Kann ein Mensch seinen Charakter ändern?

Hallo!

Eine Bekannte und ich hatten heute ein interessantes Gespräch:

Es ging darum,ob es möglich ist, dass eine Person ihren Charakter, ihre Persönlichkeit ändern kann.
Sprich, kann eine Person, die früher eher faul und unzuverlässig war sich per Entschluss in eine fleißigen und zuverlässigen Person verwandeln oder nicht?

Ich glaube es ist eingeschränkt möglich, wenn sich zum Beispiel das Umfeld ändert und die Anforderungen die gestellt werden.

Meine Bekannte meint, dass das auch ohne einen Wechsel des Umfeldes möglich ist. Sie meint: Jeder Mensch der will kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Wie sieht das aus der Sicht der Psychologie aus?

Danke für Antworten
T.N.

Hallo NextThursday,

ich bin kein Psychologie, aber ich finde die Frage interessant. Vor allem zieht sie weitere Fragen nach sich.

Sprich, kann eine Person, die früher eher faul und
unzuverlässig war sich per Entschluss in eine fleißigen und
zuverlässigen Person verwandeln oder nicht?

Das geht sicher, aber ist das eine „grundlegende“ Änderung? Was ist überhaupt eine "grundlegende Änderung?

Meine Bekannte meint, dass das auch ohne einen Wechsel des
Umfeldes möglich ist. Sie meint: Jeder Mensch der will
kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Und wie entsteht dieser Wille?

Grüße,

I.

Ich glaube es ist eingeschränkt möglich, wenn sich zum
Beispiel das Umfeld ändert und die Anforderungen die gestellt
werden.

Meine Bekannte meint, dass das auch ohne einen Wechsel des
Umfeldes möglich ist. Sie meint: Jeder Mensch der will
kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Wie sieht das aus der Sicht der Psychologie aus?

Ich sage dazu: Jeder Mensch ändert sich grundlegend.

Meist etwa dreimal in seinem Leben (wenn man bei der fast fertig ausgebildeten Persönlichkeit zu zählen anfängt): Etwa zwischen dem 10. und 20., zwischen dem 20. und 40. und zwischen dem 40. und 80. Lebensjahr.

Wie schon geschrieben, kommt es auch auf die Definition von grundlegender Veränderung an.
Als Ausgangspunkt für diese Überlegung kann man feststellen, dass das Gehirn prinzipiell komplett neu „konfiguriert“ werden kann und sich die Verhaltensweisen des Menschen dadurch entsprechend ändern. Das ist bei Gehirnwäsche unter Zwang, bei repressiver Beinflussung z.B. durch Sekten und nach Erleiden persönlicher Schicksalsschläge zu beobachten.

Die Frage ist nun, ob eine Veränderung, zumindest eine kleine, auch von dem Menschen selbst vorgenommen werden kann. Jein.
Wiegesagt bin ich der Ansicht, dass wir uns mehrmals im Leben grundlegend ändern. Ich mache das an Selbst- und Fremdbeobachtung fest, die in den jeweiligen Lebenswegen Inkonsequenz und Meinungswandel aufzeigt.
Ich bin sogar der Meinung, dass diese Inkonsequenz erforderlich ist, weil niemandem, der versucht, sich aus der Beschränktheit zu befreien, Irrtümer erspart bleiben.
Ganz von selbst kommen diese Veränderungen aber auch nicht, immer sind neue Erfahrungen oder Einflussnahme der Außenwelt beteiligt. Ein Vorurteil wird seltenst, vielleicht in den Köpfen sehr begabter Philosophen, durch vollständig eigene Schlussfolgerung überwunden.

Das Einzige, was die Änderung „unterbewusster“ Charaktermerkmale „bei sich“ verursachen könnte, ist die Willensstärke des Bewusstseins. Doch auch da muss das Bewusstsein zunächst einen von Außen kommenden Anlass für die Änderung sehen.
Warum sollte ein Fauler plötzlich fleißig werden? Er lebt doch gut damit.
Nur, wenn die sozialen Rahmenbedingungen die Notwendigkeit schaffen, die Faulheit zu bekämpfen, kommt die Willensstärke zum Einsatz.

Sind die Einwirkungen auf den Betroffenen stark, dann kommt er mit wenig Willensstärke aus, um sich zu ändern. Das Prinzip jeder Strafverfolgung.

Vereinfacht: Um der Bitte seiner Ehefrau nachzukommen, die Zahnpastatube immer zuzuschrauben, braucht ein Mann Willensstärke. Wenn die Frau ein Nudelholz einsetzen würde, fiele es ihm leichter. Aber ohne Frau bliebe die Tube in jedem Fall offen.

Hallo TN

Sie meint: Jeder Mensch der will
kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Eher nicht. Gerade die Grundzüge bleiben fast immer erhalten.
Natürlich kann sich manch einer in wesentlichen Dingen verändern, also sowohl verschlechtern als auch verbessern.
„Wer immer strebend sich bemüht…“ :wink:
Gruß,
Branden

Hallo

Meine Bekannte meint, dass das auch ohne einen Wechsel des
Umfeldes möglich ist. Sie meint: Jeder Mensch der will
kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Hier hast Du gleich zwei Probleme, weil es
weder das Ich noch das Will tatsächlich
so „gibt“. (=> „Gibt“ im Sinne einer Entität,
die „für sich“ wirksam ist, „wirk“-lich.)

Beides sind bereits Konzeptionen des
„Symbolprozessors“ im Gehirn.

Sicherlich kann das „Ich“ auf sybolischer Ebene
weitere Symbole „abwägen“ und „vergleichen“, der
Ausgang dieser „Bewertung“ steht aber zu diesem
Zeitpunkt bereits fest.

Wie sieht das aus der Sicht der Psychologie aus?

Keine Ahnung. Frag mal bei „Torstens Neurochirurgie“ an :wink:

Grüße

CMБ

Hallo,
bin kein Psychologe, kann aber aus eigener Erfahrung sagen dass das durchaus möglich ist wenn man das will.
Ich z.B. bin früher ein grundlegend fauler Mensch gewesen und habe auch die noch so kleinste Kleinigkeit versucht auf meinen Mann abzuwälzen, wie z.B. Katzenstreu mitzubringen weil ich keine Lust hatte einen kleinen Umweg auf dem nach Hauseweg in Kauf zunehmen zudem war ich wahnsinnig launisch und hab es ihm nie gegönnt wenn er mal Spaß mit seinen Kumpels hatte - hab also immer rumgezickt bis irgendwann keiner mehr was mit uns unternehmen wollte. Keine Ahnung warum, vielleicht war ich eifersüchtig weil ich keine Freunde hatte …
Auch musste bei mir immer alles einen festen Rhytmus haben: Also z.B. am Samstag, Wohnung sauber machen, einkaufen, essen vorbereiten usw. Da bin ich auch nie von abgewichen egal was kam.
Naja als wir uns dann irgendwann getrennt haben war das für mich wohl der Kick irgendwas zu tun, ich hab eine Therapie gemacht und heute fühle ich mich viel wohler. Ich habe einen großen Freundeskreis, gehe dann einkaufen wenn ich gerade Zeit habe und habe mit dieser ewigen Putzerei aufgehört.
Ich bin wieder fröhlich, hab gern andere Menschen um mich, bin einfach umgänglicher geworden. Hab irgnedwann mal meine Ex getroffen der mich kaum wiedererkannt hat.
Also - der Mensch kann - mit ein bißchen Willensstärke sich durchaus ändern. Die ein oder andere „schlechte“ Eigenschaft habe ich mit Sicherheit immer noch, aber bin schließlich auch ein Mensch :wink:)
Grüße, Cora

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi,

Es ging darum,ob es möglich ist, dass eine Person ihren
Charakter, ihre Persönlichkeit ändern kann

Wie Branden schon sagt, sind die Grundzüge des Charakters ziemlich änderungsresistent.

Sprich, kann eine Person, die früher eher faul und
unzuverlässig war sich per Entschluss in eine fleißigen und
zuverlässigen Person verwandeln oder nicht?

Hier passen m.E. Frage und Beispiel nicht ganz zusammen, denn Faulheit und Fleißigkeit würde ich nicht unbedingt zum „Charakter“ zählen, zumindest nicht zu diesen „Grundzügen“ des Charakters.

Dass also der Fleißige irgendwann faul wird, und umgekehrt, ist nichts ungewöhnliches; meist sind die Faulen immer schon in anderen Bereichen fleißig, die Fleißigen in anderen Bereichen faul;

z.B. hielt mein ehemaliger Chef seinen Betriebsleiter für den fleißigsten Arbeiter, den er je gesehen hatte, die Frau des Betriebsleiters diesen dagegen für einen total faule Sau :wink:

Ich glaube es ist eingeschränkt möglich, wenn sich zum
Beispiel das Umfeld ändert und die Anforderungen die gestellt
werden.

genau; in einem Umfeld, in dem ich fleißig sein will, verschwindet meine Faulheit ganz von selbst …

Und irgendwo würde wohl eigentlich fast jeder fleißig sein wollen, wenn er denn nicht anderswo faul sein müsste

Faulheit und Fleißigkeit sind also durchaus durch Umfeld-Wechsel hochgradig änderbar, was dagegen gegen Änderung resistenter ist, das ist der spezifische Wille zur Faulheit bzw. zur Fleißigkeit, der auf ein bestimmtes Umfeld bezogen ist.

Meine Bekannte meint, dass das auch ohne einen Wechsel des
Umfeldes möglich ist. Sie meint: Jeder Mensch der will
kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Semjon hat ja bereits diese furchtbare Voraussetzung des Willens genannt, den Deine Bekannte da beschwört …

Wer sich ändern will, der hat sich im Grunde schon geändert …

Wie Arthur schon so schön gesagt hat: Der Mensch kann wohl tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will.

Aber wie kann der Mensch den Willen wollen, sich grundlegend zu ändern?, das würde ich gerne von Deiner Bekannten wissen :wink:

Wie sieht das aus der Sicht der Psychologie aus?

Ooch, die Psychologie sieht das auch nicht viel anders;
zum Wollen des Willens schweigt sie sich eigentlich sogar eher aus, ja muss sich vielleicht sogar ausschweigen.

Viele Grüße
Franz

Hallo!

Wer sich ändern will, der hat sich im Grunde
schon geändert …

Wie Arthur schon so schön gesagt hat: Der Mensch kann wohl tun
was er will, aber er kann nicht wollen was er will.

Aber wie kann der Mensch den Willen wollen, sich
grundlegend zu ändern?, das würde ich gerne von
Deiner Bekannten wissen :wink:

Meine Bekannte führt bei ihrer Argumentation diese Beispiele an:

Eine ehemalige Schulkameradin von uns war notorisch faul, hat alles immer vor sich hergeschoben und das Wort Teilnahmslosigkeit ist für sie erfunden worden. Letzte Woche hat meine Bekannte sie wieder einmal getroffen und unsere Schulkollegin war wie ausgewechselt.
Obwohl sich in ihrem Leben nichts geändert haben zu scheint (laut meiner Bekannten.) Unsere Schulkollegein hat gesagt, sie sein einfach eines Tages aufgewacht und habe gewusst, dass sie sich ändern muss und hat ihr Leben umgkrempelt.

Mein Ex Freund hat eines Tages beschlossen, dass er wie Arnold Schwarzenegger sein will. Seit diesem Tag ist er ein schlechter Klon von ihm.

Ich frage mich dabei nur, ob es sich dabei aber wirklich um eine Veränderung der Persönlichkeit handelt oder nur um eine mehr oder weniger mühsam aufrecht erhaltene Fassade.
Denn, meine Schwester will mehr Selbstdisziplin. Ihre Disziplinlosigkeit befördert sie oft in ziemlich präkere Situationen, aber egal was sie versucht, sie kann es nicht ändern. Der Wille ist da, aber die Umsetzung ist unmöglich. Was an ihr selbst liegt, wobei wir wieder da wären. Sie kann ihren Charakter nicht ändern, sie kann nur ihr Bestes tun um das schlimmste zu vermeiden.

Wenn aber die beiden anderen ihre Persönlichkeit/Charakter so „einfach“ und grundlegend ändern konnten, was läuft dann bei allen die es erfolglos versuchen falsch?

Liebe Grüße,
T.N

Hallo

Wenn aber die beiden anderen ihre Persönlichkeit/Charakter so
„einfach“ und grundlegend ändern konnten, was läuft dann bei
allen die es erfolglos versuchen falsch?

Eine „grundlegende Veränderung“ wäre z.B. eine
Veränderung im Sinne von „vorwiegend selbstbestimmt“
vs. „vorwiegend fremdbestimmt“.

Wenn einer mit Fanatismus und chemischen Tricks
versucht, durch möglichst dicke Muskeln als „toll“
anzukommen - würde ich das nicht unbedingt unter
„selbstbestimmt“ einordnen.

Das ist wie: „er ist jetzt ein ganz Anderer,
seit dem er diesen Mercedes fährt …“

Das Beispiel Deiner Schulfreundin kann tatsächlich
eine signifikante Veränderung bedeuten, das weiss
man aber nicht, weil man sie nicht kennt.

Grüße

CMБ

Hallo,

Dir ist schon klar, dass es hier im Grund um die allergrundsätzlichsten Fragen der Psychotherapie geht? :wink:

Insofern wird es keinem von uns gelingen können, hier befriedigende Antworten vorzubringen …

Meine Bekannte führt bei ihrer Argumentation diese Beispiele
an:

Eine ehemalige Schulkameradin von uns war notorisch faul, hat
alles immer vor sich hergeschoben und das Wort
Teilnahmslosigkeit ist für sie erfunden worden. Letzte Woche
hat meine Bekannte sie wieder einmal getroffen und unsere
Schulkollegin war wie ausgewechselt.
Obwohl sich in ihrem Leben nichts geändert haben zu scheint
(laut meiner Bekannten.)

Na, zumindest ist die Freundin Deiner Bekannten nun keine Schülerin mehr, insofern hat sich ja doch schon gravierendes an ihrer Lebenssituation geändert (mehr Verantwortung, Zwang zum Geld-Verdienen, vielleicht ist sie jetzt weniger genervt, etc.) …

Der Wandel dieser Person kann 1000 Gründe haben, darüber ließe sich hier nur spekulieren.

Unsere Schulkollegein hat gesagt, sie
sein einfach eines Tages aufgewacht und habe gewusst, dass sie
sich ändern muss und hat ihr Leben umgkrempelt.

Klar gibt es solche „Erweckungserlebnisse“; ein klassisches wäre das des drop-outs, der irgendwann so genervt von seiner (freiwilligen) sozialen und materiellen Situation ist, dass er ganz plötzlich, spontan, ohne irgendeinen erkennbaren Auslöser einen Job sich sucht, und dabei hängenbleibt.

Lästerer sagen, auf diese Weise seien viele Hippies nach Silicon Valley gekommen :wink:

Der Punkt aber ist: in diesem Beispiel ist das Neue im Alten irgendwie schon vorbereitet, die Ressourcen (Bildung, Werte, Einstellungen) sind schon vorhanden zu dem Zeitpunkt, an dem sie eine plötzliche Umwertung erhalten, in den Dienst des neuen Lebensentwurfes treten.

Dieses Muster, dass sich beim „plötzlichen Umbruch der ganzen Lebenssituation“, bei genauerem Hinsehen eigentlich gar nicht soviel geändert hat, „lediglich“ (und das ist aber extrem viel) der Organisator, die Ausrichtung der Persönlichkeit, die Indienstnahme der Persönlichkeit für einen neuen Lebensstil, scheint mir recht angemessen zu sein.

Man sieht also je nach Perspektive, den totalen Umbruch des Lebensstils (der ja immer personalisierend als „Charakter“ erlebt wird), wie auch die Kontinuität der „Grundzüge“.

Mein Ex Freund hat eines Tages beschlossen, dass er wie Arnold
Schwarzenegger sein will. Seit diesem Tag ist er ein
schlechter Klon von ihm.

ist er nun Gouverneur geworden? :wink:

Die Tatsache, dass er vermutlich nicht beschließen kann, Michael, Roger, Demi, Gary, John, Julianne oder Peter Moore zu werden, zeigt, dass nicht der Tag der entscheidende ist, an dem beschlossen wird, A.S. zu werden, sondern die Ereignisfolge, die ihn dazu brachte, A.S. werden zu können bzw., was hier das gleiche ist, werden zu wollen.

Auch hier natürlich die besagten 1000 Gründe …

Nur ein mögliches Szenario aus 1000: er mag -weshalb auch immer- schon lange mal daran gedacht haben, seinen body sorgsam zu builden, da aber das Geld nicht fürs Fitness-Studio reichte, bestanden 1000 Gründe, warum er das eigentlich gar nicht wollte, aber sobald das Geld dann reichte, wollte er es dann immer schon unbedingt :wink:

Garantiert trifft das auf Deinen Freund nicht zu, aber so hätte es auch laufen können …

Ich frage mich dabei nur, ob es sich dabei aber wirklich um
eine Veränderung der Persönlichkeit handelt oder nur um eine
mehr oder weniger mühsam aufrecht erhaltene Fassade.

Genau diese Frage halte ich für entscheidend;
ich selbst würde dabei nicht unterscheiden zwischen Fassade der Persönlichkeit und Kern der Persönlichkeit, weil man mit einer solchen Art der Unterscheidung von Oberfläche und Tiefe argumentativ leicht in Teufels Küche kommen kann, aber dieses Denkmuster, eine scheinbar totale Veränderung der Persönlichkeit „lediglich“ als Neuordnung der bisherigen Persönlichkeitsmerkmale, welche auf der Ebene der Merkmale hohe Kontinuität bewahren, zu verstehen, das scheint mir angemessener zu sein als „die große Charakteränderung“ sehen und anstreben zu wollen.

Denn, meine Schwester will mehr Selbstdisziplin. Ihre
Disziplinlosigkeit befördert sie oft in ziemlich präkere
Situationen, aber egal was sie versucht, sie kann es nicht
ändern. Der Wille ist da, aber die Umsetzung ist unmöglich.
Was an ihr selbst liegt, wobei wir wieder da wären.

Wenn aber die beiden anderen ihre Persönlichkeit/Charakter so
„einfach“ und grundlegend ändern konnten, was läuft dann bei
allen die es erfolglos versuchen falsch?

auch hier die 1000 Gründe … :wink:

Aber man kann vielleicht ein paar Großgruppen der Gründe unterscheiden:

  • bei bestimmten „harten“ organischen Störungen kann man Dinge definitiv wollen, die nicht funktionieren können, z.B. der Parkinson-Erkrankte will sein Muskelzittern nicht, aber er kann den Willen natürlich nicht umsetzen

  • bei bestimmten „weicheren“ organischen Störungen, kann man Dinge wollen, die nicht funktionieren können, aber man kann lernen wollen, mit diesem Nicht-Funktionieren so klar zu kommen, als ob der ursprüngliche Wille umgesetzt werden könnte; der ADHSler wäre hier vielleicht ein Beispiel

  • dann gibt es „innerpsychische“ Hemmungen, irgendwelche „Fixierungen“ etwa, die dafür sorgen, dass man nicht wollen können kann, was man eigentlich wollen täte (hier müsste man aber vielleicht verschiedene Niveaus des Wollens unterscheiden, z.B. bewusstes Wollen und unbewusstes Wollen), etc.

  • dann wiederum gibt es Hemmungen, die darin bestehen, dass man manche Dinge will, aber ganz schlicht und einfach erst mal lernen muss, diese zu können (hier geht es also eher um die Unterscheidung von Wollen und Wissen, statt um Binnendifferenzierung des Wollens).

  • etcpp.

Ich weiß, ich weiß, meine Antwort ist hochabstrakt und viel Blabla um nichts, aber sie ist halt die Antwort auf eine Frage, die hochabstrakt ist … :wink:

Viele Grüße
Franz

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Hallo TN

Meine Bekannte meint, dass das auch ohne einen Wechsel des
Umfeldes möglich ist. Sie meint: Jeder Mensch der will
kann sich auch von selbst grundlegend ändern.

Ich hab jetzt drüber nachgedacht, wie man das prägnater aus-
drücken könnte. Ich bin jetzt bei:

 Jeder Mensch, der es nötig hat, kann sich auch 
 gegenüber sich selbst glaubwürdig verstellen.

Hmmm. Mal sehen,
wem noch was dazu einfällt :wink:

Grüße

CMБ

Hallo,

Mein Ex Freund hat eines Tages beschlossen, dass er wie Arnold
Schwarzenegger sein will. Seit diesem Tag ist er ein
schlechter Klon von ihm.

ist er nun Gouverneur geworden? :wink:

Nee nee, er hat sich an den Betreiber
eines riesiges Mühlrads verkaufen lassen,
dass er nun 8 Jahre lang (fast) alleine dreht:

Große Veränderungen bedürfen großer Anstrengungen :wink:

‚wheel of pain‘ (http://www.basil-poledouris.com/images/wheelofpain.jpg)
==> http://www.youtube.com/watch?v=E00itcE6AdE&mode=rela…

scnr & Grüße

CMБ

Definitionsfrage/Big 5
Hallo

Es kommt darauf an, wie man Charakter definiert.
Ich kann sagen, dass alles Konstante d.h. prinzipiell Unveranderliche
der Psyche den Charakter ausmache. Dann waere logischerweise alles,
was sich aendert, nicht Teil des Charakters.
Hier erhebt sich die Frage, ob es solche Konstanten gebe und wie sie
zu benennen seien.

Ich kann aber auch so zu Werke gehen, dass ich ein Sammelsurium von
Eigenschaften als den Charakter ausmachend definiere und dann
feststellen muss, dass ein Teil dieser Eigenschaften veraenderlich
und ein Teil unveraenderlich ist. Das scheint mir das uebliche
Vorgehen zu sein, aus dem sich dann Streitigkeiten entwickeln.

Es gibt das Modell der Big Five, mit welchem die Persoenlichkeit
erfasst werden soll. Man ordnet dabei den Eigenschaften Extraversion,
Vertraeglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit
fuer Neues Werte zu, die mit einem Test ermittelt werden. So kriegt
jeder sein individuelles Persoenlichkeitsprofil.
Diese doch recht grundlegenden Charaktereigenschaften sind nicht
zeitlich konstant. Z.B. nimmt die Vertraeglichkeit mit dem Alter
leicht zu und die Offenheit fuer Neues leicht ab.
Im entsprechenden wikipedia-Artikel ist ein Test verlinkt.

Meine Meinung ist, dass es sich bei der Psyche um ein komplexes und
dynamisches System handelt, das sehr stark an seine ebenfalls
komplexe und dynamische Umwelt ankoppelt, Daraus folgt, dass alles im
staendigen Fluss ist und sich von Sekunde zu Sekunde aendert.
Es gibt allerdings Fixpunkte (Attraktoren), die dafuer sorgen, dass
das System nicht ins Chaos abdriftet. Diese Attraktoren haben ihre
perzeptible Repraesentation in den quasikonstanten
Charaktergrundzuegen.

Gruss, Tychi

Hallo

Dir ist schon klar, dass es hier im Grund um die
allergrundsätzlichsten Fragen der Psychotherapie geht? :wink:

Um ehrlich zu sein, nein. Aber vielleicht sollte ich einmal ein Buch in diese Richtung lesen :smile:

Ich weiß, ich weiß, meine Antwort ist hochabstrakt und viel
Blabla um nichts, aber sie ist halt die Antwort auf eine
Frage, die hochabstrakt ist … :wink:

Hochabstrakte Antworten liebe ich… sie regen zum Denken an. Jedenfalls haben deine Zeilen ein paar interessante Fragen aufgeworfen, über die ich in Ruhe nachdenken muss.

Danke für die Mühe,
T.N.

Hallo

Dieser Gedanke ist wirklich interessant. Eine Charakter- oder Persönlichkeitsveränderung unter dem Vorzeichen einer Selbsttäuschung zu sehen ist… faszinierend.

Danke für den Gedanken
T.N.

DANKE!
Hallo!

Danke euch allen für eure Antworten. Sie waren hilfreich und haben mir genug Gedankenfutter für die nächste Zeit gegeben.

Viele Grüße,
T.N.

Definition Grundzüge?
Hallo Branden,

jetzt interessiert mich, was ist unter den Grundzügen eines Charakters zu verstehen, was fällt darunter?

Sind das Dinge wie Ehrlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit etc.?

Interessierte, neugierige Grüße
Marlene

Hallo Marlene

jetzt interessiert mich, was ist unter den Grundzügen eines
Charakters zu verstehen, was fällt darunter?

Sind das Dinge wie Ehrlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit etc.?

Das spielt sicherlich mit hinein, wäre mir persönlich aber noch zu moralisch gedacht. Psychotherapeutisch gedacht gibt es ja einige Typologien. Ich finde unter all diesen die FREUD’sche nach wie vor überzeugend und hilfreich, insbesondere durch die Erweiterung in Richtung „frühe Störungen“ durch Freuds Nachfolger.
So kann man grob einteilen in

  1. Frühe Störungen, Typen:
    a) schizoide
    b) narzisstische
    c) borderline- , antisoziale Perslnlichkeiten etc.
  2. oral-depressive
  3. anal-zwanghafte
  4. ödipal gestörte, z.B. hysterisch akzentuierte Typen

Moderne Überblicke gibt es z.B. in den versch. Büchern von Karl König.

Gruß,
Branden

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Hallo Branden,

herzlichen Dank für die Antwort und die Buchempfehlungen. Ich finde das Thema ausgesprochen interessant.

Viele Grüße
Marlene

You’re welcome, Marlene

Ich
finde das Thema ausgesprochen interessant.

Ich auch, immer noch, Marlene.
Gruß,
Branden