Hallo!
Obgleich man nie „das kann nicht sein“ sagen soll, so halte ich diese Geschichte doch schon sehr für eine Räuberpistole.
Bei einer Übung wurden angeblich Atropinspritzen, sogenannte
Autoinjektoren, an die Soldaten verteilt. Sie sollten üben,
wie man sich selbst im Notfall eine solche Spritze als
Gegengift gegen Nervenkampfstoffe setzt.
Das ist möglich. Solche Ausbildungen gibt es. Nur ist in den Übungsampullen kein Atropin enthalten, sondern - wie ich meine - eine ungefährliche Kochsalzlösung. Habe auch schon Üb-Injektoren gesehen, in denen gar nichts drin war, weil sie auch keinen Injektionsstachel hatten.
Dabei war ein Soldat unvorsichtig und knallte sich die Spritze
in den Oberschenkel. Er brach mit Vergiftungserscheinungen
zusammen.
Ja. Kann sein. Lag’ dann aber nicht am Autoinjektor, sondern vielleicht an einer am Vorabend genossenen Überdosis an Alkohol.
Da der Urheber dieser Story generell zu Übertreibungen neigt,
nahm ich ihm diese Geschichte nicht ab.
Es würde doch zumindest mit einer ungefährlichen Flüssigkeit
geübt, oder?
Die „scharfen“ Autoinjektoren werden zu Ausbildungszwecken gar nicht ausgegeben.
Und: Wird dies überhaupt bei der Luftwaffe geübt?
Klar. Warum nicht? Auch Soldaten der Luftwaffe könnten im Einsatz mit Nervenkampfstoffen in Kontakt geraten. Die Frage ist jedoch, welche Ausbildung das gewesen sein soll. In der allgemeinen Grundausbildung ist eine solche Ausbildung definitiv nicht mehr vorgesehen, was aus der Anweisungslage klar hervorgeht. Es müsste also eine spezielle ABC-Ausbildungs gewesen sein, die dann aber auch von speziell geschulten Fachkräften (z. B. ABC-SE-Feldwebel, Sanitätsfeldwebel, Truppenarzt) geführt wird. Dass da dann noch solche Fehler unterlaufen, als dass da mit „scharfen“ Autoinjektoren ausgebildet wird, ist natürlich nicht ausgeschlossen, dennoch aber sehr und überaus unwahrscheinlich.
Denn die Ausbildung an Übungsautoinjektoren ist sehr viel seltener als die Ausbildung mit Übungshandgranaten, und dennoch hört man es sehr selten (bis eigentlich nie), dass da mal eine scharfe Handgranate versehentlich dazwischen war. Weil: Übungsmittel sind farblich von den „echten“ unterscheidbar. Es fällt also auch dem dümmsten Henne auf, wenn da jemand was in der Hand hat, was kein Spielzeug ist.
Meine Vermutung ist daher, dass jener bekannte Märchenerzähler seinem Ruf mal wieder vollends gerecht geworden ist.
Gruss
tigger