Jnana Yoga und die karmische Wirkung

Hallo zusammen,

ich verstehe den Wiki-Eintrag Moksha (http://de.wikipedia.org/wiki/Moksha) nicht. Dort heißt es:"Der Weg des Jnana Yoga geht von der Erlösung durch das Streben nach wahrem Wissen und Erkenntnis aus. Nach Meinung der Vertreter dieses Weges gilt das unerbittliche Gesetz des Karma, wonach der Mensch ausschließlich selbst für seine Erlösung verantwortlich ist. "

Es gibt also karmische Wirkungen, die aber meines Wissens den Lauf des Lebens bestimmen. In wie fern kann dann der Mensch für seine Erlösung selbst verantwortlich sein?

Gruß

Hi.

In wie fern kann dann der Mensch
für seine Erlösung selbst verantwortlich sein?

So fern wie er daran glaubt.

Gruß

Balázs

Hallo,

Es gibt also karmische Wirkungen, die aber meines Wissens den
Lauf des Lebens bestimmen. In wie fern kann dann der Mensch
für seine Erlösung selbst verantwortlich sein?

Karma bezeichnet die Kausalität des weltlichen Lebens.
Alles hat seine Ursache. Manche Ursachen - wie z.B. „böse“ Gedanken - sind unscheinbar und banal - ihre Folgen können aber verheerende Wirkungen der Lebenssituation verursachen.
Die Wirkungen können sehr viel später eintreten - z.B. in einem späteren Leben, so dass der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht mehr erkannt wird.

Der Mensch als geistiges Wesen steht nun eigentlich über diesen weltlichen Dingen - auch über der Kausalität und dem Karma. Er ist allerdings so tief in der Welt verstrickt, das er das nicht mehr weiß und nicht mehr erkennt.

Was für ihn aber eigentlich immer möglich ist, ist eine adäquate Verhaltens-Entscheidung in einer bestimmten Situation.

Insofern kann er zumindest sein zukünftiges Karma, also seine Zukunft beeinflussen.

Großes Ziel ist allerdings das „wahre Wissen“ zu erlangen.
D.h. die zweifelsfreie Gewißheit, das er ein geistiges Wesen ist. In dem Augenblick hört die weltliche Verstrickung auf und er erkennt sich als über Welt und Karma stehend.

So ist in Kürze die (östliche) Ansicht über das Karma.

Allerdings führt sie oft zu der einfachen Zusammenfassung:
„Dir geht es schlecht? - Selbst Schuld“ :o)

Und sollte deshalb recht kritisch beurteilt werden.

Grüße
K.

Hallo Klaus,

So ist in Kürze die (östliche) Ansicht über das Karma.

so ist vor allem Deine Ansicht über Karma. Die Ansicht über Karma - sei sie nun westlich oder östlich - gibt es ebenso wenig wie es ’ die (westliche) Ansicht über Willensfreiheit’ gibt. Es gibt alleine in Indien zumindest drei große, durchaus unterschiedliche und dabei in sich sehr komplexe begriffsgeschichtliche Traditionen des Karmabegriffs - die buddhistische, hinduistische und jainistische.

Die Ausgangsfrage bezieht sich auf eine hinduistische Tradition, speziell eine im Advaita Vedanta anzusiedelnde. Nun habe ich zwar (in Übersetzungen) außer den Samhitas (mit Ausnahme des Samaveda) zumindest die wichtigsten Upanishaden und Aranyakas, die Bhagavad-Gita, Patanjalis Yogasutra und Shankaras Viveka Chudamani gelesen, allein für eine zuverlässige Darstellung eines so komplexen Themas, wie es das Verhältnis des Karmabegriffs im Advaita Vedanta zur Willensfreiheit ist, fühle ich mich nicht hinreichend kompetent. Man sollte seine Grenzen kennen und anerkennen.

Ansonsten - auch wenn es bei dieser Frage, wie schon angemerkt, offtopic ist - möchte ich auf eine sehr schöne Darstellung des buddhistischen Karmabegriffs gemäß der Theravada-Schule (wie gesagt sind die drei oben erwähnten begriffsgeschichtlichen Traditionen sehr komplex) verweisen: http://www.payer.de/einzel/karma.htm. Auch wenn dieser Karmabegriff zur Beantwortung der Ausgangsfrage nichts beiträgt.

Freundliche Grüße,
Ralf

Vielen Dank für Eure Antworten!
…auch wenn die Ausgangsfrage nicht ganz eindeutig beantwortet ist.

Hallo,

… zumindest die wichtigsten Upanishaden
und Aranyakas, die Bhagavad-Gita, Patanjalis Yogasutra und
Shankaras Viveka Chudamani gelesen, allein für eine
zuverlässige Darstellung eines so komplexen Themas, wie es das
Verhältnis des Karmabegriffs im Advaita Vedanta zur
Willensfreiheit ist, fühle ich mich nicht hinreichend
kompetent. Man sollte seine Grenzen kennen und anerkennen.

Wenn Dich jemand fragt was eine Kuh sei, denkst Du dann auch an alle Rinderarten von Asien bis Afrika um zum Schluss zu kommen das die „richtige“ Antwort viel zu komplex sei als das Du Dich traust sie mitzuteilen?

… Auch wenn dieser
Karmabegriff zur Beantwortung der Ausgangsfrage nichts
beiträgt.

… um dann aber doch noch einen schönen Verweis auf Schafe zu bringen. :o)

Wenn Du, wie Du oben schreibst, so viel darüber gelesen hast, dann wirst Du doch irgenwie in der Lage sein den Karma-Begriff mit eigenen Worten zu erklären.
Oder gibt es Deiner Meinung nach keinerlei Gemeinsamkeiten über den Begriff in den verschiedenen Schulen?

Kritik ist immer leicht - und ich wollte keine wiss. Abhandlung über Karma posten.

Grüße
K.

Hallo,

Wenn Dich jemand fragt was eine Kuh sei,

wie ich schon schrieb, sollte man seine Grenzen kennen. Der erste Schritt dazu ist es, zwischen trivialen und komplexen Fragen zu unterscheiden. Der zweite, zwischen Wissen und Vermuten. Falsche Analogien und hinkende Beispiele sind dabei eher kontraproduktiv.

… um dann aber doch noch einen schönen Verweis auf Schafe zu
bringen. :o)

… der zumindest deutlich machen dürfte, wie zuverlässig Deine Darstellung der „östlichen Ansicht über das Karma“ ist. Der Verweis war ja auch nicht für den Fragesteller gedacht, sondern vor allem für Dich, als Gelegenheit zur Erweiterung des Horizontes. Bitteschön, gern geschehen.

Wenn Du, wie Du oben schreibst, so viel darüber gelesen hast,
dann wirst Du doch irgenwie in der Lage sein den Karma-Begriff
mit eigenen Worten zu erklären.

Ich bin durchaus in der Lage, den buddhistischen Karmabegriff zu erläutern und habe dies hier auch schon wiederholt getan. Jemandem, dessen Frage sich auf den Karmabegriff im Advaita Vedanta bezieht, nützt das herzlich wenig. Ich kann Dir auch den Begriff der Willensfreiheit bei Schopenhauer erläutern. Wenn es dir aber um die Position von - sagen wir mal - John Locke geht, wäre das bestenfalls nutzlos, wahrscheinlich aber eher irreführend. Wie auch immer - in beiden Fällen kann ich nicht redlicherweise in Anspruch nehmen, den Karmabegriff oder den Begriff der Willensfreiheit darzustellen. Das wäre intellektuelle Hochstapelei.

Oder gibt es Deiner Meinung nach keinerlei Gemeinsamkeiten
über den Begriff in den verschiedenen Schulen?

Über die grobe Definition, dass es dabei um durch menschliches Handeln ausgelöste Kausalität geht, hinaus? Nein.

Kritik ist immer leicht - und ich wollte keine wiss.
Abhandlung über Karma posten.

Hat auch niemand erwartet. Nur eine sachlich fundierte Antwort.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

Oder gibt es Deiner Meinung nach keinerlei Gemeinsamkeiten
über den Begriff in den verschiedenen Schulen?

Über die grobe Definition, dass es dabei um durch menschliches
Handeln ausgelöste Kausalität geht, hinaus? Nein.

Wie sieht es mit der willentlichen Beeinflussung des Karmas aus - z.B. durch „gute Taten“ oder „Zeremonien“ (im weitesten Sinne)?

Was ist mit der Möglichkeit zur Überwindung oder Ausbruch aus dem Kreislauf des Karmas?

Sind das keine weiteren Gemeinsamkeiten?

Grüße
K.