Vielen Dank für die Antwort. Also muß man sich das vorstellen:
Man muss nicht, sondern man könnte. Das Problem wird erklärbar, bleibt aber bestehen.
Sie ist einfach so in die Berge gegangen und hat 2 Monate lang
darüber geweint, weil sie jetzt nicht mehr die Gelegenheit
hatte zu heiraten.
Darüber, dass sie so jung sterben sollte, und dazu gehörte dann auch, dass sie nie Mutter und Hausfrau werden würde, worin sie offensichtlich ihre Aufgabe erblickt hätte, da sie so erzogen war.
Der Ergänzung halber sei hier vermerkt, dass es auch eine andere Auslegung dieser Bibelstelle gibt, welche sie ein wenig entschärfen kann. Man könnte annehmen, Jiftach habe das getan, was Israeliten auch mit der menschlichen Erstgeburt taten, wenn sie sie dem Herrn weihten. Sie hatten sie dem Herrn zu übereignen, töteten sie aber nicht, sondern opferten an deren Stelle entsprechende Tiere in besonderem Ritual, vgl. Buch Levitikus. So hätte dann Jiftach seine Tochter durch ein Tier ersetzt, sie selber wäre aber als „dem Herrn Geweihte“ in jungfräulichem Stand verblieben und hätte beim Heiligtum ihr Leben lang ihren Dienst versehen. So kann man die Stelle zwar lesen, dann macht es aber keinen Sinn, dass von „sterben“ die Rede ist und dass die Tochter von den israelitischen Frauen bis heute beweint wird.
Ich finde das alles bischen merkwürdig.
Immer noch?
Oder wollte sie
einfach noch so über ihr Leben nachdenken, wahrscheinlich ist
das gemeint.
Natürlich auch. Oder wie würdest Du Dich in der Galgenfrist verhalten
Ach ja, und was ist mit „Brandopfer“ gemeint.
Man schlachtet das Opfertier und verbrennt es dann, vgl. Lev 1,1ff.
Wenn der Vater
seine Tochter als Brandopfer gibt, bedeutet das, dass sie dann
bei lebendigem Leibe verbrannt wurde oder wie muß man sich das
vorstellen.
Sie wurde getötet und dann als Brandopfer dargebracht. Selbstverständlich entsprach das nicht jüdischem oder auch nicht natürlichem, geschweige denn göttlichem Recht.
Es wird nie was genaues dazu gesagt. Es ist alles so grausam.
Auch die besten Menschen ausser Einem waren grausam, vgl. David, der auch als ein Sünder geschildert ist, auch weitere „ansonsten“ als gut geschilderte biblische Gestalten und uns Menschen. Da zeigt sich wieder einmal, dass auch die Bibel kein Schwarz-Weiss-Denken kennt, wenngleich sie klar zu benennen pflegt, was gut und was böse sei.
An der Stelle, wo Jiftach seine Tochter opfert, wird von „gut“ oder „böse“ nichts gesagt. Es ergibt sich aber aus dem biblischen Zusammenhang bzw. dem sonst striktestens durchgehaltenen Verbot des Menschenopfers von selber, dass dieses Opfer Gott wohl unmöglich gefallen konnte. Jiftach wollte sein Gesicht vor Gott wahren. Wie er den Knoten, den er selbst geknüpft, besser hätte lösen können, muss offenbleiben. Es gibt allerdings eine Parallelgeschichte dazu:
Gen 22,1-19, die Opferung Isaaks. Abraham hatte Isaak als Opfer darzubringen und Gott sandte ihm am Ende einen Widder, den er an Isaaks Stelle schlachten konnte. Der Unterschied zur Jiftachgeschichte besteht darin, dass Abraham nicht selber versprochen hatte, ein Opfer zu bringen, sondern dass Gott es von ihm verlangt hatte. Nun nahm Gott Seine Verantwortung auch wahr.
Jiftach wurde die Verantwortung hingegen nicht abgenommen. Was er im Nachhinein hätte tun können oder sollen, um sein Gesicht zu wahren, bleibt offen.
Gruss
Mike