Jura studieren, nur wo?

Guten Tag,
ich mache gerade Abitur und möchte danach gerne Jura studieren, die Frage ist nur: Welcher Ort ist am besten?
Ich habe mich bereits ausgiebig informiert, und stehe nun vor der Entscheidung Würzburg oder Passau? Beide Unis gefallen mir sehr gut.
Wichtig ist mir zunächst die internationale Orientierung, die ist ja bei beiden Unis gegeben, aber in wie weit?
In Passau ist das Angebot an Auslandssemestern ja überwältigend, in Würzburg gibt es vor allem tolle Praktikumsplätze.
Was wichtig ist sind dabei natürlich Sprachkurse, da mich das auch jetzt schon sehr interressiert, ich habe mit dem Abitur einen B2 Bescheid in Englisch und einen B1 Bescheid in Französisch, Spanisch habe ich auch 2 Jahre belegt, außerdem habe ich seit 6 Jahren Bilingualen Unterricht in Englisch, und ich möchte vor allem mein Englisch im Studium gerne perfektionieren.
Was auch wichtig ist ist natürlich das Studentenleben, außerdem die Bibliothek und auch die Professoren.
Hinzu kommt auch die Entfernung zu meinem festen Freund, dieser wohnt in Kassel, da ist Passau natürlich sehr weit weg, deswegen möchte ich wenn ich Passau wähle sicher gehen, dass sich das auch lohnt.
Ich werde mir demnächst beide Städte anschauen, auch die Unis, aber das gibt natürlich nur einen kurzen Einblick
Ich wäre dankbar, wenn mir vor allem Studenten oder ehemalige Studenten von ihren Erfahrungen in beiden Städten berichten könnten!
Vielen Dank schon jetzt für alle Antworten und Verzeihung für den langen Text,
Lg R.

Die Bedeutung der Universitäten für bestimmten Fächer und Entwicklungsmöglichkeiten wird in Deutschland grundsätzlich überschätzt. Da es gerade im Jurastudium, egal wo, ohnehin überwiegend auf Eigeninitiative ankommt, was Lernen, Auslandssemster, Praktika, etc. betrifft, hat die Uniwahl eine deutlich geringere Bedeutung. Für die Berufschancen ist es letztlich gänzlich irrelevant, da im Gegensatz etwa zu den USA am Ende allein die Examensnoten und nicht die Uni zählen. Mit einem „ich habe da und da studiert“ kommt man gegen eine schlechtere Note nicht an.

Wichtig ist die Unterscheidung, wenn es darum geht, ob man an eine kleine Uni will oder in eine größere Stadt, auch was die Ausstattung betrifft, kann es maßgebliche Unterschiede geben. Hier sind die Unis in den neuen Bundesländern weit vorne, allerdings weisen die - aufgrund von was auch immer - ganz klar schlechtere Examensnoten auf. Auch hier ist aber ohnehin zu sehen, dass man sich für das normale Lernen nicht auf die Bibliothek verlassen sollte, die Standartwerke gehören zu Hause in das Bücherregal.

Über Würzburg und Passau weiß ich nichts, weil ich in Frankfurt studiert habe. Hier war und ist Selbstorganisation extrem wichtig, schult aber immens für die Examensvorbereitung und das Berufsleben. Nach der Verlegung der Uni auf den neuen Campus ist das auch eine sehr schöne Institution. Solltest Du in der Nähe von Kassel sein wollen, kann ich, wenn es eine kleinere Uni sein soll, Marburg empfehlen.

Das wichtigste, gerade am stark selbstorganisierten Jurastudium ist, dass man sich insg. dort, wo man lebt, wohl fühlt. Eine berufsorientierte Wahl der Uni ist in Deutschland nicht erforderlich und meist auch aus dem Grunde ohne Relevanz, da man die Entscheidung, was man später machen will, ohnehin erst nach einiger Zeit und Kennenlernen der Materie treffen kann.

Gruß
Dea

Hallo,

Wichtig ist mir zunächst die internationale Orientierung, die
ist ja bei beiden Unis gegeben, aber in wie weit?
… in Würzburg gibt es vor allem tolle
Praktikumsplätze.

???
Nicht, dass ich wüsste. Kann natürlich sein, dass die Uni irgendein Programm gestartet hat. Aber i.d.R. sucht man sich seinen Praktikumsplatz selbst.
Und ich kann dir versichern, dass es nach einem ersten und dann später deinem zweiten Examen keinen Menschen interessiert, dass du mal in deinem Studium für 4 Wochen ein Praktikum in sonstwo gemacht hast. Auch Auslandssemester sind nur dann relevant, wenn es was total exotisches ist (mit entsprechenden Sprachkenntnissen) und die Noten sonst stimmen.
Im Zweifel werden Großkanzleien mit Auslandsdependance (also Arbeitgeber, bei denen du deine internationale Ausrichtung gut einsetzen könntest) den Bewerber mit den besten Noten einstellen. Nicht den mit dem Auslandssemester. Zumal das heutzutage ohnehin jeder dritte macht.

Was wichtig ist sind dabei natürlich Sprachkurse, da mich das
auch jetzt schon sehr interressiert, ich habe mit dem Abitur
einen B2 Bescheid in Englisch und einen B1 Bescheid in
Französisch, Spanisch habe ich auch 2 Jahre belegt, außerdem
habe ich seit 6 Jahren Bilingualen Unterricht in Englisch, und
ich möchte vor allem mein Englisch im Studium gerne
perfektionieren.

Das Fachsprachenprogramm in Würzburg ist in der Tat sehr gut. Eine Zeit lang konnte man sogar koreanisch, arabisch und chinesisch lernen an der juristischen Fakultät in Vorbereitung auf die entsprechenden Rechtskurse. Ich hab es mal mit arabisch versucht, aber recht schnell wieder aufgegeben. Die Sprache lernst man ernsthaft nicht mal eben so parallel zum Jura-Studium. Diese Kurse gibt es meines Wissens auch heute nicht mehr mangels Interesse.
Die Standard-Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch) werden aber gemacht, wobei inzwischen nur noch das entsprechende Recht, nicht mehr die Sprache gelehrt wird. (Was ja auch mehr Sinn macht…)

Für die Sprache selbst kannst du übrigens bestimmt inzwischen an jeder Uni einfach im Sprachen-Institut Kurse machen. In Würzburg geht das, bspw. in den Semesterferien oder auch semesterbegleitend. Da kannst du die Sprache mit den offiziellen Zertifikaten neben dem Studium lernen. Aber das geht sicher auch in jeder anderen Uni.

Was auch wichtig ist ist natürlich das Studentenleben,
außerdem die Bibliothek und auch die Professoren.

Die Bib und die Professoren sind doch ernsthaft in jeder Uni gleich. Es gibt gute und schlechte, harte und weiche, interessierte und gelangweilte… Da spricht nichts für und gegen Würzburg oder jede andere Uni.

Hinzu kommt auch die Entfernung zu meinem festen Freund,
dieser wohnt in Kassel,

Ja, ich hab dein Posting im Liebes-Brett gesehen. Deshalb dachte ich auch, du würdest etwas ganz und gar exotisches studieren wollen. Aber Jura…
Ehrlich, am Ende zählt die Note. Und was du nach deinem zweiten Examen mal machen wirst, hat relativ wenig mit deinem Auslandssemester oder tollen Praktika im Studium zu tun.
Alles in allem würde ich jedem Jura-Studenten, der „was Internationales“ machen will (und das auch noch nach dem Examen - so was ändert sich nämlich auch recht schnell), raten, sich während des Studiums vorwiegend aus’s Studieren und die (deutschen) Noten zu konzentrieren.
Ein Auslandssemester schadet nicht, bringt Erfahrungen und Abwechslung.
Sprachkenntnisse sollten - wenn möglich - zertifiziert sein. Also nicht an der juristischen Fakultät Rechtsenglisch I bis III (das geht zusätzlich, ist aber nicht so relevant nach dem 2. Examen), sondern am Fremdspracheninstitut der Uni Englisch lernen. Da gibt es Zertifikate, die auch international anerkannt sind, in jeder Sprache.

Wie Dea schon schrieb: Sorge dafür, dass du dich in der Stadt wohl fühlst und absolviere dein Studium anständig und mit guten Noten. Englisch, Französisch und Spanisch sind nicht so exotisch, dass dir da die Rechtskurse Vorteile bieten. Die Sprachkurse schon, aber die gibt’s sicher überall.

Viele Grüße

larymin

Jurastudenten sind in Sprachen nicht so gut. Ein Test hat es gezeigt.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/sprachkompe…