abgesehen davon, daß in religionswissenschaftlichen Kontexten die Wikipedia, insbesondere die deutschsprachige, mit Vorsicht zu nehmen ist: Die Formulierung ist bestenfalls um zwei Ecken herum richtig.
Richtig ist, daß die griechische Bezeichnung „baptisma“ („Untertauchen“) für das Ritual sowohl der Gemeinde des Johannes, als auch des Jesus verwendet wurde. Und zwar statt der hebräischen „tewila“. Beide Rituale hatten im Unterschied zu dieser und auch zu fast allen Wasser-/Tauch-Ritualen anderer Gemeinden (und natürlich überhaupt vieler anderer Religionen) eine Besonderheit: Sie fanden einmalig im Leben statt: In der Form des Untertauchens in fließendem Wasser (und zwar zunächst des Jordan).
Das ist zuerst mal auch kein Wunder, denn Jesus ist kaum noch zweifelhaft als jüngeres Mitglied aus der Täufer-Gemeinde hervorgegangen. (Da ich nicht weiß, ob du den Täufer Johannes vom Evangelisten Johannes zu unterscheiden verstehst, nenne ich den ersteren wie üblich „Täufer“). Der Hinweis im Johannes-Evangelium über Tauftätigkeiten der Schüler Jesu deutet darauf hin, daß beide Taufen zunächst zumindest in derselben Form stattfanden. Auseinandersetzungen gab es dann zwischen der Jesus- und der Täufer-Gemeinde über die Bedeutung der Taufe und später auch zwischen der Johannes-Gemeinde und den anderen Jesus-Gemeinden.
Der erste entscheidende und folgenreiche Unterschied zu der Täufer-Taufe war die christliche Taufformel „auf den Namen Jesu Christi“. Die sog. „trinitarische“ Taufformel, die dann endgültig die „christliche“ Taufe definiert, entwickelt sich mutmaßlich erst im 2. Jhdt. n Chr. Sie wurde nachträglich an den Schluß des Matthäusevangeliums (Mt. 28.18-20) angefügt.
Gruß
Metapher