Kann man Aktionen in Gehirne schreiben ?

Hallo,

ich weiß, dass es möglich ist, die Aktivität des Gehirns während bestimmter Aktionen wie z.B. eine Handbewegung zu messen.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob es die Möglichkeit gibt, diese Aktivität aufzuzeichnen und wiederzugeben, also dass man meinen könnte man hätte die Hand bewegt ohne sie wirklich bewegt zu haben.

Hoffe hier gibt es jemanden, der, der meine Frage versteht und eine Antwort weiß.

Mit freundlichen Grüßen
Tim

Hallo
leider bin ich in diesem Fall nicht befähigt auch nur Ansatzweise Deine Frage zu Beantworten.
Ich habe kein Wissen in dieser Richtung und lediglich ein wenig über Neurobiologie gelesen. ( Bild der Wissenschaft oder das was im PM ab und zu mal in einem Artikel so steht.)

Hoffe Du findest noch jemanden der Dir diese Frage zu Deiner Zufriedenheit beantworten kann oder wenigstens weitere Links oder Informationen wo dies zu erfahren ist, geben.

Mit freundlichen Grüssen Doc774

Lieber TTheTim

Um Deine Frage klären zu können müsste einiges eindeutiger formuliert sein: Eine Handbewegung ist eine motorische Operation, bei der bestimmte Muskeln kontrahiert werden. Die kleinste motorische Operation ist ein Akt, welcher jedoch nie isoliert vorkommt sondern immer kombiniert mit andern Akten. Vermutlich meinst Du also eher eine Handlung wenn Du Bewegung schreibst. Eine Handlung ist ein System von Akten, d.h. bereits eine relativ komplexe motorische Operation. Soviel zur biomechanischen Klärung.

Einer ganz anderen Klasse von Prozessen sind jene zuzurechnen, welche im Gehirn ablaufen, damit sich die Hand bewegt, nämlich neulonale Prozesse. Diese sind biochemische Prozesse im Zentralnervensystem. Zentral sind dabei jene neuronalen Prozesse, welche die relativ komplexe motorische Operation auslösen und steuern. Daneben gibt es auch neuronale Prozesse bis hinein in die peripheren Nerven, die dafür sorgen, dass die Steuerungssignale die entsprechenden Muskeln reizen. Soweit stark vereinfacht dargestellt wie motorische Operationen gesteuert werden. Nun ist es jedoch nicht so, dass Bewegungen so simpel gesteuert werden, denn auf diese Weise wäre die subtile Steuerung von Bewegungen bei z.B. Tanz oder Sport usw. nicht möglich, ja wir wären vermutlich nicht einmal in der Lage zu stehen und zu gehen. Dazu muss unser Organismus auch Prozesse z.B. im Gleichgewichtsrezeptor (Sinnesorgan im Innenohr/Labyrinth) neuronal in die Bewegungssteuerung integrieren. Sobald wir Bewegungen ausführen, die durch Wiederholungen (Üben/Training) mehr oder weniger routiniet sind, greift die Bewegungssteuerung zusätzlich auf unsere Erinnerung zurück. Die Bewegungssteuerung erfolgt dann (sehr vereinfacht formuliert) so, dass im Gehirn ein zu erwartender Körperzustand antipiziert wird und sich die Steuerung darauf beschränkt, Abweichungen von diesem Zustand zu korrigieren. Dies entspricht dem Bestreben des Organismus, die Gehirntätigkeit, welche extrem viel Energie verbraucht, möglichst sparsam zu betreiben. Dass das alles mehrheitlich unbewusst erfolgt, entspringt ebenfalls diesem Effizienzprinzip, denn Bewustseinsprozesse sind dann noch zusätzliche Prozesse in einem weiteren Gehirnareal. Das kannst Du selbst ausprobieren, wenn Du versuchst z.B. beim Fahrradfahren alle Deine Bewegungen bewusst zu halten - vermutlich wirst Du stürzen.

Jetzt jedoch zum Kern Deiner Frage: Was meinst Du mit „messen“ einer Handbewegung? Da ist einmal die dreidimensionale und zeitliche Vermessung der motorischen Operation und weiters die „Vermessung“ der neuronalen Prozesse. Solche Vermessungen finden z.B. mit bildgebenden Verfahren statt, mit denen bildlich dargestellt werden kann in welchen Gehirnregionen erhöhte Aktivitäten stattfinden. Oder es können die Signale gemessen werden, die über die Nerven an die Muskeln weitergeleitet werden. In der Humanmedizin/Neurobiologie macht man sich solche Untersuchungen und entsprechendes Theoriewissen zu nutze, um z.B. die Steuerung von künstlichen Prothesen bei versehrten Menschen zu verbessern.

Du fragst, ob wir meinen können, die Hand bewegt zu haben, ohne dass wir dies wirklich taten. „Meinen“ können wir grundsätzlich alles, mit konkreten Ereignissen in uns und um uns muss das gar nichts zu tun haben. Meinen ist vielleicht aber nicht das, was Du ansprechen willst - möglicherweise hast Du an „erleben“ gedacht. Es ist jedoch auch so, dass wir z.B. eine Handbewegung erleben können, indem unser Gehirn sich an diese Handbewegung - die wir so oft ausgeführt haben - erinnert, jedoch damit nicht die Signale des gegenwärtigen Zustands der Hand koppelt. Dann erleben wir die Handbewegung so, als ob wir sie auch ausführten.

Ich hoffe, das was ich hier schreibe hat etwas mit dem zu tun, was Du wissen willst. Falls ja, kann ich Dir ein (mittlerweile schon etwas älteres, dafür sehr gut verständliches) Buch zur Lektüre empfehlen:
Roth, G. (2003). Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Liebe Grüsse

Esco

Trotzdem Danke

Vielen, Vielen Dank schonmal…

Auf jeden Fall haben sie schon einiges meiner Fragen beantwortet und ich sehe jetzt, dass das um einiges komplizierter ist als ich dachte.

Vielleicht können Sie mir noch mehr weiterhelfen wenn ich Ihnen den eigentlichen Verwendungszweck nenne…
Ich interresiere mich stark für Film und Videospiele und für das zukünftige.

Das konkrete Beispiel hier wäre also:
Ich drehe einen Film und diesen Film benutze ich als mein „Gerüst“ für die Handlungen. Der Film ist in der First Person Perspektive und es wird eine Brillr benutzt mit der man „im“ Film ist.
Jetzt möchte ich aber, um die Täuschung zu verstärken meinem Gehirn sagen, dass ich vorwärts laufe wenn der Darsteller vorwärts läuft ohne aber wirklich zu laufen ( ich hoffe das ergibt ein wenig Sinn).
Dazu will ich meine Gehirnströme beim Laufen aufzeichnen, um zu wissen welche Regionen meines Gehirns die Handlung empfinden.
Und an diese Handlung, also das Laufen, will ich mich nun wie Sie geschrieben haben erinnern. Gibt es eine Möglichkeit mein Gehirn durch Stimulation der Bereiche, die bei der eigentlichen Bewegung aktiv waren, an diese Handlung zu erinnern, damit ich denke ich beweg mich ohne das ich es wirklich mach ?

Mit freundlichen Grüßen
Tim

Lieber Tim

Du kennst vielleicht das Erleben, welches an Bahnhöfen entstehen kann, wenn man in einem Zug sitzt der anhält und stillsteht. Wenn sich dann auf dem Nebengeleis ein anderer Zug langsam zu bewegen beginnt, meint man der eigene Zug nehme Fahrt auf. Erst der Blick auf z.B. die Stützen des Perondachs oder auf Bahnhofgebäude erlaubt es dann festzustellen, ob man selbst sich bewegt oder der andere Zug. Bei diesem Beispiel spielt jedoch die Wahrnehmung der eigenen motorischen Operationen und der Position des eigenen Körpers (inkl. Gleichgewichtsposition) keine Rolle, weil die Bewegung ja nicht eigenerzeugt ist. Mit andern Worten; es dürfte vielfach schwieriger sein diesbezüglich eine Täuschung zu erreichen. Ob es Möglichkeiten gibt Deine Nerven-Signale beim Gehen aufzuzeichen und später als Impulse wieder in Dein Nervensystem einzubringen, weiss ich nicht. Um diesbezüglich weiter zu kommen müsstest Du bei Fachleuten weiterfragen, die sich mit der Rehabilitation von Personen mit Unfallfolgen (z.B. Verlust der Fähigkeit ihr Gehen zu steuern) befassen - beziehungsweise mit Forschung darüber.

Freundliche Grüsse
Esco

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