Kammenos Rücktritt warum?

Hallo

Weiß jemand, warum Kammenos zurückgetreten ist?

Ich habe verstanden, dass er aus nationalen Gründen und wegen der Umbenennung Mazedoniens in Nordmazedonien zurückgetreten ist, aber wo ist der Zusammenhang? Er ist doch nicht Mazedonier, sondern Grieche, oder etwa nicht?

Eben drum !
Es geht darum das er (und viele andere auch) den Begriff Mazedonien für einen rein griechischen Landesteil halten und noch dazu aus höchst bedeutender historischer Quelle.
Und deshalb ist jede Kombination mit dem Namen unerwünscht und in deren Augen fast Verrat am Vaterland !

MfG
duck313

Hi,

es könnte der Aufhänger sein, um vorgezogene Neuwahlen des Parlaments zu erreichen.

Immerhin ist die griechische Regierung momentan eine Mischung aus der linksradikalen SYRIZA und der rechtspopulistischen ANEL. Hätten die (vorherigen) Etablierten nicht einen dermaßen Sauhaufen von einem innerlich verrottetem Abklatsch des Parlamentarismus fast zu Tode geritten, wären diese beiden Parteien normalerweise niemals zusammengekommen.

ANEL ist eigentlich schon eingangs eine ganz kleine Nummer gewesen (2015: 4,8, später im Jahr nochma 3,7%). Lt. Umfragen liegen die jetzt bei gerade einmal 1,5%. Ende 2019 wären ohnehin Neuwahlen und man hat scheinbar erkannt, dass die Koalition nicht zu mehr Wählergunst führt. Ergo will man nun „Profil zeigen/zurückgewinnen“.

SYRIZA ist ebenfalls abgestürzt. Von 36% in 2015 auf nunmehr 26% in einer Umfrage.

Gruß
vdmaster

Ja, weil er damit die eigene Ankündigung einlösen musste.
Es gab im Sommer, nach Jahrzehntelangem Getue, die Einigung zwischen Mazedonien und Griechenland auf „Nordmazedonien“.
Kammenos hat diese Einigung abgelehnt (diese Ablehnung übrigens geht weit über seine Splitterpartei-Wählerschicht hinaus). Nun hat Nordmazedonien die Einigung in trockene Tücher gebracht - und Kammenos ist entsprechend zurückgetreten.
Aber, wie gesagt, das ist nur der Zeitpunkt des Rücktritts gewesen, nicht der Anlass. Der Anlass war die Einigung im Sommer.

Gruß
F.

P.S.: So ganz banal ist das Getue übrigens auch nicht.
Man stelle sich vor, Bayern spaltet sich von Deutschland ab und würde sich fortan „Freistaat Österreich“ nennen. :wink:
Dazu ein ähnlicher nah-historischer Hintergrund, dass u.a. eben auch Bayern es waren, die im NS Österreich mehr oder minder „heim ins Reich“ okkupiert haben.
Im Fall der Griechen waren es die Bulgaren, die im 2. Weltkrieg ein Auge auf Teile des griechischen Mazedoniens geworfen haben, und (Nord)Mazedonier und Bulgaren ist nun nicht das Gleiche, aber auch nicht das völlig Ungleiche.

Ich finde aus griechischer Perspektive die gefundene Namenseinigung auch miserabel. Ein „Nordmazedonien“ lässt unweigerlich an ein „Südmazedonien“ (das griechische Mazedonien,) denken, und damit an ein geteiltes Land.
Vielleicht fordert ja bald einer die Wiedervereinigung wie bei Nord- und Südkorea.

Gruß
F.

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Hm, wer lebt denn vorwiegend in jetzt Nord-Mazedonien? Mazedonier oder Bulgaren? Und hieß die Gegend schon früher Mazedonien, also vor Jugoslawien.

Ich les mal den Wiki-Artikrl zur Geschichte Mazedoniens und stelle ggf. weitere Fragen.

Ich finde, das Beispiel passt nicht ganz. Mazedonien hieß doch vorher auch schon Mazedonien, gehörte nur zu Jugoslawien.

Kann es sein, dass es eigentlich nur um Alexander den Größen geht, und ob schon an der Namensgebung zu erkennen ist, dass der aus dem heutigen Griechenland stammte?

Vieles an dem Beispiel passt nicht, das ist ganz klar.
Es sollte am eigenen Empfinden veranschaulichen, dass der „Namensstreit“ kein hohles Getue ist, wie es oberflächlich wirkt. Der Hinweis auf den Zweiten Weltkrieg ist ja nur eine Episode in diesem Herumreißen an der Region „Makedonien“, so wie das „Heim ins Reich“ nur eine Episode in diesem langem Herumreißen zwischen Bayern und Tirol, Salzburg und Oberösterreich ist.

Ja, aber das ist ein gravierender Unterschied, ob die Teilrepublik eines Staates so heißt oder dann ein Staat selbst.
Vor 1991 war alles auf dieser „Teil“-Ebene: die jugoslawische Teilrepublik und die drei mazedonischen Verwaltungsregionen Griechenlands. Das finde ich unproblematisch.
Seit 1991 hat sich das geändert und konsequenterweise gabs auch gleich einen Haufen mazedonischer Irrläufer, die von Großmazedonien fabuliert haben (also Mazedonien plus das mazedonische Griechenland plus das mazedonische Bulgarien).
Das ehemalige Jugoslawien hat ja genug blutige „Groß“-Faschisten hervorgebracht: Groß-Serben, Groß-Albaner, Groß-Mazedonier.
Dass Griechenland da gleich einen kräftigen Riegel vorschieben wollte, ist m.E. sehr verständlich.

Nein, diese fernhistorischen Argumentationen sind nur oberflächliches Getue, etwa wenn sie in (Nord)Mazedonien den Flughafen in Skopje nach Alexander benannt haben oder wenn sie das alte makedonische Emblem, den „Stern von Vergina“ (Vergina liegt weit in Griechenland), in ihre Flagge aufgenommen haben.
Diese (un-)historischen Dinge zeigen die Symbolpolitik, die von Seiten „(Nord)Mazedoniens“ betrieben wird/wurde und die auf Griechenland natürlich hochaggressiv wirken muss, auch wenn Griechenland eigentlich gar nicht so sehr der Grund für diese aggressive Symbolpolitik war/ist, sondern eher die Serben, die Albaner (bzw. die eigene albanische Minderheit) und die Bulgaren, deren Ansprüche man mit dieser Konstruktion einer übersteigerten Nationalidentität abwehren wollte.

Gruß
F.

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