Kampf der Weltanschauungen?

Hi,

ich mag ja von „Hintertupfing“ sein und das nicht recht mitbekommen! Deshalb ganz naiv gefragt: Gibt es einen Kampf der Weltanschauungen?

In vielen unteren Artikelbäumen könnte man erkennen, worum es geht.

Mit persönlichen Beleidigungen wird von beiden Seiten nicht gerade gespart. Aber ist das ein Weg der Vernunft, so in der Philosophie zu „argumentieren“?

Gruß
C.

Hallo Claus!

Könntest du noch kurz präzisieren, welche Weltanschauungen du genau meinst? Derer gibt es so viele, dass ich gar nicht weiß, wo ich mit einer Antwort beginnen sollte. Oder ist dies genau das Problem, das du ansprichst?

Gruß
Dine

Hallo Claus,

Kampf…Wettbewerb würde ich sagen.
Es ist ein nicht zu unterschätzendes Phänomen in meiner Weltanschauung, dass mir die andern Weltanschauungen vergleichsweise nicht wie durch Kausalketten belegt, sondern lediglich aus aneinandergereihten Behauptungen zusammengesetzt erscheinen.

Ich vermute, dass es den Vertretern anderer Weltanschauungen - bei allen sonstigen Unterschieden - in diesem Punkt oft gleich geht.
Beleg ist z. B. die Aussage vom „Sohn“ im „Freiwillig“-Fred.

Gruss,
Mike

Guten Tag, Claus!

ich mag ja von „Hintertupfing“ sein

heißt das bei euch nicht eher „Sabinosa“ oder so? :wink:

Was ist denn das spanische/kanarische Äquivalent zu Hintertupfing?

und das nicht recht
mitbekommen! Deshalb ganz naiv gefragt: Gibt es einen Kampf
der Weltanschauungen?

In vielen unteren Artikelbäumen könnte man erkennen, worum es
geht.

Ich sehe dort vielmehr eine fetischhafte Verliebtheit in bestimmte Begriffe und Begriffssysteme, von denen man partout nicht lassen will, oder die man partout nicht zulassen will, auch wenn die Inhalte hinter den Begriffshülsen selbst gar nicht weit auseinander liegen mögen.
Ein Kampf der individuellen Narzissmen bestenfalls.

Das würde ich also noch lange nicht als „Kampf der Weltanschauungen“ bezeichnen (wie es ihn beispielsweise in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gab), auch noch nicht -wie Dahinden es vorschlägt- als „Wettbewerb der Weltanschauungen“ (der kein „Kampf“ ist, weil er auf einem Grundkonses ruht; beispielsweise die kleinen harmlosen Ideologisierereien in den liberalen „Ende der Geschichte“-Gesellschaften).

E.T.

Hi,

Gibt es einen Kampf der Weltanschauungen?

Ja den gibt es, zwischen Religionen, zwischen Wissenschaftlern(Quantenphysik vs. Relativitätstheorie), zwischen Politikern etc. etc.

Jeder meint, die Welt am besten zu erkennen und auf der richtigen Seite zu sein.

Mit persönlichen Beleidigungen wird von beiden Seiten nicht
gerade gespart. Aber ist das ein Weg der Vernunft, so in der
Philosophie zu „argumentieren“?

Nein, denn das ist einfach nur primitiv und löst den Konflikt nicht.

mfg,

Hanzo

Hi Dine,

Könntest du noch kurz präzisieren, welche Weltanschauungen du
genau meinst?

Johannes Rauh (unter anderem Präsident der Bundesrepublik Deutschland) warnte zu seiner Zeit „vor einem Kampf der Weltanschauungen“. Was er genau damit meinte, blieb offen…

Der Beitrag von Mike ist konstruktiver als der von mir, weil er nicht von „Kampf“, sondern „Wettbewerb“ spricht, was die Realität zur Phänomenologie erhebt, die man „neutral“ beschreiben kann.

Sicher gibt es viele unterschiedliche Weltanschauungen. Eine Klassifizierung nimmt zum Beispiel der Psychologe Professor Dr. Hellmuth Benesch vor „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge… Zur Psychologie der Weltanschauungen“, Beltz Verlag, 1984).

Der vor einiger Zeit verstorbene, 102 Jahre alt gewordene, sehr einflussreiche deutsche Philosoph Prof. Hans-Georg Gadamer spricht dagegen vom „Aufstand der Weltanschauungen“.

Und der Beitrag von E.T. in diesem Thread bezweifelt überhaupt, dass es gar um Weltanschauungen, sondern nur um ideologisierte Sprachspiele geht, womit er eine noch exaktere Analyse auf einer Meta-Meta-Ebene beabsichtigt, denn schließlich geht es vordergründig nur um sprachliche Auseinandersetzungen.

Weltanschauungen, die vorwiegend mit der Sprache vermittelt werden, sind aber auch immer mit einem real existierenden Identitätsgefühl verbunden.

Wenn sich fast täglich weltanschaulich überzeugte Islamisten mitsamt ihren zutiefst verhassten Feinden in die Luft sprengen, ist das ja nicht nur oberflächlich zu erklären, sondern benötigt die Einsicht in psychologische Realitäten, die natürlich auch immer mit Sprache zu tun haben.

Ich habe früher schon einmal einen Thread „Mechanik oder Wesen“ aufgemacht, an dem sich aber leider niemand beteiligt hat, weil dieses Thema vielleicht für ein Internetforum viel zu groß ist, obwohl es meiner Meinung nach von der Philosophie behandelt werden sollte, nicht nur aus Sicht der Sprache, sondern vor allem der Emotionen wegen, die damit verbunden sind.

Meiner Erkenntnis nach lassen sich sämtliche Weltanschauungen in diese beiden Kategorien „Mechanik oder Wesen“ einteilen - oder nach dem französischen Arzt und Philosophen La Mettrie (1709 - 1751) wie folgt kategorisieren:

„Die philosophischen Systeme über die Seele des Menschen lassen sich auf das ältere System des Materialismus und das System des Spiritualismus zurückführen.“

La Mettrie als Materialist und Mechanist ist davon überzeugt: Der Mensch ist nur eine mechanisch funktionierende Maschine, ohne inneres Wesen! Und das habe ich bezweifelt.

Gruß
C.

Hi ET,

wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es in deinem Fazit um eine Reflexion der Postmoderne, in der du einen liberalen Konsens in allen sprachlichen Auseinandersetzungen erblickst? Es geht also nur um Oberflächen, aber schon längst nicht mehr um das Wesentliche? Es geht um die Unendlichkeit der Evolution in Sprachspielen, in denen alles möglich ist? Es geht um die Theorie der Mediengesellschaft nach der konsequenten Antimetaphysik französischer Neostrukturalisten?

Oder was ist deine eigene Weltanschauung, kannst du die beschreiben, oder ist die nicht klar genug?

Gruß
C.

2 Like

Guten Abend, Claus!

wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es in deinem Fazit
um eine Reflexion der Postmoderne, in der du einen liberalen
Konsens in allen sprachlichen Auseinandersetzungen erblickst?

Du hattest ja die unteren Threads als Beispiel gegeben. DORT sehe ich nur begriffliche Abgrenzungskämpfe, die die Tiefe von Weltanschauungskämpfen nicht erreichen, weil sie keinen gegenwärtigen sozialen Kampflinien entsprechen.

Den angesprochenen liberalen Konsens sehe ich in allen heutigen Gesellschaften des Westens. Ich halte ihn aber für „modern“, nicht für „postmodern“ - wenn dieser Gegensatz denn überhaupt viel aussagt.

Oder was ist deine eigene Weltanschauung, kannst du die
beschreiben, oder ist die nicht klar genug?

Ich versuche redlich, mich links und rechts am liberalen Konsens vorbeizudenken :wink:

E.T.

Hallo E.T.,

am liberalen Konsens vorbeizudenken

würde wohl bedeuten, dass der Dialog seine Grenzen hat (z. B. bei einem Relativisten dort, wo er verbindlich wird, bei einem Religiösen dort, wo etwas heilig ist, bei einem Snob dort, wo er ihm keinen Spass bereitet, bei der Alten Schule dort, wo der Gesprächspartner aus einer andern Gesellschaftsschicht kommt…)

Gruss,
Mike

Dialektik der Vernunft
Hi Ernst,

Ich versuche redlich, mich links und rechts am liberalen
Konsens vorbeizudenken :wink:

Bezogen auf die Dialektik der Vernunft könnte man folgende Gesellschaftstheorie postulieren: Die Moderne entstand vor allem durch die Aufklärung der Naturwissenschaft seit Galilei, Newton und Descartes. Das Axiom dieser Denker, das allen gemeinsam war, war die „Mechanik“.

So waren z. B. für René Descartes andere Menschen „Maschinen“. Und so sind nach dieser Logik auch Tiere, Pflanzen und Planeten Maschinen. Der ganze Kosmos ist nach dieser Weltanschauung eine einzige, riesige „Weltmaschine“.

Das war die alles bestimmende Vernunft der Aufklärung, die sich gegen das Dogma der Metaphysik aus dem Mittelalter immer mehr durchsetzen konnte, bis diese Weltanschauung in der Industriegesellschaft zur nicht mehr weiter hinterfragbaren „Wahrheit“ wurde.

Da die meisten Menschen durch die Industriegesellschaft ihre Existenzbedürfnisse besser befriedigen konnten, als noch im Mittelalter, wo die Gesellschaft nach dem christlichen und platonischen Dogma strukturiert war, wurde seit dem 19. Jahrhundert die „Mechanik“ zu einem gemeinsamen gesellschaftlichen „Totem“ (ich gebrauche diese Metapher in Anlehnung an den belgisch-französischen Philosophen und Ethnologen Professor Claude Lévi-Strauss).

Allmählich entstand aber durch die Industriegesellschaft immer mehr das Bedürfnis nach Kommunikation, auf die sich dann die Technik weiter konzentrierte und mit der Erfindung von Presse, Funk, Film, Fernsehen, Computer, Internet, Handy, Video usw. über die klassische Industriegesellschaft hinaus zur Vernunft einer global vernetzten Mediengesellschaft evolvierte, die über die „Mechanik“ der Industriegesellschaft hinaus interpretiert wurde als „nachindustrielle Evolution“.

Aus dieser Entwicklung, die immer noch nach dem Axiom der „Mechanik“ evolvierte, entstand dann in weiterer Folge durch französische Philosophen die „Postmoderne“, die auch von der Überzeugung der Strukturalisten sowie Neostrukturalisten gefördert wurde, weil sie auf Vordenker wie die deutschen Philosophen Nietzsche, Husserl und Heidegger aufbauten.

Eine dialektische Überwindung der Postmoderne und die Weiterentwicklung der dialektischen Vernunft kommt aus Amerika und Deutschland. Stichworte sind zum Beispiel: Demokratie, Freiheit, Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Individualismus, Pluralismus, Integralismus, Subjektivismus.

Ich will nur einige Hinweise für diese Dialektik der Vernunft geben: Ken Wilber in Amerika, der seit Jahrzehnten unaufhaltsam darum bemüht ist, die sowohl Moderne als auch Postmoderne in ihren Axiomen zu überwinden in ein „integrales Bewusstsein“, das vor allem auf Hegel aufbaut. Da aber Ken Wilber meines Wissens nach kein klassischer Philosoph ist, im Sinne der Schulphilosophie, dominieren zur Zeit unter anderen auch die Philosophen Hilary Putnam als bekanntester Sprachphilosoph der Welt wie auch die deutschen Philosophen Christoph Halbig, Michael Quante und Ludwig Siep, die sich allesamt auf Hegel beziehen.

Auf Hegel bezieht sich nicht nur Ken Wilber, sondern auch folgende Gegenwartsphilosophen: Thomas Baldwin, Professor für Philosophie an der Universität York (England), Robert Brandom, Professor für Philosophie an der Universität Pittsburgh (USA), , Hans Friedrich Fukda, Professor für Philosophie an der Universität Heidelberg und Präsident der Internationalen Hegel-Vereinigung…

Und natürlich darf man auch folgende Gegenwartsphilosophen nicht vergessen: Zum Beispiel John McDowell, Dean Moyar, Terry Pinkward, Robert Pippin, Ernst Tugendhat, Manfred Frank, Volker Gerhardt und andere…

Die Dialektik der Vernunft könnte man nunmehr folgendermaßen konstruieren:

  1. Moderne, 2) Postmoderne 3) Suche nach Authentizität, mit der zentralen Frage: Wer bin ich eigentlich als ganzer Mensch wirklich echt selbst, über die Kulturprägung und soziale Rolle weiter hinaus???

Gruß
C.

1 Like

Let´s get ready to rumble!
Hallo,

–>ganz einfach: „Ja“

–>differenzierter:

Ja z.B. fallen in sehr vielen Foren oder Diskussionen immer mehr unsachliche Schimpfwörter.
Meiner Meinung nach weil viele aus welchem Grund auch immer (Auch sehr störend: Niemand will seine Fehler zugeben, z.B. wurden bei uns die Ampeln umgestellt, so dass jetzt jeder im stau steht, aber es wird einem trotzdem als „besser“ verkauft und nicht geändert.
Anderes Beispiel: Stuttgart 21

Das einzige „Heilmittel“ währe wohl den Kindern nicht wie im Mittelalter zu sagen „Schau der weis ALLES und du musst ALLES tun was er sagt und NIEMAND darf etwas anderes sagen“ oder ihnen nicht, was zur Zeit meist gepredigt wird, zu sagen „Sei selbstbewusst lass dir nichts sagen und verteidige deine Meinung“, sondern man sollte sagen „Schau der weis was, der auch und der auch und… ABER überlege IMMER ob es auch glaubhaft ist und überlege WESHALB es stimmt und wenn es falsch ist schau was DU daraus LERNEN kannst“.
–ich habe jetzt natürlich alles ein wenig übertrieben :wink:

Viele Grüße und nicht einfach glauben was ich hier geschrieben hab, sondern drüber nachdenken :wink:

Robert

Schreibfehler richtig stellen
Normalerweise sind mir Schreibfehler egal, weil es mir vorrangig um Ideen geht und nicht um Rechtschreibregeln (wie Goethe sagte: Schreibfehler überlasse ich den Druckern zur Korrektur!). In diesem Falle will ich aber meinen Schreibfehler richtig stellen:

Ich spreche von Hans Friedrich Fulda, Professor an der Universität Heidelberg und Ex-Präsident (von 1987 - 1995) der Internationalen Hegel-Vereinigung.
D. O.

1 Like

Sinnlos
Die Lösung eines jeden philosophischen Problems beginnt mit der präzisen Formulierung, Einschränkung und Definition der Fragestellung sowie einer, wenn auch im Forumskontext nur preliminarischen, Definition der Kernbegriffe. Dieser Diskussion fehlen ALLE der genannten Merkmale. Sie ist daher sinnlos und verdient nicht unter der Rubrik Philosophie geordnet zu werden. Eventuell könnte man sie gerade noch dem Feuilleton zuordnen.
Tut mir Leid für dieses harsche Urteil.

Nachfragen…
Hi,

Die Lösung eines jeden philosophischen Problems beginnt mit
der präzisen Formulierung, Einschränkung und Definition der
Fragestellung sowie einer, wenn auch im Forumskontext nur
preliminarischen, Definition der Kernbegriffe.

Dann frag nach, was er damit meint oder lass es einfach…

mfg,

Hanzo

1 Like

Sinnlos für wen?

Die Lösung eines jeden philosophischen Problems beginnt mit
der präzisen Formulierung, Einschränkung und Definition der
Fragestellung

Und? Kann Gotemson eine „Lösung“ des philosophischen Problems bieten? Ich denke, die Formulierung hängt nicht davon ab, wie präzise ein philosophisches Problem formuliert wird, sondern nach welchem Interesse.

Das Kriterium ist die Realisierung des Unterschieds zwischen einer Vorlesung an einer Universität und der freien Kommunikation in einer Mediengesellschaft, von der die klassische Schulphilosophie kein Wissen hat, dann die klassische Schulphilosophie repräsentiert nicht die Wirklichkeit.

preliminarischen, Definition der Kernbegriffe.

Dann wüsste ich gerne eine Alternative zu den von mir formulierten Kernbegriffen, Mechanik oder Wesen sind Kernbegriffe der vorherrschenden Weltanschauungen, die man auch „die zwei Kulturen“ nennt. Ich wüsste gerne konstruktive Vorschläge, die eine andere Sicht eröffnen.

Dieser Diskussion fehlen ALLE der genannten Merkmale.

Welche Merkmale? Die von mir benannten sind zumindest die, die mein Interesse betreffen. Hingegen sehe ich, wie schon erwähnt, keine Merkmale einer konstruktiven Kritik der Wirklichkeit, sondern nur abstrakte Behauptungen, ohne alternative Argumentation.

Sie ist daher sinnlos und verdient nicht unter der Rubrik Philosophie
geordnet zu werden. Eventuell könnte man sie gerade noch dem
Feuilleton zuordnen.

Zumindest für das Feuilleton wird ein Wert zugestanden? Der Begriff Weltanschauung wäre also nach dieser Auslegung gar nicht philosophisch???

In der Philosophie wird Weltanschauung zum Beispiel folgendermaßen definiert (dieses Wissen setze ich immer schon voraus): „Weltanschauung [ist] der Inbegriff der Ergebnisse metaphysischen Denkens und Forschens, wobei die Metaphysik aufzufassen ist als die Wissenschaft… des Welterkennens, erstens… nach Epoche, Volk, Rasse usw. (…) zweitens… ein Apriori-Wissen (induktive Erfahrungen, unabhängiges Wissen) auf allen Gebieten [der] Philosophie… sowie drittens die Resultate der Einzelwissenschaften zu einer Ganzheit zusamm[en]…“

Tut mir Leid für dieses harsche Urteil.

Wenn wir alle mehr die Kommunikationstechniken anwenden würden, wie sie für Manager seit gut 30 Jahren weltweit in unzähligen Trainings, Seminaren und Büchern gelehrt werden, dann würde wir in diesem Forum auch wissen (durch Erkenntnisse der praktischen Alltagspsychologie), dass man die Emotionen, die hinter dem vordergründigen „Begriffsgespinst“ (Nietzsche) stecken, in Ich-Botschaften kommunizieren kann: „Ich, Grotemson, finde diese Diskussion in der Philosophie völlig verfehlt und absolut sinnlos, wenn es nach mir ginge, gehörte so eine Frage in der Philosophie verboten, wie gesagt, wenn…!“

Sinnlos ist eine Frage aber nur für denjenigen, der sie als sinnlos interpretiert.

Gruß
C.

1 Like

Ich werde meinen Beitrag in zwei Teile gliedern. In I werde ich auf einen Kommentar eingehen. In II werde ich versuchen, eine klare Formulierung der Fragestellung zu geben und eine preliminarische Antwort auf Herrn Walz Frage hintanstellen.

I
Allerdings:

Und? Kann Gotemson eine „Lösung“ des philosophischen Problems
bieten? Ich denke, die Formulierung hängt nicht davon ab, wie
präzise ein philosophisches Problem formuliert wird, sondern
nach welchem Interesse.

Sie haben meinen methodologischen Ansatz offensichtlich noch nicht verstanden. Vielleicht sollte ich ihn verdeutlichen:

  1. Diese Debatte beschäftigt sich nicht mit einem phil. Problem, da ihr ein Kontext fehlt, der Diskussion Sinn zu geben. Sie ist daher leer. Ihre Antwort pressupponiert, dass es sich überhaupt um ein phil. Problem handelt. Die Bedingungen dafür habe ich allerdings in meinem letzten Beitrag schon genannt und hinzu gefügt, dass diese Diskussion sie nicht erfüllt.
  2. Würden Fragestellungen nicht nach Richtlinien der Präzision, Schlankheit etc. fest umrissen und stattdessen nach „Interesse“(wessen Interesse?) entschieden, würden Spekulation und Schwärmerei Tür und Tor geöffnet. Die Diskussion, sowie das Problem an sich, wären willkürlich und damit sinnlos.

Das Kriterium ist die Realisierung des Unterschieds zwischen
einer Vorlesung an einer Universität und der freien
Kommunikation in einer Mediengesellschaft, von der die
klassische Schulphilosophie kein Wissen hat, dann die
klassische Schulphilosophie repräsentiert nicht die
Wirklichkeit.

Folgende Terme sind unklar:
(a)Was genau meinen Sie mit „klassischer Schulphilosophie“
(b)Welche Definition von Wissen legen Sie an?
©Wenn Sie, was ich bezweifle, die traditionelle Wissensdefinition benutzen, wie kann ein abstrakter Begriff(a) überhaupt Wissen besitzen?
(d) Wie kann ein abstrakter, holistischer Begriff die „Wirklichkeit“(siehe e) „repräsentieren“ (siehe f)?
(e)Welche Konzeption von Wirklichkeit legen Sie zugrunde?
(f) Welches Repräsentationsverhältnis legen Sie zugrunde?

Dann wüsste ich gerne eine Alternative zu den von mir
formulierten Kernbegriffen, Mechanik oder Wesen sind
Kernbegriffe der vorherrschenden Weltanschauungen, die man
auch „die zwei Kulturen“ nennt. Ich wüsste gerne konstruktive
Vorschläge, die eine andere Sicht eröffnen.

Unterschied: Nennen/Formulieren(im Sinne einer erläuternden Definition)
Sie haben die Begriffe genannt. In diesem Absatz erläutern Sie sie lediglich mit weiteren unanalysierten Begriffen, die gensuso fraglich sind.

Welche Merkmale? Die von mir benannten sind zumindest die, die
mein Interesse betreffen. Hingegen sehe ich, wie schon
erwähnt, keine Merkmale einer konstruktiven Kritik der
Wirklichkeit, sondern nur abstrakte Behauptungen, ohne
alternative Argumentation.

Merkmale bezog sich meinerseits, wie eigentlich relativ deutlich geworden sein sollte, nicht auf Ihre persönlichen Interessengebiete. Ich habe vielmehr notwendige Bedingungen genannt, unter denen generell eine fruchtvolle philosophische Debatte möglich ist.

Zumindest für das Feuilleton wird ein Wert zugestanden? Der
Begriff Weltanschauung wäre also nach dieser Auslegung gar
nicht philosophisch???

Richtig. Weil er unanalysiert in einer unklaren Fragestellung gesetzt ist, die keine semantischen Werkzeuge zur sinnvollen Interpretation enthält.

In der Philosophie wird Weltanschauung zum Beispiel
folgendermaßen definiert (dieses Wissen setze ich immer schon
voraus)

Setzen Sie besser nichts voraus, sonst wirft man Ihnen stille Prämissen vor.

„Weltanschauung [ist] der Inbegriff der Ergebnisse
metaphysischen Denkens und Forschens, wobei die Metaphysik
aufzufassen ist als die Wissenschaft… des Welterkennens,
erstens… nach Epoche, Volk, Rasse usw. (…) zweitens… ein
Apriori-Wissen (induktive Erfahrungen, unabhängiges Wissen)
auf allen Gebieten [der] Philosophie… sowie drittens die
Resultate der Einzelwissenschaften zu einer Ganzheit
zusamm[en]…“

Das ist ein Anfang. Nützlich wäre hier noch eine Quellenangabe. Woher stammt diese Definition?

Wenn wir alle mehr die Kommunikationstechniken anwenden
würden, wie sie für Manager seit gut 30 Jahren weltweit in
unzähligen Trainings, Seminaren und Büchern gelehrt werden,
dann würde wir in diesem Forum auch wissen (durch Erkenntnisse
der praktischen Alltagspsychologie), dass man die Emotionen,
die hinter dem vordergründigen „Begriffsgespinst“ (Nietzsche)
stecken, in Ich-Botschaften kommunizieren kann: „Ich,
Grotemson, finde diese Diskussion in der Philosophie völlig
verfehlt und absolut sinnlos, wenn es nach mir ginge, gehörte
so eine Frage in der Philosophie verboten, wie gesagt,
wenn…!“

Diese Anmerkung ist trivial. Offensichtlich wird ein Urteil immer von einem urteilenden Subjekt begleitet. Die Betonung auf „Ich“ zu legen und dem Satz damit eine relativistische Konnotation zu geben, entspricht wohl hingegen eher Ihrem „Alltagspsychologischem“ Verständnis sprachlicher Äußerungen.
Sie haben darüber hinaus meine Einstellung falsch zusammen gefasst. Fragen, die ohne Kontext und zumindest vage Begriffsdefinition gestellt werden, sind in der Philosophie so wie in jeder Wissenschaft schlicht unmöglich.

Sinnlos ist eine Frage aber nur für denjenigen, der sie als
sinnlos interpretiert.

Nein. Sinnlos ist die Frage für jeden Menschen, der ihr in einem Kontext Sinn zuordnen möchte. Da dies nicht möglich ist, ist sie sinnlos.

II
Unklare Begrifflichkeiten werden kursiv gedruckt.
Ihre ursprüngliche Frage lautete:
„Gibt es einen Kampf der Weltanschauungen?“
Gemäß dessen hatten Sie Weltanschauung wie oben definiert. Ihre Definition läuft darauf hinaus, eine Weltanschauung grob gesprochen als gesammeltes Wissen, bisheriger menschlicher Bemühungen anzusehen ist. Wenn dies zutrifft, scheint sich Ihre Frage bereits in dem in ihr genannten Begriff aufzulösen. Wenn Weltanschauung das gesammelte menschliche Wissen ist, dann macht es keinen Sinn, sie als Pluralwort zu verwenden. Wenn es folglich nur eine Weltanschauung gibt, kann es keinen Kampf zwischen „Weltanschauungen“ geben.
Ihre Definition scheint allerdings an mehreren Punkten äußerst unklar. Zum einen ist sie in drei Punkte gegliedert. Es ist unklar, ob diese Punkte zur kompletten Definition aufaddiert werden müssen, oder jeweils eine Definition für sich darstellen. Obendrein nennt der dritte Punkt sich per definitionem widersprechende Begriffe, indem er induktives Wissen unter Apriori-Wissen gliedert. Indzktives Wissen ist jedoch immer a posteriori.
Es muss vorerst geschlossen werden, dass diese Definition zur Klärung der Frage unzureichend ist, da sie entweder der Frage ihren Sinn entzieht(da das Wort Kampf zumindest zwei Relata voraussetzt, diese aber unter geg. Def. von Weltanschauung nicht vorhanden sind) oder inkonsistent ist.
Welche Definition könnte sonst zur Klärung der Frage dienen? Das philosophische Wörterbuch(Martin Gessmann Hrsg. S. 760) definiert Weltanschauung wie folgt:

"bezeichnet meist eine in sich zusammenhängende Weltdeutung aus Sicht einer wissenschaftlichen, religiösen, politischen oder anderen Doktrin, in der das Leben eines Individuums oder einer Gruppe in bes. Weise ein Ziel und einen Daseinszweck erhält(…)"

Insofern lässt sich mit Blick auf die empirischen Daten eine recht klare Antwort auf die Frage finden: „Ja, offensichtlich.“
Schon aufgrund einer unglaublichen Vielheit an religiösen Weltdeutungen ist die Frage nach dieser Def. so zu beantworten.
Nun ist die Frage, ob Sie mit Ihrer Frage eine konkretere Gegenüberstellung meinen. Beziehungsweise: Aus Ihrer Einteilung in „Mechanik“ versus „Wesen“ meine ich herauszulesen, dass Sie der Ansicht sind, alle konkreten weltanschaulichen Streitpunkte ließen sich auf diese prinzipielle Unterscheidung reduzieren. Damit herrschte eine grundsätzliche weltanschauliche Polarität zwischen diesen Prinzipien. Damit diese These besprochen werden kann, sind zwei Fragen nötig:
(A) Habe ich Sie, was Ihre Unterteilung in Mechanik und Wesen angeht, richtig wiedergegeben?
(B) Könnten Sie diese Einteilung erläutern, mir wäre sogar Recht: An Beispielen ausführen.

einen shönen Tag!
ps. Ich habe mich gefreut, unter Ihrer Aufzählung von Gegenwartsphilosophen auch meinen nun im „Ruhestand“ befindlichen Professor Manfred Frank gefunden zu haben!
pps. Ich entschuldige mich für viele gramm. und orth. Fehler. Ich hatte wenig Zeit.

Weltanschauungen nicht im Plural?

Sie haben meinen methodologischen Ansatz offensichtlich noch
nicht verstanden. Vielleicht sollte ich ihn verdeutlichen:

  1. Diese Debatte beschäftigt sich nicht mit einem phil.
    Problem, da ihr ein Kontext fehlt, der Diskussion Sinn zu
    geben.

Weltanschauungen (im Plural, wenn, wie ich den Begriff gebrauche, denn ich spreche ja von zwei Gegensätzen) sind immer schon in ihrer Voraussetzung (Gott oder Zufall) an einen Kontext gebunden, deshalb ist die oben zitierte Polemik von ihrer Darstellung gänzlich entstellt und sinnentfremdet.

dass es sich überhaupt um ein phil. Problem handelt.

Offensichtlich in Ihrer Weltanschauung nicht, das nehme ich zur Kenntnis. Aber in meiner Weltanschauung ist es ein philosophisches Problem, was sonst sollte es nach Ihnen sein als ein philosophisches?

„Interesse“(wessen Interesse?)

Sie ahnen es ja zumindest, welches INTERESSE, oder meinen Sie Ihres???

Spekulation und Schwärmerei Tür und Tor geöffnet. Die Diskussion, :sowie das Problem an sich, wären willkürlich und damit sinnlos.

Für Sie ist das so, aus Ihrer weltanschaulichen Perspektive heraus, für mich nicht, sonst hätte ich ja auch nicht diese für mich SINNVOLE(!) Frage gestellt, die für mich die Kernfrage der ganzen 2700 jährigen abendländischen Philosophiegeschichte ist, sofern es in der Philosophie um ein kulturell unabhängiges Wissen geht, was alle Versuche betrifft…

Folgende Terme sind unklar:
(a)Was genau meinen Sie mit „klassischer Schulphilosophie“
(b)Welche Definition von Wissen legen Sie an?
©Wenn Sie, was ich bezweifle, die traditionelle
Wissensdefinition benutzen, wie kann ein abstrakter Begriff(a)
überhaupt Wissen besitzen?
(d) Wie kann ein abstrakter, holistischer Begriff die
„Wirklichkeit“(siehe e) „repräsentieren“ (siehe f)?
(e)Welche Konzeption von Wirklichkeit legen Sie zugrunde?
(f) Welches Repräsentationsverhältnis legen Sie zugrunde?

Darauf will ich einzeln nicht eingehen, das ist mir viel zu sehr an den Haaren herbei konstruiert, was ist denn der NUTZEN, für das wirkliche Leben, wenn man sich denn mal dieser schulischen Fleißarbeit unterzieht?

Sie haben die Begriffe genannt. In diesem Absatz erläutern Sie
sie lediglich mit weiteren unanalysierten Begriffen, die
gensuso fraglich sind.

Zugegeben.

Merkmale bezog sich meinerseits, wie eigentlich relativ
deutlich geworden sein sollte, nicht auf Ihre persönlichen
Interessengebiete.

genau darin liegt ja auch zwischen Ihrer und meiner Argumentation der Unterschied.

Bedingungen genannt, unter denen generell eine fruchtvolle :stuck_out_tongue:hilosophische Debatte möglich ist.

Sie nennen Ihre Bedingungen, ich nannte die meinen in meinem Posting, Sie gestatten aber schon, dass ich überhaupt meine eigenen Interessen verfolge?!

Setzen Sie besser nichts voraus, sonst wirft man Ihnen stille
Prämissen vor.

Das sind sie.

Das ist ein Anfang. Nützlich wäre hier noch eine
Quellenangabe. Woher stammt diese Definition?

Dieser Einwurf ist mir einfach zu läppisch, deswegen will ich ihn nicht weiter kommentieren, aber vielleicht finden Sie ja selber die Quelle, und wenn nicht, halte ich meine mögliche Unkenntnis Ihrem Wissen zugute, und dafür, dass Sie den Begriff besser definieren, als ich es tat.

Wenn wir alle mehr die Kommunikationstechniken anwenden

würden…

Diese Anmerkung ist trivial. Offensichtlich wird ein Urteil
immer von einem urteilenden Subjekt begleitet.

So ist es in der Tat!

Die Betonung auf „Ich“ …
entspricht wohl hingegen eher Ihrem
„Alltagspsychologischem“ Verständnis sprachlicher Äußerungen.

Ja.

ohne Kontext und zumindest vage
Begriffsdefinition gestellt werden, sind in der Philosophie so
wie in jeder Wissenschaft schlicht unmöglich.

Im Gegensatz zu Ihnen, lieber Grotemson, betreibe ich das Geschäft der Philosophie nicht als Wissenschaft, sondern als eine praktische Lebenskunst.

Sinnlos ist eine Frage aber nur für denjenigen, der sie als
sinnlos interpretiert.

Nein. Sinnlos ist die Frage für jeden Menschen, der ihr in
einem Kontext Sinn zuordnen möchte. Da dies nicht möglich ist,
ist sie sinnlos.

Ist eine Schlussfolgerung?

Wenn Weltanschauung das gesammelte
menschliche Wissen ist, dann macht es keinen Sinn, sie als
Pluralwort zu verwenden. Wenn es folglich nur eine
Weltanschauung gibt, kann es keinen Kampf zwischen
„Weltanschauungen“ geben.

Was für eine Logik!

Ihre Definition scheint allerdings an mehreren Punkten äußerst
unklar.

Das heißt im Klartext Folgendes: „Für mich, Grotemson, ist sie äußerst unklar.“ Was ich Ihnen auch abnehme, dass Ihnen sehr Vieles in dieser Welt nicht klar genug definiert ist, um es schulmeisterlich exakt zu kontrollieren. ich glaube aber kaum, dass es darauf im wirklichen Leben ankommt.

Es muss vorerst geschlossen werden, dass diese Definition zur
Klärung der Frage unzureichend ist, da sie entweder der Frage
ihren Sinn entzieht(da das Wort Kampf zumindest zwei Relata
voraussetzt, diese aber unter geg. Def. von Weltanschauung
nicht vorhanden sind) oder inkonsistent ist.
Welche Definition könnte sonst zur Klärung der Frage dienen?
Das philosophische Wörterbuch(Martin Gessmann Hrsg. S. 760)
definiert Weltanschauung wie folgt:

"bezeichnet meist eine in sich zusammenhängende Weltdeutung
aus Sicht einer wissenschaftlichen, religiösen, politischen
oder anderen Doktrin, in der das Leben eines Individuums oder
einer Gruppe in bes. Weise ein Ziel und einen Daseinszweck
erhält(…)"

Insofern lässt sich mit Blick auf die empirischen Daten eine
recht klare Antwort auf die Frage finden: „Ja,
offensichtlich.“

Das sag ich doch…

Nun ist die Frage, ob Sie mit Ihrer Frage eine konkretere
Gegenüberstellung meinen. Beziehungsweise: Aus Ihrer
Einteilung in „Mechanik“ versus „Wesen“ meine ich
herauszulesen, dass Sie der Ansicht sind, alle konkreten
weltanschaulichen Streitpunkte ließen sich auf diese
prinzipielle Unterscheidung reduzieren.

So ist es.

(A) Habe ich Sie, was Ihre Unterteilung in Mechanik und Wesen
angeht, richtig wiedergegeben?

Ja.

(B) Könnten Sie diese Einteilung erläutern, mir wäre sogar
Recht: An Beispielen ausführen.

Die Weltanschauung der Wissenschaft ist in der Regel eine Metaphysik der Mechanik.

Die Weltanschauung der Religionen ist in der Regel eine Metaphysik des Wesens.

Meine eigene Weltanschauung entspricht der Überzeugung, dass die Mechanik (ein Beispiel wäre La Mettrie und sein Werk „Der Mensch eine Maschine“) eine innere Leere des Menschen postuliert, während ich ein Wesen im Sinne sokratischer Selbsterkenntnis in mir finde, denn wäre ich nur eine Maschine, wäre zwischen allen Einzelteilen meines Wissens keine Ganzheit und keine Substanz, die sämtliche einzelne Strukturen VERBINDET.

einen shönen Tag!
ps. Ich habe mich gefreut, unter Ihrer Aufzählung von
Gegenwartsphilosophen auch meinen nun im „Ruhestand“
befindlichen Professor Manfred Frank gefunden zu haben!

Ich habe diesen deutschen Gegenwartsphilosophen nicht aufgezählt, hier in diesem Artikelbaum. Ansonsten glaube ich, dass Prof. Manfred Frank große Probleme hat, die Überzeugungen seiner „Romantik“ mit der heutigen globalen Mediengesellschaft in Einklang zu bringen, da fehlt KLARHEIT.

Gruß
C.

1 Like

Zweifel an der eigenen Weltanschauung
Wenn ich eine Frage stelle, ob ich zum Beispiel eine Palme in meinem Garten pflanzen soll (als reine Zierpflanze) oder lieber mehrere Papaya-bäume, weil die mehr Nutzen bringen, weiß jeder gebildete Mensch, was ich mit diesen Begriffen meine, nur geistig Behinderte wissen das evtl. nicht…

Aus diesem Beispiel des wirklichen Lebens weise ich den von typischen Schulphilosophen ständig als einzige „Wahrheit“ erhobenen Vorwurf zurück, die Begriffe seien nicht klar genug definiert (wenn ich von einer Palme und einem Papaya-baum spreche, weiß jeder gebildete Mensch, was ich in etwa damit meine) und man müsste erst darüber diskutieren, was diese Begriffe bedeuten…

Vom wirklichen Leben aus, wo jeder gebildete Mensch weiß, was der Begriff „Weltanschauung“ bedeutet, zetteln typische Schulphilosophen, die der Welt ohnehin meist keine eigenen Ideen mitzuteilen haben, einen sinnlosen Begriffs-Fetischismus an, weil sie nichts vom wirklichen Leben verstehen. Diese Art von total weltfremden Philosophen hat die Welt seit Jahrhunderten aus ihrer begrenzten (!) Weltanschauung heraus interpretiert, aber kein gebildeter (!) Mensch nimmt sie heute noch so ernst, wie sie es immer noch fordern. Diese kaum zu bestreitbare Tatsache erzeugt bei typischen Schulphilosophen erhebliche Zweifel an ihren eigenen Überzeugungen und ihrer eigenen (unreflektierten?) Weltanschauung…

1 Like

Wenn ich eine Frage stelle, ob ich zum Beispiel eine Palme in
meinem Garten pflanzen soll (als reine Zierpflanze) oder
lieber mehrere Papaya-bäume, weil die mehr Nutzen bringen,
weiß jeder gebildete Mensch, was ich mit diesen Begriffen
meine, nur geistig Behinderte wissen das evtl. nicht…

Im Gegensatz zu Ihren faszinierenden Zierpflanzen sind allerdings Begriffe wie „Wesen“, „Mechanik“ und „Schulphilosoph“ sehr viel obskurer und bedürfen einer ausführlichen Erklärung, nicht nur, aber auch deswegen, weil man nicht auf sie deuten kann, um sie zu erklären. Sie brauchen eine scharfsinnige Definition und Kontexteinordnung.

Ihre Erwähnung gegenüber geistig Behinderten finde ich geschmacklos, unpassend und unnötig. Sie deutet auf einen intelektuellen Hochmut hin, den sich keiner, vor allem aber nicht Sie, leisten kann

Vom wirklichen Leben aus, wo jeder gebildete Mensch weiß, was
der Begriff „Weltanschauung“ bedeutet, zetteln typische
Schulphilosophen, die der Welt ohnehin meist keine eigenen
Ideen mitzuteilen haben, einen sinnlosen Begriffs-Fetischismus
an, weil sie nichts vom wirklichen Leben verstehen.

Im Gegensatz dazu würde ich sagen, dass im sog. „wirklichen Leben“ womit sie vermutlich Alltagskontexte bezeichnen, kaum Jemand weiß, was Weltanschauung bedeutet. Darüber hinaus ist die Bedigungen der Möglichkeit des Funktionierens jedes Gespräches eine vorläufige Begriffssetzung der Gesprächsteilnehmer. Das gilt für Ihr „wirkliches Leben“ genauso, wie für jede wissenschaftliche Diskussion. Wenn zwei Menschen, bevor sie miteinander sprechen, nicht festlegen, ob sie beide mit „Bank“ das Geldinstitut oder die Sitzgelegenheit meinen, wird ihr Gespräch fehlschlagen. Im Alltag übernehmen pragmatische Formeln diese Aufgabe, sodass wir kaum mehr merken, dass solche Einigungen ständig stattfinden. An jene Gespräche, in denen die Einigung nicht geklappt hat, erinnert man sich jedoch. Es sind jene Situationen, in denen man irgendwann etwas sagt wie: „Wir reden gerade aneinander vorbei“.Definition, und wenn auch noch so vage, ist also immer Bedingung für fruchtvolle Kommunikation.
In diesen Kontext ist nun mal gefordert, dass wir uns einig werden, was wir als Weltanschauung auffassen. Da hilft es nichts, dem Anderen vorzuwerfen, er setze damit eine Weltanschauung voraus. Einig werden muss man sich dennoch und da die von mir vorgeschlagene Def. die unproblematischere und belegte Version ist, schlage ich sie als Kanditaten vor(Und ich vermeine mich zu erinnern, Sie hatten da zugestimmt).

Diese Art

von total weltfremden Philosophen hat die Welt seit
Jahrhunderten aus ihrer begrenzten (!) Weltanschauung heraus
interpretiert, aber kein gebildeter (!) Mensch nimmt sie heute
noch so ernst, wie sie es immer noch fordern. Diese kaum zu
bestreitbare Tatsache erzeugt bei typischen Schulphilosophen
erhebliche Zweifel an ihren eigenen Überzeugungen und ihrer
eigenen (unreflektierten?) Weltanschauung…

Eigenartig, dass Sie sonst so stark darauf pochen, vor jeden Aussagesatz ein: „Ich finde“ zu setzen, dies hier aber völlig zu vergessen scheinen, wenn Sie von „kaum bestreitbaren Tatsachen“ sprechen, die nach Ihrer Konzeption ja vielmehr „bestreitbare Meinungen“ sein müssten. Somit muss es dann nach Ihnen wohl auch eher heißen: „Ich behaupte einfach mal, dass kein gebildeter Mensch sie heute noch so ernst(…)“ Ich schlage der Einfachheit halber vor, Sie setzen vor den gesamten Abschnitt die Formel: „Ich bin der unbegründeten Meinung, dass“

Ich denke übrigens, dass wir ganz und gar nicht konkurrierende Weltanschauungen vertreten, sondern, gegeben unserem ähnlichen kulturellen Umfeld, ähnlichen Interessensgebieten und vermutlich religiösen und metaphysischen Einstellungen, ein und dieselbe oder sich nur wenig unterscheidende Weltanschauungen vertreten.
So kann ich, um, weg von Ihren Zierpflanzen, zum eigentlichen Thema zu kommen, Ihrer etwas diffusen These des „Wesens“ eines Menschen nur zustimmen, allerdings aus anderen Gründen.
Ich nehme hierzu an, Sie meinen mit Wesen: „den integralen, atomaren, irreduziblen, metaphysischen, ideelen Kern eines Lebewesens“(Bitte verbessern, wenn ungenau oder unrichtige Wiedergabe!!)
Ich nehme des Weiteren an, Sie meinen mit „Mechanik“ in diesem Fall „eine kausalistisch-empiristische, materialistische Konzeption des Menschen als vollständig determiniertes Netzwerk.“
Ich würde nun sagen können, dass ich in die Richtung eines Wesens tendiere und zwar aus:
(a) Gründen der moralischen Implikation
(b) Gründen der persönlichen Überzeugung
© Gründen der explanatorischen Kraft der „Wesensthese“(im folgenden: W)
(d) Gründen der Inkonsistenz und unzureichenden explanatorischen Kraft sowie Fehlen hinreichender Daten der Mechanik-These(M)

Über (b) kann ich in einer Diskussion nichts sagen, da es hier um ungerechtfertigte Ideale und Menschenbilder geht. Über (a) könnte ich eine ganze Menge sagen, ich finde das Thema aber irgendwie ermüdend und außerdem ist es so extensiv, dass man einen eigenen Thread eröffnen müsste. Selbes gilt für (d) und eigentlich auch für ©. Ich möchte aber dennoch zunächst ein paar Worte über © verlieren:
Ich denke nicht, dass (M) nicht mit der Erklärung einer integralen Zusammensetzung von epistemischen Zuständen(Sie nannten es: Teile meines Wissens) zurecht kommt. Mittlerweile gibt es sehr plausible mechanistische Wiedergaben von Glaubens-und Meinenskontexten/Netzwerken in den empirischen Wissenschaften. Am prominentesten sind hier wohl die Versuche in den Neurowissenschaften, die mit einiger Kraft auf inderdependente neuronale Netze setzen und Erfolge erzielen. Mein Hauptargument betrifft hier also nicht die Unerklärbarkeit innerer Zustände von Wissen und Meinen. Nein, ich sage sogar: Die können mechanistisch erklärt werden.
Ein sehr viel schlagkräftigeres und spitzeres Argument ist die Irreduzibilität des Ego(übrigens sehr prominent vertreten von dem genannten Prof. Frank) und der Unfähigkeit der Neurowissenschaften, damit umzugehen. Ein mechanistisches Erklärungsmodell übersieht gewisse Fakten, was ICH de dicto, de re und de se über MICH aussagen, bzw. über MICH wissen kann und kommt in Erklärungsnöte.
Hier hilft ein wenig Metaphysik, die Annahme eines „Wesens“ weiter, doch wissenschaftstheoretisch kann dies allein kein Grund zu einer unbelegbaren metaphysischen These sein. Vielmehr müssen Gründe (a)-(d) zusammen funktonieren, um eine solche Annahme zu rechtfertigen.

Sieht man von dieser Diskussion ab, finde ich allerdings Ihre Trennung von Wesen und Mechanik viel zu einfach, platt und unterbestimmt, um der Realität der weltanschaulichen Konflikte gerecht zu werden. Ich muss daher postulieren, dass die Trennung nicht aufrecht erhalten werden, und sogar nur bei einigen wenigen Beispielen überhaupt konsistent gezogen werden kann.

Gute Nacht

1 Like

Lehrer Lempel lässt grüßen…
Ihre Argumentation entspricht dem Prototyp eines typisch deutschen Schulphilosophen, der am wirklichen Leben total vorbei argumentiert. Weder werden bei dieser Art von Philosophie die Zusammenhänge der Wirtschaft versteh-bar, noch die Zusammenhänge der Kunst und erst recht nicht die Zusammenhänge der Politik. Hätte Ihr ehemaliger Lehrer, Prof. Manfred Frank, seine Bücher in diesem Stil verfasst, hätte er mich nie überzeugt…

Die Philosophie der Mechanik entspricht einem Bedürfnis, den Geist der Menschen, wie der deutsche Philosoph Arnold Gehlen es ausdrückt, als „Zuchtwesen“ zu kontrollieren. Würde ich ein Buch lesen, das nur stur Begriffe ordnet, würde ich es in die Ecke werfen und fragen: Was hat dieser Autor eigentlich für eigene Ideen mitzuteilen, außer sein KONTROLLBEDÜRFNIS?

Dogmatische Glaubende sind weniger die Forscher und Wissenschaftler selbst, sondern unkreative Nachschwätzer und blinde Mitläufer, denen es um IDENTITÄT geht, wie bei einer Religion. Das sind Menschen, nach Karl Marx analysiert, die sich entweder schon wieder selbst entfremdet oder sich noch gar nicht selbst gefunden haben. Oder man kann es auch nach dem bekanntesten lebenden Psychoanalytiker der Welt, Prof. Arno Gruen, analysieren: „Der Verrat am Selbst, die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau“.

Was Ihre Verteidigung der Mechanik betrifft, kann ich nur aus meiner Selbsterfahrung heraus sprechen: Ich benütze die Mechanik, die von Ingenieuren erfunden und von Managern verkauft wird, für meinen persönlichen Nutzen. Ich selbst bin aber keine mechanische Maschine, sondern ein fühlendes, denkendes und handelndes WESEN. Um dies zu wissen, brauche ich keine DOGMATIKER, die mir erklären müssten, was ich bin und was nicht. Der Begriff des Wesentlichen leitet sich von dem Begriff WESEN ab, und das WESENTLICHE in diesem Leben ist der Mensch selbst!

Was mich aber am meisten bei Ihrer Argumentations-Litanei stört, ist Ihr „logischer“ Widerspruch: Zuerst behaupten Sie als Kritiker, dass meine Frage sinnlos sei, um sich dann mit einem riesigen Aufwand an ihr zu beteiligen, rechtfertigt eine sinnlose Frage so einen sinnlosen Aufwand???

Lehrer Lempel lässt grüßen…

1 Like