Jugendarbeit: Tipps?

Hallo liebe Expertengemeinde!
Mir wurde eine Stelle (7 Std./Woche) im örtlichen Jugendzentrum Angeboten, welche ich auch annehmen will.
Ich bin 20 (männl.), staatl. gepr. Kinderpfleger und habe gerade die Erzieherausbildung angefangen. Hier nun mein Problem:
Ich habe von der soz.päd. Jugendarbeit noch gar keine Ahnung. Außerdem war mein Vorgänger ein „cooler Typ“ und bei den
Jugendlichen (13-18) angesehen. Das bin ich so nicht: Mich kennen die meisten jugendlichen aus dem Dorf flüchtig, zum einern weil ich im Keller des Juz
Selbstverteidigung trainiere und zum anderen meine Schwester mit dem ganzen Dorf befreundet ist. Ich bin dort nicht besonders annnerkannt, ich bin, im Gegensatz zu den meisten Jugendlichen hier, nicht der „Hip-Hop & Gangster“-Sparte zugehörig.
die Freunde miner Schwester nehmen mich (noch) nicht ausreichen ernst (So sehe ich das, aber ich werde auch nochmal meine Schweste nach ihrer Sicht fragen). Die Leiterin des Juz wünscht sich explezit eine männliche Kraft, damit auch die Jungs eine Bezugperson haben.Es geht nicht darum nur Aufsicht zu führen,
sondern mit den Jugendlichen zu interagieren und in und mit ihren Kreisen/Cliquen zu arbeiten. So, puhh, das wurde doch länger als ich dachte :smiley: . Ach, Ja!: Ich werde zunächst dort einige male schnuppern und am Anfang wahrscheinlich erstmal „die Theke machen“ (d.h. Getränke, Snacks, Kicker-und Billiardzubehör rausgeben,smaltalk, zentrale Anlaufstelle sein etc…).
Das Problem halt, ist das ich da nicht als frische Bezugs-u Respektsperon (komplimäntere Beziehung zu den Jugendl) auftrete, sonden schon bekannt bin und wenig respektiert (symetrische Beziehung z d Jugendl).

So! Nun zu meinem konkreten Anliegen:
Habt Ihr Tipps, Tricks, Empfehlungen, Hilfestellungen etc. für mich?

Vielen Dank im Vorraus!!

Nun ja, cooler Typ ist eine Sache, die meist nicht lange vorhält, wenn man es nicht wirklich ist.
Ich würde für dich erst mal sagen, bleib selber cool down. Mach deine Arbeit dort ganz geschmacksneutral und lass auf dich zukommen was kommt.
Kannst du zuhören? Ja. Dann tu das mal.
Das ist einer der besten Voraussetzungen für deine Arbeit. Wenn du die Nerven behältst und gut zuhören kannst wirst du bald herausfinden wo es lang geht.

Und nur nichts anbraten lassen. Klare Regeln erleichtern die Arbeit und sparen Sorgen auch, im Umgang der Jugendlichen mit dir braucht es klare Regeln. Ok so weit.

Hi Jeydee,

ich bin nicht so ganz der richtige „Experte“. Aber ein paar Gedanken, die Dir vielleicht auf die Sprünge helfen:

Außerdem war mein Vorgänger ein „cooler Typ“ und bei den Jugendlichen (13-18) angesehen.

Okay, aber ER ist weg + DU bist nicht ER + DU bist DU + DU bist da - Punkt! Verstehst Du worauf ich hinauswill? Ich würde solche Gedanken - und ggf. Diskussionen - gar nicht erst aufkeimen lassen. Außerdem haben die, die nicht mehr da sind immer das Problem, das sie tendenziös beurteilt werden, entweder ganz schlecht - sie können sich ja nicht mehr wehren - oder glorifiziert - sie machen ja keine Fehler mehr …

weil ich im Keller des Juz
Selbstverteidigung trainiere

Sie wissen also schon mal, daß sie Dir nicht auf die Schnauze hauen können :wink:)

und zum anderen meine Schwester
mit dem ganzen Dorf befreundet ist.

Also mittelbar beste Kontakte! Sowas muss man natürlich geschickt(!) nutzen.

ich bin, im Gegensatz zu den meisten
Jugendlichen hier, nicht der „Hip-Hop & :Gangster“-Sparte

Es geht nicht darum nur Aufsicht zu führen,
sondern mit den Jugendlichen zu interagieren und in und mit ihren Kreisen/Cliquen zu arbeiten.

Aber Du magst die Leute? Wenn nicht, würde ich es lassen. So’ne Arbeit muss man mit viel Liebe machen! Was aber nicht heißt, daß man sich auf der Nase rumtanzen lassen darf!! Der Altersabstand 18 - 20 ist sicher suboptimal, aber bei den 13 - 16jährigen ist er hervorragend. Wenn die Kids merken, daß Du sie magst und Du dabei authentisch bist, hast Du gute Chancen. Stehe dazu wie DU bist und lass sie merken, daß Du sie akzeptierst wie(!) sie sind (d.h. nicht, dass Du alles akzeptieren musst was(!) sie machen).

Red’ mal mit Deiner (großen/kleinen?) Schwester.

Viel Erfolg und schreib mal wie’s weitergegangen ist.
Conrad

Vielen dank! Genau was ich gehofft habe: authentisch bin (und bleibe ich) und bin auch sehr stressregistent. Deine Antwort hilft mir nicht so verkrampft die Sache anzugehen.

Vielen Dank! super Antwort!

Hallo,
ja das scheint eine Nuß zu sein die du knacken musst wenn du dich für den Job entscheidest.Du solltest als erstes mal beobachten und schauen worauf die Leute Bock haben dann deine eigenen Interessen damit verbinden und Projekte anbieten die du kannst. Als allererstes ist ein Beziehungsaufbau notwendig um Respekt und Anerkennung zu bekommen dann kannst du dort auch etwas anbieten für die Jugendlichen so wie vorgestellt von dem Träger .Du machst doch Selbstverteidugung wandele dieses ab und biete ein lustiges oder cooles Projekt dazu an.

Hoffe konnte dir helfen .

MFG

Hallo jeydee!
Hab keine Ahnung wie Du dein Negativimage aufrüsten könntest ohne als Einschleimer dazustehen. Sprich Dich am Besten mit der Leiterin des JUZ ab und lege ihr Deine Situation dar. Sie wird es wohl am besten einschätzen können was zu tun ist. Schade, kann Dir nicht wirklich helfen weil ich selbst nicht Bescheid weiß. Lg Catweazle

Hallo jeydee,
die Probephase ist ein Anknüpfungspunkt, um deine Akzeptanz in einer anderen Position im Dorf zu testen. Das werden auch die Jugendlichen ausgiebig und intensiv tun. Mit dieser Konstelation von äußeren Einflüssen und der eventuellen Einflussnahme der Schwester sehe ich auf Dauer kein erfolgreiches Wirken deinerseits, auch nicht im Sinne der JUZ-Leiterin.
Du wirst sehr schnell überfordert sein, deine fehlenden Kenntnisse und Erfahrungswerte im Punkt Jugendarbeit sind so defizitär, das es kaum möglich sein wird diese aufzuholen oder zu überspielen. Nimm die Probezeit an und lerne aus den vielen negativen Erlebnissen für deine Zukunft.
Mit einer Barriere / Rückzugsraum Thekendienst signalisierst du schon zu Beginn deine Unsicherheit an die Jugendlichen. Sie werden dich mit Aktionen hervorzerren und provozieren (Umgang mit den Kö´s). Das ist ein normales Verhalten, nun liegt es an dir diesem Verhalten kompetent zu begegnen, zu kanalisieren und die Richtung bestimmen. Deshalb informiere dich über diese Hip-Hop-Geschichte und stelle dich in die Rolle eines interessierten Leiters, der zugleich aber eine ganz klare Ansage macht und eine feste Linie aus der neuen Position vertritt.
Du wirst nach kurzer Zeit sehen ob ich richtig liege (das wird nichts) oder ob du es schaffst die Jugendlichen zu begeistern (Respekt und Gratulation meinerseits).
Du machst wichtige Erfahrungen für deinen beruflichen Werdegang, dazu gehören auch die negativen.
Ich wünsche dir viel Erfolg, diese Bretter sind für dich jedoch sehr (zu) schwer zu bohren.
Gruß Marcel.

Hallo jeydee (wirklich cooler Name oder war das jetzt etwa Dein Nickname?)

Hallo liebe Expertengemeinde!

(usw. …)

ich habe mir erlaubt, den Rest abzuschneiden.

Ein Rezept kann ich Dir nicht geben, dazu ist das Ganze, was Du geschildert hast, auch viel zu verworren.

Sei eine eigene Persönlichkeit, rede nicht ständig darüber, dass Du wenig respektiert bist (und keine symmetrische Beziehung zu der Jugend hast — was heißt das überhaupt?).

Lerne, Dich entsprechend der zu erwartenden Situationen / Aufgaben auszudrücken. Du solltest tatsächlich zuerst ein wenig schnuppern (ob das Befragen Deiner Schwester hilfreich ist, musst Du selbst entscheiden - Du willst doch Du sein, oder???)

Ansonsten solltest Du, wenn alles scheitert, auch ehrlich Dir selber gegenüber sein und die Aufgabe zurückgeben. Du stehst ja nach eigener Aussage erst am Anfang einer Erzieherausbildung.

Grüße
H.-W. Jansen

Hallo „JD“ (der Name scheint zu passen :wink:),

leider ist es schwer möglich, dir einen echten, konkreten Rat zu geben. Daher melde ich dir einfach nur zurück, was ich an deiner Anfrage beobachte und wie ich das bewerte.

Beobachtung 1:
Du bist - mit RECHT, wie ich denke - davon überzeugt, dass dich die Jugendlichen nicht für voll nehmen werden.

Bewertung: Deine Selbstzweifel diesbezüglich sind zwar besser, als wenn du deine Wirkung fälschlicherweise gar nicht in Frage stellen würdest - aber das nützt dir leider nichts.
Du musst dir klarmachen, dass du dich nicht ändern kannst und in den Augen der Dorfjugend immer „JD“ bleiben wirst. Wenn du denkst, dass du als der, der du bist, trotzdem sinnvoll (das heißt WIRKSAM, etwas bewegend) arbeiten kannst, bist du der Richtige für den Job. Wenn nicht, nicht. Jugendliche lieben Leute mit Standing, auch wenn sie sie vom Typ her hassen - lass dir das vom Lehrer gesagt sein.

Beobachtung 2:
Du suchst dein Heil in einer systematischen, aus deiner Aubildung heraus schon fachlich dimensionierten Analyse der Situation.

Ich warne dringend davor, letzteres a) schon jetzt und b) selbst zu tun. Du verbaust dir deinen offenen Blick auf die Kids, und um die muss es dir gehen - weniger um dich.
Versuche herauszufinden, welche Hilfestellungen und Angebote für dein „Klientel“ sinnvoll sind, frag sie einfach: Was kann jemand wie ich, den ihr kennt und für scheiße haltet (sorry!), für euch tun. Wenn du irgendwann merkst, dass nix läuft, wie es soll, ist immer noch Zeit für eine situative Analyse - aber von AUSSEN,du bist TEIL des Systems. Such dir’n Kumpel aus deinem Studium dafür, vielleicht einen, der noch ein Thema für ein Praktikum braucht.

Für’s erste: Tu es.

Liebe Grüße,

Daniel

Hallo jeydee, bin schon sehr lange in der Jugendhilfe tätig, u.a. viel Erfahrung mit Jugendlichen auch in der offenene Jugendarbeit. Mein Fehler am Anfang war, alles durchsetzen zu wollen, was das Regelwerk anbelangt. Lass das- denn wenn die dich noch nicht respektieren werden sie es durch Machtkämpfe auch nicht tun. Schau dir die Atmosphäre an, bleibe bei deinem Typ, biete Trainings an (kann mit Selbstverteidigung anfangen, bau dir ein eigenes Imgage auf, höre dazu ihre Musik, du wirst es überleben. Gleichzeitig kannst du sie auf andere Formen der Musik aufmerksam machen.
Dreh doch Videos fürs Internet, die ihr veröffentlicht, alle sehen sich gern in Filmen und auf Fotos. Mach Wettkämpfe, Tischtennis etc. Spasskämpfchen,sei Ringrichter und Schiedsrichter, darüber bekommst du auch Autorität. Biedere dich aber nicht an. Versuche schlagfertige Antworten mit Witz zu geben, kannst du ein Instrument? Nachhilfe geben? Jungs suchen immer eher männliche Bezugspersonen, da hast du es einfacher als deine Schwester, außerdem hast du Schlüsselgewalt. Versuch doch an der Bar ein paar alkoholfreie Mixdrinks aus, sei kreativ - du schaffst das !
Bitte sende mir eine Antwort, wie es geklappt hat
liebe Grüße von
Anke