Hallo Ihr,
eine kleine Frage: Wie wirkt sich der Kalkgehalt des Bodens auf die Landwirtschaft aus? Gibt es irgendwelche Vor- bzw. Nachteile?
Danke für Eure Mühe.
Liebe Grüße Rebecca
Hallo Ihr,
eine kleine Frage: Wie wirkt sich der Kalkgehalt des Bodens auf die Landwirtschaft aus? Gibt es irgendwelche Vor- bzw. Nachteile?
Danke für Eure Mühe.
Liebe Grüße Rebecca
Hallo Rebecca,
hierzu folgende Punkte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
(1) Bodenbildung: Wo kein Kalk, da keine Regenwürmer (bzw. im Diluvium auch Zwiesel). Humus bleibt als Auflage an der Oberfläche und trägt sehr wenig zur Bodenfruchtbarkeit bei. Vgl. Wälder auf Buntsandstein in Mittelgebirgen - die Rodungsgrenze liegt häufig genau auf der Grenze des Buntsandsteins.
(2) Bedarf von Nutzpflanzen: Ackerbau ohne Kalk geht so gut wie nicht, allenfalls vielleicht Roggen, Hafer; früher Buchweizen. Der modernen Kultur Kartoffel machts auch wenig aus, aber Weizen und Dinkel darf man auf kalkarmen Böden vergessen. Wiesen und Weiden auf kalkarmen, sauren Böden sind sehr ertragsschwach. Klee geht nicht, andere Futterpflanzen nur schlecht.
(3) Krümelwirkung: Kalkarme Böden krümeln sehr schlecht, neigen zu Verdichtung, Versauern, reduktivem Milieu.
(4) Wasserhaltevermögen: Kalkarme Tonminerale machen „Minutenböden“ mit einem sehr ungünstigen Feuchtigkeitshaushalt.
(5) Einige hemmend bis toxisch wirkenden Metalloxide gehen in saurem Milieu lieber in Lösung als in eher neutral bis basischem.
Die früheste bekannte mineralische Düngung besorgten die Gallier um die Zeitenwende mit Kalkmergel. Auf Auentonen und Pseudogley-Böden lassen sich heute vielerorts unterhalb der Pflugsohle Gipshorizonte als Folge jahrhundertelanger Kalkdüngung nachweisen.
Nicht so sehr im Boden, sondern im drunter liegenden Gestein führt Kalk in Überdosierung (etwa Jurakalk in Bolo2Ls Heimat, der möglicherweise als Bub noch aus der Zisterne getrunken hat) regelmäßig zur Verkarstung: Alles Niederschlagswasser läuft sofort ab, der Grundwasserspiegel kann je nach Lage 50 und mehr Meter unter der Bodenoberfläche liegen, Bodenbildung findet auch deswegen fast nicht statt, weil mit dem Niederschlagswasser auch der Boden mit in den Orkus gerissen wird. Beispiel Blautopf am Südrand der schwäbischen Alb: Üblicherweise ist er von einem berauschenden Blaugrün, wenn es auf der Albhochfläche heftig geregnet hat, dauerts keinen Tag und der Blautopf wird gelbbraun. Zum Pflügen sagt man im schwäbischen Jura auch „dem Teufel auf der Hirnschale herumkratzen“, Bodenmächtigkeiten von 5 - 10 cm sind nicht so selten.
Böden auf Keuperverwitterung neigen bei Bodenbearbeitung in zu nassem Zustand zu „technischer Verdichtung“, durch Pflug und Rutsch der Schlepperreifen werden regelrechte Platten zementiert. „I gang no a bitzle Raps neidreckla“ = (wörtlich) „Ich gehe jetzt noch ein bisschen Raps hineindreckeln“ = „Ich fahre säen“.
Schöne Grüße
MM
Vielen Dank. Das ist ausführlicher als ich gehofft hatte (positiv gemeint:smile:. Du hast uns sehr geholfen.
Liebe Grüße.
Rebecca
Hallo Rebecca,
eine kleine Frage: Wie wirkt sich der Kalkgehalt des Bodens
auf die Landwirtschaft aus? Gibt es irgendwelche Vor- bzw.
Nachteile?
Martin hat, wie so oft, eine unschlagbare Antwort gegeben, sodaß ich mich kaum traue meinen Senf abzugeben.
Es ist wie immer auch eine Frage der Menge.
Wird zu viel Kalk aufgebracht, ist es für den Boden auch nicht gut.
Nicht umsonst gibt es den Spruch:
‚Kalk macht reiche Eltern, aber arme Kinder‘
Will meinen, wenn viel (zu viel) Kalk aufs Feld gefahren wird, gibt es kurzfristig gute Ernten, auf lange Sicht gesehen, nimmt die Krume aber Schaden.
Was zu viel ist, muß natürlich immer von Fall zu Fall entschieden werden.
Gandalf