Kann man Polen noch mögen und akzeptieren?

Hallo,
ich dachte ich wäre auf einer Comedy Seite gelandet, als
ich die Nachricht gelesen habe, dass Polen beim EU Gipfel
die Toten ‚hochrechnet‘.
Ist das noch Politik, oder ‚Jahrmarkt‘ -sorry wenn falsch geschrieben-
der untersten Schiene?
Für mich ist es das zweit genannte!
Wer kann mich vom Gegenteil überzeugen?

Grüße
Carolin

Hallo,

die beiden Zwillinge sind nicht der Staat Polen. Insoweit ist der Rassismus der beiden Zwillinge gegen DE die Meinung von zwei Politikern, die selbst in Polen nicht so ernst genommen werden.

Gruss Günter

ich dachte ich wäre auf einer Comedy Seite gelandet, als
ich die Nachricht gelesen habe, dass Polen beim EU Gipfel
die Toten ‚hochrechnet‘.
Ist das noch Politik, oder ‚Jahrmarkt‘ -sorry wenn falsch
geschrieben-
der untersten Schiene?
Für mich ist es das zweit genannte!
Wer kann mich vom Gegenteil überzeugen?

Grüße
Carolin

Servus,

man kann prinzipiell jeden Menschen mögen und akzeptieren. Die Staaten sind bloß Fassaden, die Zahl der Menschen, die sich ihren Staat aussuchen, ist verschwindend gering (beiläufig im Fall von Polen relativ hoch).

Betreffend einen ganzen Staat sind umgekehrt „mögen“ und „akzeptieren“ keine geeigneten Begriffe.

Schöne Grüße

MM

GW Bush, Kaczynski…
Staatsmännerdarsteller kommen und gehen,
Staaten bleiben…

bobesch

Hallo!

ich dachte ich wäre auf einer Comedy Seite gelandet, als
ich die Nachricht gelesen habe, dass Polen beim EU Gipfel
die Toten ‚hochrechnet‘.

Das meinen die ernst.
Unglaublich.
Nur gut, dass ein großer Teil der Bevölkerung dort die Sache differenzierter sieht.

Ist das noch Politik, oder ‚Jahrmarkt‘ -sorry wenn falsch
geschrieben-
der untersten Schiene?

Natürlich.

Für mich ist es das zweit genannte!
Wer kann mich vom Gegenteil überzeugen?

Niemand.

Dennoch kann und darf man „die Polen noch mögen und akzeptieren“. Dies darf und sollte jedoch mit einer klaren Ansage einhergehen, dass Deutschland (weitgehend) geschlossen derartige Anfeindungen ablehnt und sich Vergleiche zwischen der BRD und der NS-Dikatatur im 21. Jahrhundert kategorisch verbittet.
Mal sehen, ob Frau Merkel es hinbekommt, die Kaczinskis enstprechend zu rügen.

Grüße,

Mathias

Hi,

Kann man Polen noch mögen und akzeptieren?

Ich finde es relativ bestürzend, was dieser Tage in diesem
Forum so alles über Polen gesagt wird;

ich dachte ich wäre auf einer Comedy Seite gelandet, als
ich die Nachricht gelesen habe, dass Polen beim EU Gipfel
die Toten ‚hochrechnet‘.

warum soll das denn „Comedy“ sein?

Ich bin immer misstrauisch, wenn man einem Vorschlag nicht nur
ablehnend gegenübertritt, sondern darüber hinaus glaubt, ihn
auch noch vernichten zu müssen, ins vollkommen Lächerliche
ziehen zu müssen.

Der Punkt ist, dass Polen nicht mit der Forderung „Tote
hochrechnen“ auf den Gipfel gegangen ist, sondern mit der
Forderung, den Abstimmungsmodus im EU-Ministerrat zu
reformieren;
und zwar zu Gunsten der kleineren Länder, indem die
Bevölkerungszahl nicht mehr linear in Stimmanteil abgebildet
wird, sondern mit dem vorgeschlagenen „Quadratwurzelsystem“;

diese Forderung war absolut legitim, sie wurde m.W. auch von
Tschechien unterstützt, und ähnliche Forderungen gab es schon
zuhauf in der Geschichte der EU, weil die Angst kleinerer
Staaten vor der Übermacht der bevölkerungsreichen Staaten seit
langem ein Dauerbrenner ist - und auch eine ernstzunehmende
Angst, gewiss keine Comedy.

Desweiteren ist die Sache mit dem Verweis auf den 2. Weltkrieg
durchau ebenfalls legitim, weil das Argument als
solches korrekt ist:
Der zweite Weltkrieg hat auf Polen, seine Grenzen und seine
Bevölkerungszahl, gravierende Auswirkungen gehabt und
historische Tatsachen geschaffen, die heute politische
Bedeutungen haben.
Diese Auswirkungen schreibt die EU fest bzw. nimmt sie
unkritisch auf, wenn sie solche Dinge etwa für ihre
Abstimmungsmodi nicht berücksichtigt.

Aus meiner Sicht ist dieses Argument als solches gewiss nicht
lächerlich, dass es gute Gegenargumente gibt, ist mir auch
bewusst.

Was seltsam anmutet, ist die undiplomatische Haltung der
Brüder Kaczynski, und die erkennbare Instrumentalisierung
dieser Argumente, allgemein der antideutschen Argumente, für
ihre politischen (Wahl)zwecke;

noch seltsamer finde ich aber,

  1. wie sehr doch nicht einfach schlechte Politik der
    Kaczynskis kritisiert wird, nein, sie müssen gleich zu
    „Comedy“ gemacht werden, zu „Kartoffeln“ (taz) und zu Despoten.

  2. warum auch hier im Forum so sehr ein Graben betont wird
    zwischen den Kaczynski und „den Polen“;
    meines Wissens unterstützt die Mehrheit der Polen die
    Forderung, die auf dem Gipfel eingebracht wurde, lediglich die
    Vehemenz wird mehrheitlich nicht geteilt, aber auch nicht
    gerade unisono verurteilt.

  3. warum hier und allgemein in der medialen Öffentlichkeit
    gerade Polen so ausgiebig diskutiert wird, während etwa die
    britische Blockadehaltung, die eine Dauerhaltung ist, kaum
    eine Schlagzeile oder einen Thread wert ist.
    Immer machen die Polen den Ärger … die Autos, Auschwitz, die
    Spargelstecher, die Vertriebenen, die Zwillinge … (in
    alphabetischer Reihenfolge; und den ganzen Ärger des 19.
    Jhdts. mal außen vor gelassen)

Disclaimer: aus meiner politischen Haltung heraus sind die
Kaczynskis meine erklärten politischen Gegner, aber ich bin
immer da überaus misstrauisch, wo nicht einfach eine bestimmte
Politik abgelehnt wird, sondern gleich
Politikhaftigkeit, wo also ein Vorstoß nicht nur
falsch ist, sondern gleich auch noch „Comedy“ und
ähnliches sein muss.

Viele Grüße
Franz

Hallöchen,

Der Punkt ist, dass Polen nicht mit der Forderung „Tote
hochrechnen“ auf den Gipfel gegangen ist, sondern mit der
Forderung, den Abstimmungsmodus im EU-Ministerrat zu
reformieren;
und zwar zu Gunsten der kleineren Länder, indem die
Bevölkerungszahl nicht mehr linear in Stimmanteil abgebildet
wird, sondern mit dem vorgeschlagenen „Quadratwurzelsystem“;

das Problem ist, daß man diesen Aspekt beim Ringen um den Vertrag von Nizza berücksichtigt hatte und alle kleineren Länder mit dem Kompromiß einverstanden, der im übrigen notwendig war, um die Handlungsfähigkeit der EU einigermaßen sicherzustellen. Wenn nun ein neues EU-Mitglied nichts besseres zu tun hat, als bestehende Verträge, die man im übrigen vor dem Beitritt kannte, in Frage zu stellen, ist das schon etwas eigenartig.

Absolut inakzeptabel ist diese Forderung vor dem Hintergrund, daß man die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit als Maßstab für die Beitragsermittlung akzeptiert. Offensichtlich geht es also darum, die eigene Position kompromißlos verbessern zu wollen, ohne Zugeständnisse in anderen Bereichen eingehen zu wollen. Dieses Verhalten, das man sich anscheinend bei den Briten abgeschaut hat, zeugt nicht von einem umfassenden Verständnis der ganzen Veranstaltung.

Desweiteren ist die Sache mit dem Verweis auf den 2. Weltkrieg
durchau ebenfalls legitim, weil das Argument als
solches korrekt ist:
Der zweite Weltkrieg hat auf Polen, seine Grenzen und seine
Bevölkerungszahl, gravierende Auswirkungen gehabt und
historische Tatsachen geschaffen, die heute politische
Bedeutungen haben.

Warum die Grenze beim 2. Weltkrieg ziehen? Gehen wir doch zurück in das 17 Jahrhundert und nehmen die Bevölkerungszahl vor dem 30jährigen Krieg als Basis für die Stimmenverteilung. Das 10. Jahrhundert mit den damaligen Grenzen wäre auch ein guter Ausgangspunkt für neue Verhandlungen über Gebietsansprüche und Machtverteilung im Ministerrat. Alternativ böte sich noch das Jahr 1941 an. Du hast recht, man muß für neue Ideen offen sein.

noch seltsamer finde ich aber,

  1. wie sehr doch nicht einfach schlechte Politik der
    Kaczynskis kritisiert wird, nein, sie müssen gleich zu
    „Comedy“ gemacht werden, zu „Kartoffeln“ (taz) und zu
    Despoten.

Aber Birne für Kohl war ist in Ordnung?

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

ich sehe hier keinen wirklichen Dissens zwischen uns.

das Problem ist, daß man diesen Aspekt beim Ringen um den
Vertrag von Nizza berücksichtigt hatte

den weiteren Fortbestand dieses Vertrags von Nizza wollte Polen ja gerade.

Absolut inakzeptabel ist diese Forderung vor dem Hintergrund,
daß man die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit als Maßstab für
die Beitragsermittlung akzeptiert. Offensichtlich geht es also
darum, die eigene Position kompromißlos verbessern zu wollen,
ohne Zugeständnisse in anderen Bereichen eingehen zu wollen.

  1. ok, inakzeptabel mag das sein, aber nicht Comedy; dieser gar nicht so feine Unterschied in der Bewertung war ja mein Punkt.

  2. ich sehe keinen direkten Zusammenhang zwischen der einen Berechnung und der anderen; ansonsten, ja, klar ist es eine reine Interessenspolitik, die ich nicht verteidigen will, weil sie mir zuwider ist, aber eben maßvoll zuwider.

Dieses Verhalten, das man sich anscheinend bei den Briten
abgeschaut hat,

eben;
nichts Neues unter der Sonne der EU;
deshalb noch lange nicht gut, aber eben auch nicht ein Anlass zur Frage des Threads und zu manchen Postings weiter unten.

Desweiteren ist die Sache mit dem Verweis auf den 2. Weltkrieg
durchau ebenfalls legitim, weil das Argument als
solches korrekt ist:
Der zweite Weltkrieg hat auf Polen, seine Grenzen und seine
Bevölkerungszahl, gravierende Auswirkungen gehabt und
historische Tatsachen geschaffen, die heute politische
Bedeutungen haben.

Warum die Grenze beim 2. Weltkrieg ziehen? Gehen wir doch
zurück in das 17 Jahrhundert und nehmen die Bevölkerungszahl
vor dem 30jährigen Krieg als Basis für die Stimmenverteilung.
Das 10. Jahrhundert mit den damaligen Grenzen wäre auch ein
guter Ausgangspunkt für neue Verhandlungen über
Gebietsansprüche und Machtverteilung im Ministerrat.
Alternativ böte sich noch das Jahr 1941 an. Du hast recht, man
muß für neue Ideen offen sein.

Deine Argumentation ist in diesem Punkt m.E. schwach;
Du hast Recht, dass es keine „natürliche“, unumstreitbare Grenze dafür gibt (wie bei fast allem Geschichtlichem auch), aber das heißt nicht, dass es deshalb keine gibt, nur weil man sie immer weiter nach hinten verschieben kann.

Der zweite Weltkrieg war nun mal eben die letzte, damit die aktuellste Ursache (rein faktisch, gar nicht „moralisch“ gemeint) dafür, dass Polen heute (in Grenzen und Bevölkerungszahl) so ist, wie es heute ist und vorher nicht war; und wir reden dabei ja bei Polen nicht gerade von Kleinigkeiten;
der Hinweis auf historisch frühere Bruchstellen ist korrekt, aber m.E. von wenig Belang in Bezug auf das eben Genannte.

noch seltsamer finde ich aber,

  1. wie sehr doch nicht einfach schlechte Politik der
    Kaczynskis kritisiert wird, nein, sie müssen gleich zu
    „Comedy“ gemacht werden, zu „Kartoffeln“ (taz) und zu
    Despoten.

Aber Birne für Kohl war ist in Ordnung?

Der Unterschied ist m.E. ein großer;
mir geht es nicht um persönliche Beleidungen gegen die Kaczynskis und deren Politik, sondern um das Maß der Ablehnung;
während man Birne Kohl (bis zur Affäre) nie seine grundsätzliche Verünftigkeit abgesprochen hat, geschieht das bei den K. schon, und ich empfinde es, als -versteckt- durchaus auch auf die Polen bezogen, sogar da noch ungewollt, wo man die K. und die Polen auseinanderdividieren will, obwohl das so kaum den Tatsachen entspricht;
nach dem Motto: die Polen müssen doch alle gegen die K. sein, weil die solche „Schurken“ (taz) sind … was? sind sie gar nicht alle … Schurken, die Polen … ein bißchen was bleibt immer hängen …

m.E. gibt es in Deutschland ein mich irritierendes klares Feindbild „Polen“, das auf solche Kaczynski-Aktionen nur wartet um heraus zu kommen; und gerade im Übermaß der Kritik wird es sichtbar.

Aber wie gesagt: persönliche Einschätzung, ich will die Sicht keinem aufdrängen.

Viele Grüße
Franz

Hallo!

ich dachte ich wäre auf einer Comedy Seite gelandet, als
ich die Nachricht gelesen habe, dass Polen beim EU Gipfel
die Toten ‚hochrechnet‘.
Ist das noch Politik, oder ‚Jahrmarkt‘ -sorry wenn falsch
geschrieben-
der untersten Schiene?
Für mich ist es das zweit genannte!
Wer kann mich vom Gegenteil überzeugen?

Grüße
Carolin

Natürlich kann man Polen noch mögen und akzeptieren.
Wie bekannt, argumentiert die polnische Regierung damit, ohne die deutsche Besatzung hätte man heute 66 Millionen Einwohner statt 38 Millionen - und man wolle doch nur das haben, was Polen zusteht.

Also, liebe Pommern-, Schlesien- und Ostpreußenvertriebene (und deren Nachkommen): auf nach Polen! Die wollen 30 Millionen Einwohner mehr haben.

Grüße
Heinrich

Hallo

die beiden Zwillinge sind nicht der Staat Polen. Insoweit ist
der Rassismus der beiden Zwillinge gegen DE die Meinung von
zwei Politikern, die selbst in Polen nicht so ernst genommen
werden.

Hab ich da was verpasst, wurden die etwa nicht gewählt? Wohl doch, insoweit representieren sie doch einen Großteil der Polen und deren Rassismus. Ich glaube auch nicht, das der Großteil der Leute so dumm ist und nicht weiß was er wählt. Genauso sehe ich dass mit den Amerikanern und ihrem Representanten Bush. Und so war es auch mit Hitler, die Leute wollten zu diesem Zeitpunkt, dass es in diese Richtung geht, sie wolten eine Großmacht werden.

Gruß
Tilo

Hallo,

ich sehe hier keinen wirklichen Dissens zwischen uns.

sieht so aus. Du scheinst mir jedoch einige einseitige Medienberichte etwas überzubewerten. Ausfälle dieser Art gab es schon häufig und wird es immer wieder geben. Sie sind jedoch kein Spiegelbild der allgemeinen Berichterstattung der deutschen Medien zu dem Thema.

Die Forderungen bzw. genauer die Argumentationsgrundlagen sind derart absurd, daß zur Meinungsbildung deren Wiedergabe ohne Wertung schon ausreicht und eine zusätzliche Beeinflussung der öffentlichen Meinung gar nicht notwendig ist (wenn man es denn darauf anlegte).

das Problem ist, daß man diesen Aspekt beim Ringen um den
Vertrag von Nizza berücksichtigt hatte

den weiteren Fortbestand dieses Vertrags von Nizza wollte
Polen ja gerade.

Zentraler Bestandteil des Vertrages ist die nach langen Verhandlungen zustandegekommene Einigung über die zukünftigen Abstimmungsmodalitäten. Wer in vollem Bewußtsein dieses Umstandes der EU beitritt und dann gerade dieses Element mit zudem noch absurden Begründungen verändern will, muß sich den ein oder anderen Vorwurf gefallen lassen. Ehrlich gesagt, beeindruckt mich der Langmut unserer Kanzlerin (wobei man natürlich nicht weiß, wie die Verhandlungen tatsächlich abgelaufen sind). Es gehört schon viel dazu, dem Thema ernsthaft zu begegnen.

Deine Argumentation ist in diesem Punkt m.E. schwach;
Du hast Recht, dass es keine „natürliche“, unumstreitbare
Grenze dafür gibt (wie bei fast allem Geschichtlichem auch),
aber das heißt nicht, dass es deshalb keine gibt, nur weil man
sie immer weiter nach hinten verschieben kann.

Der zweite Weltkrieg war nun mal eben die letzte, damit die
aktuellste Ursache (rein faktisch, gar nicht „moralisch“
gemeint) dafür, dass Polen heute (in Grenzen und
Bevölkerungszahl) so ist, wie es heute ist und vorher nicht
war; und wir reden dabei ja bei Polen nicht gerade von
Kleinigkeiten;
der Hinweis auf historisch frühere Bruchstellen ist korrekt,
aber m.E. von wenig Belang in Bezug auf das eben Genannte.

Der 2. WK als Ausgangspunkt ist m.E. genauso beliebig wie die von mir genannten Zeitpunkte. Der 2. WK ist eine unmittelbare Folge des ersten Weltkrieges, der letztlich Folge des Krieges von 1871 war und der wiederum Folge der Napoleonischen Kriege. Diese wiederum waren Folgen der französischen Revolution, die wiederum Konsequenz der absolutistischen Herrschaftssysteme in Europa waren. Wenn man die Kausalitätskette weiterführt, ist man ruckzuck bei der Völkerwanderung und schließlich bei der Eiszeit.

Politik kann m.E. so nicht funktionieren, d.h. indem man sich ein Ereignis herauspickt und auf dieser Basis Vorteile für sich herausschlagen will. Du hast natürlich recht, daß Politik auch immer Interessenvertretung in eigener Sache ist, aber es ist ein Unterschied, ob man die heimischen Rübenbauern oder eine lokale Käsesorte schützen will oder aber ausdiskutierte Verträge in Frage stellt, die den eigenen Eintritt in die EU überhaupt erst möglich gemacht hat.

Hinzu kommt aus meiner Sicht eben noch, daß man die Leistungen der EU gerne annimmt und hier weder Finanzierungsschlüssel noch Umfang der Subventionen diskutieren. Dafür ist die EU dann wieder gut genug.

Das ganze erinnert mich irgendwie an die Leute, die eine billige Hütte am Flughafen kaufen, von dort aus gerne in Urlaub fliegen, aber erst einmal Stadt, Land und Flughafenbetreiber auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verklagen.

m.E. gibt es in Deutschland ein mich irritierendes klares
Feindbild „Polen“, das auf solche Kaczynski-Aktionen nur
wartet um heraus zu kommen; und gerade im Übermaß der
Kritik wird es sichtbar.

Jede Zeitung schreibt für ihre Leserschaft und bei der taz sind das eben auh bzw. vor allem Berliner, die mit Polen und den Polen nicht unbedingt nur beste Erfahrungen gemacht haben. Die taz ist außerdem für ihre spitze und mitunter etwas rauhe Schreibe bekannt. Vor diesem Hintergrund erscheint mir der Tonfall in der aktuellen Angelegenheit nicht so übertrieben und - wie erwähnt - ist die taz auch kein Spiegel der deutschen Presselandschaft.

Gruß,
Christian

Hi Christian,

ich sehe hier keinen wirklichen Dissens zwischen uns.

sieht so aus.

Yepp

Zentraler Bestandteil des Vertrages ist die nach langen
Verhandlungen zustandegekommene Einigung über die zukünftigen
Abstimmungsmodalitäten. Wer in vollem Bewußtsein dieses
Umstandes der EU beitritt und dann gerade dieses Element mit
zudem noch absurden Begründungen verändern will, muß sich den
ein oder anderen Vorwurf gefallen lassen.

Ist klar!

Ehrlich gesagt,
beeindruckt mich der Langmut unserer Kanzlerin (wobei man
natürlich nicht weiß, wie die Verhandlungen tatsächlich
abgelaufen sind).

Das stimmt, Merkel hat die Situation für mein Empfinden recht souverän gehandhabt.

Der 2. WK als Ausgangspunkt ist m.E. genauso beliebig wie die
von mir genannten Zeitpunkte. Der 2. WK ist eine unmittelbare
Folge des ersten Weltkrieges, der letztlich Folge des Krieges
von 1871 war und der wiederum Folge der Napoleonischen Kriege.
Diese wiederum waren Folgen der französischen Revolution, die
wiederum Konsequenz der absolutistischen Herrschaftssysteme in
Europa waren. Wenn man die Kausalitätskette weiterführt, ist
man ruckzuck bei der Völkerwanderung und schließlich bei der
Eiszeit.

Das wäre eine andere Diskussion, aber Ursachenketten müssen bekanntliche immer und überall durchbrochen werden, um Handlungsfähigkeit herzustellen:
Der Dieb wird verurteilt, obwohl er in der Kindheit geschlagen wurde …

Auf der anderen Seite halte ich es gar nicht für so klar, dass WWII eine „unmittelbare“ Folge von WWI war, zumindest wohl keine „zwingende“ Folge …

Du scheinst mir jedoch einige einseitige
Medienberichte etwas überzubewerten.

ist die taz auch kein Spiegel der
deutschen Presselandschaft.

Mag sein, dass ich es überbewerte, aber es sprechen ja auch hier ein paar Reaktionen Bände; die taz habe ich hier erwähnt, weil ich es so empfinde: sogar die taz …

Schönen Sonntagabend!
Franz

Hallo Tilo,

Hab ich da was verpasst, wurden die etwa nicht gewählt?

Sie wurden

Wohl
doch, insoweit representieren sie doch einen Großteil der
Polen

das ist nicht gesagt. Ich kenne das polnische Wahlsystem nicht, aberman kann durchaus gew’hlt sein, ohne von der Mehrheit gew’hlt worden zu sein.

und deren Rassismus.

Und von der Wahl zweier Politiker auf den Rassismus der Bevölkerung zu schließen ist bestenfalls eine sehr kühne These.

Ich glaube auch nicht, das der
Großteil der Leute so dumm ist und nicht weiß was er wählt.

Nein? In D wird an Angie rumgemeckert, es wurde an Schröder rumgemeckert und an Helmut Kohl. Gewählt waren die IMHO alle.

Und so war es auch mit Hitler, die Leute
wollten zu diesem Zeitpunkt, dass es in diese Richtung geht,
sie wolten eine Großmacht werden.

Du unterstellst also Polen, sie wollten eine europäische oder sogar globale Großmacht werden?

Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich halte das Gezicke der beiden Kaczinskis für dumm und falsch (genauso wie den sogenannten Kompromiß von Angie)

Ralph

Hi Franz,

Der Punkt ist, dass Polen nicht mit der Forderung „Tote
hochrechnen“ auf den Gipfel gegangen ist, sondern mit der
Forderung, den Abstimmungsmodus im EU-Ministerrat zu
reformieren;
und zwar zu Gunsten der kleineren Länder, indem die
Bevölkerungszahl nicht mehr linear in Stimmanteil abgebildet
wird, sondern mit dem vorgeschlagenen „Quadratwurzelsystem“;

Gut, aber die doppelte Mehrheit begänstigt auch die kleineren Länder, einfach weil die großen allein nicht die Mehrheit der Mitgliedsländer aufbringen können. Es gibt nun mal mehr kleine als große.

Desweiteren ist die Sache mit dem Verweis auf den 2. Weltkrieg
durchau ebenfalls legitim, weil das Argument als
solches korrekt ist:

Der Verweis mag legitim sein, aber er ist schwachsinnig. Erstens hat Polen rund 40 mio. Einwohner, plus 6 Millionen aus WK II mach 46 mio, nicht 66 mio. Zweitens kann man sich nicht einfach auf irgendeinen beliebigen Punkt der Geschichte stellen und sagen von hier ab machen wir jetzt weiter. Sonst kommen die Franzosen und sagen Indochina gehört zur EU.

Der zweite Weltkrieg hat auf Polen, seine Grenzen und seine
Bevölkerungszahl, gravierende Auswirkungen gehabt und
historische Tatsachen geschaffen, die heute politische
Bedeutungen haben.

Nicht nur auf Polen

Diese Auswirkungen schreibt die EU fest bzw. nimmt sie
unkritisch auf, wenn sie solche Dinge etwa für ihre
Abstimmungsmodi nicht berücksichtigt.

Ja und? Sollen sie zurück in die Steinzeit und da anfangen? Sämtliche Mitgliedsländer haben das akzeptiert und Polen wußte davon, bevor sie beigetreten sind. Und jetzt soll das hinterher geändert werden, weil Polen plötzlich meint zu wenig Stimmen zu haben? Warum treten sie dann bei?

noch seltsamer finde ich aber,

  1. wie sehr doch nicht einfach schlechte Politik der
    Kaczynskis kritisiert wird, nein, sie müssen gleich zu
    „Comedy“ gemacht werden, zu „Kartoffeln“ (taz) und zu
    Despoten.

Aber Erika Steinbach als Nazisse auf Schröder reiten zu lassen ist OK?

  1. warum hier und allgemein in der medialen Öffentlichkeit
    gerade Polen so ausgiebig diskutiert wird, während etwa die
    britische Blockadehaltung, die eine Dauerhaltung ist, kaum
    eine Schlagzeile oder einen Thread wert ist.

Man gewöhnt sich an alles. Zugegebenermassen macht es das nicht besser.

Ralph

Danke für den tiefgreifenden Beitrag!

OK, Comedy war das erste abwertende Wort, das mir einfiel…

Aber wie weit wollen wir denn in der Geschichte zurück gehen und
welche Verbrechen von wem auch immer, den es garnicht mehr gibt gegeneinander hochrechnen?

Ich finde es einfach nur eine unnötige Beleidigung und
den Griff nach einem Strohhalm.

Aber die vorschreiber haben mich ja schon ein wenig beschwichtigt mit ihren Artikeln, dass dies nicht die Stimme Polens ist, die diese beiden Herren sprechen.

Nochmal Danke und Grüße
Caro

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

doch, insoweit repräsentieren sie doch einen Großteil der
Polen

das ist nicht gesagt. Ich kenne das polnische Wahlsystem
nicht, aberman kann durchaus gew’hlt sein, ohne von der
Mehrheit gew’hlt worden zu sein.

Auch wenn es nicht immer die Mehrheit sein muss, es ist doch ein großer ausschlaggebender Teil der Bevölkerung.

und deren Rassismus.

Und von der Wahl zweier Politiker auf den Rassismus der
Bevölkerung zu schließen ist bestenfalls eine sehr kühne
These.

Ich glaube auch nicht, das der
Großteil der Leute so dumm ist und nicht weiß was er wählt.

Nein? In D wird an Angie rumgemeckert, es wurde an Schröder
rumgemeckert und an Helmut Kohl. Gewählt waren die IMHO alle.

Das die beiden Nationalisten sind und was sie für Ansichten haben, war ja vorher bekannt. Wenn ich das von Deutschland aus mitbekomme und ich nicht gerade sonderlich an polnischer Innenpolitik interessiert bin, ist es schwer nachvollziehbar, wie das die Polen nicht mitbekommen haben sollen. Ich denke, sie wurden auch wegen ihrer nationalistischen Ansichten gewählt.

Und so war es auch mit Hitler, die Leute
wollten zu diesem Zeitpunkt, dass es in diese Richtung geht,
sie wolten eine Großmacht werden.

Du unterstellst also Polen, sie wollten eine europäische oder
sogar globale Großmacht werden?

Wenn die beiden Politiker das könnten, würden sie schon. Die Polen haben sie gewählt, also sind sie auch mit für ihre Politik verantwortlich. Genauso wie wir für die Politik von Schröder und Merkel mit verantwortlich sind, auch wenn sie nicht jeder gewählt hat, ein Großteil hat sie gewählt.

Gruß
Tilo

Hat Polen nicht nur 2 Stimmen weniger als Deutschland??? Den WK II als Druckmittel zu benutzen ist absurd. Die Hochrechnung der Bevölkerung ohne die Kriegsleiden ist eine reine „Was-wäre-wenn-Theorie“. Man überlege sich: Wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte…dann gäbe es womöglich Polen nicht mehr…dann gäbe es womöglich keine EU…etc… Polen ist seit 2004 dabei, der Krieg länger als ein halbes Jahrhundert beendet. Was haben wir denn mit den Verbrechen von damals zu tun und weshalb soll unsere Generation noch weiter dafür bluten?

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die sollen erst mal Danzig wieder her geben :smile:
*ironisch*