Kann das metrum nicht bestimmen

Kann mir bitte jemand helfen?, ich schreibe eine Interpretation zu Schillers Gedicht Hektors Abschied. Ich kann aber leider das Metrum nicht bestimmen. Man hat es mit Tausend mal erklärt, aber ich höre das nicht heraus. Könnte mir bitte jemand helfen? ich wäre sehr dankbar.
Hier ist das Gedicht:

Andromache
Will sich Hektor ewig von mir wenden,
Wo Achill mit den unnahbarn Händen
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?

Hektor
Teures Weib, gebiete deinen Tränen,
Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen,
Diese Arme schützen Pergamus.
Kämpfend für den heilgen Herd der Götter
Fall ich, und des Vaterlandes Retter
Steig ich nieder zu dem stygschen Fluß.

Andromache
Nimmer lausch ich deiner Waffen Schalle,
Müßig liegt dein Eisen in der Halle,
Priams großer Heldenstamm verdirbt.
Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet,
Der Cocytus durch die Wüsten weinet,
Deine Liebe in dem Lethe stirbt.

Hektor
All mein Sehnen will ich, all mein Denken
In des Lethe stillen Strom versenken,
Aber meine Liebe nicht.
Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern,
Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern,
Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht.

Hei,

das Metrum ist für viele Schüler nicht leicht zu verstehen. Verständlich, da es manchmal nicht ganz eindeutig ist, ob eine Silbe nun betont oder unbetont ist, da es im Redefluss evtl. unterschiedlich betont werden kann. Dieses Gedicht hier ist aber - Glück für Dich *g* - sehr einfach.

Überleg Dir, ob die erste Silbe in einem Vers betont oder unbetont ist, dann hast Du schon mal den Anfang. Dann weiter zur zweiten Silbe - betont oder unbetont? So gehst Du bis zur letzten Silbe jedes Verses vor.

Wenn Du Dir nicht sicher bist, dann kannst Du auch erst den ganzen Vers lesen. An irgendeiner Stelle wird Dir normalerweise eine Betonung auffallen. Dann kannst Du von dieser Stelle aus die vorherigen und folgenden Silben mal betont und mal unbetont lesen, so lässt sich meistens schnell feststellen, was richtig ist.

Zur besseren Übersicht kannst Du Dir z. B. einen Strich über die betonten Silben machen oder sie unterstreichen/farblich markieren usw., so kannst Du am Ende eines Gedichts auch direkt sehen, ob alle Verse dasselbe Metrum haben oder sich evtl. voneinander unterscheiden.

Bei diesem Gedicht kannst Du also wie folgt vorgehen: Überleg Dir, wie Du es eher aussprechen würdest (betonte Silben fett markiert):

Will sich Hek tor e wig von mir wen den

oder eher

Will sich Hek tor e wig von mir wen den

Lies es am besten laut auf beide Weisen, ruhig auch an den fett markierten Stellen übertrieben betont, das macht es nochmal einfacher.

Sodele, und wenn Du dann den ersten Vers für Dich als Jambus (http://de.wikipedia.org/wiki/Jambus) oder Trochäus (http://de.wikipedia.org/wiki/Troch%C3%A4us) bestimmt hast, machst Du dasselbe für alle anderen Verse.

Viel Spaß! :smile:

Natascha

Hallo Natatza!

Deine Hinweise könnten sehr hilfreich sein, wenn sie nicht so begännen:

Überleg Dir, ob die erste Silbe in einem Vers betont oder
unbetont ist

Eine ehemalige Bekannte von mir kann das einfach nicht. Ich habe alles probiert, sie hört’s nicht. Laut ihrer Einschätzung wird die Stadt „Calau“ auf dem „u“ und das „Gelenk“ auf dem „g“ betont, keine Ahnung wie sie drauf kommt.
Ich hab ihr empfohlen, mit dem Fuß aufzustampfen – und sie stampft immer auf die erste Silbe, egal ob betont oder unbetont. Ich hab ihr empfohlen, eine Silbe zu brüllen und den Rest zu flüstern, dabei nacheinander die Silben durchzuprobieren und sich dann für das „Normalste“ zu entscheiden – auch hier fällt ihre Wahl auf die erste Silbe („GEEE-lenk“). Sie ist marschiert beim Sprechen, sie hat in die Hände geklatscht – alles erfolglos.
Mittlerweile sehen wir uns nicht mehr, deshalb kann ich meine letzte Idee nicht mehr ausprobieren: Wenn man etwas auf dieser typischen Neck- und Hänselmelodie („Nää-nää-nänää-nää“, Töne g-e-a-g-e; auch der melodische Anfang von „Cindy, oh Cindy“) singt, liegen die betonten Silben normalerweise auf dem Anfangs- und auf dem tiefsten Ton (g und e).

Ich wollte eigentlich nicht über ungelegte Eier schreiben (immerhin wissen wir nicht, wo Wolfs Problem genau liegt), aber jetzt hab ich’s doch getan und lass es stehen, vielleicht hilft’s ja.

Liebe Grüße
Immo

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Hallo!

Deine Hinweise könnten sehr hilfreich sein, wenn sie nicht so
begännen:

Überleg Dir, ob die erste Silbe in einem Vers betont oder
unbetont ist

Eine ehemalige Bekannte von mir kann das einfach nicht. Ich
habe alles probiert, sie hört’s nicht. Laut ihrer Einschätzung
wird die Stadt „Calau“ auf dem „u“ und das „Gelenk“ auf dem
„g“ betont, keine Ahnung wie sie drauf kommt.

Sagt denn irgendwer, der Deutsch, kann so? Man wird doch annehmen können, dass jeder weiß, mit welcher Betonung das Wort gesprochen wird. Und man wird doch vermitteln können, dass das Wort dann im Vers nicht plötzlich gegen den Strich betont wird.
Von der Sprache muss man ausgehen, nicht von irgendwelcher Schreibe.
Gruß!
H.

Hi,

man mag es nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Leute, die das nicht können. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Schmerzvoller. Und das im Fremdsprachenunterricht!

Ich habe folgendes probiert: ich habe mühevoll eine Liste erstellt mit Wörtern, die zweisilbig, dreisilbig, viersilbig waren und dann für jede Gruppe weiter unterteilt: zweisilbig Betonung auf der ersten Silbe, zweisilbig betont auf der zweiten Silbe etc. - hier ist sie:

zweisilbig, betont auf der 1. Silbe: Abend, Morgen, Lager
zweisilbig, 2. Silbe: Verstand, Gedicht, Ersatz

dreisilbig, 1. Silbe: Nachtigall, Abendmahl, sagenhaft
dreisilbig, 2. Silbe: harmonisch, Genosse, erhaben
dreisilbig, 3. Silbe: Musikant, untermalt, Zauberei

viersilbig, 1. Silbe: Abendschule, Hinterwäldler, Regenwolke
viersilbig, 2. Silbe: Genugtuung, beantwortet, verarbeiten viersilbig, 3. Silbe: Wiederholung, unterschrieben, Überweisung viersilbig, 4. Silbe: interessant, Information, Bibliothek

Jedes Wort nehmen, gucken, nach welchem aus der Liste es klingt, Betonung setzen. Noch eine Hilfe: die Betonung kann nur auf einem Vokal liegen.

Hoffentlich hast Du keine fünfsilbigen Wörter…

Alternativ kannst Du ja auch probieren, das GEdicht zu rappen…

die Franzi

Hallo Hannes!

Eine ehemalige Bekannte von mir kann das einfach nicht. Ich
habe alles probiert, sie hört’s nicht. Laut ihrer Einschätzung
wird die Stadt „Calau“ auf dem „u“ und das „Gelenk“ auf dem
„g“ betont, keine Ahnung wie sie drauf kommt.

Sagt denn irgendwer, der Deutsch, kann so?

Das Problem ist nicht die Aussprache. Die oberwähnte Dame spricht „Calau“ und „Gelenk“ genauso wie jeder andere Deutsch-Muttersprachler. (Von mir aus kannst Du gern noch hinzusetzen: … wie jeder andere gebildete Deutsch-Muttersprachler.)
Es ist ihr auch klar, dass, wenn ich CaLAU oder GElenk sage, etwas mit der Betonung nicht stimmt. Allein, sie vermag nicht zu sagen, was genau sich da geändert hat. Bereits die Aussage: „Die Betonung hat sich verschoben“ wäre zuviel verlangt, es ist lediglich „irgendwie anders/falsch“.

Man wird doch
annehmen können, dass jeder weiß, mit welcher Betonung das
Wort gesprochen wird.

Ja, eben nicht! Man wird annehmen können, das jeder das Wort richtig betont, aber mehr auch nicht. Und erforsche doch einmal, wie viele Menschen behaupten, das unbetonte „e“ klinge genauso wie das betonte. (Ganz krass im Film „Mädchen, Mädchen 2“, wo Inken, angeblich Logopädin, einer Französin beibringt, es heiße nicht „Liebö“, sondern „Liebeeee“. Grauenvoll!) Und was für Laute gilt, gilt erst recht für subtilere Spracheinheiten wie die Betonung.

Von der Sprache muss man ausgehen, nicht von irgendwelcher
Schreibe.

Das wäre auch kontraintuitiv; wobei im Deutschen die Betonung regelmäßig genug ist, dass man sie vielleicht tatsächlich theoretisch erklären könnte. Aber das macht man ja nicht, wenn man Muttersprachler vor sich hat.

Liebe Grüße
Immo

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Hei,

Es ist ihr auch klar, dass, wenn ich CaLAU oder GElenk sage,
etwas mit der Betonung nicht stimmt. Allein, sie vermag nicht
zu sagen, was genau sich da geändert hat.

bis vor kurzem konnte ich mir tatsächlich auch nicht vorstellen, dass man es nicht hören kann - bis zu den tausend erfolglosen Erklärungsversuchen in unserem Deutsch-LK (mit ausschließlich Muttersprachlern :wink: ).

Wäre es denn hilfreicher, wenn man den Hinweis auf das Anheben der Stimme gibt? Z. B. bei Gelenk geht die Stimme ja auf der betonten Silbe etwas nach oben, und bei z. B. anders am Anfang etwas hoch und fällt auf der unbetonten Silbe dann wieder ab.

Ich finde es echt übel, selbst etwas völlig logisch zu finden und das nicht hilfreich erklären zu können… :smile:

Grüßlis
Natascha

Hallo Natascha!

Wäre es denn hilfreicher, wenn man den Hinweis auf das Anheben
der Stimme gibt? Z. B. bei Gelenk geht die Stimme ja
auf der betonten Silbe etwas nach oben, und bei z. B.
anders am Anfang etwas hoch und fällt auf der
unbetonten Silbe dann wieder ab.

Das weiß ich nicht, habe ich nicht probiert. Aber es wäre auch nur ein Indiz, denn die deutsche Sprache betont nicht melodisch (durch Tonhöhe), sondern dynamisch (durch Lautstärke). Wenn man einzelne Wörter ausspricht, mag das noch hinhauen. (Als Gegenbeispiel: Wenn ich jemandem mit „Genau!“ zustimme, ist bei mir das „ge“ höher und sogar langgezogen.) Aber spätestens bei Wortgruppen hört das auf. Die Stimme im Bus ruft auch immer die Haltestelle

 /¯¯¯ ¯\
_pitch:_ \_\_/ \_\_
 \
 Calauer Straße

aus. Demnach wäre tatsächlich das „u“ betont.

Liebe Grüße
Immo