Liebe/-r Experte/-in, bei und gibt es einen versteckt liegenden jüdischen Friedhof, den ich ab und an besuche.
Jetzt viel mir auf, dass jemand da gewesen ist, der auf 10-12 Grabsteine kleine Engelfiguren aus Prozellan gesetzt hat.
Ist das mit der jüdischen Friedhofskultur vereinbar?
Ich kann gerne ein Foto zumailen.
Hallo,
Engelfiguren auf dem Friedhof zu hinterlassen ist bestimmt netter gemeint als Hakenkreuze, doch hat es nichts mit dem Judentum zu tun. Beim Besuch auf dem Friedhof hinterlässt man am Grab einen einfachen Stein. Keine Blumen oder sonst etwas, sondern nur einen Stein, den man in der Nähe gefunden, bzw. mitgebracht hat.
Engelsfiguren sind in der jüdischen Tradition als Darstellung sowieso eher unüblich, denn man soll sich ja kein Abbild machen. Strenggläubige jüdische Künstler malen darum auch keine Gesichter, sondern eher schemenhafte Gestalten.
Falls Sie noch weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Viele Grüße,
Learisa
Hi,
da hat sich wohl jemand einen netten Spaß gemacht. Naja, immerhin hat er dann an die dort bestatteten gedacht.
Eigentlich legen Verwandte des/der Verstorbenen einen Stein auf das Grab wenn sie wieder gehen um zu zeigen, dass man da war.
Engelchen hin zu stellen ist da eher nicht angesagt. Es widerstrebt auch dem Verbot sich ein Bild von G’tt oder dem, was drumherum ist zu machen. Also war das wohl ein etwas religös angehauchter Christ, der denkt, dass nach dem Tod jeder Mensch zum Engelchen wird. Also eher ignorieren.
Das einzige, was ich vielleicht noch akzeptiern kann ist der Umstand, dass meine Frau auf das Grab ihrer Mutter kleine Igel aus Ton oder Holz hin gestellt hat. Einfach nur deswegen, weil Schwiegermama die einfach so geliebt hat. Naja, und dann hat sich da auch noch eine tönerne Schnecke im Laufe der Zeit dazugesellt. Aber das sind Objekte der Erinnerung. Und natürlich legen wir nach jedem Besuch des Grabes ein Steinchen hin um zu zeigen, dass wir noch an sie denken.
Es hat sich ja in modernen jüdischen Gräbern auch schon eingeschlichen, dass die Hinterbliebenen die Gräber bepflanzen und schmücken. Eigentlich sollten wir ja nichts mehr tun und das Grab der Zeit überlassen. Aber wie es eben so ist: die Lieben bleiben so oft besser in der Erinnerung.
Also, Engelchen sind eher nicht das richtige, sie entstammen der Fantasie der christlichen Religion. Und im übrigen denke ich, stört es die Verstorbenen nicht so und wenn, dann haben sie auch mal was zum schmunzeln.
LG
Nein, das geht natürlich nicht. entweder hat sich da jemand einen Scherz erlaubt (fragt sich nur, was es da zu lachen gibt) oder es ist ein Sektenanhänger, der die in ihren Gräbern ruhenden Seelen nachträglich missionieren will.
Blumen, Votivbilder, Grabkerzen etc. sind auf einem jüdischen Friedhof verpönt. das einzige, was erlaubt ist, ist kleine Steinchen auf die Gräber zu legen, dass man da gewesen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Arieh Rudolph
Nein, das hat nichts mit Judentum zu tun.
Rachel
Ich kann nur vermuten. In meinen Augen sind Engel eine christliche Erfindung. -
Was ich dir aber sagen kann ist, dass man meistens etwas auf Grabsteinen hinterlässt, und zwar einen Stein. Er soll an die Zerstörung des Tempels erinnern.
Der Brauch, Blumen mitzubringen ist übrigens von den Christen übernommen: Normalerweise gehören sie nicht auf den Friedhof.
Hallo Herr Hamacher,
dieses Vorgehen hat nichts mit jüdischen Friedhofsbräuchen zu tun, sondern ist die persönliche Gestaltung eines Menschen - vielleicht auch eine Kunstaktion? Wer weiß ?
Mit freundlichen Gräßen
Iris