Am dritten Tag nach der Geburt des Herrn verließ Maria die Höhle und ging in einen Stall. Sie legte den Knaben in eine Krippe; Ochs und Esel huldigten ihm. Da ging in Erfüllung, was der Prophet Jesaja gesagt hatte (Jes 1,3):
„Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“
Die Tiere nahmen ihn in ihre Mitte und huldigten ihm ohne Unterlaß. So erfüllte sich der Ausspruch des Propheten Habakuk (Hab 3,2 = Sonderlesart LXX):
„In der Mitte zwischen zwei Tieren wirst du bekannt werden.“
[Pseudo-Matthäusevangelium, Kap. 14; Übersetzung & Textquelle; ca. 6. Jh.]
Auch in den kanonischen Evangelien (z.B. Mt 1,22; 2,5; 2,15; 2,17; 2,23 usw.) deutet vieles darauf hin, dass die Person Jesus, wie sie dort beschrieben wird, nicht real sein kann, zu bestimmten Zwecken jeweils nur so konstruiert wurde, zudem an diesen Ausschmückungen Leute beteiligt waren, die von den biblischen Schriften - vielleicht (!) mit Ausnahme von ein paar zweifelhaften Satzfetzen - keinen blassen Schimmer hatten; nach dem irren Verweis auf Ri 13,5.7 (Simson / Dan = Jesus / Juda, Nasiräer = Nazarener) wäre es nicht verwunderlich, wenn es den Ort „Nazaret in Galiläa“ z.Z. der/s Hauptdarsteller/s der Geschichten tatsächlich nicht gegeben hätte … eine einsame, demzufolge wohl auch nicht grundlos mittellose Holzkunstwerkstatt, weitab mitten in der Pampa?
Ob es um die fragliche Zeit einen wirklichen Menschen namens „Jesus“ (nicht: „Immanuel“!) gegeben hatte, der am ? wegen ? von ? durch ? hingerichtet (?) worden war, bliebe offen, wäre bei meiner Frage auch ohne Belang:
Allein in dem als „Das Neue Testament“ bezeichneten Teil der Bibel gäbe es drei Parteien, die sich für ihr jeweiliges Konstrukt auf einen/diesen „Jesus“ bezögen, chronologisch zuerst Paulus mit seinem vollkommen abwegigen Märchen über Erbsünde und Loskaufopfer, dann das den synoptischen Evangelien zugrundeliegende Werk eines unbekannten Autors über einen König von Israel, dieses nach meinem Kenntnisstand „wasserdicht“ verfasst, und zuletzt die phantastische Vorstellung eines Johannes von einem einzigartigen, angeblich vom Gott der Juden mit einem (bereits) verlobten und (noch) jungfräulichen Mädchen nach griechischer Art gezeugten Halbgott …
Welche/wessen „Bibel“ und welchen/wessen „Talmud“ @aiwendil wohl gemeint hatte?
Die eine Hälfte des im (unzensierten) regulären Talmud geschilderten Vorwurfs gegen ישו wäre „Zauberei“, die andere Hälfte „Verführung zum Götzendienst“.
Der Vorwurf der „Zauberei“ wurde von verschiedenen Leuten bereits aus den kanonischen Texten „herausgearbeitet“, z.B. → hier (wäre allein für sich aber nicht grundsätzlich verboten oder gar strafbar, auch nicht mit der Hilfe von Dämonen oder Geistern), der Vorwurf der „Verführung zum Götzendienst“ wird (fälschlich, mit Verweis auf ein dubioses „väterliches Gesetz“) nur in den apokryphen Pilatus-Akten behauptet:
Um eine Ratssitzung abzuhalten kamen nämlich die Hohenpriester und Schriftgelehrten Annas und Kaiphas, Semes, Dathaes und Gamaliel, Judas, Levi und Nephthalim, Alexander und Jairus und die übrigen Juden zu Pilatus, um Jesus wegen vieler Vergehen anzuklagen, und sie sagten: „Wir wissen, daß dieser der Sohn des Zimmermanns Joseph ist, von Maria geboren; trotzdem behauptet er, er sei Sohn Gottes und König. Aber er schändet auch den Sabbat, und er will unser väterliches Gesetz abschaffen.“
Pilatus entgegnet: „Was ist es denn, was er tut, daß er es abschaffen will?“
Darauf sagen die Juden: „Wir haben ein Gesetz, daß man am Sabbat keinen heilen darf. Dieser aber hat Lahme und Bucklige, Verdorrte und Blinde und Paralytiker, Taubstumme und Besessene geheilt, und zwar am Sabbat mit üblen Handlungen.“
Pilatus fragt sie: „Mit welchen üblen Handlungen?“
Sie entgegneten ihm: „Ein Magier ist er und mit Beelzebul, dem Herrscher der Dämonen, treibt er die Dämonen aus, und alles ist ihm untertan.“
[Nikodemusevangelium, Kap. 1; Übersetzung & Textquelle; ca. 4. Jh.]