Hallo Guvo,
in der Bergpredigt - und daran anknüpfend mir - geht es um Feindesliebe.
Hier finde ich die Gleichsetzung von Liebe und Toleranz völlig unangemessen aber vielleicht besetzt du die Begriffe auch einfach anders als ich, dann haben wir allerdings ein gravierendes Kommunikationsproblem.
Gewaltlosigkeit wird zur Gewalt.
Der das in dieser unreflektierten Form so sagt, bist einzig
Du, Werner.
Es kann ja sein, dass ich dich missverstanden habe, dann darfst du mich gerne korrigieren. Offensichtlich ist dies aber nicht meine Aussage, sondern ich formuliere die Konsequenz die ich in deinem Ansatz gesehen habe.
Indem ich dem Feind friedfertig begegne und ihn damit in
seinen Erwartungen auf Gegenwehr und einen befriedigenden Sieg
frustriere mache ich mich auf perfide Weise am Aggressor
schuldig.
Du subjektivierst [gängiger Einstieg, um andere Meinungen von
vorn herein abzuwerten] anstatt zu objektivieren.
Dir gefällt also meine Rhetorik nicht. Ich bin der Meinung, dass in ethischen Fragen der entscheidende Test immer die Subjektivierung ist. Im Abstrakten, lässt sich wunderbar konstruieren. Aber mal abgesehen von solchen Stilfragen, was hast du dazu inhaltlich zu sagen?
Du bezeichnest Gewaltlosigkeit im jesuanischen Sinne als Intoleranz und Lieblosikeit, weil damit
… jede Art verbindlichen Umgangs unterlaufen …
wird.
Wie soll man das nun verstehen? Was ist die verbindliche Reaktion auf eine Tätlichkeit? Körperliche Gegenwehr? Was ist die verbindliche Reaktion auf eine Nötigung? Protest oder sogar auch körperliche Gewalt?
Wenn es Intoleranz ist, auf einen Angriff nicht mit Gegenwehr zu reagieren (wie Jesus fordert), habe ich dich dann missverstanden, dass nur Gegenwehr ein Zeichen von Respekt ist?
Das würde dann bedeuten, dass wenn jemand zuschlägt, man gefälligst zurückzuschlagen hat, sonst ist man intolerant!?
Eine andere Konsepuenz deiner Aussagen will mir nicht einfallen und diese scheint mir absurd.
Dabei stellt sich die von Dir eingestreute Schuldfrage gar nicht.
Wenn du das Hinhalten der anderen Wange als höchsten Akt der Intoleranz bezeichnest, dann ist das m. E. eine sehr deutliche Abwertung dieses bewussten Verhaltens und damit doch eine Schuldzuweisung.
Zudem lenkt die stupide Feindfloskel von ´Standardsitutionen´ nur ab.
Damit unterstellst du aber, dass alle an deine „stupide Feindfloskel“ denken. Und wenn du den Feindesbegriff auch auf alltägliche Auseinandersetzungen wie zwischen Kindern und Eltern anwenden willst, dann ist das zunächst dein Problem aber m. E. nicht das Anliegen dieses Textes.
Höchstens in dem Sinne, dass auch aus solchen Konflikten Feindschaft erwachsen kann und darum auch in alltäglichen Situationen ein liebevolles, Frieden stiftendes Verhalten notwendig ist. Das steht in der Bergpredigt an anderer Stelle.
Wieviel ´Feinde´ siehst Du dir gegenüber stehen?
Ich denke im Moment habe ich gar keinen Feind. In so manchem Streit wurden aber selbst mir liebe Menschen vorübergehend zum Feind, weil ich in eine Eskalation „verbindlicher Reaktionen“ geriet.
Sollte uns nicht interessieren, wie man am besten vor der eigenen Tür
kehrt?.
Da stimme ich dir vollkommen zu, nur ging es hier um Feindesliebe und nicht um was anderes. Ich denke es wäre eine völlige Überinterpretation dieses Textes, das man in jeder Diskussion oder Auseinandersetzung in einer Sache zurückzuweichen hätte.
Also: Ehe, Familie, Gesellschaft, Marktwirtschaft, Schulbetrieb etc.
Wie ich oben schon sagte muss man das Feindesliebegebot nach „vorne“ verlängern indem man Feindschaft von vorn herein gar nicht entstehen lässt. Da sind die von dir angeführten Prinzipien eines respektvollen Umgangs natürlich wichtig. Aber hier habe ich einen bestimmten Text zitiert, der eine andere Aussage hat. Wenn du über etwas anderes Reden willst ist dir das unbenommen, über Missverständnisse solltest du dich dann aber nicht wundern.
Da muss man erst mal drauf kommen.
Daneben ist auch vorbei.
Das richtet sich dann wohl vor allem an Dich.
Allerdings will ich das nicht weiter durchdenken. Schon in der
ersten Annäherung scheinen mir die Konsequenzen recht
unappetitlich.
Weder ´Grund´ noch ´Anlass´, so abschätzig zu werden.
Ich dachte du wolltest etwas zum Feindesliebegebot sagen, und wenn ich deine Äußerungen darauf beziehe, dann finde ich die Konsequenzen deines Ansatzes tatsächlich absurd.
Das steht eigentlich nur einem Richter zu.
Das ist nun vollständig unsinnig. Hier geht es nicht um juristische Urteile und darum ist hier ein Richter überhaupt nicht von Belang.
Gruß
Werner