Einmal abseits der üblichen Nachrichten eine Anmerkung zur K-Frage des Politkabarettisten Martin Buchholz in seinem aktuellen Wochenschauer:
**Angela, mon A-mour!
Ich weiß, diese Anrede, Angela, klingt ziemlich plump. Doch wie sollte ich Dich, wie darf ich Dich anreden, wie Dich benennen? Ach, Angela! Wieviel liebe Zeilen habe ich Dir im Rahmen dieser Kolumne schon zukommen lassen. Nein, ich will mich nicht beschweren, daß Du nie geantwortet hast. Ich weiß, ich bin nicht Dein Typ. Du könntest ganz andere Kerle haben, wenn Du wolltest. (Und damit meine ich jetzt nicht diesen ekligen Edmund, der sich derzeit an allen TV-Kanälen den Lodenmantel aufreißt, um Dich mit seiner krachledernen Potenz zu erschrecken.) Doch Du sollst wissen, daß ich zu Dir halte in diesen für Dich so schweren Zeiten, da Dich die meisten Deiner früheren Getreuen im Stich lassen.
Ach Du Engelin, Du Angela! Du Sendbotin der Göttlichkeit, hast so vielen den Glauben an Gott zurückgegeben! Jeden Abend, wenn Du vom Fernsehschirm herniederschwebst in unsere guten deutschen Stuben, geht ein inbrünstiges Stöhnen durch das Land: „O Gott! Die Merkel!“
Ja, ich geb’s zu: Einst leugnete ich Deine Göttlichkeit in übler, öffentlicher Nachrederei. Bis mich dann ein Taxifahrer in Hellersdorf eines Besseren belehrte und mich zu einer Besseren bekehrte. Er meinte: „Die Merkel, die is zwar hier außm Osten, aba die hat imma jewußt, wo Jott wohnt. Die war sojar Führerin bei ‘ner christlichen Widastannnsgruppe, wo Jott imma dabei war. Allahdings jetarnt - als FD-Jott.“
Nein, Angela, Jott-los warst Du nie. Aber es geht ja nicht mehr um die J-Frage. Schon längst ist man in Deiner Partei einen Buchstaben weiter. Die K-Frage ist seit Wochen das Tagesthema. Nun ist Dir ja als alter FD-Jott-Frau die K-Frage nicht fremd: K-ader-Fragen standen bei Euch häufig auf der Tagesordnung.
Doch diesmal ist diese K-Frage im östlichen Sezessionskrieg gegen die feindliche Südstaaten eng mit einer O-Frage verbunden: O wie Ossin! Wobei die FDJ-Vergangenheit im Bajuwarischen schon als belastende Erbschaft zählt, zumindest in Stoibers klassereiner, antikommunistischer Gen-Ethik. Dabei warst Du, O-Angela, doch nie ein Gen-Ossin… O-der?
Zurück zum K… Ich kann es nur erahnen, Angela, was Du leiden mußtest unter all dieser K-Aufregung (wobei Dir kein Harald Schmidt zur Seite stand, weil der auf Dich nun mal nicht wartet, sondern auf Verona Feldbusch - oder ersatzweise auf Godot). Seit Monaten die immer gleiche Situation in Eurer K-Gruppe von CDU und CSU: Ein K belauert das andere. K-lauern nennt man das in Fachkreisen. Und glaub mir, Angela, ich weiß, wovon ich da rede.
Inzwischen sieht es ja so aus, als ob Dir das K endgültig abhanden kommt. Was bliebe übrig nach der K-stration: Eine Anzler-Andidatin. Das einzige, wo ich aufs K gut und gerne verzichten könnte, wäre eine Kalkbrennerei. (Sorry, das ist mir jetzt so rausgealkt.) Afkaesk, das Ganze.
Andererseits: Ist es nicht Stoiber selber, der das K klammheimlich schmäht? Er traut es sich bloß nicht laut zu sagen. Als bajuwarischer Messias kennt er die messianische Heilsbotschaft: „Ich bin das A und O. Der Anfang und das Ende.“ A wie Angela. O wie O-Ossin.
Noch also ist Hoffnung. Gib nicht auf, Angela! Ich halte zu dir an diesem K-Freitag wie in der kommenden K-Woche. Dein Martin**
Den vollständigen, aktuellen Wochenschauer und ältere Beiträge finden sich auf Buchholz’ Seite unter http://www.martin-buchholz.de
Übrigens meinte ein Bekannter gestern zu mir, das K hätte früher für Krieg gestanden. Aber die Kriegsfrage wird bei uns nicht gestellt, denn man präsentiert nur Antworten. Üblicherweise kommt vor der Antwort die Frage, weshalb die Antworten auch keine sind, sondern vollendete Tatsachen, die man ungefragt schafft.