Johannes Baptista

Guten Abend!
Ich habe ein paar Fragen zur jüdischen Stammeszugehörigkeit:

Zacharias war Priester
Seine Frau Elisabeth gehörte dem Geschlecht Aaron an, gehörte also auch zu einer Priesterkaste.
Deren gemeinsamer Sohn, Johannes, der spätere Täufer, war also priesterlicher Abstammung.
War er selbst Priester? Leitete sich die Berechtigung dazu vom Vater oder von der Mutter her ab?
Hat es in der frühen katholischen Überliegerung irgendeine Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at. Priesterklasse getauft wurde?

Spielt die Zugehörigkeit zu einem der klassischen 12 Stämme heute für das Selbstverständnis im Judentum noch eine Rolle? Wenn überhaupt nirgendwo mehr, wann hat das aufgehört?

Freundlichen Gruß!
H.

Hallo Hannes,

Ich habe ein paar Fragen zur jüdischen Stammeszugehörigkeit:

Zacharias war Priester
Seine Frau Elisabeth gehörte dem Geschlecht Aaron an, gehörte
also auch zu einer Priesterkaste.
Deren gemeinsamer Sohn, Johannes, der spätere Täufer, war also
priesterlicher Abstammung.

So iss es.

War er selbst Priester?

Von seinem Status her schon - aber nach den neutestamentlichen Schriften war er als Aussteiger Bußprediger und prophetisch tätig.

Leitete sich die Berechtigung dazu vom

Vater oder von der Mutter her ab?

Vom Vater - den Status des „Kohen“ wird über die väterliche Linie weitergegeben.

Hat es in der frühen katholischen Überliegerung irgendeine
Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at.
Priesterklasse getauft wurde?

Das weiß ich nicht.
Da müßen die mit der katholischen Überlieferung vertrauten Leute aus dem Brett ran.

Spielt die Zugehörigkeit zu einem der klassischen 12 Stämme
heute für das Selbstverständnis im Judentum noch eine Rolle?

Heute hat nur noch praktische Bedeutung, wer ein Kohen oder Levi ist.

Bei orthodoxen Juden wird am Schabbat zur Torahlesung als erstes ein „Kohen“, dann ein „Levi“ aufgerufen.
Ein „Kohen“ darf keine geschiedene Frau heiraten.

Die Kohanim waren besonderen Reinheitsgeboten unterworfen. Heute hat das noch eine Auswirkung für Kohanim, auf welche Entfernung sie sich bei einer Beerdigung vom Grab zu positionieren haben, weil sie sich eine bestimmte Entfernung von Toten, die rituell unrein sind, aufzuhalten haben.

Es gibt drei Anläße im jüdischen Jahr, an denen die Kohanim in der Synagoge nach vorne gebeten werden um den „Priestersegen“ (aaronitischen Segen) zu sagen.

Auf jüdischen Grabsteinen siehst Du, wer ein Kohen oder ein Levi war, weil für den Kohen die typische Handhaltung auf dem Grabstein eingraviert ist, für den Levi ein Wasserkrug (früher besondere Standards ritueller Reinheit) oder eine Leier (musikalische Gestaltung der Tempelg-ttesdienste).

Außerdem merkt man es an bestimmten Namenszusammensetzungen:

Priester: Kohn, Cohn, Kohen, Kogan, Kahn Kagan etc.
Levit. Levy, Levi, Lewin, Levinson, Levinas etc. …

Ansonsten sind einige der Funktionen, die früher die Priester im Tempel hatten, symbolisch auf die jüdische Frau als Priesterin des Hauses übergegangen:

  • Kerzen zünden am Schabbat
  • Challe nehmen, d.h. beim Backen der Challe (Schabbatbrot) wird ein etwa nußgroßes Stück Teig genommen (heißt auch „Challe“) und nach dem Sprechen eines Segensspruches verbrannt
  • Tahara haMischpacha (Gang in das rituelle Tauchbad zu bestimmten vorgeschriebenen Gelegenheiten) mehr dazu hier:
    http://www.berlin-juedisch.de/info_tahara.html

Wenn überhaupt nirgendwo mehr, wann hat das aufgehört?

Ich würde die Zerstörung des 2. Tempels dafür ansetzen.

Viele Grüße

Iris

Hallo Hannes,

ein paar kleine Ergänzungen zu den lehrreichen Ausführungen von Iris.

Zacharias war Priester
Seine Frau Elisabeth gehörte dem Geschlecht Aaron an, gehörte also auch zu einer Priesterkaste.

Diese Ausführungen finden sich im NT ausschließlich bei Lukas Kap 1. Demnach gehörte er zu einer von 12 Abteilungen („ephemeria“) von Kohen, die sich wöchentlich, d.h. zwischen Sabbat und Sabbat, mit dem Tempeldienst, hier besonders das tägliche Räucherwerk, abwechselten.

Ebenso ausschließlich bei Lukas die vorgebliche Verwandtschaft zwischen Elisabet und Maria und in diesem Zusammenhang der geringe Altersunterschied von 6 Monaten zwischen Johannes und Jesus. Dies führt(e) zu einigen Problemen in der Deutung der Rolle, die dem Täufer in der frühen christlichen Literatur für die ersten Auftritte Jesu zugesprochen werden sollte. Kurz angedeutet: Bei den Synoptikern ist Johannes der „Vorläufer“ Jesu, der wegen seiner mutmaßlich eigenen Worte einen Bezug auf Maleachi 3.1 („Siehe ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir her …“) und Jesaia 40.3 herstellt, und deshalb wegen Maleachi 3.23 für die Wiedererscheinung des Elija gehalten wird („Siehe ich sende euch Elija, den Propheten, ehe der Tag JHWHs kommt, der große, furchtbare.“).

Diese synoptische Vorgänger-Rolle, die er ja auch ansonsten bei Lukas hat, steht aber im Widerspruch zu seiner von Lukas behaupteten Gleichaltrigkeit mit Jesus.

Im Gegensatz dazu ist der Täufer bei dem Autor des Johannes-Evangeliums der erste (ebenfalls gottgesandte) „Zeuge“ für die Gottesgesandtschaft Jesu. Er hat zwar bei allen Evangelisten eine eigene Art der Taufe (einmaliges, also nicht tägliches, oder zu besonderen Gelegenheiten vollzogenes, Untertauchen), die von den Christen formal auch genauso übernommen wird, Aber bei den Synoptikern mit einer anderen Bedeutung („Umdenken“, und „zur Vergebung der Sünden“) als im Joh.-Ev: Johannes tauft „im Wasser“ (en hydati), Jesus tauft „Im Geist“ (en pneumati). (Letzteres zitieren die Synoptiker zwar auch, aber dort spielt der pneuma-Begriff nicht so eine entscheidende Rolle wie im Joh.-Ev.)

Hat es in der frühen katholischen Überliegerung irgendeine Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at.:stuck_out_tongue:riesterklasse getauft wurde?

Mir ist jedenfalls keine frühchristliche Schrift bekannt, in der dies überhaupt zum Thema gemacht wurde. Das mag daran liegen, daß Johannes ja, wie gesagt, eine eigene und keineswegs allgemein verbreitete Tauf-Konzeption hatte, die den frühen Autoren auch als solche bekannt war, Ferner daran, daß ihm die Rolle eines Propheten zugeordnet wurde, so daß die Priesterabstammung gar nicht von Bedeutung war. Und dann auch noch daran, daß die christliche Taufe, wenn auch als Fortführung der johanneischen, von Paulus umdefiniert wurde, nämlich „auf den Tod und die Auferstehung“ Jesu. Damit war, zumindest für einen Teil der frühen Christen, die sich an Paulus orientierten, von der johanneischen Tradition Abstand genommen.

Es kommt dann dazu, daß Jesus laut Autor des Joh.-Ev. gar nicht getauft wurde und auch selbst nicht taufte. Dies btw. im Unterschied zu seinen Schülern, Jedenfalls scheint die (isoliert lukasische) Erwähnung einer Abstammung des Johannes aus einer Priesterfamilie in keiner Weise von Belang gewesen zu sein. Wie Iris konstatiert, dürfte seine Tätigkeit damit ja eh nicht konform gewesen sein.

Gruß
Metapher

Weiter gedacht
Hallo,

Diese Ausführungen finden sich im NT ausschließlich bei Lukas Kap 1.

ich fang mal an, von da aus rumzuspekulieren - nicht in Bezug auf die Wirkungsgeschichte, sondern auf das Lk-Ev selbst. Das sind gerade spontane Überlegungen, kann gut sein, dass sich etwas davon als unsinnig herausstellt.

Es gibt ja in den Kindheitserzählungen vielfältige Bezüge, zum einen scheint mir die Anerkennung Jesu durch verschiedene Gruppen „abgearbeitet“ zu werden, zum anderen eine enge Bindung an den Tempel betont:

  • die ganze Zachariasgeschichte (indirekt: Anerkennung durch Priester)
  • Darstellung im Tempel, Simeon, Hanna (Anerkennung durch Propheten)
  • der Zwölfjährige im Tempel (Anerkennung durch Lehrende im Tempel - kann man die als Schriftgelehrte verstehen oder ist das falsch?)

Und dann bei der Taufe, bei der die Mitwirkung des Johannes in 3,21.22 fast unter den Tisch fällt, die öffentliche Anerkennung durch Gott.

Die wichtigsten „Anerkennungen“ finden gerade nicht im Tempel statt: die Verheißung an Maria, anders als an Zacharias, und die Taufe.
Aber Marias Gang zu Elisabeth ist dann eine Verbindungslinie zur Sphäre des Tempels.

Die Anerkennung im kultischen Bereich wird also letztlich übertroffen durch Gottes „Anerkennung“ außerhalb des Tempels.

Im lukanischen Sondergut sind dann noch die Salbung durch die Sünderin (7, 36ff), der barmherzige Samariter (10, 25ff), bei dem Priester und Levit durch den Samariter ausgestochen werden, zwei Heilungen am Sabbat (13,10ff und 14,1ff). Auch hier also immer wieder Klärungen des Verhältnisses zum kultischen Bereich.

Ob das wirklich Sinn ergibt, muss ich nochmal überdenken.

Viele Grüße,

Jule

Zacharias vs. Sacharja
Hi Hannes.

Hat es in der frühen katholischen Überlieferung irgendeine Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at. Priesterklasse getauft wurde?

Zumindest indirekt, denn die Überlieferung - sofern z.B. das Panarion von Epiphanius dazu gerechnet werden kann - neigte stellenweise dazu, den Vater des Johannes mit dem jüdischen Märtyrer Sacharja ben Jojada zu verwechseln. Epiphan haer 26, 12, 1 f. gibt eine apokryphe Erzählung wieder: Zacharias hat angeblich gesehen, wie Juden im Tempel einen Mann mit einem Eselskopf anbeten. Um zu verhindern, dass er das öffentlich macht, wird er von Juden getötet. Es besteht kaum Zweifel daran, dass als Vorlage dieser Phantasterei die Legende um Sacharja ben Jojada diente (Steinigung im Tempelhof in 2 Chron 24).

Anlass für diese Vermengung war höchstwahrscheinlich die Jesus-Stelle Mt 23,34-36. Von den wirklichen Todesumständen des Zacharias (also des Vaters von Joh. d.T.) ist, sofern er überhaupt gelebt hat, gar nichts bekannt, auch nicht aus dem NT.

Mt 23:

34 Darum siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und deren werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr geißeln in ihren Schulen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der anderen; 35 auf daß über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes Berechja’s, welchen ihr getötet habt zwischen dem Tempel und dem Altar. 36 Wahrlich ich sage euch, daß solches alles wird über dies Geschlecht kommen.

Diese Stelle bezieht sich auf die Legende um den Sacharja ben Berechja. Als Vorlage für die Ausschmückung in der Legende bei Epiphanius soll aber, wie gesagt, die Legende um den Sacharja ben Jojada gedient haben, da es dieser war, mit dem der Zacharias in der frühkatholischen Literatur öfters vermengt wurde:

2 Chron 24:

20 Und der Geist Gottes erfüllte Sacharja, den Sohn Jojadas, des Priesters. Der trat oben über das Volk und sprach zu ihnen: So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des HERRN und wollt kein Gelingen haben? Denn ihr habt den HERRN verlassen, so wird er euch wieder verlassen. 21 Aber sie machten einen Bund wider ihn und steinigten ihn, nach dem Gebot des Königs, im Hofe am Hause des HERRN.

Ähnliche Vermengungen von Sacharja und Zacharias finden sich in:

  • Eusebius h.e. V, 1,9 f.

  • Protoevangelium des Jakobus 23:

3 Und Zacharias sagte ihnen: „Sagt dem Herodes: Auch wenn du mein Blut vergießt, meinen Geist wird der Herr nehmen. Du kannst nichts tun, außer unschuldiges Blut vergießen auf der Schwell des Tempels des Herrn. Denn ich weiß nicht, wo mein Sohn ist.“ Und in der Morgendämmerung wurde Zacharias getötet. Und keiner der Söhne Israels wusste, wie er getötet worden war.

  • Martyrium Lugdunense

Chan

und nun?
Hallo,

Hat es in der frühen katholischen Überlieferung irgendeine Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at. Priesterklasse getauft wurde?

Zumindest indirekt, denn die Überlieferung …

versteckt sich in deinen Ausführungen jetzt irgendwo ein Hinweis auf die Frage, ob es in der frühchristlichen Überlieferung eine Bedeutung hatte, daß (der synoptische) Jesus von dem Sohn eines Kohen getauft (sic!) wurde?

Gruß
Metapher

Hallo,

Hat es in der frühen katholischen Überlieferung irgendeine Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at. Priesterklasse getauft wurde?

Zumindest indirekt, denn die Überlieferung …

versteckt sich in deinen Ausführungen jetzt irgendwo ein
Hinweis auf die Frage, ob es in der frühchristlichen
Überlieferung eine Bedeutung hatte, daß (der synoptische)
Jesus von dem Sohn eines Kohen getauft (sic!) wurde?

Hallo!
Ich hatte es etwa so gemeint: Da ergeht die Verheißung eines Nachkommen an den Vater - im Tempel! bei der Liturgie des Rauchopfers! - aus den Priesterklassen. Als Sohn solcher Eltern ist man schon wer, auch ohne diese Vorgeschichte. Und dann die Ankündigung eines Sohns an Maria, an ein Niemand*, in Nazareth, dem Kaff, aus dem, ausweislich des Evangeliums, „nichts Gutes kommen“ kann. Und dann offenbart sich der Erste als Vorläufer des Zweiten, dem er nicht einmal die Schuhriemen zu lösen berechtigt ist. Und dieser Zweite unterstellt sich dem Ersten und lässt zu, das der ihn tauft. Diese Verschränkung des Alten mit dem Neuen, die zusammen also ein Kontinuum sind, in der Person des Johannes, - ich vermutete, dass dies doch einen Niederschlag in der frühen Theologie gefunden haben könnte. In irgendwelchen patristischen Homilien zu diesen Texten könnte ja darüber etwas gesagt worden sein.

* Allerdings, wenn sie eine Base der Elisabet ist, über welche Ecke ist sie mit Maria verwandt? Weiß man darüber mehr? (Ich meine natürlich: nicht historisch, sondern innerhalb der Erzählkonstruktion.)

Freundlichen Gruß!
H.

Geburtslegende des Täufers

Ich hatte es etwa so gemeint … Als Sohn solcher Eltern ist man schon wer, auch ohne diese Vorgeschichte.

Nicht unbedingt. Die Eltern leben in einem Bergdorf in der Provinz von Judäa. Und die Priesterklasse, der Zacharia lt. Lukas angehört, war nicht gerade von herausragender Bedeutung.

Aber jedenfalls hat deren Sohn die Tradition ja eben nicht fortgeführt. Weder die Grundzüge seiner Predigt, noch die Konzeption seiner Tewilah im Wasser des Jordan waren in einer der maßgebenden jüdischen Schulen verankert. Seinen mutmaßlich enormen enormen Zulauf (dazu auch Flavius Josephus in „Jüdische Altertümer“) hatte er als Asket und weil er in der Prophetentradition verstanden wurde. Als solcher war er eher eine Aussteiger, wie Iris sagt, zumindest ein Außenseiter der offiziellen Linien.

Und dann die Ankündigung eines Sohns an Maria, an ein Niemand*, in Nazareth, dem Kaff, aus dem, ausweislich des Evangeliums, „nichts Gutes kommen“ kann. Diese Verschränkung des Alten mit dem Neuen, die zusammen also ein Kontinuum sind, in der Person des Johannes, - ich vermutete, dass dies doch einen Niederschlag in der frühen Theologie gefunden haben könnte.

DAS hat es ja auch! Die Frage nach der Bedeutung der Taufe Jesu durch ihn, die Frage, wieso - nach der Evangelien-Darstellung - seine Predigt fast ausschließlich auf die Ankündigung des Messias ausgerichtet war usw. das beschäftigt sehr wohl schon die frühesten Theologien. Origenes, Augustinus, Hilarius, Chrysostomus usw. machen die Verknüpfung der Tauftradition zum Thema, ebenso wie die Rolle, die Johannes für die Rolle des Jesus hatte. Auch, daß die synoptische Darstellung der Verbinung zwischen Joh und J sich von der johanneischen unterscheidet ist schon sehr früh Thema gewesen.

Aber daß Johannes 1. der Abkömmling einer Priesterfamilie war, und daß 2. deshalb der Taufe Jesu durch ihn irgendeine spezielle Bedeutung zugekommen sei, das finde ich bis dato nirgendwo problematisiert. Und ich hatte deine Frage so aufgefaßt, es ginge dir genau um diesen Punkt. Es war ja schon von vornherein eindeutig, daß die johanneische Taufe mit der Priesterschaft seiner Familie in gar keinem Zusammenhang stand.

Im Unterschied dazu jedoch sehr deutlich die Mittlerrolle des Täufers „zwischen den Zeiten“, also er als Scheitelpunkt der Tradtion und der von den frühen Christen interpretierten Zeit eines neuen Bundes. Und damit zugleich die Betonung der Kontinuität zwischen dem Neuen und dem (aus christlicher Sicht so gesehenen) Alten. Daher die Kontur des Täufers als „Vorläufer“, „Wegweiser“ usw. die ja alle vier Evangelisten betonen.

Aber jedenfalls spielt da seine priesterliche Familie nicht mit hinein. Nach Joh.-Ev. besteht Anlaß zu der Vermutung, daß Jesus ebenso wie (zumindest) einige seiner eigenen Schüler aus der Fan-Gemeinde des Täufers kamen, Jesus also ein Schüler des Täufers war, sich dann von diesem differenzierte und eine eigene Gemeinde um sich bildete (etwa so wie Aristoteles und sein Peripatos von Platon und dessen Akademia). Daher ja Jesus sich nach der „Initiation“ nach Galiläa aufmachte und dort predigte.

* Allerdings, wenn sie eine Base der Elisabet ist, über welche Ecke ist sie mit Maria verwandt? Weiß man darüber mehr?

Nein, darüber wissen nichtmal die apokrypehn Legenden etwas. Ausgehend von Lukas 1.65: „… und diese ganze Geschichte (panta ta rhemata tauta) wurde im ganzen Bergland von Judäa erzählt.“ habe ich selbst die Hypothese, daß Lukas (als einziger der Evangelisten) eben im Bergland von Judäa eine lokale Legendenbildung (vielleicht ja sogar ausgehend von dem tatsächlichen Geburtsort des Täufers) aufgegriffen hat und sie in der oben angedeuteten Intention in seinen Bericht eingebaut hat. Die Bestandteile der Episode, die Namen der Eltern (Elischeba ist die Frau Aarons!), das hohe Alter der beiden, die Ankündigung durch den Engel Gabriel, die Hymnen, besonders die des Zacharias, die eigentlich an seinen Sohn gerichtet ist, aber im Wesentlichen die Rolle Jesu thematisiert … das sind ja alles bekannte Elemente und für eine sekundäre Legendenbildung bestens geeignet.

Umfangreiche Diskussionen über die Rolle des Johannes und die Auseinandersetzungen zwischen seiner Gemeinde und der des Jesus in:

Josef Ernst: Johannes der Täufer. Interpretation, Geschichte, Wir…. Berlin 1989 ISBN 311011707X Buch anschauen

Und die Dissertation von Angelika Ottlinger: Vorläufer, Vorbild oder Zeuge? Zum Wandel des Täuferbildes im Johannesevangelium. St. Ottilien 1991 ISBN 3880968454 Buch anschauen

Gruß
Metapher

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Hallo Metapher,

Jedenfalls scheint die (isoliert lukasische) Erwähnung einer Abstammung des Johannes
aus einer Priesterfamilie in keiner Weise von Belang gewesen zu sein

Ist sie aber, nämlich in Bezug auf die Person Jesu, Der als Priester, Prophet und König zu gelten hat, demzufolge ist einerseits der Stammbaum Jesu als eines Abkömmlings von Priestern, andererseits als eines Abkömmlings von Königen zu belegen.

Da Elisabeth und Maria aus demselben Priestergeschlecht sind, besteht hier ein Beleg im Hinblick auf den Stammbaum Jesu.
Möglicherweise könnte auch das Wort Jesu „kein von einer Frau Geborener ist grösser als Johannes der Täufer“ auf eine kultisch hohe Abstammung des Johannes hinweisen. Dieser Gedanke hätte dann in etwa zur Folge, dass Jesus implizit sagt „bevor Gott euch etwas Besseres, nicht Natürliches, in die Hand gegeben hat, ist die beste Adresse eine Reinigung durch das Priestertum des AT im Sinne des Johannes gewesen“.

Gruss,
Mike

NB. (evtl. OT)
Hallo Metapher,

daß Jesus laut Autor des Joh.-Ev. gar nicht getauft wurde

naja, immerhin bezeugt der Täufer in Joh 1,32 (mit Bezug auf ein Ereignis)
„Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf Ihm blieb.“

und auch selbst nicht taufte

das ja. Das ist aber nicht dasselbe.

Gruss,
Mike

1 Like

Hallo hannes, guten Morgen!

War er selbst Priester? Leitete sich die Berechtigung dazu vom Vater oder von der Mutter her ab?

Johannes der Täufer war Priester, die Berechtigung dazu leitete sich von seiner Erwählung durch Gott ab.

Hat es in der frühen katholischen Überlieferung irgendeine Bedeutung, das Jesus von diesem/einem Angehörigen der at. Priesterklasse getauft wurde?

An „katholischen Überlieferungen“ gibt es dazu nur die Texte der Propheten - Kommentare hätten entweder diesen oder deren eigenen Lehren bzw. Behauptungen (hinsichtlich eines Priestertums und eines Sohnes Gottes) widersprochen [Jeremia 7:22f & 33:17-22].

Gruß
joejac

A ‚Straight‘
\

‚Straight‘ B
\ … \ … | Mk 1:6* | … / … /
* http://de.wikipedia.org/wiki/Johannisbrotbaum#Name

Shareware? http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb0002…

Johannes Baptista
PS
Es ist nicht einfach, wenn man den (vermeintlichen) Widerspruch zwischen z.B. Jeremia 33:18 [Zürcher] „Auch den levitischen Priestern soll es nie an einem (Nachkommen) fehlen, der vor mir Brandopfer opfert, Speisopfer verbrennt und Schlachtopfer darbringt alle Tage.“ und Jeremia 7:22f „Denn ich habe euren Vätern, als ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, nichts von Brandopfern und Schlachtopfern gesagt noch geboten, sondern dieses Gebot habe ich ihnen gegeben: Höret auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein, und wandelt ganz auf dem Wege, den ich euch gebiete, damit es euch wohl ergehe.“ nicht bemerkt, bislang aus dem einen oder anderen Grund darüber hinweggelesen, sich diesbezüglich noch nie Gedanken gemacht hatte, Bibelfälschungen aufgesessen war [Luther] „Denn ich habe euren Vätern des Tages, da ich sie aus Ägyptenland führte, weder gesagt noch geboten von Brandopfer und anderen Opfern; sondern dies gebot ich ihnen und sprach: Gehorchet meinem Wort, …“ und unter „Opfergaben für Gott“ nur das „Töten, schlachten und Verbrennen von Tieren“ verstanden hatte; ähnlich „Salbung“ & „Taufe“: Matthäus 21:25 „Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? …

Hallo.

Alle anderen Fragen sind ja schon beantwortet worden, aber die folgende ist eigentlich offen geblieben, auch wenn Iris diese kurz gestreift hat.

Spielt die Zugehörigkeit zu einem der klassischen 12 Stämme
heute für das Selbstverständnis im Judentum noch eine Rolle?

Wie Iris schon anmerkte, ist heute nur noch der Stamme der Levi von Bedeutung. Alle anderen Juden sind eben nur noch Israel und auch der Stamm Levi ist heute mehr oder weniger nur noch Tradition, da selbst hier heutzutage unklar ist, wer eigentlich genau nun noch Levit oder Kohanim ist. Da dieses von Vater auf den Sohn weiter gegeben wird, wird dieses heute so beibehalten, auch wenn man weiss, dass nicht alle davon ursprünglich von Stamme Levi sind.

Sollte eines Tages der Moschiach kommen und sich zu erkennen geben, dann wird er mit G’ttes Hilfe dieses alles auflösen und die alle Stammeseinteilung wieder einführen.

Grund das dieses heute nicht mehr bekannt ist, sind die viele Vertreibungen und Unterdrückungen, welche oft eben auch darauf abzielten, das jüdische Selbstbewusstsein zu brechen. Dieses gilt über die Jahrhunderte mit verschiedensten Methoden. Hinzu kommen dann auch von jüdischer Seite ebensolche Bestrebungen, das Jüdischsein abzulegen.

Hierbei sollte man sich einfach einmal vor Augen halten, dass wir hier über Jahrtausende sprechen und wer kann hier schon über einen solchen Zeitraum seine Familiengeschichte rekonstruieren? Eigentlich erstaunlich, dass ein so kleines und unbedeutendes Volk wie die Juden nach wie vor noch existiert.

Und weil es zum Thema Stämme passt, sollte man auch noch bedenken, dass einige Stämme gleich ganz in der Geschichte verschwunden sind (blieben bei Vertreibungen zurück) und niemand genau weiss, wo diese geblieben sind.

Gruss,
Eli

H.