Kalter Hund - Ost, West oder beides?

Hallo!

Im Fernsehen wurde vor einiger Zeit behauptet, daß besagte Süßspeise ein typisches Ostprodukt sei. Derselbe Sender behauptete aber auch ein paar Monate zuvor, daß der Kalte Hund vermutlich aus dem Ruhrgebiet stammt, wegen des Namens, der auf den Grubenhund zurückgeht.

Nun gibt’s ja auch im Osten Bergbau, und ebenfalls im Osten wird Kalter Hund in größeren Mengen produziert und vertrieben, aber andererseits kenne ich das auch aus einem typischen (West-)70er-Jahre-Kochbuch meiner Mutter, in meinem „Ost“-Backbuch hingegen kommt der Hund nicht vor.

Ist der Kalte Hund jetzt also eher ein „Ossi“, ein „Wessi“ oder grenzübergreifend? Ist er womöglich schon vor dem Krieg entstanden und hat ebenfalls eine Trennung erlitten?

Dank und Grüßle
Regina

HAllo Regina,

interessante Frage.
Kalter Hund ist ja laut Wikipedia aus dem Wort Hunt/Hund (Bergbau) entstanden, kalt weil er zum Abkühlen in den Keller kam: Kalter Hund.

Nun ist interessant, ab wann du zwischen Ossis und Wessis trenst. Mit der Gründung der DDR 1949 oder ab dem Mauerbau 1961?

Dazu müßte man meines Erachtens nach das Geburtsjahr- und Ort des Kalten Hundes herausbekommen.

Wurde er vor 1949 erfunden, ist es einfach. Danach wird es schwieriger.

Bis gespannt, ob jemand mehr weiß

Gruß
Fabian

Hallo,

man muss vermutlich zwischen dem Gericht und dem Namen differenzieren. Das Gericht ist viel älter als die DDR, hat aber regional verschiedene Namen. Bei uns (Rhein-Erft-Kreis, NRW) hieß es „Kalte Schnauze“, war in den 70ern der Hit auf Kindergeburtstagen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kalte_Schnauze

Gruß,

Myriam

Hallo,

ich hatte, wo ich als kleines Kind wohnte eine Nachbarin, sie war meine „Nenn-Tante“. Diese erfreute mich immer mit „kalte Pracht“ - die etwa so schmeckte wie der „kalte Hund“.

Das Ganze spielte sich zwischen 1952 und 1959 ab.

Besagte Nenn-Tante war ein damals ziemlich alte Dame (glaube um die 70 rum) gewesen.

Sie hat mir immer erzählt, dass das Rezept aus ihrer Heimat gewesen sei. Dort habe es immer das Hausmädchen bei ihren Eltern gemacht - sie war eine „höhere Beamtentochter“ gewesen. Soweit ich mich erinnere ist sie in Schlesien aufgewachsen und während des Krieges nach Bayern geflohen.

Somit sind wir eigentlich schon vor 1949 angekommen und haben die DDR in Richtung Schlesien verlassen.

Mal sehen, wo wir noch landen werden.

Gruß
Ingrid
die morgen das letzte Stück ihrer „kalten Pracht“ verspeist.

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Wo der genau her kommt, kann ich nicht sagen. Aber das lässt sich schon eingrenzen. Zumindest hintenraus.

Guckt man sich mal die Geschichte des Kakao / der Schokolade, vor allem in Deutschland an (hier am Beispiel Trinkschokolade http://goccus.com/magazin.php?id=203) dann kann das nicht vor der Erfindung des Kakao sein. Ergo nicht vor Mitte des 19. Jahrhunderts. Da aber in Deutschland der Kram lange mit Steuern belegt war und für den kleine Mann nicht so erschwinglich, scheidet m.E. 19. Jahrhundert aus. Dann gab es einen kleinen Schokoladenboom in den 20ern, da könnte das theoretisch reinpassen.

Der Zeitraum beider Weltkriege fällt raus. Nach dem Krieg ging es hier in DLand erst so richtig in den 60er mit der Schokolade / dem Kakao weiter (vorher sehr teuer. Das gilt für West, zu Ost kann ich nix sagen… allerdings weiß ich von Russland, dass dort der Kram bis in die 80er derart teuer war, dass das nur echter Luxus war, ich gehe mal davon aus, dass das für Ostdeutschland ähnlich aussah)

Da ich 20er für unwahrscheinlich halte (weiß jetzt nicht wieso :wink:)… tippe ich auf den Zeitraum ab 1960 rum.

LG Petra

Da ich 20er für unwahrscheinlich halte (weiß jetzt nicht wieso
:wink:)… tippe ich auf den Zeitraum ab 1960 rum.

LG Petra

Hallo Petra,

da hatte ich schon Unmengen von „Kalter Pracht“ wie der kalte Hund ja auch heißt, gefuttert.

Meine „hohe Zeit“ der Kalten-Pracht-Futterei war in der Zeit von ca. 1954 bis 1959. Geboren wurde ich 1952 und da hat unsere Nachbarin - meine Nenn-Tante das Zeug schon jahrelang hergestellt.

Sie erzählte (soweit ich mich erinnere), wie ich weiter unten schon geschrieben habe, dass das Hausmädchen in ihrem Elternhaus diese „kalte Pracht“ in Schlesien schon hergestellt hatte. Sie war, nach meiner Schätzung, etwa 70 Jahre alt gewesen, meine Tante Weinert.

Im Jahr 1959 ist unsere Familie umgezogen. Ich hatte noch viele Jahre, bis zu ihrem Tod Kontakt zu Tante Weinert. Aus dieser Zeit nach dem Umzug, stammen meine Erinnerung an den Erzählungen der Tante Weinert.

Komischerweise kann ich mich noch an vieles was sie erzählt hat erinnern. Wie sie z. B. als junges Mädchen „Haarfestiger“ benutzt hat - sie fertigte ihn selber aus Zuckerwasser.

Gruß
Ingrid

Schon seltsam, wie oft dieser einfache Kuchen hier vorkommt. Neulich hatten wir erst das Thema im Forum.

/t/kuchen-neu-in-mode/4959063

da hatte ich schon Unmengen von „Kalter Pracht“ wie der kalte
Hund ja auch heißt, gefuttert.

OK - dann war das nix mit meinem Gefühl. Es gibt übrigens noch das Zeitfenster Ende des 19. Jahrhunderts. Oder eben doch die 20er Jahre.

:wink:

LG Petra

Hallo Ingrid,

Somit sind wir eigentlich schon vor 1949 angekommen und haben
die DDR in Richtung Schlesien verlassen.

Na das ist doch schon mal was. Für weitreichendere Informationen sind wir dann aber auf „Überlieferungen“ angewiesen.

Mal sehen, wo wir noch landen werden.

Ich bin auch gespannt.

Gruß
Fabian

OK - dann war das nix mit meinem Gefühl. Es gibt übrigens noch
das Zeitfenster Ende des 19. Jahrhunderts.

Das gibt es tatsächlich - was allerdings weder etwas mit Deinem Gefühl oder sonstigen von Dir vorgebrachten Gründen zu tun hat sondern mit der Erfindung gehärteten Kokosfetts („Palmin“) durch Dr. Heinrich Schlinck in Mannheim. 1892 patentiert.

Freundliche Grüße,
Ralf

P.S.: außer ‚kalte Schnauze‘ und ‚kalter Hund‘ sind mir auch noch die Bezeichnungen ‚kalte Oma‘, ‚Lukullus‘, ‚Kellerkuchen‘ und ‚Wandsbeker Speck‘ bekannt. Diese Namensvielfalt deutet mE darauf hin, dass dieses Rezept keine spezielle lokale Tradition hat. Vermutlich verbreitete es sich sehr schnell nach ‚Erfindung‘ in ganz Deutschland - etwa durch Veröffentlichung des Rezepts in Zeitschriften.

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Hallo Ralf,

siehsse - Spurensuche… Die Nummer mit dem Palmin ist in dem Zusammenhang vielleicht wirklich nicht ganz uninteressant… Was dann den Zeitraum wieder etwas eingrenzt :smiley:

LG Petra, die neugierig ist, wie die Schnipseljagd weiter geht :wink:

P.S.: Das „Gefühl“ ist durchaus ja nicht im luftleeren Raum. Ich habe halt Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass ausgerechnet so etwas wie die Kalte Schnauze in einer Zeit geboren wurde, wo Kakao Luxusobjekt war. Und das nicht unbedingt, weil wir das mit Kinderzeit assoziieren, sondern eher wegen der Art der Verwendung.

Aber „Betriebsblind“ wie ich da wohl war, habe ich mich auf den Kakao gestürzt. Insofern ist der Palminhinweis sehr spannend. (So etwas ähnliches findet man auch im Bereich Backtriebmittel mit Erfindung des Backpulvers, das auch völlig neue Horizonte eröffnet hat.)

Spurensuche - tlw. ot
Hallo,
ein wirkliches Luxusprodukt - jedenfalls was die ‚gutbürgerliche‘ Schicht anging - war Kakao etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr, auch wenn der Pro-Kopf-Verbrauch natürlich weit unter dem heutigen lag. Vgl. http://www.theobroma-cacao.de/wissen/geschichte/1492…
Trotzdem ist es wohl sinnvoll, den Ursprung dieses Rezepts und seine Verbreitung frühestens in der Zeit des ‚Schokoladenbooms‘ 1902 - 1911 anzusetzen, vgl. http://www.theobroma-cacao.de/wissen/geschichte/1492… - überhaupt eine sehr interessane und informative Webseite zum Thema Schokolade.

Ich möchte es mir nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass der heute so günstige Preis für Kakao seine Ursachen hat. Wer z.B. gegen Kinderarbeit ist, sollte sich schon Gedanken machen, welche Kakaomarke er kauft. Es gibt sehr gute Gründe, etwas mehr für fair gehandelten und produzierten Kakao zu bezahlen, vgl. http://www.menschenrechte-weltweit.de/kakao/index.ph…

Freundliche Grüße,
Ralf

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Ja, ich weiß, das hatte ich auch gelesen, und bei der Gelegenheit ist mir wieder eingefallen, daß ich diese Frage schon lange mal reinstellen wollte.

Grüßle
Regina

Hallo, Ihr Lieben!

Vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten und Überlegungen.

Interessant war die Anregung mit dem Palmin, ohne das gibt’s ja keinen Kalten Hund. Und fast zeitgleich wurden die Leibniz-Kekse „erfunden“ bzw. als solche vermarktet, und die müssen ja auch klassischerweise rein.

Ich glaub, jetzt muß ich erstmal einen Kalten Hund fabrizieren; ich hab das nämlich bisher weder gegessen nocht selber gemacht:frowning:
Ich kenne das nur wie erwähnt aus dem alten Kochbuch meiner Mutter.

Grüßle
Regina

Den „Kalten Hund“ kenn ich aus meiner Koindheit aus den 50iger Jahren. >Meine Grossmutter und eine der Grosstantenmachte denn haeufig. Ich meine das ist so einKuchen der so regional hauptsaechlich hergestellt wurde; ob der noch gemcht wirde weis sich nicht. Hiermit meine ich bei der regionalen herstelung da sist so run um Hamburg und rund um Cuxhaven, ansonsten hab ich das nirgendwo gehoertr auch nicht in Kochbuechern gesehen. meine Grossmutter hatte so einKochbuch das so handgeschreibenen Rezepte hatte, hauptsaechlich aus der Hamburger Gegend und auch vorkommend im „Alten Land“ einem Obstanbaugebiet so das "Alte Land und „Land Kedingen“. Sonst kenn ich das nirgenbds wohwe run ich kenn e auch neimanden der das je ricitg machen konnte auch in den naechstengenerationen nicht.
Reimar