Hallo Frederic179,
Bitte beachte bei der Traumdeutung folgendes (Auszug aus FAQ 286):
"Eine entscheidende Wendung in der Methode kommt erst mit Freuds Traumdeutungstheorie und -praxis. Jetzt spielen die Assoziationen des „Deuters“ überhaupt keine Rolle mehr, sondern ausschließlich die des Träumers selbst. Die Rolle des vormaligen Deuters geht hier über in die Aufgabe, dem Träumer im Gespräch Anstöße für eigene Assoziationen zu geben. Aber in dem Verfahren, das Freud selbst darstellt an zahllosen Beispielen, zeigt sich, daß er doch noch eine „Liste“ von Standarts kennt (C.G. Jung hat diese dann als in der Geschichte der Menschen überlieferte Konstanten des Bewußtseins - Archetypen - interpretiert), und diese Kenntnis wendet er im Gespräch mit dem Träumer an.
Das Wesentliche an Freuds Erkenntnis ist aber dennoch, daß der Traum zwar einen hinter der Erzählung des erinnerten Traumes, dem „manifesten Trauminhalt“, liegenden sog. „latenten Traumgedanken“ enthält, daß dieser sich aber ausschließlich im unmittelbaren Gespräch mit dem Träumer erschließt. Die Ferndeutung eines z.B. schriftlich niedergelegten Traumes ohne direkten Austausch mit dem Träumer ist demnach absolut sinnlos.
Daß bei so einer austauschlosen „Ferndeutung“ unter Zuhilfenahme bekannter Traumfiguren dennoch oft irgendetwas dem Träumer sinnvoll Erscheinendes herauskommt, liegt einfach daran, daß die Entwicklung des Bewußtseins kulturabhängig doch eine relativ einheitliche ist, aber eine Deutung des aktuellen Traums und ggf. ein Hinweis auf eine aktuelle Problem(lösungs)struktur des Träumers liegt auf gar keinen Fall darin!
Deshalb ist es auch sinnlos, wenn manche hier nach Hilfe für die Deutung ihrer Träume fragen: Die Assoziationen fremder Personen helfen überhaupt nicht und die Anwendung von immer noch in verschiedenen Schulen kursierenden Traumsymbollisten hat sich als irreführend erwiesen: Sie bringen irgendetwas Interessantes, aber jedenfalls nicht den aktuellen latenten Traumgedanken zum Vorschein.
Zusaätzlich konnte Freud bestimmte Formen der Bewußtseinstätigkeit entdecken (er nannte das „Traumarbeit“), mit denen die Bilder gestaltet werden. Dazu gehören neben der Verwendung von Standartsymbolen („Treppe“, „Brief“ usw.) die Formen der „Verdichtung“ und der „Verschiebung“ (die ich aber hier nicht weiter beschreiben will). Auch die anderen Kompositionstechniken und Funktionen des Traums - wie aktueller Tagesanlaß, Erhaltung des Schlafes, Wunscherfüllung - bleiben unerwähnt.
Neuere Verfahren, so wie ich sie auch seit vielen Jahren anwende, sehen von einer Vorkenntnis von Standarts vollständig ab. Ob z.B. jemand, in dessen Traum ein Auto vorkommt, tatsächlich damit etwas denkt, das mit seiner Subjektivität (oder Selbstgefühl o.ä.) zu tun hat, weil „auto(mobil)“ griech./lat. nun mal „selbst(bewegend)“ heißt, das kann zwar sein, aber es hängt eben von dessen eigener Assoziation ab, und die kann hier nur dann in diese Richtung gehen, wenn der Träumer diese Übersetzung kennt."
Liebe Grüße
Thorn