Beste Voraussetzungen, um sich Gedanken über ein Kind zu machen, denn bekanntermaßen kosten Kinder ja allerallerhöchstens das, was man als Kindergeld bekommt und falls es unwahrscheinlicherweise doch mal mehr sein sollte, reicht die Differenz zwischen Kassierergehalt und 1.300 Euro locker aus, um das abzudecken.
Und was spricht dagegen, sich doch mit dem Wunschberuf auseinanderzusetzen?
Für ein Kind gibt es doch auch Sozialpunkte. Warum nicht erst ein oder zwei Kinder bekommen, um dann ganz sicher zu sein, in der heimatlichen Stadt bleiben zu können? Daß das wichtig ist, liegt ja für jeden auf der Hand. Schließlich wachsen Kassiererstellen nicht auf Bäumen und schon gleich gar nicht in anderen Städten.
Klar, mit 27 steht man ja kurz vor der Menopause. Von Müttern über 27, 30 oder - Gott bewahre - 35 hört man ja nur im Ausnahmefall etwas.
Bist Du sicher, daß Du Dir das in Deinem fortgeschrittenen Alter noch antun willst? Über Arbeit hört man ja auch nicht viel gutes und Ausbildung, auskömmliche Rente, ein vernünftiger Lebenslauf oder gar ein wenigstens zwischenzeitlich erfülltes Berufsleben werden landläufig völlig überschätzt.
Weißt Du eigentlich, was der Begriff Risikoschwangerschaft überhaupt bedeutet? Lies es Dir wenigstens mal durch:
http://www.familie.de/gesundheit/risikoschwangerschaft-540733.html
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob Euch noch zu helfen ist. Der eine studiert offensichtlich etwas völlig sinnloses und bereitet sich auf eine Karriere als Kassierer vor und plant anscheinend, sein Leben am unteren Ende der Gehaltsskala zu fristen und die andere denkt mit 27 Jahren darüber nach, sich nach erfolgreich absolviertem Studium auf die Aufzucht der Jungen zu konzentrieren, die freundlicherweise sämtlichst vor dem 35. Lebensjahr einzutreffen haben.
Das einzige, was mir dazu noch einfällt, wäre eine Talkshow, wobei ich allerdings nicht weiß, ob den Gästen da mehr als die Fahrtkosten erstattet werden. Aber wenn Ihr jemanden findet, der Euch für lau dahin fährt, könntet Ihr Euer aktuelles und absehbar auch zukünftiges Familieneinkommen zumindest vorübergehend substantiell aufbessern.
Ganz grundsätzlich würde ich alle Themen etwas anders angehen: Ihr beide beendet Eure Ausbildung und sucht Euch zu Eurer Ausbildung passende Tätigkeiten. Wenn Ihr das für sinnvoll haltet, dann heiratet zwischendurch, aber ebenfalls ganz grundsätzlich muss es nicht schaden, wenn Ihr mal den Wohnort wechselt, wenn es woanders vernünftige, passende und vor allem vernünftig bezahlte Tätigkeiten gibt. Von 1.300 Euro bzw. von dem bißchen mehr, was man als Kassierer bekommt, kann man nicht ernsthaft dauerhaft leben wollen und erst recht ist das kein angemessenes Haushaltseinkommen, wenn beide studiert haben und auch noch Kinder wollen. Andernfalls ist das soziale Elend bzw. die unzureichende Versorgung der Kinder absehbar.
Das Thema Kinder würde ich hinten anstellen und zwar so lange, bis Ihr beiden Euer Berufsleben in den Griff bekommen habt. Ganz gleich, was Du schon für Horrorgeschichten Du über Mütter über 30 gehört hast oder Dir zusammenreimst: es ist vollkommen unproblematisch, erst mit 30, 33 oder auch mit 36 Kinder zu bekommen. Ja, die Wahrscheinlichkeiten für Fehlbildungen steigen ab 35 an, aber nicht so dramatisch, wie Du zu glauben scheinst. Daß Frauen ihre ersten Kinder über 35 bekommen ist heute völlig normal. Andersherum schließt man Komplikationen im Sinne von Fehlbildungen oder späteren schweren Erkrankungen nicht alleine dadurch aus, daß man Kinder unter 30 bekommt.
Viel wichtiger ist es, daß die Familie auf soliden finanziellen und sozialen Füßen ruht. Ihre beide habt in Eurem Leben noch keine Minute richtig gearbeitet, sondern mit der Ausbildung verbracht, die in dem Moment für die Katz ist, wenn Ihr Euch für den von Dir skizzierten Weg entscheidet.
Ich habe im weitesten Bekanntenkreis Eltern, die sich für ähnliche Wege entschieden haben wie Ihr ihn plant und kann nur berichten, daß die Kinder andere Länder, Tiger, Elephanten & Co. allenfalls aus dem Fernsehen kennen (in dem Bereich kennen sie sich allerdings bestens aus, weil sie einen Großteil ihres Lebens außerhalb der Kita vor der Glotze verbringen) und von Kindertheater, Sport, Musikschule und anderen sinnvollen, auf das Leben vorbereitetenden Aktivitäten nicht den blassesten Dunst haben.
Im Vergleich zu anderen Kindern hinkt deren sprachliche, körperliche, soziale und kulturelle Entwicklung hinter der anderer Kinder deutlich (und ich rede bei vierjährigen Kindern von etwa einem Jahr) her. Aktivitäten der beschriebenen Art verlangen aber vor allem drei Dinge: Geld, Initiative und Engagement und in allen drei Feldern habt Ihr deutlichen Nachholbedarf. Bekommt diesen erst einmal in den Griff und geht dann das Thema Kinder an. Alles anderer wird zu Eurer aller Nachteil sein.
Gruß
C.