Jemandem Freundschaft erklären

Ein guter Bekannter von mir hat sein Leben lang durch seinen Vater nur gelernt, von anderen Menschen zu profitieren, aber nie das System einer Gegenseitigen Freundschaft. Inzwischen ist er 20, die Ausgenutzten beginnen zu verstehen und immer mehr wenden sich gegen ihn.
Ich würde ihm gerne helfen, aber befürchte, dass er die Grundlagen wie Gegenseitigkeit bei Freunschaften, Miteinander oder Vertrauen nicht kennt. Vertrauen ist für ihn eher sowas wie „jemand anderem sich selbst bloßstellen“.
Wie kann man einem 20-jährigem solche Werte erklären? Oder ihm näherbringen? Demonstrieren?

Sorry, aber in der Situation war ich noch nicht. Ich wüsste nicht, wieso ich einem Menschen, der mich nur ausnutzen möchte (da er ja nicht weiß, was Freundschaft bedeutet) helfen sollte.

LG
Miuky

Guten Abend,

direkt zu Anfang: Ich halte diese Idee für aussichtslos. Veränderungen bei Menschen finden nur statt, wenn sie Leidensdruck haben, und so lange der Mensch nicht unter seiner Situation leidet, wird er gar kein Interesse haben.
Lassen Sie ihn auch Sie zukommen, wenn er Schwierigkeiten hat, und machen Sie dann praktische Vorschläge.
Ansonsten machen Sie sich nur selber das Leben schwer.

Grüße!

Sorry, da bin ich echt überfragt.

Intuitiv würde ich sagen wenn er es nicht erlebt, kann man ihm so ein Konzept auch nicht sinnvoll erklären - erleben kann er es aber nur wenn er sich auch darauf einlässt. Falls er das tut, kommt es auf Dauer vielleicht.
Mal einen Psychotherapeuten oder ähnliches zu fragen kann auch nicht schaden, wenn es so extrem ist wie du beschreibst, braucht er vielleicht in der Richtung Hilfe professionelle Hilfe.

Viel Erfolg!

Hallo,
dieses Problem kenne ich, meiner Erfahrung nach bringen Erklärungen recht wenig und ich denke, dass nicht alles auf den Vater zu schieben ist - manche Menschen sind einfach so und selten werden wir zu dem gemacht, was wir sind. Ich kann mir nur vorstellen, dass es in der Beziehung, im Miteinander möglich ist, Werte zu vermitteln. Tun ist immer effektiver als Reden.
Grüße
Maike

Hi fragenstellerhexe,

>

Ich schlage vor, dass Du es genauso tust, wie in Deiner Frage bereits umschrieben. Erzähle ihm von Freundschaft und entgegne seinen Einlassungen:
Ein wesentlicher Teil von Freundschaft ist tatsächlich Vertrauen; und dem Vertrauten gegenüber bin ich auch bereit, mich bloßzustellen. Er (oder sie) ist nämlich umgekehrt genauso bereit, sich vor mir bloßzustellen.
Vertrauen ist ein Sich-Einlassen-auf-den-anderen OHNE Argumente, weil man sich der wohlwollenden hilfsbereiten (eben freundschaftlichen) Einstellung des anderen sicher ist - und dem anderen geht es genauso.
Das schweißt zusammen; deshalb ist Freundschft auch Festigkeit. Zwei stehen zusammen. Das macht übrigens stärker.
Freundschaft ist auch Liebe ohne Sex. Freundschaft ist dann sehr ähnlich wie Geschwisterliebe (falls die Geschwister miteinander gut zurecht kommen).
Auch Dein Bekannter will sich mitteilen. Freundschaft ist die Bereitschaft zuzuhören, auch wenn’s nervtötend ist - und zu helfen, auch wenn der Fehler schon öfter passiert ist (man verzeiht dem jeweils anderen öfter seine Fehler und ist geduldiger, weil man freundschaftlich miteinander ist).
In jedem Fall ist Freundschaft eine Beziehung, d. h. nichts, was nur von einem ausgeht, sondern immer in mindestens zwei Richtungen (bei zwei Personen) erfolgt.
Man hat durchaus (moralische) Freundes-Rechte und ebenso Freundes-Pflichten.
Nichts ist ohne Risiko. Das gilt auch für Freundschaft. Sie kann enttäuscht werden. Die beschriebenen Vorteile sind aber so massiv, dass sie das Risiko wert sind.
Vielleicht findest Du hier noch was Brauchbares:
http://de.wikipedia.org/wiki/Freundschaft

Bei Fragen fragen.
Sag’ mir, wie er reagiert hat.

Thomas Gestrich

Hallo, da bin ich aber total überfragt. Ich glaube, dass Worte von ihm abprallen. Nur schmerzliche Eigenerfahrung dürften (eventuell) eine Änderung herbeiführen. Viel Glück bei der in meinen Augen kaum lösbaren Aufgabe. Gruß UBU

Hallo!

zunächst wäre mal interessant, was für Dich die Freundschaft zu dem beschriebenen jungen Mann bedeutet.
Du willst ihm helfen, weil er sich aus Deiner Sicht falsch verhält. Das würde aber voraussetzen, dass Dein Wertemaßstab verbindlich ist.

Wenn sich Dein Freund „unausgleichend“ verhält, dann wird seine Umgebung entsprechend reagieren. Das hast Du ja bereits angedeutet. Das ist dann seine Chance zu erkennen, dass er vielleicht nicht den richtigen Weg geht. Aber dafür sind auch seine Maßstäbe anzusetzen. Was bedeutet ihm Freundschaft?!

Ich glaube nicht, dass man derartige idellen Werte in diesem Fall durch Worte erklären kann oder sollte. Wenn Freundschaft ein allgemeingültiger ideller Wert für den Menschen darstellt, und wenn ein einzelner diesen Wert verletzt, dann muss er das selbst erkennen. Er braucht die Erkenntnis darüber. Die kann man, wenn sie denn wirklich wertvoll und nachhaltig sein soll, nur erfahren, nicht erklären.

Genauso wenig lässt sich eine Freundschaft erklären. Alles Reden ist nichts Wert, wenn man sich im entscheidenden Moment falsch verhält. Das Handeln zählt. Manchmal kann es für eine Freundschaft besser sein, sich (vielleicht vorübergehend) abzuwenden. Manchmal, sich rechtzeitig zuzuwenden. Manchmal auch zur Freundschaft bereit zu sein, auch wenn man sich abgewendet hat…

Ist aber alles meine subjektive Meinung.

Viele Grüße

Christian

sein Leben lang
gelernt, von anderen Menschen zu profitieren, aber
nie das System einer Gegenseitigen Freundschaft.
er 20, die Ausgenutzten beginnen zu verstehen
Ich würde ihm gerne helfen, aber
Vertrauen ist für ihn eher sowas
wie „jemand anderem sich selbst bloßstellen“.

Nun,ich spekuliere mal:
1.Er ist das letztgeborene Kind in der Geschwisterfolge.Sie sind evtl. die Aelteste in ihrer Geschwisterreihe
2.Es handelt sich um ihren Freund
„Vertrauen“ ist gewiss wie eine zarte Pflanze. Wenn man aus Versehen drauftritt, faengt man muehsam bei null wieder an. Man kann selbst einen Bonus an Vertrauen gewaehren, mit dem Hinweis, dass es eine Selbstoffenbarung ist, die auch geeignet ist, zu verletzen. (also selbst nicht gleich Vollgas geben, und sofort alles von sich preisgeben)
Wenn jemand gewohnt ist, seine wuensche mittels anderer zu erreichen, wird er immer besser lernen, schnell die „richtigen“,„geeigneten“ Opfer zu finden.
Er kann nur lernen, wenn er selbst fuer etwas(oder Jemand) kaempfen muss.
Viel Glueck
(und versuchen sie nicht, die Welt zu retten)

Zu aller Erst:

Als ich ihn kennen lernte, entwickelte sich ziemlich schnell was, was freundschaftsähnlich war, aber das Vertrauen fehlte, bzw. so eine Art „Unbedingtheit“. Damit sollte man es natürlich nicht übertreiben, aber prinzipiell meine ich damit, dass man leichte Fehler des anderen hinnimmt, ohne zu korrigieren. Oder, was für mich bei Freundschaft wichtig ist, ist Ehrlichkeit. Also wenn ich jemanden frage, ob er/sie am Wochenende Zeit hat, dann möchte ich kein „muss mal schauen“ hören, wenn derjenige schon weiß, dass er eigentlich keine Lust hat, sondern das Vorgeschlagene an letzter Stelle steht.
Und während er dies am Anfang nur bedingt zeigt (oder ich es nicht merkte), kam es später immer wieder vor, bis sein bester Freund eines Tages meinte, ich solle mir nix draus machen, das wäre oft so: Wenn er merken würde, dass er aus einer Freundschaft keinen „Profit“ schlagen kann (so wie ein Kampfpartner oder jmd zum Uni-Lernen), dann tut er zwar weiterhin nett, schottet sich aber innerlich ab. Und genau so war es auch.

Das man Freundschaft in Worten nicht erklären oder beibringen kann, weiß ich. Ich wüsste nicht, wie es funktionieren soll. Aber die Frage ist eben, ob es durch Taten geht, aber alle Antworten bisher bestätigen mich in der Annahme, dass es ein schweres bis unmachbares Unternehmen sein dürfte, solange er noch Scheinrückhalt hat.

Zu 1) Nein, er ist der Erstgeborene von 3 Geschwistern und zumindest zu seinem kleinen Bruder auch echt nett, bei der Schwester weiß ich es nicht. Ich bin die Ältere, ja.

Zu 2) Nein, er ist nicht mein Freund. Und es gibt auch weder von meiner noch von seiner Seite die Absicht das zu ändern.

Vielen Dank für alle bisherigen Tipps (und nein, ich werde nicht die Welt retten^^)

Danke fuer den kommentar. das klingt schluessig und nachvollziehbar. Letztendlich bleibt die tierart mensch wohl am unberechenbarsten.

Als ich ihn kennen lernte, entwickelte sich ziemlich schnell
was, was freundschaftsähnlich war, aber das Vertrauen fehlte,
bzw. so eine Art „Unbedingtheit“. Damit sollte man es
natürlich nicht übertreiben, aber prinzipiell meine ich damit,
dass man leichte Fehler des anderen hinnimmt, ohne zu
korrigieren. Oder, was für mich bei Freundschaft wichtig ist,
ist Ehrlichkeit. Also wenn ich jemanden frage, ob er/sie am
Wochenende Zeit hat, dann möchte ich kein „muss mal schauen“
hören, wenn derjenige schon weiß, dass er eigentlich keine
Lust hat, sondern das Vorgeschlagene an letzter Stelle steht.
Und während er dies am Anfang nur bedingt zeigt (oder ich es
nicht merkte), kam es später immer wieder vor, bis sein bester
Freund eines Tages meinte, ich solle mir nix draus machen, das
wäre oft so: Wenn er merken würde, dass er aus einer
Freundschaft keinen „Profit“ schlagen kann (so wie ein
Kampfpartner oder jmd zum Uni-Lernen), dann tut er zwar
weiterhin nett, schottet sich aber innerlich ab. Und genau so
war es auch.

Das man Freundschaft in Worten nicht erklären oder beibringen
kann, weiß ich. Ich wüsste nicht, wie es funktionieren soll.
Aber die Frage ist eben, ob es durch Taten geht, aber alle
Antworten bisher bestätigen mich in der Annahme, dass es ein
schweres bis unmachbares Unternehmen sein dürfte, solange er
noch Scheinrückhalt hat.

Zu 1) Nein, er ist der Erstgeborene von 3 Geschwistern und
zumindest zu seinem kleinen Bruder auch echt nett, bei der
Schwester weiß ich es nicht. Ich bin die Ältere, ja.

Zu 2) Nein, er ist nicht mein Freund. Und es gibt auch weder
von meiner noch von seiner Seite die Absicht das zu ändern.

Vielen Dank für alle bisherigen Tipps (und nein, ich werde
nicht die Welt retten^^)

Tut mir Leid aber ich kann dir nicht weiterhelfen.

MfG

Erklären geht nicht, nur zeigen: mit viel Geduld un MItgefühl (nicht mItleid!!!) vorleben.