Jobwechsel - neuer Job ist zugesichert, alter Chef will mich überreden zu bleiben - was tun? Achtung, sehr lang

Hallo ihr Lieben!

Ich würde gerne eure Meinung zu dieser Angelegenheit hören, da ich gerade absolut unschlüssig bin…

Seit 2 1/2 Jahren arbeite ich nun in dieser Firma im Büro. Es ist ein kleines Familienunternehmen, mit mir in der Verwaltung sind nur der Chef und die Chefin.
Grundsätzlich gefällt es mir sehr gut hier, ich versteh mich mit allen Kollegen und auch mit den Chefs super gut. Das Klima ist sehr familiär.
Allerdings ist es so, dass seit 2 Jahren Umstrukturierungen in der Firma vorgenommen werden. Es wird vom Ablauf her alles irgendwie immer chaotischer, dazu kommt, dass die Arbeit sich fast verdoppelt hat, wir aber nicht mehr Personal bekommen haben (und das wird sich auch nicht ändern).
Daher ist es ziemlich stressig, es wird viel Einsatz verlangt - auch teilweise in der Freizeit (WE, abends, selbst im Krankenstand muss ich tw. von zu Hause aus arbeiten).
Meiner Meinung nach bekomme ich für das, was ich leisten muss, zu wenig Geld.

Nun haben sich mein Lebensgefährte und ich letztes Jahr ein Haus gekauft und nun habe ich 35 km Fahrtweg zur Arbeit (einfache Strecke). Ich fahre pro Strecke 45 min.
Das ist nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld was auf der Strecke bleibt.

Anfangs dachte ich noch, es wäre nicht so tragisch. Doch mittlerweile merke ich immer mehr, wie sehr das doch belastet und dass einem die Zeit doch bei anderen Dingen fehlt.
Ich bin manchmal nach der Arbeit so geschafft (wegen dem ganzen Stress und dann noch die Fahrerei), dass ich gar nichts mehr auf die Reihe bringe. Putzen, Kochen, Haushalt, Garten - es bleibt alles auf der Strecke. Von Hobbys ganz zu schweigen.

Nun habe ich mich also umgeschaut, ob es andere Stellen gäbe, die mich interessieren und in der Nähe wären. Und bin auch fündig geworden. Eine tolle Stelle, knappe 8 km von meinem Wohnort entfernt. Gleiche Bezahlung wie jetzt, jedoch ein viel kleineres Aufgabengebiet. Diese Firma ist noch kleiner, es sind mit dem Chef zusammen grade mal 4 Leute. Der Chef ist kaum älter als ich, super nett, wir waren gleich auf einer Wellenlänge.
Die Arbeitszeiten sind zudem super, alle Rahmenbedingungen passen optimal.

Tja, nun habe ich diese Woche meinem jetztigen Chef meine Kündigung mitgeteilt. Nach langem und reichlichem Überlegen.
Ich hatte mich auf fast alle möglichen Reaktionen eingestellt, aber nicht darauf.
Er fiel quasi aus allen Wolken. Er sagte, dass er mich auf keinen Fall gehen lassen möchte. Ich sei so eine tolle Angestellte, mache meine Arbeit super, er wäre so zufrieden mit mir. So schnell würde er außerdem keinen Ersatz finden, und bis dieser dann wieder eingearbeit wäre, das dauere ewig. Keiner weiß über meine Arbeit Bescheid bzw. wie diese zu machen ist. Es würde alles zusammenbrechen. Zudem kommt, dass es der Chefin schon seit einiger Zeit psychisch sehr schlecht geht - er wisse nicht, wie sie reagiere, wenn sie das erfährt. Sie könne jetzt schon kaum noch arbeiten, er hätte keine Ahnung wie das gehen soll, wenn ich weg bin.
Und dann hat er begonnen, mir Gegenangebote zu machen.

  1. Weniger Stunden, für das gleiche Gehalt - sodass ich mehr Freizeit habe und sich die Fahrtzeit wieder ausgleicht
  2. Tankkarte - er würde meine kompletten Spritkosten übernehmen
  3. Flexiblere Arbeitszeiten
    Er würde quasi alles tun, Hauptsache ich bleibe.
    Wenn ich unbedingt wechseln möchte, dann vielleicht erst nächstes Jahr, nach der Hauptsaison - und so, dass er länger Zeit hat, einen Ersatz zu suchen.

Das ganze Gespräch hat mich sehr getroffen. Mir liegen beide doch irgendwo am Herzen, auch wenn es „nur“ meine Chefs sind.
Ich hab ein schlechtes Gewissen und möchte es nicht verantworten müssen, wenn die Chefin tatsächlich einen psychischen Zusammenbruch oder Burnout erleidet.
Sein Angebot ist auch wirklich toll - im Grunde, deckt es die Hauptgründe, warum ich wechseln wollte.
Andererseits ist es eben auch der Streß - und der bliebe mir ja, bzw. würde noch mehr werden, wenn ich tatsächlich weniger Stunden arbeiten würde.

Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm danke für das Angebot, ich aber erst drüber schlafen müsse und ich ihm noch nicht zusagen kann.
Nun bin ich hin- und hergerissen.

Auf der einen Seite habe ich meinen festen Arbeitsplatz, mit bekannten Abläufen, tollen Kollegen.
Auf der anderen Seite, weiß ich halt auch nicht, ob er mich nicht nächstes Jahr von sich aus rauswirft - wenn er eine neue Mitarbeiterin gefunden hat. Jetzt wo er weiß, dass ich Wechselabsichten habe…

Beim neuen Job wäre alles leichter, weniger stressig, weniger weit fahren - zusätzlich zu dem tollen und interessanten Aufgabengebiet.
Hier kenne ich dafür noch nicht den Chef, wer weiß - es könnte sich ja auch negativ entwicklen. Man kann den Leuten nur vor den Kopf schauen.
Er hatte zum Beispiel im Gespräch erwähnt, dass er letztes Jahr einen der Arbeiter gekündigt hat, weil dieser sehr oft im Krankenstand war - dadurch fiel seine Arbeit auf die Kollegen und das Klima war dadurch absolut im Eimer.
Nun - was sagt mir das? Dass er ein Chef ist, der viel Wert legt auf ein gutes Betriebsklima? Oder dass er Krankenstand nicht duldet und einen kündigt, wenn es zu oft vorkommt?

Ihr seht meine Misere - ich hoffe auf ein paar Anregungen und Gedankenanstöße. Vielleicht fällt mir die Entscheidung dann leichter :smile:
Danke fürs lesen!

Hallo,

du hast gekündigt, das Ding ist durch.
Du könntest die Kündigung natürlich zurückziehen, aber dann verbrennst du gleich zwei Brücken:

  • die zu deinem aktuellen Chef, der weiß, das du weg möchest
  • die zu deinem neuen Chef, dem du zugesagt hast

Wenn du dich entschieden hast zu gehen, geh.
Auf die Konsequenzen für die Firma kannst du keine Rücksicht nehmen.

Gruß,
Steve

Ja klar, so eine Dumme, die unbezahlte Überstunden leistet und im Krankenstand noch von zuhause arbeitet, die muss man ja auch erst mal finden. Pack deine Sachen und geh zur neuen Firma!

Hallo,

ist die Sache nicht eigentlich schon erledigt? Oder hast Du noch keinen neuen Arbeitsvertrag?

Grüße

ich sehe es auch so, dass Du die Kündigung aufrecht erhalten solltest.
Schon 16 statt 75 Km täglich, was nützt Dir die Tankkarte ausser das dann evtl. auch ´ne Neiddebatte bei den Kollegen entsteht?, Die mildert weder die KM Leistung des KFZ, noch gibt sie Dir mehr Zeit für Dich, selbst wenn der alte AG seine Versprechen aurechterhalten sollte, was er ja garnicht kann wenn man Deiner Schilderung der Arbeitsumstände folgt. Dazu kommt auch noch, dass die Tankkarte als geldwerter Vorteil vom Finanzamt gwertet werden wird.
Der Chefin wird´s weder mit noch ohne Deine Kündigung in Zukunft besser gehen. Mit anderen Worten, Dein Arbeitsanteil wird nicht kleiner sondern größer werden.
Du solltest Dir kein schlechtes Gewissen machen, sondern bedenken, dass es Dein Leben ist über das Du nach Deinem Gutdünken entscheiden kannst.
Und denk dran, die Kündigung sollte unbedingt auch schriftlich erfolgen. ramses90

Das geht ja mal gar nicht. Nimm die Beine in die Hand und lauf … zur neuen Firma.

Gruß T