Kann mir jemand den Begriff Positivismus erklären?

Guten Tag, also ich bin der Martin und verzweifel an dem Begriff und der Beschreibung des Positivismus.
Es wäre toll, wenn mir das jemand einfach und plastisch darstellen könnte. Möglichst für Grundschüler.

Ich stoße permanent auf Widersprüche und verschiedene andere Ansätze, wie dem Positivismusstreit, Habermas, Metaphysik etc…

Neo-Positivismus als Weiterentwicklung leuchtet mir natürlich ein, aber ich verstehe den Ansatz gar nicht. "Auf das erkennbare beruhend; Ausklammern der Metaphysik? Es ist das erste Mal, dass ich bei so nem Thema nicht durchblicke. Ist es denn die Form der Wissenschaft, die sagt: Es stimmt, solange es nicht falsifiziert worden ist?

Wäre toll, wenn mir jemand helfen kann, aber bitte einfach. Wie bei nem Kleinkind.

Hallo,

Es stimmt, solange
es nicht falsifiziert worden ist?

Es wird als richtig angenommen, stimmt ist schon zuviel…

Wäre toll, wenn mir jemand helfen kann, aber bitte einfach.
Wie bei nem Kleinkind.

Positivismus ist einfach ein Sammelbezeichnung für
verschiedene Positionen, die in der Erfahrung
des Gegebenen, des „Positiven“ gründen. Also
der Tatsachen.
Vorläufer des P. ist der Empirismus, also
z.B. die Naturwissenschaften. Es soll frei von
religiösen und metaphysischen Vorstellungen sein.
Nur analytische und auf Erfahrung beruhende Sätze
sind gültig bzw. sinnvoll.

Gruß
Powenz

Danke, das hat mir schon weiter geholfen. Ich habe nur meine Probleme mit den Begrifflichkeiten. Was kann denn zum Beispiel als gegeben angesehen werden? Tomaten sind rot?

Der Ausschluss der Metaphysik schließt also Werturteile und den Einfluss von Ideologien, wie der Religion, aus?

Ich muss darüber referieren und möchte diesen Ansatz nur möglichst plausibel und einfach darstellen, da die Rezipienten, denke ich, diese komplexen Sachverhalte nicht so im Vorbeigehen verstehen.

Es wäre toll, wenn mir hier noch jemand ein wenig auf die Sprünge hilft.

Was kann denn zum Beispiel
als gegeben angesehen werden? Tomaten sind rot?

Ja oder ein Pferd. Während die Physiognomie eines
Einhorns nicht gegeben, sondern nur erdacht ist.

Der Ausschluss der Metaphysik schließt also Werturteile und
den Einfluss von Ideologien, wie der Religion, aus?

Ja.
Weil sie apriorisch und nicht aposteriorisch gegeben sind. :wink:
D.h. von vorneherein ohne die entsprechende Erfahrung.
Ein Positivist würde die Existenz Gottes nur dann
anerkennen, wenn er sich zu erkennen gibt z.B.
Werturteile und Ethik etc. sind subjektive Auslegungen.
Ist es gut, wenn eine Löwin ihre Jungen füttert
oder ist es schlecht, weil sie dafür tötet?

Gruß
Powenz

Das Problem der Objektivität
Hi Powenz.

Was kann denn zum Beispiel
als gegeben angesehen werden? Tomaten sind rot?

Ja oder ein Pferd. Während die Physiognomie eines
Einhorns nicht gegeben, sondern nur erdacht ist.

(Das „Ja oder ein Pferd“ ist etwas missverständlich, aber das nur am Rande)

Die Rotheit der Tomaten ist keineswegs „gegeben“. In der Philosophie des Geistes wird weithin anerkannt, dass die Farbwahrnehmung zu den Qualia zählt, also zu den subjektiven Aspekten der Wahrnehmung. Objektiv ist Farbe ein Frequenzphänomen, das mit entsprechenden Verfahren gemessen werden kann. Subjektiv ist die eigentliche Qualität des Rots, eben das Quale „Rot“. Dieses ist ein internes mentales Phänomen, das der Messbarkeit und damit der Objektivierbarkeit unzugänglich ist.

Von daher kann hier von „Gegebenheit“ im Sinne des Positivismus nicht die Rede sein. Die Farbwahrnehmung eines Objekts hängt von biologischen und mentalen Faktoren ab, die gattungs- und subjektspezifisch ist. Tiere sehen Farben anders als Menschen. Es gibt auch die ernsthafte Theorie, dass sich die generelle Farbwahrnehmung der Gattung Mensch seit Homers Zeiten geändert hat (der heutige Mensch sieht angeblich mehr Farben als der antike).

Ein Positivist würde die Existenz Gottes nur dann
anerkennen, wenn er sich zu erkennen gibt.

Subjektiv anerkennen, ja, aber nicht als Faktum im Sinne des Positivismus. Denn bei diesem zählt die Objektivierbarkeit, also der intersubjektive Beweis. Wie aber will das der „Gott“-erkennende Positivist machen?

Werturteile und Ethik etc. sind subjektive Auslegungen.
Ist es gut, wenn eine Löwin ihre Jungen füttert
oder ist es schlecht, weil sie dafür tötet?

Nun ist dieses Beispiel etwas tendenziös gewählt. Switchen wir mal in den menschlichen Bereich und bedenken wir das Problem von Mord, Folter und Vergewaltigung - ist dort alles genau relativistisch zu sehen wie im Löwenbeispiel? Ich denke nicht. Denn wo sähest du den positiven Aspekt z.B. der Massenvergewaltigungen von albanischen Frauen durch serbische Söldner? Ich denke, es gibt keinen. Also waren diese Handlungen ethisch negativ, ohne Wenn und Aber.

Gruß

Horst

Lieber Horst,

ich habe mit mir selbst gewettet, dass du widersprechen
wirst! :wink:)
Es ging darum den Positivismus einem kleinen
Kind zu vermitteln. Dir hätte ich selbstverständlich
anders geantwortet! Wenn du das besser kannst,
dann bitte nur zu.

Die Rotheit der Tomaten ist keineswegs „gegeben“. In der
Philosophie des Geistes wird weithin anerkannt,

Wir sprechen nicht von der Philosophie des Geistes,
sondern ganz explizit von der Sichtweise des
Positivismus. Aus dieser ist rot gegeben:

http://www.itwissen.info/definition/lexikon/Rot-R-re…

Subjektiv anerkennen, ja, aber nicht als Faktum im Sinne des
Positivismus. Denn bei diesem zählt die Objektivierbarkeit,
also der intersubjektive Beweis. Wie aber will das der
„Gott“-erkennende Positivist machen?

Das können wir bei gegebenem Anlaß durchexerzieren.
Ich bin kein Hellseher und weiß auch nicht was
eine Offenbarung Gottes bei den Objektivisten
auslösen würde.

Nun ist dieses Beispiel etwas tendenziös gewählt.

Was wäre denn neutral?
Es ging mir aber in der ganzen
Antwort nur um kleinkindgerechtes Verständnis
und entsprechend einfach verständliche Beispiele.
Wie Pferd-Einhorn.
In die Tiefe gehende philosophische Betrachtungen
wird das kleine Kind im Laufe seines Lebens
selbst machen.

Denn wo sähest du den positiven Aspekt z.B. der
Massenvergewaltigungen von albanischen Frauen durch serbische
Söldner?

Bewertungen wie „positiv“ und „negativ“
werden ausgeschlossen. Wer etwas wissenschaftlich
untersucht bewertet das nicht, also sucht er hier
auch keinen positiven Aspekt!

Ich denke, es gibt keinen. Also waren diese
Handlungen ethisch negativ, ohne Wenn und Aber.

Absolut, da hast du vollkommen recht,
ethisch gesehen ist es negativ. Nur
wirst du keine objektiv-wissenschaftliche
Untersuchung anstellen können, solange du
emotional involviert bist und apriorische
Aussagen machst und das genau ist das Problem.
Es geht hier doch nicht um Schönfärberei!

Schönes Wochenende noch!

Gruß
Powenz

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also ich bin der Martin

Hallo Martin

Neo-Positivismus als Weiterentwicklung leuchtet mir natürlich
ein

Mir weniger :wink:

Ist es
denn die Form der Wissenschaft, die sagt: Es stimmt, solange
es nicht falsifiziert worden ist?

Karl Popper, welchselber meint, er wäre durch diesen Falsifisierungsquatsch auch nur ein kleines Stück weiter gekommen als die Positivisten vor ihm, ist imho der schlimmste unter ihnen.
Ich finde diese ganzen Positismusdiskussion seit 1971 (seitdem ich damit an der Uni konfrontiert wurde) auch schwer erträglich und verstehe oftmals nach wie vor nur Bahnhof.
Aber es ist letztloch doch hilfreich, Poppers Bücher mal zu lesen - erst dann weiß man, für was für einen Scheiß der Mann den Nobelpreis bekommen hat - nämlc ih dafür, dass er versucht hat, den Kapitalismus am Laufen zu halten und philosophisch-ideologisch zu untermauern. Roughly spoken.
Ich bin ja auch zum Teil etwas konservativ geworden auf meine alten Tage, aber wenn ich Poppers Geseich da lese, dann wird aus mir schnell wieder ein kritischer Geist.
Auch wenn das vielleicht deinem konkreten Bedürfnis hierzu nicht in Gänze entsprach, so hoffe ich doch, dir mit etwas Fleisch am ach so trocknen, gar vertrockneten, philosophischen Skelett gedient zu haben.
Gruß,
Branden

Gibt es einen positivistischen Raptus?
Hi Powenz.

ich habe mit mir selbst gewettet, dass du widersprechen
wirst! :wink:)

Darf ich den Einsatz wissen?

Es ging darum den Positivismus einem kleinen
Kind zu vermitteln.

Na, diese Bedingung fand ich schon etwas seltsam. Aber nett, dass du darauf eingingst.

Die Rotheit der Tomaten ist keineswegs „gegeben“. In der
Philosophie des Geistes wird weithin anerkannt,

Wir sprechen nicht von der Philosophie des Geistes,
sondern ganz explizit von der Sichtweise des
Positivismus. Aus dieser ist rot gegeben.

Ja wenn du das so meintest, ok.

Subjektiv anerkennen, ja, aber nicht als Faktum im Sinne des
Positivismus. Denn bei diesem zählt die Objektivierbarkeit,
also der intersubjektive Beweis. Wie aber will das der
„Gott“-erkennende Positivist machen?

Das können wir bei gegebenem Anlaß durchexerzieren.
Ich bin kein Hellseher und weiß auch nicht was
eine Offenbarung Gottes bei den Objektivisten
auslösen würde.

Der Positivist würde seine Religion wechseln: er würde vom Positivismus zum Christentum übertreten.

Nun ist dieses Beispiel etwas tendenziös gewählt.

Was wäre denn neutral?

Ich meinte damit, dass es leicht ist, Ethik zu relativieren, wenn man sie im Tierreich exemplifiziert, innerhalb dessen es einfach keine Ethik gibt und geben kann (höchstens gattungs- und familieninterne Loyalitäts-Instinkte)

Es ging mir aber in der ganzen
Antwort nur um kleinkindgerechtes Verständnis
und entsprechend einfach verständliche Beispiele.
Wie Pferd-Einhorn.

Entschuldigung, aber die Zielperson ist Student. Darauf muss ich jetzt doch mal hinweisen. Auch wenn deine Ironie schon vom Bildschirm tropft :smile:

Denn wo sähest du den positiven Aspekt z.B. der
Massenvergewaltigungen von albanischen Frauen durch serbische
Söldner? Ich denke, es gibt keinen. Also waren diese
Handlungen ethisch negativ, ohne Wenn und Aber.

Absolut, da hast du vollkommen recht,
ethisch gesehen ist es negativ. Nur
wirst du keine objektiv-wissenschaftliche
Untersuchung anstellen können, solange du
emotional involviert bist und apriorische
Aussagen machst und das genau ist das Problem.

Ich weiß nicht, auf was für Untersuchungen du anspielst, aber generell kann ich folgendes sagen:

Zu meinem obigen Schluss („negativ“) kann man auch ohne emotionale Involviertheit kommen, da schon die Vernunft gebietet, dass Handlungen wie die beschriebene negativ zu bewerten sind. Man kann hier sowohl mit Kants Imperativ argumentieren als auch mit dem Vernunftkalkül, dass es Sinn macht, Vergewaltigungen zu sanktionieren, weil aufgrund des Gegenteils - der Legitimierung - das Problem einen selbst (bzw. die Partnerin) mal treffen könnte … und wer will das schon - nämlich vergewaltigt werden?

Keiner will das - und ist ein nüchternes Faktum, das auch der Positivist anerkennen muss. Außer es macht ihm nichts aus, vergewaltigt zu werden.

Gruß

Horst

Hi Horst,

Darf ich den Einsatz wissen?

*smile*

Der Positivist würde seine Religion wechseln: er würde vom
Positivismus zum Christentum übertreten.

Positivistisch müsste ich dir nun wieder
apriorisches Denken vorwerfen! Woher willst du
jetzt schon wissen, dass Gott der Gott der
Christen ist? „Er“ ist eine unbekannte „Größe“.
Vielleicht ist er böse? Vielleicht gefällt „ihm“
wenn böse Leute böses tun?
Mit diesem kleinen konjunktiven Joke wollte
ich dir nur demonstrieren, warum Unvoreingenommenheit
wichtig ist. Wer apriorisch denkt setzt eine
Prämisse voraus, entsprechend können(!) die
Konklusionen falsch sein.

Ich meinte damit, dass es leicht ist, Ethik zu relativieren,
wenn man sie im Tierreich exemplifiziert, innerhalb dessen es
einfach keine Ethik gibt und geben kann (höchstens gattungs-
und familieninterne Loyalitäts-Instinkte)

Ja klar, nur wollte ich keine Ethik relativieren,
sondern das Problem und die Notwendigkeit
einer neutralen Sichtweise an Hand eines
kindgerechten Beispiels aufzeigen.
Vergewaltigte Frauen wären da imho nicht
ganz passend.

Ich weiß nicht, auf was für Untersuchungen du anspielst, aber
generell kann ich folgendes sagen…

Auf keine bestimmten, aber zum Thema menschliche
Destruktivität gibt es z.B. auch genügend solcher
Untersuchungen:

Freud, Lorenz, Fromm…etc.

Und zu welchen Schlüssen die kommen, wirst du sicherlich
wissen. Ethik hin oder her, dieser ominöse Trieb
steckt nun einmal in uns und wird selbst die
Besten und Edelsten dahinraffen.

Zu meinem obigen Schluss („negativ“) kann man auch ohne
emotionale Involviertheit kommen,…

wenn man ethisch(!) denkt, da widerspreche ich dir
ja gar nicht. Nur ist es für einen Menschen wohl
fast unmöglich seine Gefühle ganz auszuklammern.
Und dass ich kein Positivist bin, brauche
ich dir hoffentlich nicht zu erklären. Ich
reflektiere dieses System nur.

Gruß
Powenz

Gott, Jahwe und Allah
Hi Powenz.

Der Positivist würde seine Religion wechseln: er würde vom
Positivismus zum Christentum übertreten.

Positivistisch müsste ich dir nun wieder
apriorisches Denken vorwerfen! Woher willst du
jetzt schon wissen, dass Gott der Gott der
Christen ist? „Er“ ist eine unbekannte „Größe“.

Du hattest aber von der „Offenbarung Gottes“ geschrieben. Diese Begriffspaarung existiert nur im christlichen Kontext. Es gibt natürlich auch eine „Offenbarung Allahs“, zugegeben. Im Judentum werden Offenbarung Jahwes nur den Propheten zugestanden.

Hätte ich also den Islam und das Judentum hinzugefügt, wäre alles paletti. Denn darüber hinaus kann sich gerade noch mal Krishna einem Hindu offenbaren, aber das wollen wir außen vor lassen. Außer wir akzeptieren die sehr unwahrscheinliche Möglichkeit, dass ein Positivist eine Krishna-Vision hat.

Gott, Jahwe, Allah - drei Namen für so ziemlich dasselbe. Aber du hast insofern recht, als unser Positivist theoretisch auch Muslim oder Jude würde werden wollen.

Abgesehen von diesen Differenzierungen ist „Gott“ (und diesen Begriff hattest du verwendet, ohne bestimmten oder unbestimmten Artikel) keineswegs so unbestimmt, wie du „ihn“ hinstellst. Die Konnotationen, die um diesen Begriff gelagert sind, sind dermaßen christlich geprägt, dass es unmöglich ist, ihn aus diesem Kontext zu lösen. Schon die Verwendung des Wortes „Gott“ ohne Artikel, also wie einen Eigennamen, ist untrennbar mit dem christlich-jüdisch-islamischen Kontext verknüpft.

Mit diesem kleinen konjunktiven Joke wollte
ich dir nur demonstrieren, warum Unvoreingenommenheit
wichtig ist. Wer apriorisch denkt setzt eine
Prämisse voraus, entsprechend können(!) die
Konklusionen falsch sein.

Die, wie oben gezeigt, aber in deiner Formulierung drinstecken - und zwar als unausgesprochene Prämissen :smile:

Und dass ich kein Positivist bin, brauche
ich dir hoffentlich nicht zu erklären. Ich
reflektiere dieses System nur.

Frische bitte mein Gedächtnis auf und erkläre mir, was in etwa deine Denkrichtung ist.

Gruß

Horst

Hi Horst.

Du hattest aber von der „Offenbarung Gottes“ geschrieben.
Diese Begriffspaarung existiert nur im christlichen Kontext.

Du hast recht!

Außer wir akzeptieren die sehr unwahrscheinliche
Möglichkeit, dass ein Positivist eine Krishna-Vision hat.

*hihi*

Abgesehen von diesen Differenzierungen ist „Gott“ (und diesen
Begriff hattest du verwendet, ohne bestimmten oder
unbestimmten Artikel) keineswegs so unbestimmt, wie du „ihn“
hinstellst.

Gut, du hast mich semantisch überführt, nur habe
ich an den positivistischen Agnostizismus gedacht.
Etwas transzendentes ist nicht beschreibbar und
daher existiert es auch nicht, wenn sich eine
solche metaphysische Qualität, wie ein „Gott“,
allerdings zeigen würde, dann wäre sie ziemlich
sicher nicht mit dem beschrieben Gott der Christen
identisch, zumindest nicht in verschiedenen sich
teils widersprechenden religiösen Auslegungen.
Meister Eckhart hat sinngemäss gesagt:
„Egal wie wir uns Gott vorstellen, es wird immer
falsch sein. Also besser keinen, als einen falschen
Gott.“

Und niemand hat ein Monopol
darauf. Leute wie Hamer sehen gar ein „Gottesgen“.

http://de.wikipedia.org/wiki/Dean_Hamer

Frische bitte mein Gedächtnis auf und erkläre mir, was in etwa
deine Denkrichtung ist.

Ich bin ein Suchender und Zweifelnder, Aristoteles,
Kant, Hegel, Wittgenstein und Heidegger stehen mir
nahe. Z.Zt. Laotse. Aber ich bin schon arg
wissenschaftlich geprägt und gebildet, das läßt
sich nicht verleugnen.

Gruß
Powenz

Super Powenz,

so langsam verstehe ich die Causa.

Um es mal in meinen, einfachen, Worten zu benennen. Der Positivismus lehnt sich an die Naturwissenschaft an und ist der „Nachfolger“ des normalen Empirismus. Kurz: Erkenntnisgewinn durch empirsiche Verfahren. Alles andere zwischen Himmel und Erde spielt keine Rolle, keine subjektive Auslegung, Mutmaßungen - nur Fakten, Fakten, Fakten, wie es der dicke (und doofe) Herr Markwort wohl sagen würde.

Historie: Auguste Comte ist der Begründer dieses philosphischen Ansatzes? Danach Ausweitung auf viele andere Wisschenschaftsbereiche - u.a. Soziologie, Rechtswissenschaften, Literaturwissenschaften.

Dann Konflikt - kritischer Rationalismus - dann Habermas (Frankfurter Schule „macht Stunk“)

Frage: Bezieht sich der Postivismus oder diese Annahme auschließlich der Beobachtung? oder auch der empirischen Inhaltsanlyse und anderen empirischen Verfahren.

Bitte haltet mich nicht für dumm, aber ich bin sehr unbedarft was die Philosophie betrifft. Mir fällt zudem auf, dass da ne Menge bekannter Namen, wie z.B. auch Freud und so weiter verknüpft sind.

Es wäre toll, wenn mir noch mehr Leute helfen würden. Nicht das ich dir misstraue Powenz, aber 6 Meinungen sind besser als … zwei; manchmal.

Gruß, der Martin

Hallo Martin,

Um es mal in meinen, einfachen, Worten zu benennen. Der
Positivismus lehnt sich an die Naturwissenschaft an und ist
der „Nachfolger“ des normalen Empirismus.

Kann man so sagen, aber natürlich ist ein, wie du selbst
sagst, ein Nachfolger nicht dasselbe, sondern man
muss differenzieren und hier wird es schwierig.
Das Positive steht für das „Gegebene“, das tatsächlich
vorhandene und grenzt sich hier vom Metaphysischen
einerseits, denen vorgeworfen wird, bloß Erdachtes,
Spekulatives und auf dieser Basis Konstruiertes
als Wissen auszugeben ab. Und andererseits steht er
für die Position des "sicheren " Wissens in
Abgegrenzung an den Skeptizismus, der postuliert,
dass es kein sicheres Wissen gibt.
Darum ist auch die nicht totzukriegende Behauptung,
dass Popper ein Positivist wäre, wie Branden
oben behauptet, zumindest fragwürdig, weil
dieser eben das Prinzip der Falsifikation
und damit des stets „unsicheren“ Wissens vertritt.

Völlig falsch ist auch die Annahme, dass
der P. lediglich darin besteht, die Methoden
der Naturwissenschaft als verbindlich zu erklären,
es unterscheiden diese die Methoden.
Aber ganz klar sind die erfolgreichen Methoden
der mathematisch-empirischen Naturwissenschaften,
mit Leuten wie Galilei und Newton verantwortlich
für die positivistische Sicht und somit auch
die Abgrenzung zu den skeptizistischen
Aufklärern dieser Zeit.

Kurz:
Erkenntnisgewinn durch empirsiche Verfahren. Alles andere
zwischen Himmel und Erde spielt keine Rolle, keine subjektive
Auslegung, Mutmaßungen - nur Fakten, Fakten, Fakten, wie es
der dicke (und doofe) Herr Markwort wohl sagen würde.

Ja, aber nur dort wo eine solche Methode ausdrücklich
gefordert und begründet ist. Man kann durchaus
Positivist sein und trotzdem eigenständige
geisteswissenschaftliche Methoden vertreten.
Nur muss man das dann differenzieren.
Ein Problem ist eben, dass oft multiple
Methoden und Anschauungen, mit subjektiven
Meinungen zu einem, wie man sagt, Patchwork
vermischt werden und es dadurch gar nicht mehr
durchschaubar und analysierbar wird.

Dann Konflikt - kritischer Rationalismus - dann Habermas
(Frankfurter Schule „macht Stunk“)

Ja, der Konflikt wurde erst durch Habermas so richtig
entfacht, Popper und Adorno waren sich zwar durchaus
nicht einig, aber sie respektierten sich. Auch hatte
Adorno zuerst vermieden, Popper als Positivist zu
bezeichnen. Wenn dich das interessiert, dann schau
auch einmal auf die Popper-Hauptseite.

Frage: Bezieht sich der Postivismus oder diese Annahme
auschließlich der Beobachtung? oder auch der empirischen
Inhaltsanlyse und anderen empirischen Verfahren.

Auch auf analytische Aussagen.

Bitte haltet mich nicht für dumm, aber ich bin sehr unbedarft
was die Philosophie betrifft. Mir fällt zudem auf, dass da ne
Menge bekannter Namen, wie z.B. auch Freud und so weiter
verknüpft sind.

Freud hat nichts damit zu tun, sein Name fiel weil
er die menschliche Destruktivität nicht apriorisch,
sondern aposteriorisch untersuchte, weil er eben
keine ethische Vorverurteilung unternommen hatte.
Und somit unbewußt eine positivistische Forderung
erfüllte.

Es wäre toll, wenn mir noch mehr Leute helfen würden. Nicht
das ich dir misstraue Powenz, aber 6 Meinungen sind besser als
… zwei; manchmal.

Ganz klar! Kein Problem! :smile:

Gruß
Powenz

Sorry, Powenz. Langsam grenzt es ja an Nötigung hier. Ich habe bereits viel im Buch Wissenschaftstheorie für Einsteiger (oder auch Vollidioten gelesen)

Ich verstehe mittlerweile die Standpunkte, die Ausprägungen und das Modell. Der Positivismusstreit ist ja in meiner Arbeit nur ein Teilaspekt und wird auch nicht sehr detailliert ausgeführt.

Das einzige Problem, das ich noch habe ist das positiv Gegebene. Mir will nicht in den Kopf was positiv gegeben ist und wer dieses festlegt.

Ich hab ja das Beispiel mit den Tomaten gegeben, welches ja auch Schwachsinn ist, da es mit sicherheit auf Belize oder so auch gelbe Tomaten gibt.

Hat da jemand ein Beispiel, vielleicht auch aus Wissenschaft, der dieses positiv Gegebene anschaulich erklärt. Wenn, der Positivsmus jetzt, als Erkenntnistheorie, auf die Naturwissenschaften aufbaut, dann wäre doch die Schwerkraft als positiv (gegeben) anzusehen, oder?
Ich weiß nicht, ob dieses Beispiel hinkt.

Ich finde es wirklich unheimlich schwer, solche Theorien zu verstehen und diese dann auch mal in konkrete Formulierungen umzumünzen.

Mein Respekt für die Philosophie ist echt gewachsen.

Hi,

Langsam grenzt es ja an Nötigung hier.

wem sagst du das! :wink:

Das einzige Problem, das ich noch habe ist das positiv
Gegebene. Mir will nicht in den Kopf was positiv gegeben ist
und wer dieses festlegt.

Wenn das jemand festlegt, ist es nicht gegeben, sondern
festgelegt. Du mußt genau so erkennen können oder
nachvollziehen können, ob etwas gegeben ist, wie ich.
Objektiv oder intersubjektiv.

Hat da jemand ein Beispiel, vielleicht auch aus Wissenschaft,
der dieses positiv Gegebene anschaulich erklärt. Wenn, der
Positivsmus jetzt, als Erkenntnistheorie, auf die
Naturwissenschaften aufbaut, dann wäre doch die Schwerkraft
als positiv (gegeben) anzusehen, oder?
Ich weiß nicht, ob dieses Beispiel hinkt.

Nein das hinkt nicht! Die Schwerkraft ist ohne
Zweifel gegeben.

Ich finde es wirklich unheimlich schwer, solche Theorien zu
verstehen und diese dann auch mal in konkrete Formulierungen
umzumünzen.

So ist es auch! Glaubst du solche o.e. Streitereien zwischen
genialen Leuten wären möglich oder nötig, wenn das so
einfach wäre?

Oder wenn man das einmal so einfach in einem
Crashkurs erläutern könnte?
Philosophie ist harte Arbeit.

Gruß
Powenz

Hallo, ich nochmal!

Ich bin fast soweit, aber ich bräuchte noch einmal professionelle Rückmeldung,denn ich bin mir mit der Abfolge nicht so ganz sicher.

Positivismus - Kritischer Rationalismus - Neo-Positivismus - Frankfurter Schule?

Zwischen der kritischen Fraktion und den Frankfurtern brach dann der Streit aus?

Ist der Erkenntnisgewinn bei positivistischen Theorien deduktiv oder induktiv?

Ich bin echt dumm, glaub ich!!!

Ich wäre über eine Antwort, mal wieder, dankbar!

Hallo, ich auch nochmal!

Ich bin fast soweit, aber ich bräuchte noch einmal
professionelle Rückmeldung,denn ich bin mir mit der Abfolge
nicht so ganz sicher.

Positivismus - Kritischer Rationalismus - Neo-Positivismus -
Frankfurter Schule?

Was für eine Abfolge? Der kritische Rationlismus wurde
eigentlich als Gegenentwurf zum Neo-Positivismus oder
besser gesagt, dem logischen Empirismus entwickelt.
Deshalb ist es immer ein wenig seltsam, dass Popper
(Vater des kritischen Rationalismus) dem log. Empirismus
(Wiener Kreis) als NEO-Positivist zugeordnet wird.
Die Frankfurter Schule (Kritische Theorie) ist eine
Mischung aus Hegel, Marx und Freud. Und diese stritten
sich mit Popper, in dem sogenannten Positivismusstreit.

Zwischen der kritischen Fraktion und den Frankfurtern brach
dann der Streit aus?

Du meinst kritischer Rationalismus? Dann ja.

Ist der Erkenntnisgewinn bei positivistischen Theorien
deduktiv oder induktiv?

Wenn man Popper als Positivisten bezeichnen will,
dann sowohl als auch! Genau darum geht es in seinem
Gegenentwurf zum logischen Empirismus (Neopositivismus).
Popper sagt, dass induktive Verfahren Hypothesen
verifizieren. Während sein Verfahren als
deduktiv-falsifikationistisch bezeichnet wird.
Also einfach, dem logische Empirismus zufolge
gibt es ein Induktionsprinzip, das ermöglicht von
endlich vielen Beobachtungssätzen auf allgemeingültige
Gesetze zu schliessen. Popper aber sagt, dass es ein
solches Prinzip nicht geben kann. Das Problem des
logischen Zirkels. Aber das ist NICHT der
Positivismusstreit.

Wiki wirst du kennen, schaus dir trotzdem zur Sicherheit
noch einmal durch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Positivismusstreit

Ich bin echt dumm, glaub ich!!!

Wer ist das nicht? :smile:

Gruß
Powenz