Physikalisch funktioniert alles auch ohne farbige Drähte.
Wie auch schon geschrieben wurde, hat sich besonders die Farbe für den Neutralleiter Regional und über die Zeit öfters geändert. Bis etwa zum Krieg war er meistens rot, die DDR hat dies vielerorts beibehalten. Hier in der Schweiz wurde er dann gelb, seit etwa 20 Jahren ist er auch hier blau, wie europäisch genormt.
Die Farben müssen bei der Erstellung einer Anlage, oder bei Erweiterungen, der aktuellen Norm entsprechen. Eine Anlage, welche zum Erstellungszeitpunkt, normgerecht ausgeführt wurde, geniesst Bestandsschutz. Man muss also nicht alle Leitungen aus der Wand reissen, weil die Drahtfarben geändert haben!
Dies führt dann aber dazu, dass in älteren Anlagen, welche erweitert werden, beide Farbnormen vorhanden sind.
Bei den meisten Elektrogeräten spielt es keine Rolle wenn L und N vertauscht werden. Das Problem ist auch der Schuko-Stecker, dieser kann auch um 180° gedreht eingesteckt werden.
Die Stecker hier in CH sind in der Ausführung mit Erdanschluss nicht verdrehbar. Deshalb gilt hier die Norm, dass wen der Erdstift unten ist, L rechts angeschlossen wird. Auch z.B. die GB- und US-Stecker sind nur auf eine Art einsteckbar.
Technisch hat es einige Vorteile, wenn man weiss wo L und N angeschlossen sind, besonders asymmetrische Netzfilter sind besser. Asymmetrien im Netzteil sind auch der Grund, wieso es helfen kann bei der HiFi-Anlage die Stecker zu drehen, wenn man ein Brummen in der Anlage hat.
Manchen Apparate, wie z.B. ein FI funktionieren nur, wenn N und L an den richtigen Klemmen angeschlossen sind. Ein LSS (Leitungs-Schutz-Schalter, vulgo Sicherung) muss immer in den L eingefügt werden, einpolige Schalter der Hausinstallation ebenso.
Bei Drehstrom kommt dann noch hinzu, dass die drei Phasen (L1, L2 und L3) auch noch in der richtigen Reihenfolge angeschlossen werden müssen. Andernfalls läuft sonst ein Drehstrommotor in die falsche Richtung!
Bei Drehstrom hat man auf den 3 Phasen, gegen den N-Leiter gemessen 230V, zwischen jeweils 2 Phasen liegen aber 400V an.
Hier hofft man natürlich, dass der Elektriker da nichts vertauscht. Mit 400V läuft dein Mixer schneller, aber nur ganz kurz.
Es macht also Sinn die Drahtfarben zu normen, damit nicht jeder Elektriker macht, wie er gerade Lustig ist und auch ein anderer Elektriker sich auskennt.
Leider sehe ich immer Wider Deckenleuchten, welche von Laien zwischen L und PE angeschlossen wurden. Ohne FI funktioniert dies scheinbar bestens!
Allerdings sind heutige Elektroanlagen so ausgelegt, dass zwei Sicherheitsebenen vorhanden sind und beide Ebenen ausfallen müssen, damit es Lebensgefährlich wird. Allerdings ist mit dem Anschluss zwischen L und PE dann eine Ebene ausgeschaltet.
Dummerweise kann dieser falsche Anschluss, mit LEDs mit weniger als 5W auch mit einem FI funktionieren. Dunkel wird es dann aber, wenn eine Zweite so angeschlossenen LED zugeschaltet wird. Kann dann zum staunen und einer falschen Fehlersuche bei Laien führen.
Was ich auch schon oft gesehen habe: Ein Flur mit zwei Deckenauslässen und angeblich ist da was kaputt, weil nur eine Deckenleuchte funktioniert.
In einem Deckenanlass sind 4 oder 6 Drähte, jeweils zwei mit der selben Farbe. Die Leuchte an dieser Stelle funktioniert besten, wenn man nur zwei Drähte anschliesst. Meist wurde einfach alles durchprobiert, bis es geleuchtet hat, das kann dann auch L und PE gewesen sein.
Die zusätzlichen Drähte führen aber zum zweiten Deckenauslass und müssen mit der Zuleitung verbunden werden.
Der Grund, wieso Elektriker eine Mehrjährige Ausbildung benötigen liegt nicht darin, dass die alle eine lange Leitung haben, sondern weil es, unter anderem, viele Normen zu lernen gilt. Wie du oben lesen kannst, genügt es aber nicht nur die aktuellste zu kennen, man muss auch noch einige historische Normen, zumindest teilweise, lernen!
MfG Peter(TOO)