Tja, wenn keiner weitermacht, ich bin gerade hochmotiviert. Habe noch einige Ideen. Mörder, Motiv und Todesursache fehlen noch. Immer her mit den Texten!
Die ersten beiden Kapitel gibts hier
Für Anregungen, Lob und Kritik bin ich extrem dankbar.
Nächster Punkt! Thomas anrufen. Ich wählte seine
Handynummer. Nach drei sehr seltsamen Freizeichen meldete sich eine russische
weibliche Stimme, die mir wahrscheinlich mitteilte, dass der Teilnehmer nicht
erreichbar ist. Jetzt fiel es mir wieder ein. Thomas war auf Lesereise in
Russland. Ich sagte nichts auf den Anrufbeantworter, wie soll man solche
Nachrichten auf einer Maschine hinterlassen und hoffte, dass er zurückrief,
wobei ich schon ein mulmiges Gefühl hatte. Er war Tausende von Kilometern
entfernt und ich musste ihm die Nachricht vom Tod seiner geliebten Ann
überbringen. Es gab bestimmt 1000 Sachen, die ich lieber machte, Zahnarzt, ins
Knie schießen, Bügeln, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.
Jetzt fiel mir wieder ein sehr wichtiger Punkt ein. „Wer hat
die Toten überhaupt gefunden?“, fragte ich Strongfellow, der mittlerweile mit
zwei Telefonen und Tastaturen jonglierte. „Die Zugehfrau“, antwortete er
zwischen zwei „Danke, ich warte“ und „Oh, aha“. Die Zugehfrau, natürlich! Ann
war im Moment nicht so gut zu Fuß und hatte zweimal die Woche eine sehr nette
Dame, die ihr bei den schweren Arbeiten half. „Wo ist sie?“, unterbrach ich den
armen Stronfellow erneut. „Zuhause, die Polizisten haben sie nach Hause
gebracht“, schmiss er mir die Antwort regelrecht zurück. Okay, ich ließ ihn
lieber in Ruhe. Er kann das echt gut, recherchieren und vor allem mit den
Computern umgehen. Irgendwann sollte ich mich auch mal mit diesem Mist beschäftigen,
aber erst, wenn ich meine 100 Sachen abgearbeitet habe. Sie wissen schon,
Zahnarzt, ins Knie schießen usw.
Ich legte Strongfellow einen Zettel auf den Tisch, auf
welchen ich geschrieben hatte, dass ich die Zugehfrau besuche und überließ ihn
seinen Technikspielereien.
Die Zugehfrau, eine Dame namens Miss Struggle, wohnte nicht
weit vom Präsidium und ich nutzte die Gelegenheit, einen kleinen Spaziergang zu
machen. Es war endlich etwas wärmer geworden und die Wirte hatten in einem
Anfall von Übermut schon Tische und Stühle vor ihre Cafes gestellt, die
tatsächlich auch besetzt waren. Ein paar ganz Wagemutige hatten sogar ihre
Jacken ausgezogen und es kam tatsächlich ein kleiner Hauch von Frühling auf.
Meine Laune besserte sich zusehends und ich war froh, dass ich diesen
Spaziergang gemacht hatte.
Miss Struggle öffnete die Tür sofort als ich klingelte. Es
sah fast so aus, als ob sie hinter der Tür gewartet hätte. Sie war sehr klein
und zart und hatte immer sorgfältig ondulierte Haare. Nun hatte sie verweinte
Augen, die Haare lagen überhaupt nicht mehr perfekt und sie bot ein Bild des
Elends. „Die arme Mrs. Ann und der arme Mr. Thomas“, jammerte, flüsterte und
weinte sie in einem. „Was ist denn passiert? Was sind das für böse Leute, die
der lieben Mrs. Ann so etwas angetan haben?“ Darauf hatte ich leider im Moment
keine Antwort. Ich fühlte mich ziemlich hilflos, weil ich nicht wusste, wie ich
mit dieser Trauer umgehen sollte. Umarmen? Vielleicht. Miss Struggle erlöste
mich aus meiner Misere und beruhigte sich, um gleich darauf wieder in Wehklagen
auszubrechen. „Wo sind nur meine Manieren? Möchten Sie einen Tee oder Kaffee,
ich habe auch eine guten Whiskey oder ein Bier? Ich habe gestern noch Plätzchen
gebacken. Die wollte ich Miss Ann bringen, weil sie sie so gern mag.“ Bei den
Gedanken an Ann brach sie wieder in Tränen aus. Jetzt umarmte ich sie doch. Sie
fühlte sich an, wie ein kleines Vögelchen und ich wollte sie am liebsten in die
Innentasche meiner Jacke stecken, um sie zu beschützen. Sie beruhigte sich
langsam, es sah fast so aus, als wolle sie sich innerlich ermahnen. Sie löste
sich von mir und ging in die Küche, die natürlich tadellos war. Miss Struggle
machte mir einen Earl Grey, meinen Lieblingstee und berichtete, wie sie das
Haus vorgefunden hatte. „Es war alles, wie immer. Ich gehe ja immer dienstags
und freitags zu den Herrschaften. Die Haustür war abgeschlossen, aber ich habe
ja einen Schlüssel. Ich schloss auf, da bemerkte ich sofort den Geruch, süß und
faulig zugleich. Den bekomme ich nie wieder aus der Nase. Es war totenstill im
Haus“, sie schlug sich die Hand vor den Mund, „Oh Gott, was erzähle ich da,
natürlich war es totenstill, weil alle tot waren!“ Sie brach erneut in Tränen
aus Ich ließ sie weinen, einfach, weil ich nicht wusste, was ich jetzt machen
sollte. Ich hoffte einfach, dass sie sich wieder innerlich ermahnt, was sie
tatsächlich auch machte. Ich atmete langsam aus und setzte die Befragung fort.
Nach einer halben sehr anstrengenden Stunde, die immer wieder zwischen Befragung
und Weinen pendelte hatte ich die Geschichte beisammen. Der Inhalt ist schnell
wiedergegeben, nichts! Jedenfalls nichts, was uns weiterhelfen würde. Miss
Struggle wusste nichts von Besuch und die fremden Toten kannte sie auch nicht.
Herr Thomas würde erst in drei Tagen zurückkommen.