Jazz gesang

Liebe/-r Experte/-in,
ich studiere jetzt im 4. Semester Musik auf Lehramt und habe bis jetzt im Gesangsunterricht nur Opernarien und Kunstlieder gesungen - gerne würde ich nun in die Jazz/Pop-richtung gehen.
Wüssten Sie vielleicht ein gutes Sammelalbum oder ähnliches, mit dem ich arbeiten könnte?
Ich singe übrigens Sopran - also wäre es toll, wenn es dafür speziell etwas gäbe - ich habe schon in einem Notengeschäft nach Noten gesucht, aber die waren immer relativ tief…

Also vielen Dank für die Hilfe,
Susi

Hallo Susi,

ich kann Dir leider nicht mit Literatur weiterhelfen, bei mir war es immer so, dass ich mit meinem Lehrer bzw. meiner Lehrerin Jazzstandards gesungen habe und das anhand des Real Books. Wobei ich nicht wenig Sopranlage gefunden habe.

Einen Hinweis habe ich vielleicht noch: http://www.completevocalinstitute.com/
Schau Dich doch dort mal ein bisschen um, es gibt auch ein Forum http://forum.completevocalinstitute.com/

Viel Erfolg und weiter viel Spaß beim Singen!
Christine

Hallo Susi,
zunächst würde ich empfehlen, auch einen für Jazzgesang ausgebildeten Lehrer zu finden.
Noten findet man im Real-Book. Davon gibt es auch eine Fassung für Sänger, die die zugehörigen Texte beinhaltet. Allerdings ist die Musik nicht bis ins Detail notiert. Es gibt nur die Melodie und Akkordsymbole. Die Interpreten arrangieren ihre Musik selbst. Die Melodie ist in der Regel nur rudimentär notiert. Im Jazz singt jeder seine eigene Fassung des Stückes. Dabei ist es auch üblich, das Musikstück in eine passende Tonart zu transponieren. Aber im Realbook sind so viele Kompositionen gesammelt, dass sicherlich auch etwas in der Original-Tonart zu finden sein dürfte.

YOUTUBE bietet einige Videos, um einen Eindruck vom Jazzgesang zu bekommen. Hier empfehle ich an erster Stelle natürlich Ella Fitzgerald. Aber auch Sängerinnen wie Sara Vaughan oder Peggy Lee könnten einer Sopranistin Anregungen zum Swing geben. Aber auch Latin-Stücke laufen unter Jazz. Astrud Gilberto passt gut in dieses Genre. YOUTUBE bietet eine Menge an. Man muß sich durcharbeiten.

Wichtig finde ich, einen guten Lehrer zu finden. Jemanden, der dir etwas über Rhythmik beibringen kann, der den Unterschied zwischen binär und ternär vermitteln kann und was da beim Singen zu beachten ist. Auch die Stimme wird anders als in der Klassik benutzt. Aber das Wichtigste ist: Jazz ist eine lebendige Musik. Man macht sie mit anderen zusammen und inspiriert sich gegenseitig bei der Improvisation.
Es ist ein weitläufiges Terrain und man hat nicht weniger zu lernen als für die Klassik - eher noch mehr.

Zum Thema Pop gibt es viel zu hören, und Noten bekommt man auch im Internet. Da ist es wichtig, sich anfangs nicht mit zu schwierigen Stücken zu überfordern. Whitney Housten ist zum Beispiel technisch sehr gut, oder Celin Dion, wenn mans mag, aber auch sehr anspruchsvoll. Ich weiß nicht, wie weit du mit deine Stimme bist…

Es ist auf jeden Fall der richtige Weg, sich zunächst mit Jazzgesang zu beschäftigen. Das ist die beste Grundlage für den Pop oder auch Blues oder Rock und was da inzwischen noch alles entstanden ist.

Autumn Leaves ist ein gutes Stück, um mit Jazz anzufangen.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen,

Ulrike

Liebe Susi,
da bin ich leider überfragt. Aber soviel ich weiß, gibt es in Osnabrück eine (Fach)Hochschule für den Jazz/Pop/Musical Bereich, vielleicht können die weiterhelfen.
Hoffe, das hilft ein wenig weiter.
Viel Erfolg und Freude beim Singen.
Mit besten Grüßen
Dietmar

Liebe Susanne,

ich empfehle Dir „Jazz Standards“, ISBN 1859o9752-9
Das ist eine Sammlung von 10 Stücken mit Playback-CD.Summertime z.B. ist in A-Moll und für Sopran gut geignet. Der tiefste Ton ist e’, dem müßtest Du kriegen. Ich singe das Stück eine Oktave tiefer, weil ich Alt singe und niemals so hoch käme, wie es notiert ist.
Und ansonsten mußt Du eh transponieren. Muß jeder Sänger, erleichtert auch den Umgang mit der Stimme.
Wenn Du noch weitere Fragen hast, sag mir Bescheid.
Lieben Gruß von Josi

liebe susi,
leider kann ich da nicht weiterhelfen

alles gute und viel erfolg weiterhin
tp

Liebe Susanne!

Laaange Einleitung (nur der folgende Absatz) - kann auch übersprungen werden.

Ein Experte im streng fachlichen Sinn bin ich nicht, allerdings ein etwas sachkundiger Amateur. Meine Jazz-Kenntnisse sind noch eher bescheiden - eine satte dreistellige Anzahl an Stücken zu kennen und zumindest 50 (vielleicht an die 100?) mir nicht ganz unbekannte VokaluistInnen im Gedächtnis zu haben (aber meist nur mit wenigen individuellen Merkmalen und in meinem akustischen Gedächtnis haftenden Interpretations-Erinnerungen) sind noch kein profundes Fachwissen. Auch meine Vorgeschichte - kurze Zeit bei den Wiener Sängeknaben und Geigenunterricht ohne je zu üben statt des von mir zwecks Selbstbegleitung gewünschten Klavierunterrichts haben nur ein paar Informationen mehr als bei durchschnittlich interessierten SchülerInnen hinterlassen. Immerhin: mein absolutes Gehör ist halbwegs erhalten. Derzeit betätige ich mich (noch) hobbymäßig als beginnender Vokalist (siehe auch http://www.groops.at/user/joeditt)

Jetzt (Räusper) zur eigentlichen Antwort.

Wirklich Jazzkundige meinen, ein Soll sei ein Grundrepertoire von rund 100 Stücken aus dem vielzitierten American Songbook. Bei der Zusammenstellung gehen die Meinungen etwas auseinander - ich bin deshalb dafür, Unvermeidliches (weil allzu Bekanntes) einzubeziehen, darüber hinaus aber zum individuellen Zugang zu stehen.

Die Abdeckung der Bandbreite von zumindest den 20er-Jahren (oder sogar davor) bis - wieder mindestens - in die 60er-Jahre ergibt sich auch fast automatisch - bei jeder Art von Ansatz, Stil oder Geschmack: auch deshalb würde ich mir keine (äh, zusätzlichen) grauen Haare wachsen lassen.

Wichtig ist nebst ein paar Standards, die (angeblich) jedeR Jazzkundige kennt, dass die wichtigsten Komponist(Inn)en dabei sind (im Jazz ist der Anteil öffentlich wahrgenpmmener Text- und MelodieverfasserInnen leider noch niedriger als in unserer Männergesellschaft ohnehin). Also: Cole Porter, harold Arlen, … da - und nicht nur da- empfehlen sich ein paar Orientierungs-Klicks auf Wikipedia, etwa hier:

http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Jazz_composers
http://en.wikipedia.org/wiki/Great_American_Songbook

Lieber auf der englischsprachigen, die ist im Zweifelsfall vollständiger - die einzelnen Artikel können ja, soweit deutsche Versionen vorhanden, mit einem Klick in den Linken Rand auf „Deutsch“ im Bedarfsfall leichter lesbar gemacht werden.

Zur Interpretation neige ich zur trockensten möglichen Variante - andere mögen das anders sehen. Meinen Zugang halte ich zumindest für vorgegebene Stücke mit als (weitgehend) fix akzeptiertem Text für richtig: da ist Singen nicht Belcanto, sondern das Erzählen von Geschichten. Und wie im Schauspiel ergibt sich Ausdruck aus dem, was mensch dabei empfindet, soll heißen, aus den Gefühlen, die von der jeweiligen Geschichte ausgelöst werden, und NICHT durch irgendeine Gefühlspose, die man/frau hineinlegt. Das Ergebnis darf ruhig unterkült wirken, das ist immer besser, als unglaubhafte Überdramatisierung.

Meine Lieblingsstimmen sind daher: nebst dem weiblichen Jazzgesangs-Denkmal schlechthin - Ella Fitzgerald (die immer sowohl cool als auch unbeschwert swingend interpretiert hat, aber auch sagenhafte Scat-Einlagen geliefert hat) und Frank Sinatra (unbeschadet seiner abgründigen Persönlichkeit als lebenslanger Freund professioneller Massenmörder, und obwohl er eigentlich kein Jazz-Sänger war und auch fast nie gescattet hat). Aktuell sind bei mir ganz oben: Diana Krall und Jamie Cullum - ein paar Reihen dahinter u. a. der Michael Bublé. Außerdem hörenswert: einzelne Nummern von Sammy Davis Jr. (seine Best Of-Alben sind fast durchwegs empfehlenswert), und so einmalige InterpretInnen wie Anita O’Day oder die frühe(!) Della Reese (ein bisserl schräg und leicht affektiert, aber sehr witzig). Weiters die Jazz-nahen Nummern von Multitalent Caterina Valente und Sarah Vaughan. Speziell ist u. a. auch, hmmm, der Chet Baker - als Instrumentalist, aber auch als Vokalist: von dem kann sich selbst der Enrique Iglesias noch ein paar authentische Seufzer abkupfern (beim Baker war das leider sehr echt, bis zu seinem sehr frühen Tod).

Bei weiteren Beispielen müsste ich klarere einschränkende Definitionen mitliefern (mach ich aber, wenn gewüscht, sehr gern). Louis Armstrong etwa ist Mr. Jazz beim Trompetenspielen, als Sänger ist er teils Jazzer, teils … ja wie heißt das? Beim Sinatra schreiben KritikerInnen bei den meisten Nummern - auch wenn sie aus dem Jazz stammen - „pop tune“! Und angesichts der Sinatra-Mania so in den 40ern bis gegen 1950 (kreischende Teenies noch lange vor der Beatlemania) stimmts eigentlich auch in jeder Hinsicht. Und eben oft auch für den Louis. Auch die legendäre Billie Holiday (hat angeblich der Sinatra als leuchtendes Vorbild geschätzt, auch wenn er ganz anders klingt) hör ich mir eher selten an - da stimmt auch eher Lady sings the Blues; gehört zwar zur selben Musikfamilie, aber eben (nur) auch.

Am anderen Ende bin ich noch heikler: Smooth Jazz gibt es in zweierlei Form. Einerseits als sentimentalere klassische Jazzstücke, aber doch sehr authentisch interpretiert (ohne allzuviel weichspülende Geigen, Keyboardklänge oder dahinplummernde Gitarren) - das muss aber nicht als eigene Kategorie betrechtet werden. Andererseits - und meistens ist „Smooth Jazz“ eine falsche Behauptung, verwendet für alles nicht rockig Sanfte von den Pop-Ausflügen des Jazz-Bass-Meisters George Benson zuckerwärts (seine Stücke wie On Broadway sind ja noch Qualitätsmusik - die der Epigonen schon weniger), das wie klebriger Sirup per akustischer Beriselung in die Ohren unzähliger KaufhauskundInnen schleimt: dieses auditive Junk-Food hat mit Jazz absolut nichts zu tun.

Spannend - aber mir (noch?) fremd (wie in der so genannten Klasik leider mehr als die Hälfte nach Richard Strauss) - ist einerseits Bebop (gibts auch vokal, und da muss mensch eben wirklich scatten können und wollen) und andererseits Free Jazz. Ich versuch da manchmal ein bisserl was von Carla Bley oder Thelonious Monk zu hören - als Vokalistin vonn ein bisserl Pop über viel Jazz und Latin bis zu sehr viel Improvisation fällt mir die Flora Purim ein.

Ein bisserl heikel bin ich auch in der Mitte, also bei klassischen Standards. Da gibt es - besonders bei ausbildungsgeschädigten InterpretInnen - oft den Hang zu dem, was ich Kraftwadl-Swing nenne. Etwa die an sich sehr gute Wiener Combo Five in Love: eine Nummer von denen beginnt allen Ernstes mit „Hey, hey, hey, hey, …“ - das ist für mich nicht swingender Jazz, sondern halber Hillybilly hart an der Grenze zur Ballermann-Publikumsanimation. Auch Manhattan Transfer geraten mir manchmal etwas zu sehr in diesen Grenzbereich. Swing(ender Jazz) it eben nicht footstamping und handclapping (oder Armgefuchtel mit geballten Fäusten), sondern fingersnapping - auch ganz leises - und allenfalls toetapping. Wenn ich Hard Rock hören will (nicht Metal), hör ich Deep Purple oder Led Zeppelin - im Jazz aber muss auch Lautes mit entspannter Souveränität daherkommen, und zwischendurch muss immer Raum für dezent über Charleston Machine oder Snaredrum gleitende Schlagzeugbeserln sein, shhht-t-shhht-t-shhht-t. Die Kraft liegt in einzelnen Tönen, der Rest kommt dank Souveränität höchst leichtfüßig daher, das mit (erkennabrer) Anstrengung verbundene BAM BOOM BANG besorgt quasi auf diese dank Macht äußerst dezent angedeuteten Anweisungen hin die (Big) Band (die Maus würde sagen: liest sich komisch undemokratisch, ist aber so). Wird die Stimme lauter und kräftiger, dann nicht infolge Mitteilungswillens, sondern (nur) weil es sich so ergibt - und dann umso authentischer aufs Publikum überträgt.

Erst wenn das so unangestrengt wirkt wie Astrud Gilberto (heißer Tipp für Latin Jazz, natürlich auch Antonio Carlos Jobim, aber ebenso Tito Puente [Lieblingsband der Zeichentrick - Lisa Simpson]), sollte an das andere Ende gedacht werden, wo eine sehr kleine Person namens Shirely Bassey die meisten James Bond - Titel naturgewaltig donnernd in die Welt schmettert. (Atem- und stimmtechnisch hingegen muss, wie ich leidend weiss, umgekehrt zuerst Kraft trainiert werden, damit der Spielraum für Leises möglichst groß wird - aber das weiß eine klassisch ausgebildete Sängerin sicher noch besser.)

In diesem Sinn etwa kann ich mit Roger Cicero nur sehr wenig wenig anfangen. Und was Kritiker dazu bringt, Jan Delay, diesen stilfrei krafthopsenden (wenns wenigstens Punk wär) verhinderten Animateur aus vergangenen Club Med - Jahrzehten, mit Sinatra in Verbindung zu bringen, werd ich nie begreifen: das ist schlimmer als Walzer unter der Plastik-Zuckerschock-Fuchtel von Andre Rieu, wäh. (Außerdem versteh ich vom Delay noch weniger Silben als vom Grönemeyer in dessen nuschelndsten Jahren - gut ist an dem nur der Sound seiner Band, und die spielt weder Jazz noch Swing, sondern vielleicht sowas wie zeitgemäßen Mainstream Funk.)

So, ich komm offenbar schon ins Plaudern und vom eigentlichen Kern immer weiter weg - also mach ich vorerst Schluss.

Auf Verständnis-, Nach- und Zusatzfragen antworte ich aber immer gern.

LG,
Joe Dittrich
______

Leider sind mir ein paar Schnitzer beim Umformulieren (mindestens ein halbsatz hängt in der Luft) und einige Tippfehler passiert - bitte um Verzeihung.

Was ich der Vollständigkeit halber noch erwähnen wollte, auch wenn es den Rhmen der Frge sprengt:

  • Jazz-nahe Roma- und Sinti-Musik / Gypsy Jazz (Django Reinhard, Harry Stojka),
  • Klezmer (das weite Feld zwischen jüdischer Musik und Jazz)
  • vermutlich gibt es ähnliches mit arabischen bezügen, sicher mit türkischen, und natürlich
  • Acid Jazz (z.B. Saint Germain - mir manchmal ein bisserl zu nahe am wehmütig einschläfernden Ambient, aber ein zweifellos cooler Sound).

Einen hab ich noch. :wink:

Bei der Ulrike les ich Autumn Leaves als Tipp. Kann sein - ich hab damit Probleme gehabt (sind inzwischen überwunden). So wie es am Blatt steht, gerät es nämlich leicht (wenn auch legitim) zu einer melancholischen Pop-Nummer. Spannender wird es beim Ausprobieren verschiedener Varianten - also auch einer swingenden (da gibts eine besonders leichtfüßige, fast schon überheblich hingeworfene vom schon wieder unvermeidlichen Sinatra).

Ich sing derzeit u. a.:
the best is yet to come
(love is) the tender trap
don’t get around much anymore
I’m beginning to see the light
the lady is a tramp

Aber jetzt (vorerst) wirklich: baba, und

          • schnipp - - - -

Hallo Susi,

ich bin auch Sopran und kenne das Problem mit den Noten, denn die meisten Jazz-Sängerinnen singen in mittlerer bzw. tieferer Lage. Oder die Noten beziehen sich auf Männerstimmen und sind dann für uns zu hoch oder zu tief. Ich rate dir, die tieferen Bereiche deiner Stimme zu trainieren. Schließlich hat Jazz-Gesang andere Präferenzen als klassischer Gesang. Auch das Singen mit Micro begünstigt andere klangliche Möglichkeiten.

Außerdem würde ich mir unterschiedliche Sängerinnen anhören und mich nicht an wenigen bestimmten ausrichten, denn du solltest ja deine eigene Note finden und das wird dir auch gelingen, wenn du deinen eigenen Empfindungen Raum gibst.

Wenn du instrumentale Begleitung hast, werden die Musiker/Innen die Songs auf eine für dich bequeme Tonlage transponieren.

Leider kann ich dir nicht mehr dazu sagen. Ich persönlich habe früher aus „dem Bauch heraus“ gesungen. Erst seit einem Jahr nehme ich klassischen Gesangsunterricht. Der hilft mir bzgl. des Gesamtverständnisses und natürlich bzgl. der Atemtechnik, die ja für den Jazz-Gesang gleichermaßen Grundlage ist. - Habe Mut, deine eigenen Anlagen zu entwickeln und vertraue dabei auf die innere Weisheit deiner selbst. Dann wirst du sicher einen Gesangs-Stil entwickeln, der aufgrund seiner Authentizität deine Zuhörer überzeugen wird. Viel Glück!

Bromi

ZUR TONHÖHE

Ganz vergessen - aber wichtiger Teil der Frage.

Grundsätzlich: während klassische SängerInnen in
bestimmte Tonlagen vor-eingeteilt (weiters in der Praxis
nach ihrem Stimmumfang genauer eingeschätzt) werden und
danach etwa im Opernfach nur bestimmte Rollen erhalten,
gilt das sonst kaum. Aus praktischen Gründen: Partituren
transponieren und transponierte Fassungen wegen einer
Person, die eine nicht für die eigene Stimmlage
vorgesehene Rolle singen soll, bedeutet besonders großen
Aufwand und kann auch Missachtung der akustischen
Charakterisierung seitens der/des Komponistin bedeuten
(was Abweichungen nicht verbietet, aber erfordert, dass
sie deklariert werden und die Änderung plausibel ist).

Sonst gilt: Josi Rit hat Recht - Maßstab ist die Stimme
der/des Solo-Vokalistin/en.

Ich hatte mir früher auch gedacht: müsst ich ein
Geigenstück in einer anderen Tonart lernen, heißt das
Umgewöhnung der Linken Hand auf völlig andere Griff- und
Lagenfolgen, brrr. Bei Bands - von guten
HobbymusikerInnen bis zu Vollprofis - ist das, wie ich
mit Freude festgestellt habe, offenbar anders.
Transponierung gewünscht? Fast alle reagieren mit: ja,
gut, und wie hättst dus gern?

Andere Rahmenbedingungen? Auch kein Problem.

A) Live-Begleitung: bereitet eine Combo oder Bigband
zumindest einen Abend vor, sollten sie nicht auf die
Tonlage-Wünsche einer/s Vokalistin eingehen. Die meisten
tun es, weil sie lieber ein akustisches Vokal-
Schlagobershauberl auf ihrem Spiel wissen, das sich
appetitlich anhört, als jemanden, die/der manche Töne nur
mühevoll oder äußerst flach herausbringt. Zahlen sich
zumindest ein, zwei Probe-Sessions aus, tut es auch die
Arbeit des Transponierens. (Für meine Stimme allein
brauch ich das nicht - absolut ist mein Gehör - im
Bedarfsfall - aber Noten lese ich ja nicht angehörs der
jeweiligen Intervalle zum Kammerton A, sondern wegen der
(Dis-]Harmonien ergebenden Intervalle zwischen ihnen.
Muss ich vom 4. in den 5. Stock und liegt das Gebäude
nicht so hoch, dass die Luft spürbar dünn ist, ist mir ja
auch die Meereshöhe wurscht: es zählen das Intervall von
z. B. 24 oder 18 Stufen und im Detail deren - ebenfalls
relative - Höhen. Zu Singen habe ich nur (infolge
schwachen Gedächtnisses) den text vor mir, und für
allfällige Fragen steht links oben z. B. „B“ oder „Gis“ -
aus.

B) Überhaupt komplette Noten? Also: ich brauche sie nur
bei Stücken, die ich nicht kenne - und punktuell zur
Orientierung bei noch nicht im Gehör verankerten
Harmoniewechseln (bei The best is yet to come gibts ein
paar - aber da habt mir immer das Hören der wechselnden
Begleitharmonien gereicht, inzwischen orientiert sich
mein Pianist im Zweifelsfall an mir). Und er? Kämpft noch
mit dem Problem, dass gängige Noten für Kalvier OHNE
VokalistInn geschrieben sind, er also etwas umständlich
aus seinem Spiel die Singstimme ausblenden muss.
Inzwischen macht er es sich immer öfter einfacher: hat er
die Melodie im Ohr, schreibt er nur noch die Akkorde auf

  • wie das in praktisch allen Bereichen der E-Musik
    GitarristInnen tun. Mir würden angesichts der
    verschobenen Abfolge schwarzer und weißer Tasten die
    Grausbirnen aufsteigen - er tut sich leichter und spielt
    hörbar freier, was dem Klang ziemlich gut tut.

C) Doch Noten nötig - zum Mitlesen? Um selbst zu
begleiten? Dann hilft nur eines: von vornherein
transponieren und Singstimme weglassen, damit nicht
außerdem nachträglich umgeübt werden muss.

D) Nichts von alldem, sondern Arbeit mit (leider nicht so
zahlreichen) Karaoke-Playbacks?

Auch gut. MP3 oder (besser) WAV: gute Ausgangsbasis. CD:
mit CD-Ripper auf die Festplatte ziehen, als Dateiart wav
wählen (möglichst verlustfrei: soll ja noch bearbeitet
werden) - kann in manchen Fällen ein paar hundert MB
Platz brauchen. (ich verwend Express Rip, gibts gratis
auf www.nch.com.au unter http://www.nch.com.au/rip/ -
auch zu finden über www.chip.de). Dann mit einem guten
Sound-Editor öffnen (ich hatte WaveLab - auf der Sucha
nach aktueller Gratis-Software bin ich auf Audacity von
Sourceforge gestoßen: http://audacity.sourceforge.net/ -
da steht ausdrücklich u. a.: „Effekte: Ändern der Tonhöhe
ohne das Tempo zu ändern oder vice-versa“). Um das
gewünschte Intervall transponieren (ist vermutlich wie in
WaveLab in der Zahl an Halbtonschritten nach oben oder
unten anzugeben), größtmögliche Qualität einstellen
(heißt nichts anderes als verlustfrei), und Klick. Dann
speichern und ERST JETZT kleinere Dateigröße erreichen
(sollte spätere Nachbearbeitung nötig und nicht das
Neuladen vom Original besser sein, [auch] als - riesige -
WAV-Datei speichern): da empfehlen sich heute u. a. das
mp3- (mit 124b/sec für guten Klang, 192 für sehr guten
oder eben noch mehr), mp4- (mehr als 2 Spuren möglich)
und das ogg-Format. 124er-mp3-Dateien haben noch nicht
berauschende, aber immerhin radiogemäße Qualität (nicht-
digitales Radio ist wirklich nicht besser, den Ausgleich
besorgen Verstärker und Boxen) und haben etwa 1 MB pro
Laufminute, 190er sind, schätze ich, etwa 2-3x so groß.
Sollte aber im Zaitalter von GMX-Gratisaccounts mit 1 GB
(oder 2?) Speicherplatz sowie USB-Sticks keine Hürde
sein.

Also: Maßstab ist deine Stimme.

Richtig ist Bromis Empfehlung, vor allem die tiefen Lagen
zu üben. In Tateinheit mit Tendenz zu
stimmbänderschonender Gähnstellung hilft das, der
Sprechstimme singend nahe zu bleiben, um im Sinn von
Ulrikes Hinweis auf die Lebendigkeit des Jazz Geschichten
zu erzählen, die irgendwie zufällig auch noch mit
Melodien und den musiklandschaftweit einzigen wirklich
selbsttragenden Varianten von oft schwerelosen, meist die
geraden Schäge akzentuerenden Rhythmen verbunden sind
(Ausnahme: Blues). Mir etwa hilft das, Denn an sich ist
(war?) meine Stimme leise (einst schüchternes Kind,
jahrzehtelang nicht trainingsmäßig nachgebessert), wird
aber so ohne Anstrengung oder Belastung allmählich
lauter, und das auch schon unbeschwert zweistündige
Probesessions lang.

Besonders missverständlicher Fehler:

„A) Live-Begleitung: bereitet eine Combo oder Bigband
zumindest einen Abend vor, sollten sie nicht auf die
Tonlage-Wünsche einer/s Vokalistin eingehen.“

Selbstverständlich sollten sie darauf eingehen.

(Wieder einmal umformuliert und unpassend gewordenes -
hier: das „nicht“ - zu löschen vergessen, tststs.)

Eine gute Möglichkeit Jazz/Pop zu lernen, ist, in einem Jazz/Pop Chor mitzusingen.
Empfehlung: Jazz/Pop-Chorverband München
=> www.encore-musique.com
Dort werden gerade 2 neue Jazz/Pop Chorgruppen in Schwabing und Bogenhausen gestartet.
Viele Grüße
Jokas