Kann das sein?

Hallo,

ein Angehöriger der Luftwaffe ließ vor einiger Zeit mal folgende Story los:

Bei einer Übung wurden angeblich Atropinspritzen, sogenannte Autoinjektoren, an die Soldaten verteilt. Sie sollten üben, wie man sich selbst im Notfall eine solche Spritze als Gegengift gegen Nervenkampfstoffe setzt.
Dabei war ein Soldat unvorsichtig und knallte sich die Spritze in den Oberschenkel. Er brach mit Vergiftungserscheinungen zusammen.

Da der Urheber dieser Story generell zu Übertreibungen neigt, nahm ich ihm diese Geschichte nicht ab.
Es würde doch zumindest mit einer ungefährlichen Flüssigkeit geübt, oder? Und: Wird dies überhaupt bei der Luftwaffe geübt?

Bin gespannt auf Eure Antworten!

Viele Grüße,

Annette.

Hi,

ich kenne mich jetzt bei der Luftwaffe oder bei „hauptberuflichen“ Soldaten nicht so besonders aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sowas mit echten Autoinjektoren geübt wird und schon gar nicht mit welchen, wo wirklich Atropin drin ist. Das Zeug ist nämlich ziemlich übel, kommt in der Natur zum Beispiel in Tollkirschen vor. Natürlich ist eine Atropinvergiftung im Vergleich noch immer viel besser als die Auswirkungen von Nervenkampfstoffen, aber an sich durch Auswirkungen auf Herz und Kreislauf sowie Halluzinationen gefährlich.

Insofern kann das mit den Vergiftungserscheinungen tatsächlich so sein, aber die Übung mit „scharfen“ Injektoren halte ich wie gesagt für unwahrscheinlich. Vielleicht hat der betreffende soldat „einfach so“ mit dem Ding rumhantiert und sich den „Schuss“ gesetzt.

Gruß

Volker

Zu Risiken und Nebenwirkungen…

Hallo Volker,

mein Verdacht ist eigentlich von Anfang an gewesen, dass die Geschichte getürkt war. Ich selbst habe diesen Soldaten nicht umkippen sehen, und erzählen kann man viel.
Ich habe selbst vor vielen Jahren einmal im Krankenhaus Atropin bekommen, aber da war ich kurz vorm Ende (Bradykardie). So weit ich weiß, wird es nur im Notfall eingesetzt, da es reich an Nebenwirkungen ist, wie Du ja auch sagst.
Kein Vorgesetzter der Welt würde für so etwas die Verantwortung übernehmen, oder?

Viele Grüße,

Annette.

Salut
Zyniker sagen, dass die Wirkung von Atropin darin liegt, dass die Soldaten nach dem Gasangriff noch ein paar Stunden weiterkämpfen können, bevor sie verrecken.

Aber mal im Ernst.
Vermutlich ist der gute Soldat einfach vor Schreck umgekippt, als er sich die Nadel o.ä. reingehauen hat.
passiert häufig bei Soldaten, Metztgern und Poliziten, dass die z.B. beim Blutabnehmen beim Arzt umfallen.

Kann auch sein, dass er vor lauter Schreck hyperventiliert hat.

Gruß
Mike

Hi,

also die Spritzen werden definitiv ausgeteilt, aber es gibt auch ne Übungsvariante - wenn überhaupt, dann wurde damit geübt. Nur dass das geübt wird is mir neu…

Mfg - JENS

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Hallo!

Obgleich man nie „das kann nicht sein“ sagen soll, so halte ich diese Geschichte doch schon sehr für eine Räuberpistole.

Bei einer Übung wurden angeblich Atropinspritzen, sogenannte
Autoinjektoren, an die Soldaten verteilt. Sie sollten üben,
wie man sich selbst im Notfall eine solche Spritze als
Gegengift gegen Nervenkampfstoffe setzt.

Das ist möglich. Solche Ausbildungen gibt es. Nur ist in den Übungsampullen kein Atropin enthalten, sondern - wie ich meine - eine ungefährliche Kochsalzlösung. Habe auch schon Üb-Injektoren gesehen, in denen gar nichts drin war, weil sie auch keinen Injektionsstachel hatten.

Dabei war ein Soldat unvorsichtig und knallte sich die Spritze
in den Oberschenkel. Er brach mit Vergiftungserscheinungen
zusammen.

Ja. Kann sein. Lag’ dann aber nicht am Autoinjektor, sondern vielleicht an einer am Vorabend genossenen Überdosis an Alkohol.

Da der Urheber dieser Story generell zu Übertreibungen neigt,
nahm ich ihm diese Geschichte nicht ab.
Es würde doch zumindest mit einer ungefährlichen Flüssigkeit
geübt, oder?

Die „scharfen“ Autoinjektoren werden zu Ausbildungszwecken gar nicht ausgegeben.

Und: Wird dies überhaupt bei der Luftwaffe geübt?

Klar. Warum nicht? Auch Soldaten der Luftwaffe könnten im Einsatz mit Nervenkampfstoffen in Kontakt geraten. Die Frage ist jedoch, welche Ausbildung das gewesen sein soll. In der allgemeinen Grundausbildung ist eine solche Ausbildung definitiv nicht mehr vorgesehen, was aus der Anweisungslage klar hervorgeht. Es müsste also eine spezielle ABC-Ausbildungs gewesen sein, die dann aber auch von speziell geschulten Fachkräften (z. B. ABC-SE-Feldwebel, Sanitätsfeldwebel, Truppenarzt) geführt wird. Dass da dann noch solche Fehler unterlaufen, als dass da mit „scharfen“ Autoinjektoren ausgebildet wird, ist natürlich nicht ausgeschlossen, dennoch aber sehr und überaus unwahrscheinlich.

Denn die Ausbildung an Übungsautoinjektoren ist sehr viel seltener als die Ausbildung mit Übungshandgranaten, und dennoch hört man es sehr selten (bis eigentlich nie), dass da mal eine scharfe Handgranate versehentlich dazwischen war. Weil: Übungsmittel sind farblich von den „echten“ unterscheidbar. Es fällt also auch dem dümmsten Henne auf, wenn da jemand was in der Hand hat, was kein Spielzeug ist.

Meine Vermutung ist daher, dass jener bekannte Märchenerzähler seinem Ruf mal wieder vollends gerecht geworden ist.

Gruss
tigger

Hallo,
das kannst Du getrost in das Reich der Anekdoten oder Lügen verschieben. Es kann zwar passieren, dass wie Tigger schrieb das mit ÜB gemacht wird, aber das auch nur auf bestimmten Lehrgängen. Mit Atropin wird im Frieden nichts gemacht, mit Kochsalzlösung schon eher. Habe mir Kochsalz auch mal ins Bein gedrückt und dann zur besseren verteilung x Wechselsprünge machen dürfen.
Gruss
Rainer

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Hallo,

in meine Bundeswehrzeit bei der Luftwaffe fiel u.a. der zweite Golfkrieg. Entsprechend der allgemeinen Panik wurden u.a. ABC-Übungen durchgeführt, bei denen die auch echtes Atropin im Spiel war. Allerdings hat uns niemand aufgefordert, mit dem Zeug was auch immer zu üben. Wir sollten die Pulle in die Hand nehmen und der StUffz hat mit einer Attrappe vorgemacht, was man im Ernstfall tun sollte (In den Oberschenkel hauen und warten. Wirkte das Zeug nach 15 Minuten noch nicht, hätte man sich vor 15 Minuten eine zweite Dosis spritzen sollen. Dumm gelaufen…).

Wie auch immer: Die Geschichte kann durchaus so passiert sein. Seit ich mal einen Deppen vor mir stehen hatte, der beim Gewehrreinigen das Griffstück zerlegt hatte und mir ratsuchend die 253 Schräubchen und Federn unter die Nase hielt, halte ich relativ wenig für undenkbar.

Gruß,
Christian

Kann wohl doch sein!

Hallo Christian,

das was Du da übers Gewehrreinigen schreibst, das hört sich fast nach dieser Person an. Allerdings vermute ich, dass er den Vorfall mit dem Atropin dann nicht an einem Kollegen beobachtet hat, sondern selbst der Dumme war.

Ich wollte es wirklich eigentlich nicht glauben, aber derjenige hat so viel Sch… beim Bund gebaut, dass ich mich selbst frage, wie das bis zur Pensionierung gut gehen konnte.
Dürfen sich zwei Hauptfeldwebel, die in der selben Abteilung arbeiten, eigentlich gegenseitig Urkunden beglaubigen? Würde mich jetzt doch brennend interessieren!

Weiß das jemand?

Schöne Grüße,

Annette.

Dürfen sich zwei Hauptfeldwebel, die in der selben Abteilung
arbeiten, eigentlich gegenseitig Urkunden beglaubigen? Würde
mich jetzt doch brennend interessieren!

Das Beglaubigen von Urkunden ist nicht vom Dienstgrad, sondern vom Dienstposten abhängig! In einer Kompanie darf z.B. nur der Kompaniefeldwebel und der Kompaniechef eine Urkunde beglaubigen.
Je nachdem wo diese beiden Hauptfeldwebel eingesetzt wurden ist das aber auch möglich. In einem Verbandsstab zum Beispiel eines Bataillons haben wir gleich 5 (Stabs-)Offiziere und 5 Feldwebeldienstgrade, die Urkunden beglaubugen dürfen, den Kommandeur selber darf man dabei natürlich nicht vergessen.

Noch Fragen?

Gruß Andreas

Hallo Andreas,

in diesem Falle haben die Beiden dann wohl korrekt gehandelt.

Danke für die Auskunft!

Annette.