Johannes Tinitus: Entfernungskala

Wer kann mir das Prinzip von Johannes Tinitus’ Entfernungsskala der Planeten zur Sonne erklären? Aufgrund dieser Skala wurden der Asteroidengürtel entdeckt.

Für’s kommende Jahrtausend wünsche ich, daß Ihr lange daran teilhaben könnt. Alexander

Ich hoffe mal, daß ich jetzt keinen Unfug erzähle, aber ich meine, der Gute hatte festgestellt, daß die Bahnradien zweier aufeinanderfolgender Planeten angenähert immer das Verhältnis 2:1 aufwiesen.

Also Erde ca. 150 Mio km, Mars ca. 300 Mio km, Jupiter ca. 600 Mio km (!) - und das paßte nicht, Jupiter war zu weit weg. Folgerung: da war mal ein Planet zwischen und ist nicht mehr, oder da ist noch einer und man sieht ihn nicht.

Nachforschungen stießen dann auf den Asteroidengürtel an der Stelle des vermuteten Planeten.

Es sei noch angemerkt, daß die Sache mit dem 2:1 nur eine sehr grobe Annäherung ist, die man nicht zu genau nehmen sollte. Hier hat sie aber jedenfalls gereicht.

Falls das nun alles falsch war, bitte ich um Korrektur.

Frohes Neues Jahr, Kubi

Hallo!

Der „Tinitus“ heißt in Wirklichkeit Johann Daniel Titius und lebte von 1729 bis 1796. (Ein Tinitus ist ein Ohrensausen!)

Die Sache mit den Planetenabständen ist diese:

Schon Kepler (1571-1630) vermutete zwischen Mars und Jupiter einen Himmelskörper, weil ihm die Mars-Jupiter-Lücke aufgefallen ist.
Den Astronomen Johann Elert Bode (1747-1826) und (einige Jahre nach Bode) J.Titius fiel eine Gesetzmäßigkeit in den Planetenabständen auf: Sie formuliereten gemeinsam die „Titius-Bode-Regel“:

Teilt man die mittlere Entfernung Erde-Sonne (1AE = 149597870 km) in 10 Teile von 0.1 AE, so ergeben sich für die Abstände der Planeten von der Sonne die folgende Regelmäßigkeit:

Planet / ONr. / Entf.n.Bode-Titius / gem.Wert(in 1/10 AE)

Merkur / 1 / 0 + 4 = 4 / 3,9
Venus / 2 / 3 + 4 = 7 / 7,2
Erde / 3 / 6 + 4 = 10 / 10,0 (=> 1 AE !)
Mars / 4 / 12 + 4 = 16 / 15,2
??? / 5 / 24 + 4 = 28
Jupiter / 6 / 48 + 4 = 52 / 52,0
Saturn / 7 / 96 + 4 = 100 / 95,5
Uranus / 8 / 192 + 4 = 196 / 192,2
Neptun / 9 / ------ / 301,1
Pluto /10 / 384 + 4 = 388 / 394,6

Man beachte die Verdoppelungen. 3 - 6 - 12 - 24 … usw

(ONr. ist die Ordnungszahl der Planeten, d.h. ihre Reihenfolge im Abstand von der Sonne)

Diese Regel ist -wenn man sie einmal gefunden hat- erstaunlich einfach. Sie funktioniert nicht für den Neptun, der ist sozusgen überzählig!

Am Abend des 1. Jänner 1801 (=> Jubiläum!)fand der Astronom Guiseppe Piazzi in Palermo beim Überprüfen von Sternkoordinaten, also ohne es zu wollen, den ersten Kleinstplaneten in der „Planetenlücke“ der ONr.5. inzwischen ist die Zahl der gefundenen Kleinstplaneten ungeheuer groß. Alleine der Österreicher Johann Palisa fand 121 Planetoiden.
Die Jagd auf Planetoiden ist bereits zur Gänze Sache von Amateurastronomen, Große Sternwarten haben andere Aufgaben.

Der heutige Wissenstand ist der, daß die Masse aller Planetoiden zu gering ist, um einen Planeten zu ergeben, der auch nur Mondgröße hätte. Man ist derzeit eher der Auffassung, der Planetoidengürtel sei bereits als Trümmenfeld entstanden.

Feiert in der Nacht zum 1. Jänner 2001 das neue Jahrtausend und hängt am Abend des 1. Jänners gleich ein Piazzi-Planetoiden-Fest an!!

Prosit Neujahrtausend: Matthias Buschek

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