Hallo,
also, in good old Germany ist die Jugendweihe meiner Kenntnis nach ein echtes (Ex-)DDR ereignis. Damals politisch verbrämt, um den Sprössling in die sozialistische Gemeinschaft aufzunehmen, heute ein wenig weniger politisch angesiedelt. Ich habe auch so meine Erfahrungen als Außenseiter machen dürfen:
Da wir zu dem Zeitpunkt, als meine Tochter in das „weihefähige Alter (14)“ kam, in der tiefsten Ex-DDR wohnten, genauer in Dresden, kam auch auf mich dieses Thema zu. Ich war völlig unbedarft, hatte als ungläubiger Wessi schon mal keinen Bezug zu Konfirmation und Komunion, was sollte ich also von der für mich latent politisch belasteten Jugendweihe halten?
Meine Tochter wollte unbedingt geweiht werden, also habe ich mitgespielt. Organisiert wurde die Feierlichkeit von der Schule meiner Tochter. In Dresden haben generell die Schulen die Organisation der Sache übernommen. Keine Ahnung, wie es heute, 8 Jahre später, bzw. wie es in den anderen neuen Bundesländern aussieht!
In einem Theatersaal kamen am Weihetag alle Schüler samt Mischpoke (= Verwandtschaft) zusammen. Auf der Bühne wurden kleine Theaterszenen gespielt, Gedichte vorgetragen, Reden gehalten, Lieder gesungen, die sich alle um das Thema „Erwachsen werden“ drehten. Verantwortung übernehmen, Farbe bekennen, Meinung haben. Was halt mit 14 so langsam von einem Teenie zu verlangen ist. Im Anschluss wurden die Weihlinge namentlich aufgerufen, ihnen wurde von der Schuldirektorin eine Blume und ein Buch überreicht (ich weiß aber nicht mehr, welches, es passte aber zum Thema erwachsen werden) und jedem Schüler wurde ein paar persönliche Worte gesagt.
Ich bin mit großen Ressentiments in die Veranstaltung hineingegangen, aber hocherfreut und sehr angetan wieder heraus. Die Jugendweihe, wie meine Tochter sie erlebt hat, war ein herzliches Willkommen in der Welt der langsam erwachsen werdenden. Ich fand’s toll.
Mein armes Kind hatte das Pech, dass sowohl Mama wie auch der angereiste Teil der Verwandtschaft Wessis waren und ein wenig blaphemisch mit der Materie umgingen. Wir sind zwar im Anschluss an die Veranstaltung schick Essen gegangen, das Kindelein hat auch von den nicht angereisten Verwandten, die noch skeptischer waren als die angereisten, Geldgeschenke bekommen, die später für allerlei Nützlichkeiten eingesetzt wurden. Aber den Auwand, den die echten Ossi-Eltern samt Verwandtschaft betrieben habe, hat mein armes Kind nicht erfahren. Trotzdem war sie recht zufrieden am Ende „IHRES“ großen Tages.
LG Barbara