Sinn MACHEN? Nee./Klemperer, LTI
Hallo!
‚Machen‘ beschreibt einen Prozeß. Da entsteht etwas, aktiv. Auf Sinn bezogen gelingt es mir nicht, eine schlüssige Vorstellung darüber aufzubauen, wie man den herstellt, schaffen kann. Zwar kann Sinn im Ergebnis eines Prozesses zu finden sein, aber dann ist der Prozeß ‚gemacht‘ worden, der Sinn hingegen ergibt sich.
Aber darüber sich den Kopf zu zerbrechen ist nicht einmal notwendig. Denn:
Zweifellos war die Formulierung ‚Sinn machen‘ ursprünglich nicht üblich. Wer sie dennoch verwendet, müßte also etwas ganz Besonderes ausdrücken wollen, daß er dieses Mal nicht die übliche Formel ‚Sinn haben bzw. ergeben‘ nutzt. Ich wette aber, daß da kein Nachdenken dahinterstand, sondern nur Nachplappern. Das ist natürlich nur Spekulation und beleidigt vielleicht manchen Sprecher. Wer redet schon, ohne nachzudenken! Viele.
Das scheint mir jedenfalls eine andre Erklärung, als die, nur ‚up to date‘ sein zu wollen. Es sei denn, man sieht es noch stärker vermittelt: Nicht die Formel ist schick, sondern ‚Amerikanisch‘ ist schick im weitesten Sinn, danach erst kommt die Formel-Anwendung.
Es gibt Fernsehsendungen, die das propagieren und eigens mitteilen, was man denn heuterdings in Amerika trägt. Wie eingefleischt das ist, wird deutlich, wenn man sich vorstellt, die Sendung würde berichten, was denn auf Grönland gerade ‚in‘ sei oder in Griechenland.
Das realisieren-Beispiel macht deutlich, daß eine anfangs falsche Verwendung scheinbar richtig werden kann, indem sich die Bedeutung von Worten allmählich wandelt. In Victor Klemperers „LTI“, Reclam, Leipzig. kann man aus faschistischer Zeit etliche Beispiele nachlesen. ‚Fanatisch‘, um nur eins zu nennen, war schließlich gleichbedeutend mit tugendhaft geworden.
Sprachentwicklung hin, Kultur her, solche Wandlungen werden vom Normalbürger nur selten reflektiert, aber von ‚offizieller Stelle‘ gezielt genutzt. Kosovo-Krieg ist in meinen Augen ein aktuelles Beispiel, das verschiedene Dinge verschleiert und verschleiern soll. Der Krieg hat nicht im Kosovo stattgefunden, wurde nicht ums Kosovo geführt, ist nicht vom Kosovo begonnen worden, wozu dann diese Bezeichnung? (Wer will, kann auch Kollateralschaden als Beispiel nehmen)
Ähnlich kann man die Verwendung des Wortes Park interpretieren: Wohnpark, Kaufpark, gar Industriepark sind sehr weit weg von ‚Park Sanssouci‘ z.B.
So wünsche ich mir in diesem Zusammenhang zweierlei: Kritisches Hinterfragen von Sprache auf der einen Seite, um auf der andern Seite gezielte Manipulation durch sie zu entlarven.
‚Auf dem Datum‘ sein erübrigt sich dann vielleicht.
Tschuess, Sven.