Japanische Umgangsformen

Hallo,

bei uns im Betrieb kommen demnächst ein paar Japaner zu Besuch. Ein paar Besprechungen, später soll ich noch einen Vortrag halten.

Nun habe ich mal gelernt, dass Japaner sich normalerweise nicht die Hände geben sondern sich (je nach Rang) verbeugen. Wenn sie die Hand geben, dann ohne Druck, mehr so die Hand einfach an die andere Hand rangehalten.

Ich weiß ja nun nicht, wie die auf mich zu kommen, und wahrscheinlich sind die auch schon Europa-geübt. Erste Frage: Stimmt das so in etwa, wie ich das ausgelegt habe? Zweite Frage: Soll ich (angenommen, mir wird keine Hand entgegengestreckt) mich nur leicht verbeugen? Soll ich lieber die Hand vorstrecken und einen asiatischen Händedruck geben oder einen europäischen? Ich meine, vielleicht erwarten die das ja, und denken, ich stelle mich als minderwertiger dar (hab ich von jemand gehört), wenn ich nicht, wie andere Europäer, mal kräftig Hände schüttele.

Was meint ihr?

Viele Grüße,
foo

ps: Ich werde natürlich noch versuchen herauszufinden, wie traditionell, konservativ oder modern die eingestellt sind.

Hallo Foo,

Ich weiß ja nun nicht, wie die auf mich zu kommen, und
wahrscheinlich sind die auch schon Europa-geübt.

Allenfalls sind sie das, das Handreichen ist ihnen dennoch unsympathisch, sie tun’s aus reiner Höflichkeit.

Soll ich (angenommen, mir wird keine Hand
entgegengestreckt) mich nur leicht verbeugen?

Hervorragende Idee. Aber wirklich nur leicht, zuviel wirkt unterwürfig, das dürfte wohl nicht angebracht sein.
Die Wahrscheinlichkeit ist übrigens sehr hoch, daß Dir nicht die Hand zum Händeschütteln entgegengestreckt wird, sondern mit einer Visitkarte. Also genau schauen!!! Und ebenfalls die Visitkarte bereithalten.

Gruß
Barney

Hallo,

bei uns im Betrieb kommen demnächst ein paar Japaner zu
Besuch. Ein paar Besprechungen, später soll ich noch einen
Vortrag halten.

eine ähnliche Frage wurde vor kurzem gestellt

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

vielleicht kannst Du dort einige Sachen herausziehen.

Gandalf

Hi!

Ich weiß ja nun nicht, wie die auf mich zu kommen, und
wahrscheinlich sind die auch schon Europa-geübt.

Allenfalls sind sie das, das Handreichen ist ihnen dennoch
unsympathisch, sie tun’s aus reiner Höflichkeit.

Soll ich (angenommen, mir wird keine Hand
entgegengestreckt) mich nur leicht verbeugen?

Hervorragende Idee. Aber wirklich nur leicht, zuviel wirkt
unterwürfig, das dürfte wohl nicht angebracht sein.

Richtig.
Sind die Leute jünger, werden sie Dir die Hand geben um zu zeigen, dass sie Spass an internationalen Gepflogenheiten haben und vorher gelernt haben, wie das in ihrem Gastland läuft.
Sind sie etwas älter, darf auf ein Handgeben, welches von ihnen selbst angeboten wird, natürlich eingegangen werden. Sanfter Druck, nicht zu fest, nicht zu lasch.
Ansonsten: leichte verbeugung mit Händen seitlich am Oberschenkel (am eigenen…).

Die Wahrscheinlichkeit ist übrigens sehr hoch, daß Dir nicht
die Hand zum Händeschütteln entgegengestreckt wird, sondern
mit einer Visitkarte. Also genau schauen!!! Und ebenfalls die
Visitkarte bereithalten.

Hier ist es sehr wichtig, dass man zuerst die Karte des Gastes mit beiden Händen entgegennimmt und sie 2 Sek. interessiert liest. Nun wird die Karte in die Brusttasche oder die Außentasche des Jacketts gesteckt (nicht in die Gesäßtasche oder achtlos in die Schublade!!)Erst jetzt wird die eigene Karte, wieder mit beiden Händen, überreicht. Diese Prozedur ist wichtig, sie darf ruhig etwas dauern. Geschieht dies am Tisch, aufstehen! Karte dann vor sich hinlegen. Hilft auch im gespräch, wieder auf die Namen der Teilnehmer zu kommen, v.a. wenn man die Karten analog zur Sitzordnung vor sich hinlegt.

Grüße,

Mathias

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Hallo,

vielen Dank für die Antworten.

Ich hab auch im Archiv noch ein paar Links gefunden, die ich nächste Woche nochmal posten werde (für den Fall, dass es noch jemanden interessiert).

Ich werde, was hier geschrieben wurde, beherzigen, was in den Links steht, ist meines Erachtens teilweise ein bisschen zuviel des Guten. Schließlich fliege ja aich nicht ich nach Japan, sondern die kommen her. Außerdem sind die sehr Europa-geübt.

Viele Grüße,
foo

Hi,

warum eigentlich sich den Japanern anpassen, wo sie hierher zu Besuch kommen? Im eigenen Land darf man doch ruhig auch zu seinem eigenen Sittenkodex stehen (der im Übrigen so weit weg gar nicht von den japanischen Umgangsformen ist). Japaner sind zudem überaus aufgeschlossene Menschen und erwarten sicher nicht, dass man sich verbiegt. anders wäre es, wenn Du nach Japan gingest. Da empfiehlt es sich, sich den dortigen Gebräuchen anzupassen.

Liebe Grüße,

Susanne

Hi Susanne,

warum eigentlich sich den Japanern anpassen, wo sie hierher zu
Besuch kommen? Im eigenen Land darf man doch ruhig auch zu
seinem eigenen Sittenkodex stehen (der im Übrigen so weit weg
gar nicht von den japanischen Umgangsformen ist).

üblicherweise ist es so, aß man sich irgendwo in der Mitte trifft. Das ist in Japan und anderswo auch so.
In Japan und Korea ist es z.B. nicht unüblich, wenns auch nicht an die große Glocke gehängt wird, daß Geschäftstreffen in Bordellen enden.
Da die meisten Japaner/Koreaner aber wissen, daß das in Europa nicht sooo üblich ist, unterbleibt das meistens.

Japaner sind
zudem überaus aufgeschlossene Menschen und erwarten sicher
nicht, dass man sich verbiegt.

Bei den jüngeren stimme ich Dir zu, aber bei Japanern so ab 45 - 50 sind die eigenen Sitten so tief verwurzelt, daß sie mit europäischen Sitten mehr oder weniger Probleme haben.
Wenn ich ein Geschäft mit den Jungs machen möchte, pass ich mich eben ein wenig an. Zudem ist es immer gut, wenn man zumindestens theoretisch weiß, wie man sich eigentlich verhalten sollte.

Gandalf

Hi,

in jedem Land erwartet man, das der Gastgeber sich um die Bedürfnisse der Gäste kümmert. Schließlich sind es ja keine Asylbewerber…

Nachäffen japanischer Verhaltensweisen erwartet keiner, das wirkt auch eher komisch.

Aber Respekt dem Gast/Geschäftspartner gegenüber schon. Und dazu gehört eben auch, dass man Dinge vermeidet, die den Gast mit grosser Wahrscheinlichkeit stören, auch wenn er ggf. darüber hinwegsieht, weil er eben in einem „unkultivierten Land“ zu Gast ist :wink:

A.

Hi!

warum eigentlich sich den Japanern anpassen, wo sie hierher zu
Besuch kommen? Im eigenen Land darf man doch ruhig auch zu
seinem eigenen Sittenkodex stehen (der im Übrigen so weit weg
gar nicht von den japanischen Umgangsformen ist).

Ich werde jetzt mal polemisch: in Deutschland wird jedem arbeitslosen Ostanatolier zugestanden, seine Kultur voll und ganz auszuleben und dabei noch Stütze zu kassieren. Eine deutsche „Leitkultur“ wird verteufelt, alles ausländische ist ja so multi-kulti und damit so viel besser.
Wer das anprangert, wird als engstirnig, reaktionär oder gar als Nazi beschimpft.
Nun fragt jemand, wie er sich Leuten gegenüber verhalten soll, die hier nicht zum Spaß herumgammeln, sondern ein Geschäft abschließen wollen, von welchem die Allgemeinheit über Steuerzahlungen profitieren wird, und es heisst sinngemäss: „sollen sich die doch uns anpassen“.
Ist das nicht etwas eigenartig?

Japaner sind
zudem überaus aufgeschlossene Menschen und erwarten sicher
nicht, dass man sich verbiegt.

In der Tat können v.a. ältere Japaner mit den europäischen und den amerikanischen Umgangsformen im Geschäftsleben oft wenig anfangen.
Es ist sinnvoll, hier in gewissem Maße auf den Gast einzugehen, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen oder ihn zu blamieren (falls er gewisse Dinge nicht kennt).
Als kulturell aufgeschlossen würde ich Japaner nur bedingt bezeichnen.
Was sie jedoch zweifellos tun: sie informieren sich so gut wie alle eingehend über ihr Gastland, bevor sie losfliegen.

Das allerwichtigste ist, höflich und respektvoll aufzutreten, auch wenn es in einer geschäftlichen Diskussion mal hitzig wird. Arroganz ist zu vermeiden. Gerade amerikanische Geschäftsleute müssen sich hier öfter mal zurücknehmen, denn die saloppe Art, ab und an Probleme zusammenzufassen und dann zu personalisieren („Hideuki, wir alle wissen doch, dass sich die Sachlage so und so verhält. Also müssen wir doch Entscheidung xy sehr schnell und in Richtung yz treffen. Das ist uns doch allen bewusst, oder?“), geht bei Japanern volles Rohr in die Hose.
Außerdem ist extreme Geduld gefragt. Manche Sachverhalte werden 2,3 oder auch 4 mal besprochen. Auch wenn man denkt, es ist doch schon alles klar.

anders wäre es, wenn Du nach
Japan gingest. Da empfiehlt es sich, sich den dortigen
Gebräuchen anzupassen.

Das sowieso.
Wobei das gar nicht so schwer ist. Die Leute sind freundlich, die paar wirklich wichtigen grundregeln kann man leicht lernen und man wird dann schnell feststellen, dass Japaner Leute sind, mit denen man sich verstehen kann.

Grüße,

Mathias

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Hallo Mathias,

ich habe durchaus geschäftlich mit Japanern zu tun, und zwar beileibe nicht nur mit Leuten unter 40. Selbstverständlich gebietet es die Höflichkeit einem Gastgeber immer, auf seine Gäste einzugehen, egal woher sie kommen. Aber wir müssen unsere eigenen Umgangsformen, so wir welche haben, doch nicht verleugnen. Allzu viel Kotau macht in jeder Hinsicht unglaubwürdig.
Im Übrigen finde ich sowohl den Begriff Leitkultur als auch die Gegenüberstellung mit Asylsuche und Nationalsozialismus in dieser Frage ein bisschen arg kräftig. Könnte es sein, dass Du versuchst, eine politische Ebene auf ein Gebiet zu führen, in dem persönliche Individualität und Humanität erfahrungsgemäß immer weiter bringt? Ich halte es durchaus mit Toleranz; aber ich erwarte sie auch von anderen.

Grüßle,

Susanne

Hallo Susanne,

ich habe durchaus geschäftlich mit Japanern zu tun, und zwar
beileibe nicht nur mit Leuten unter 40. Selbstverständlich
gebietet es die Höflichkeit einem Gastgeber immer, auf seine
Gäste einzugehen, egal woher sie kommen. Aber wir müssen
unsere eigenen Umgangsformen, so wir welche haben, doch nicht
verleugnen. Allzu viel Kotau macht in jeder Hinsicht
unglaubwürdig.

Das sehe ich ebenso.
Ich habe auch keineswegs die absolute Unterwerfung unter die Kultur der Gäste gepredigt, sondern meine, dass man ein paar einfache Rahemenregeln einhalten sollte.
Dasselbe erfährt man in Japan in umgekehrter Weise, auch hier versucht man üblicherweise, dem Gast vermeintliche Freuden wie Puffbesuche und allabendliche Karaokeorgien zu ersparen.

Im Übrigen finde ich sowohl den Begriff Leitkultur als auch
die Gegenüberstellung mit Asylsuche und Nationalsozialismus in
dieser Frage ein bisschen arg kräftig.

Das mag sein, ich sethe dazu.

Könnte es sein, dass Du
versuchst, eine politische Ebene auf ein Gebiet zu führen, in
dem persönliche Individualität und Humanität erfahrungsgemäß
immer weiter bringt?

Nein.

Ich halte es durchaus mit Toleranz; aber
ich erwarte sie auch von anderen.

Ich ebenso. Genau das ist der Punkt. Kompatibilität und Ausgeglichenheit der gegenseitigen Forderungen. In dieser Hinsicht komme ich mit Japanern besser zurecht…

Grüße,

Mathias

Hallo, noch zwei Links, auf die ich in der Archivsuche gestoßen bin:

http://www.ph-heidelberg.de/wp/krug/oton/oframeset.html

und noch ein bisschen http://www.japan-link.de/special/spe_03_14.shtml

Ich bilde mir ein, dass es sehr gut gelaufen ist, unter Berücksichtigung des Hinweises, dass man sich nicht durch das Lächlen täuschen lassen sollte. Aber sie waren sehr interessiert, haben viel Fragen gestellt, wir haben kurzfristig das Programm umgeworfen, damit die sich genau anschauen konnten, wie ich meine Messungen mache. Sie würden das selbst gern können.

Was mich gewundert hat, war, dass ich nicht als erstes die Visitenkarte von dem Oberhäuptling bekommen habe, sondern von Nummer 2. Außerdem war eine Frau dabei, die einen schwarzen Anzu trug. Und ich hatte gelesen, dass man reines Schwarz meiden sollte (wg. Beerdigung) und lieber dunkelblau oder grau tragen sollte.
Außerdem war da was, dass man Korrekturen wegen irgendwelcher negativer Konnotation nicht in rot verfassen sollte.

Und dann kam meine holländische Kollegin in rotem Minirock und schwarzem Pulli. Und kräftig Hände geschüttelt, hat sie auch; was ich eher als deplatziert und peinlich empfand.

Morgen hoffentlich mehr, jetzt muss ich schlafen gehen.

Hallo,

(hab ich von jemand gehört), wenn ich nicht, wie andere
Europäer, mal kräftig Hände schüttele.
Was meint ihr?

eine Ergänzung hätte ich noch, auch wenn es für den konkreten Anlaß ja schon etwas zu spät ist: Asiaten haben oft eine kleinere Intimzone als Europäer, d.h sie treten näher an ihr Gegenüber heran, als es hier üblich ist. Wer dann zurückweicht, um den üblichen Abstand einzuhalten, wirkt dann schon mal unsympatisch, zurückhalten oder gar abweisend. Da das ganze normalerweise unbewußt abläuft, ist da etwas Konzentration und Selbstbeherrschung erforderlich.

Gruß,
Christian

warum eigentlich sich den Japanern anpassen, wo sie hierher zu
Besuch kommen?

die antwort lautet wie auf fast alle fragen dieser welt: GELD. touristen und geschäftspartner bringen geld, also paßt man sich denen auch an. oder wie ist das in mallorca wo überall steht BIER UND CHNIZEL.

gruß
dataf0x

Hallo Susanne,

naja, ich will ja einen guten Eindruck machen (oder wollte, inzwischen waren sie ja schon da). Sie waren Gäste und ich wollte, dass sie sich wohl fühlen.
Und wenn ich weiß, dass es etwas gibt, wobei sie sich äußerst unwohl fühlen und was ich problemlos weglassen kann, warum sollte ich dann darauf bestehen?

Viele Grüße,
foo

Hallo Christian,

sie haben eine kleinere Intimzone? Das habe ich genau umgekehrt gelesen. Und bei dem Besuch ist mir auch kein ‚auf die Pelle rücken‘ aufgefallen.

Gruß,
foo