Hallo!
Ländliche Region, kleines Städtchen, kleine Bar am Marktplatz - wie hält man es da mit dem Kaffee, nur so allgemein? Ich habe in einem Roman jemanden, der in so einer Bar regelmäßig einkehrt, um „starken schwarzen Kaffee“ zu trinken. Ich dachte an einen „petit noir“, aber nun kommt die Wirtin mit der Kaffeekanne hinter dem Tresen hervor, um nachzuschenken. Brüht man tatsächlich noch Filterkaffee auf? Oder hat so einen kleinen Espressokocher statt der Maschine?
Wie sind eure Erfahrungen diesbezüglich?
Gruß,
Eva
Hi Eva,
habe gerade mal überlegt… und ich kann mich nicht erinnern, das ich die letzten 25 Jahre in einem französischen Bistro Filterkaffee gesehen hätte. Da stand eigentlich immer eine Espressomaschine.
Filterkaffee ist mir wenn zum Frühstück in den Chambre d´Hôtes oder privat serviert worden.
Tschau
Peter
Danke Dir!
Ich habe noch diese Seite ergoogelt: https://www.frankreich-fan.de/kaffeekultur-in-frankreich/
Stimmt es also tatsächlich, dass man, wenn man untertags einen Cafe bestellt, immer einen Espresso bekommt und keine große Tasse?
(Frankreich liegt bei uns vor der Haustür, aber ich war noch nie da - Schande über mich!)
Gruß,
Eva
Hallo,
Nun, da ich knapp an der französischen Grenze wohne und mehrmals die Woche „drüben“ bin kann ich nur sagen … genau so Die Bars/Cafes sind meist ins Dorfbild integriert sodass man die von aussen kaum erkennt.
Nein, das ist da eher verpöhnt und eher nur in sagen wir mal Touristenregionen ohne Stil angesagt. In Frankreich bekommt man selbst beim Discounter einen guten Cafe der von einer dieser großen Industriemaschinen gebrühnt wird und man den Cafe frisch gemahlen mit einem Stampfer in diese kleinen Filter reinpresst. Besser gehts nicht.
Die kleinen Espressokannen, die man auf einen Holzofen stellt sind auf dem Lande eher für zu hause angesagt.
Wie gesagt, selbst im kleinsten Cafe mit vielleicht 5 Tischen und der kleinen Theke wo es grade mal 3-5 Sorten Eclair, Baguettes und Croissants gibt steht eine meist aus Chrom une Messing bestehende große Kaffeemaschine.
Nach dem Mittagessen wird dort meist der „Expresso“ genommen.
Gruß
h.
So in etwa, ja. Man geht ins Cafe um sich ggf. mit jemandem zu treffen oder einfach nur kurz zu warten. Dann wird der kleine Espresso bestellt. Das ist wie bei uns die Cola oder das Bier.
Oha Schande Kann ich nur empfehlen das mal zu tun!
Gruß
h.
Ich habe mich noch mal auf die Suche gemacht:
Café allongé: Der „lange Kaffee“ ist der französische Verlängerte oder Lungo.
Café double: Diese französische Spezialität bezeichnet einen sehr starken schwarzen Kaffee in winzigen Tassen.
Café arabe: Unter dem „arabischen Kaffee“ verstehen die Franzosen das, was wir als „türkischen Kaffee“ bezeichnen.
Café nature ist einfach Kaffee ohne Milch und Zucker.
Café crème ist ein französischer Kaffee mit Milch oder Sahne, die man durch Dampf aufschäumt.
Café filtre: Dieser französische Kaffee ist ebenfalls eine echte Spezialität des Landes, denn er wird mit dem aufgesetzten Filter in die Tasse – nicht in eine Kanne – filtriert, wodurch er stärker als ein normaler Kaffee, aber weniger konzentriert als ein Espresso gerät.
Café royal, auch Café brulot: Hierbei wird Cognac oder Weinbrand mit Zucker flambiert, um ihn anschließend mit Kaffee aufzugießen.
Café au Kirsch: Ebenfalls ein alkoholisches Kaffeegetränk aus Frankreich ist diese Spezialität, bei der schwarzer Kaffee aus einer Schale getrunken und dazu die Spirituose Kirschwasser je nach Geschmack aus der Karaffe eingeschenkt wird.
Der Canard ist ein schwarzer, gezuckerter Kaffee mit Marc de Champagne.
Ich werde den Autor fragen, was seine Heldin trinkt, weil ich jetzt verwirrter bin als vorher. Fest steht: Es ist starker schwarzer Kaffee aus einer größeren Tasse, den man ohne Vorbereitungen nachfüllen kann. Sie bläst über die dampfende Tasse und hält sie auch länger in der Hand, weil sie ihrem Gegenüber über den Rand der Tasse hinweg zublinzelt - das ist bei so einem Espressotässchen weniger gut vorstellbar. Vor meinem inneren Auge sehe ich den klassischen deutschen Filterkaffee in klassischer deutscher Kaffeetasse, ohne Milch und Zucker.
Eigentlich ist es völlig unwichtig, aber ich hätte gern etwas Lokalkolorit im Text, damit man sich beim Lesen auch in Frankreich fühlt und nicht irgendwo.
Danke, Peter & bLittle H!
Gruß,
Eva
Hallo,
was Deine Quelle als Cafe „Allonge“ bezeichnet, läuft normalerweise unter dem Namen Cafe „Long“
Und ein Cafe „creme“ wird nicht unbedingt mit Milch getrunken, sondern sehr wohl auch als größerer Cafe Noir pur. Wenn er wirklich richtig zubereitet wird - mit längerer Brühzeit - ist er nahezu genauso aromatisch und auch koffeinhaltig wie ein Cafe Noir.
Wenn es Dir wirklich nur um das kleine Bistro um die Ecke geht - ganz egal, ob auf dem Land oder in der (Vor-)Stadt - dann gibt es Cafe Noir (für den sich leider überall der Begriff „Espresso“ einschleicht), Cafe au lait, Cafe Long, Cafe Creme und auch Latte Macchiato. Und dafür (mit Ausnahme der „Latte“) beträgt der Preis ca. 1-2€, nicht mehr.
Alles Weitere, insbesondere mit Zugabe von Alkohol, ist abhängig von regionalen Geschmäckern bzw. Vorlieben der (Stamm-)Gäste.
Dieses Sortiment frisch gebrüht aus der Maschine gibt es auch in den billigsten Hotels. Selbst wenn zum Frühstück in Bistros oder Hotels der Kaffee im traditionellen Metallkännchen gebracht wird, wurde er idR unmittelbar vorher in der Küche bzw. an der Theke per Maschine gebrüht und ist eigentlich ein doppelter Cafe Long. Vielleicht ist es ja das, was Dein Autor meint.
Maschinen für Filterkaffee habe ich nur bei frühen amerikanischen bzw. amerikanisierten Schnellfressen gesehen, aber da sind sie auch ganz schnell wieder verschwunden. Ansonsten gibt es diese Filterkaffeemaschinen nur für den Privatgebrauch. In Ferienwohnungen sind sie oft Standard, weil billiger in der Anschaffung und für die meisten ausländischen Touris leichter zu verstehen.
&Tschüß
Wolfgang
Hi,
an dieser Stelle sehe ich vor meinem geistigen Auge eine Schale, die man - falls geübt - mit zwei Fingern greifen kann oder eben mit beiden Händen zum Mund führt, jedenfalls keine Tasse mit Henkel dran.
P.S. Vor wenigen Wochen so in einem Tübinger(!) Lokal serviert bekommen, kenne diese Schalen aber auch aus einem französischen Haushalt.
P.S. 2 Das als mein Senf - unabhängig vom Inhalt.
Gruß
.
Hallo Eva,
bereits die Formulierung mit dem „starken schwarzen Kaffee“ verrät, dass der Autor sich nicht sehr gründlich mit französischem Kaffee beschäftigt hat.
Der ‚Petit café‘ ist keineswegs stärker als irgendwo sonst, aber es ist in Frankreich Sitte, allerbeste Arabica-Herkünfte durch richtig brutales Rösten (viel zu heiß, viel zu schnell) zu einem sauren, schwarzen Konzentrat zu verkohlen. Möglicherweise ging es dabei im 18. - 19. Jahrhundert darum, weniger Kaffee pro Volumen zu brauchen.
Ja, und zu dieser eher oberflächlichen Beschäftigung mit der Materie gehört dann auch die Kaffeekanne in der Bar - möglicherweise als Phantasie daraus entstanden, dass der Autor glaubt, weil eine „French Press“ so heißt, Kaffee würde in F immer mit diesem Geschirr gemacht.
Schöne Grüße
MM
Ich dachte, die „bole“ (richtig?) gibt es nur morgens, für den cafe au lait mit Croissant. Eine normale Kaffeetasse fasst man auch manchmal so mit zwei Händen an, mit aufgestützten Ellenbogen, besonders im Gespräch. Dann kommuniziert man auch über die Tasse hinweg.
Dass man so was in Deutschland im Lokal bekommt - staun. Aber in unserem Städtchen ist man froh, überhaupt einen trinkbaren Kaffee zu bekommen und keine Plörre aus irgendeiner Fix-fertig-Maschine der unteren Kategorie.
Danke für Deine Info!
Gruß,
Eva
Oha, die habe ich dazu erfunden, weil ich es mir nicht anders vorstellen kann. Die Wirtin hat Gläser abgetrocknet, wirft sich das Geschirrtuch über die Schulter und kommt hinter dem Tresen hervor, um Kaffee nachzuschenken. Also muss da Kaffee servierfertig in einer Kanne/auf der Wärmeplatte einr Maschine gestanden haben, sonst wären Vorbereitungen nötig, bzw. es wird ein frisches Tässchen oder eine Tasse gebrüht.
Der Autor sollte sich eigentlich auskennen, er macht in der betreffenden Region oft ausgiebig Urlaub. Ich werd’ ihn fragen!
Danke Dir und Gruß,
Eva
Hallo,
das hier
ist aus meiner Sicht für ein französisches Bistro eine völlig unrealistische Szene.
&Tschüß
Wolfgang
Im Moment sind keine Gäste da, die Wirtin (Engländerin) und ihr Mann (Franzose) sind anwesend und den Kaffee kriegt eine Freundin. Ändert das was?
Gruß,
Eva
PS In dem Zusammenhang: Wann ist in einem dörflichen Bistro/Bar eigentlich die „stille Stunde“? Brummt es da mittags oder eher nach Feierabend?
Hallo,
Nö, da die Besitzer eines kleinen Bistros höchstwahrscheinlich keine zweite Kaffeemaschine haben und auch ihren privaten Cafe mit der Bistromaschine zubereiten.
Läßt sich nicht so generell sagen. Hängt zB davon ab, ob es noch Essen - zumindest eine „Plat du jour“ gibt und ob es in einem (klein-)städtischen Umfeld spielt oder in einer stark landwirtschaftlich oder industriell geprägten Region.
Ansonsten können bereits ab 7:00 die ersten Gäste vor der Arbeit kommen, vormittags dann die Rentner, evtl. Gäste zum Mittagessen, nachmittags wieder Rentner und evtl. ein paar unterforderte Hausfrauen, zwischendurch auch mal Handwerker und/oder Vertreter jund/oder Bauern/Landarbeiter auf ein kurzes Päuschen …
Außer bei Mahlzeiten dürfte es kaum mal richtig voll sein.
Man wundert sich manchmal, wie diese Bistros eigentlich über die Runden kommen, aber wenn das Gebäude den Wirtsleuten gehört und diese als (Ehe-)Paar gemeinsam die Kneipe betreiben, dann kommt man schon mit relativ wenig Umsatz über die Runden. Allerdings wird diese klassische Art des Bistrobetreibens, der zB Simenon viele kleine literarische Denkmäler gesetzt hat, immer weniger.
In den Dörfern schließen die Bistros bzw. Landgasthöfe und selbst in Kleinstädten gibt es mittlerweile Cocktailbars, Kettenschnellfresse, Dönerbuden und Pizzerias en masse.
&Tschüß
Wolfgang
Eine relativ neue Entwicklung ist, dass mit dem Rückzug der Post aus der Fläche in dieser Art von „Bar - Café de la Place“ (oder „des Sports“ oder sowas) stellenweise auch private Postagenturen betrieben werden, manchmal an Orten, wo auch der letzte Bäcker im Nachbardorf aufgegeben hat, ein ‚Dépôt de Pain‘ eingerichtet ist oder gar im früheren Nebenzimmer, das nicht mehr gebraucht wird, weil es keine Vereine mehr am Ort gibt, eine kommunal subventionierte Mini-Superette zur Grundversorgung mit Lebensmitteln betrieben wird. Wenn der Wirt jetzt noch die Karotte der Débits du tabac draußen hängen hat und damit auch berechtigt ist, die ausufernden Verwarnungsgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen anzunehmen (dafür gibts auch ein paar Cent Provision), kann er schon irgendwie überleben. Und in ständig wachsenden Gebieten im Hinterland geht es auch bloß noch darum. Wer mehr als überleben will, muss wegziehen.
Diese Dorfbars sind ziemlich deprimierende Orte von Mottenfraß und Untergang geworden, ein wenig Betrieb gibt es am ehesten, wenn vormittags ein paar Männer da sind, die gegenüber ihren Frauen so tun, als würden sie weiter jeden Tag zur Arbeit fahren, obwohl ihr Werk zugemacht hat und sie bloß noch alle paar Wochen zum Arbeitsamt gehen. Literarisch passt dieses bedrückende Stimmung nicht so gut zum Kaffee der Wirtin und ihrer Freundin.
Schöne Grüße
MM
Le bol ist Neutrum/Maskulinum, die gab es früher (vielleicht bis etwa 1990) außer in Privathaushalten auch noch in einfachen Hotels zum Frühstück - das, deutschen Gästen zum Graus, ohne Teller oder Brettchen oder sowas serviert wurde: Der Bol, kleiner Alulöffel und ein Alumesser in eine Papierserviette gewickelt, pro Gast ein Croissant und sonst in breiten Stücken aufgeschnittene Baguette, undefinierbare Marmelade, Butter, Zucker - alles auf der blanken (Resopal-)Tischplatte oder auf Wachstuch. Das langt.
Wohl auch in Gruppenunterkünften und Berghütten, nie aber in der Café - Bar. Dort ist auch der Grand’Crème / Café au Lait in einer (großen) Henkeltasse.
Es hat hier übrigens ein unguter Austausch zwischen den benachbarten Kulturen stattgefunden: Der Grand’Crème wird zunehmend mit diesen grässlichen Portionsbechern von „Kaffeesahne“ deutscher Machart serviert, während in D Szenelokale den französischen Bol sozusagen als manifestierte Distanzlosigkeit vom Familientisch an die Öffentlichkeit zerren.
Schöne Grüße
MM
- ach übrigens: ‚Ich habe die Faxen dicke‘ heißt umgangssprachlich ‚J’en ai ras le bol‘ = ‚Ich habe davon die Kaffeeschale randvoll‘
MM
Mei, das klingt aber wirklich trübe. Der Roman spielt in der Dordogne und es gibt - anscheinend - einiges an Tourismus. Eventuell ist die Gastronomie deshalb etwas erfreulicher …
Danke für den informativen Beitrag!
Gruß,
Eva
off topic: Das haben mein Mann und ich in Sitia auf Kreta erlebt. Wir hatten ein Hotel der Mittelklasse gebucht, das aber offenbar auf durchreisende Gäste spezialisiert war und nicht auf solche, die drei Wochen bleiben wie wir. Überhaupt haben’s die Griechen nicht so mit dem Frühstück. Wir bekamen drei Wochen lang jeden Morgen ein hartgekochtes Ei (pro Person), Pulverkaffeetütchen, heißes Wasser, Psomi, je 1x Marmelade, Butter, Milch in Döschen und ein Plunderteilchen (oder so) vom Tag vorher.
Aber das Zimmer war sauber, die Leute nett und wir hatten einen tollen Urlaub.
To whom it may concern:
Ich habe den Autor (eigentlich ist es eine *in und sehr nett ) nach dem Kaffee gefragt. Sie trinkt gar keinen Kaffee und weiß deshalb nicht viel darüber und gibt mir plein pouvoir
Danke euch allen für eure Beiträge!
Gruß,
Eva