I know you guys
from old Germany always use to have fun on your stamm-tishes,
drinking beer and yodeling all night long, don’t you? Wouldn’t
you like to set up a shoe-plattling gang with the Mullers?“ -
hast Du dann noch große Lust, die Beckers from K-Town kennen
zu lernen?

„Gott behüte uns vor Sturm und Wind und Deutschen, die im Ausland sind“, ist alles, was mir dazu einfällt.
Übrigens halte ich das mit Südafrikanern genauso.
Oder deutlicher: Ich hatte im Ausland deutsche Freunde, aber weil ich sie „einfach so“ kennengelernt habe. Einen großen Bogen habe ich gemacht um solche, die sich mit mir treffen wollten, weil ich „Deutsche“ bin.
Desgleichen mit Südafrikanern. Ich habe einige südafrikanische Freunde hier, aber ich würde mich in keinem südafrikanischen Biltong- und Babbelas-Club sehen lassen.

Und was die Japaner betrifft - ich kann nur über Japaner in Südafrika berichten. Da haben die Familien ziemlich geklüngelt. Da war wichtig, dass man
a) Japaner ist und
b) in der gleichen Firma arbeitet.

Gruß
Elke

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Hi Elke,

und erstmal danke, Martin - köstlich, sowas am frühen Morgen zu lesen :wink:

„Gott behüte uns vor Sturm und Wind und Deutschen, die im
Ausland sind“, ist alles, was mir dazu einfällt.

Ich weiß nicht, warum da immer die Deutschen allein herhalten müssen. Was ich u.a. an Engländern im Ausland erleben durfte ist für mich ein Tacken schlimmer …

Übrigens halte ich das mit Südafrikanern genauso.
Oder deutlicher: Ich hatte im Ausland deutsche Freunde,

Ich auch - und ich hab’ es manchmal genossen, Muttersprache sprechen zu können, zu wissen, wirklich verstanden zu werden. Daneben hatte ich aber genaus französische, englische und niederländische Freunde resp. Bekannte.

Und was die Japaner betrifft

Hier in Frankfurt gibt es einen hochexclusiven japanischen Club in der ******straße. Da kommt man als Deutscher nur auf Einladung rein. Was da japanisch geklüngelt, gesoffen und gekaraokt wird - ist ne wahre Freude.

Gruß,

Anja

Danke, aber ich wollte wissen, ob es kulturbedingte Unterschiede in den Sozialbeziehungen gibt. Kulturunterschiede zu kennen, kann auch sehr hilfreich sein, wie ich selbst im Ausland erlebt habe. Damit ist keine Wertung verbunden.
Dass es individuelle (personenbezogene) und regionale Unterschiede gibt, ist völlig klar.

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Hallo Martin,

Und was die Japaner betrifft - ich kann nur über Japaner in
Südafrika berichten. Da haben die Familien ziemlich
geklüngelt. Da war wichtig, dass man
a) Japaner ist und
b) in der gleichen Firma arbeitet

Danke, dass wurde mir auch schon von jemandem bestätigt, der Japan besser kennt als ich. Dann weiß man besser, wie man damit umgehen kann.

Gruß
Elke

Wenn eine Japanerin nach Deutschland kommt, aber außer ihrem Mann und seiner Familie keine sozialen Kontakte (weder zu anderen Deutschen noch zu anderen Japanern hier in Deutschland) hat, könnte sich die Person vielleicht einsam fühlen?

Denn es könnte ja sein, dass a) Japaner anders soziale Beziehungen pflegen und eher mit der Familie interagieren und man sich nicht kümmern braucht. Nach dem Motto: „Wird alles schon werden“

oder

b) die Person auch durch den Wohnort in Deutschland sozial isoliert ist, dadurch erst recht nicht die Sprache lernt und keine neuen Kontakte knüpfen kann, also tatsächlich vielleicht einsam ist, aber nichts sagen mag oder sonstige Ängste hat?

Die Frage ist, ob der Rückzug auf die Familie nach japanischem Kulturvorbild auf Dauer sinnvoll ist, wenn man in einer neuen Kultur für immer leben möchte. Das Problem ist in diese Fall auch der Wohnort. Eher Kleinstadt, aber trotzdem ohne regelmäßige Kontakte zu anderen außer der Familie.

Was meint ihr?

Hallo,

„Gott behüte uns vor Sturm und Wind und Deutschen, die im
Ausland sind“, ist alles, was mir dazu einfällt.

Ich weiß nicht, warum da immer die Deutschen allein herhalten
müssen. Was ich u.a. an Engländern im Ausland erleben durfte
ist für mich ein Tacken schlimmer …

Ich dachte, dadurch dass ich das auch auf Südafrikaner ausgedehnt habe (da mich beides betrifft), hätte ich klargemacht, dass das nicht deutsch-spezifisch ist. Ich habe aber keine so direkte Bindung zu Engländern. Nur was die Deutschen betrifft, kannte ich halt diesen Reim.

Gruß
Elke

Hi,

wir hatten an der Musikhochschule bestimmt 30% Japaner.
Das hier:

Stimmt es, dass Japaner keinen gesteigerten Wert darauf legen,
in Deutschland soziale, freundschaftliche Beziehungen mit
anderen Japanern aufzubauen?

habe ich nicht erlebt. Die Japaner hatten genauso wie die Russen, die Latinos etc. auf den ersten Blick erstmal viel untereinander zu tun, mehr als die anderen genannten gar, weil die Sprache und die Kultur, das Essen etc. der deutschen einfach noch fremder war.
Allerdings sind mir zumindest an unserer Hochschule enorme UNterschiede zwischen Japanern, Chinesen und Koreanern aufgefallen. Die Koreaner waren die, die mit Abstand am meisten „kluengelten“, sie kannten nur die wenigsten deutschen Woerter und man erwischte fast keinen allein. Wenn ja, unterhielt man sich nicht mit ihm. Die Chinesen waren diesbezueglich offener und bei den Japanern konnte es gar passieren, dass sie mit in die Kneipe kamen, auch als einziger Japaner, auch als Frau, und unsere „Balkan-Clique“ unter den Tisch soffen :smile:

Ich weiss aber nicht, ob das Einzelfaelle waren.

Gruss

Hi Elke,

das Original geht aber anderst, man findet es in einigen Gipfelbüchern:

„Gott erhalte uns die Berge und den Wind/
und behüte uns vor Preußen, die im Allgäu sind!“

Rot-weiß karierte Grüsze von

MM
(heut mal krachledern, ischa Weihnachten!)

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Japaner und antisoziale Beziehungen
Hi,

das kann ich mir nicht vorstellen. Ich komme ursprünglich auch Düsseldorf und bin in einer Einfamilienhausgegend aufgewachsen, in der mehr und mehr Japanische Banken Häuser für Ihre Führungskräfte plus Familien aufgekauft haben. Nein, ich kann nicht bestätigen, dass sie nichts mit ihren Landsleuten zu tun haben wollten. Ganz im Gegenteil, sie haben nur mit Landsleuten zu tun. Die Frauen sprechen auch keine andere Sprache als japanisch. Sogar als einer unserer Hunde, diese Hundedame war damals noch sehr jung und sprang an einer japanischen ebensolchen hoch, biss in Brusthöhe in ihr Seidenkleid und liess sich fallen. Sogar in diesem Moment war die dann in Unterwäsche bekleidete Frau nicht in der Lage etwas anderes als sicherlich höfliches japanisch von sich zu geben.

Auch in Oberkassel einem Stadtteil von Düsseldorf in dem ich mich aufgrund meines Hobbies Hockey viel rumgetrieben habe und in dem es eine Japanische Schule, ein japanisches Kulturzentrum und andere japanische Einrichtungen gibt, kasernieren sich die Japaner mit ihresgleichen. Also keine Vermischung, niemals nicht.

Das sind natürlich nur meine Erfahrungen, wissenschaftliche Untersuchungen mögen zu anderen Schlüssen kommen.

so long
C.