Karikatur von Hitler

Hallo Leutchen!
Bin neu in diesem Forum und hoffe, dass ihr mir helfen könnt? =)
Nun ja, ich war letzte Woche krank und unser Lehrer gab uns eine Karikatur (zu finden auf: www.vulture-bookz.de/imagebank/Karikaturen/pages/193… ). Mit der Beschreibung habe ich keine Probleme, nur ich weiss nicht, in welchen historischen Hintergrund ich die Karikatur einordnen soll und wie ich diese im nächsten Schritt interpretiere (vielleicht hat die Karikatur etwas mit den Reichswahlen im Frühjahr 1932 zu tun?) Was meint ihr?
Über hilfsbereite Aussagen würde ich mich tierisch freuen!!
Danke schonmal im Voraus & liebe Grüße!! :smile:
Camilla.

Hallo, Camilla,

in solchen Fällen ist es am besten, einfach genau zu beschreiben, was zu sehen ist.

Hitler hat das Wort „legal“ - also die Legalität - im Mund, er wird es also wohl verschlingen und auffressen und damit die Legalität beseitigen. Zwischen den Buchstaben tummeln sich die SA-Schergen mit Prügeln und Schießprügeln und ein Galgen ist zu sehen.

Damit ist doch wohl klar, was im Zusammenhang mit Hitler das Wort „legal“ bedeutet.

Es gehört zur Legende der Machtübernahme, dass Hitler legal an die Macht gekommen sei.

Legal war wohl die Wahl, wenngleich die Umstände schon sehr gewalttätig waren, was ja durch die SA-Schläger zwischen den Buchstaben LEGAL in der Karikatur angedeutet ist.

Legal war es wohl auch, dass Hitler von Reichspräsidenten zum Kanzler bestimmt wurde.
Ob aber die Einflüsterungen von Beratern, die den senilen Hindenburg dazu bewogen, so ganz legal waren, halte ich für zweifelhaft.

Legal war es denn wohl auch, dass die Ermächtigungsgesetze im Parlament beschlossen wurden.
Ob es aber legal war, nicht anwesende Abgeordnete als anwesend zu rechnen und so die erforderliche Zweidrittelmehrheit zu erreichen, wage ich doch zu bezweifeln.
Dazu kommt, dass viele Abgeordnete, vor allem der KPD, bereits in „Schutzhaft“ oder ermordet oder geflohen waren.

Der Wikipädia-Artikel zu "Ermächtigungsgesetz ist recht aufschlussreich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Erm%C3%A4chtigungsgesetz

Am unteren Ende findest du diesen Link, der die „legale Machtübernahme“ durch die Nazis schildert: http://www.bpb.de/publikationen/04962540304433072098…

So ist wohl allenfalls von einer formalen Legalität zu reden. Und auch diese wird bald von den Nazis kassiert.
Spätestens mit der Wahl Hitlers zum Reichspräsidenten und seine Proklamierung zum „Führer und Reichskanzler“ und der Einführung des Führerprinzips ist der letzte Anschein von demokratisch verstandener Legalität verschwunden.

Gruß Fritz

Servus,

nach dem ziemlich kläglich gescheiterten Putschversuch vom 9. November 1923 („Marsch auf die Feldherrnhalle“) verfolgte die NSDAP eine Taktik der formalen Legalität. Hitler legte am 25.09.1930 angesichts neuer Gerüchte um einen geplanten Putsch öffentlichkeitswirksam einen „Legalitätseid“ ab.

Die Karikatur stammt aus der Zeit nach Gründung der „Harzburger Front“ im Oktober 1931 (Zusammenfassung vieler deutschnational-reaktionärer Bewegungen, auch zur Festigung der „Salonfähigkeit“ der NSDAP im bürgerlichen Lager) der Reichspräsidentenwahl 1932 (NSDAP unterstützt Hindenburg), der Reichstagswahl im Juli 1932 - beiläufig der einzigen noch freien Reichstagswahl, bei der die NSDAP einigen Erfolg hatte - und der im November 1932, bei der die NSDAP den Gipfel der Wählergunst bereits deutlich hinter sich hatte.

Inhaltlich zeichnet die Karikatur ziemlich genau, was später in der „Vorbereitung“ der Reichstagswahl vom 5. März 1933 Wirklichkeit wurde. Anmerkung dazu: Der Einsatz von SA als „Hilfspolizei“ war ab 22.02.1933 - formal - in Preußen legal, ähnliches kurz danach in anderen Ländern.

Eine Einzelheit zu der Karikatur: Bis auf eine tragen die hinter dem „Gitter“ LEGAL zu sehenden Figuren eindeutig die helle Dienstkappe der SA, nur eine könnte auch die schwarze der SS sein - SS war zu diesem Zeitpunkt für die Öffentlichkeit unbedeutend.

Noch eine Einzelheit zum Thema „Legalität“: Erstmals seit 1930 durfte SA ab Juni 1932 nach Aufhebung des Uniformverbotes legal in ihren neuen Hugo-Boss-Uniformen öffentlich auftreten.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Camilla!
(vielleicht hat die Karikatur etwas mit den
Reichswahlen im Frühjahr 1932 zu tun?) Was meint ihr?

Dazu meine ich vor allem, dass es im Frühjahr 1932 keine RT-Wahl gab.
Die beiden RT-Wahlen von 1932 fanden statt am 31.7. und am 6.11.
Im Frühjahr 1932 wurde der RP gewählt: 13.3. (1. Wahlgang) und 10.4. (2. Wahlgang).

in welchen historischen Hintergrund ich die Karikatur
einordnen soll und wie ich diese im nächsten Schritt
interpretiere

Ob eine Landtagswahl der aktuelle Anlass für die Karikatur ist, weiß ich nicht. Da müsstest du dich selbst auf die Suche machen.
Aber sicher wird man sagen können:
Seit dem Scheitern des Putsches von 1923 hatte Hitler die sog. Legalitätstaktik eingeschlagen. Er wollte also mit den Mitteln, die die Verfassung bot, an die Macht kommen.
Die NSDAP war aber seit der 1. RT-Wahl, bei der sie angetreten war (4.6.1924) und 6,5 % erreicht hatte, abgesunken auf 2,9 % (7.12.1924) und 2,6 % (1928).
Aber seit dem Frühjahr 1929 baute die NSDAP einen wirkungsvollen Apparat für Wahlkampf und Massenmobilisierung auf, dem die anderen Parteien auf der Rechten nichts Entsprechendes entgegenzusetzen hatten. Ferner zog die Partei die Lehre aus der Tatsache, dass ihr die großstädtischen Arbeitermassen bei der Wahl 1928 nicht gefolgt waren und sich statt dessen Wahlerfolge in den Klein- und Mittelstädten und z. T. auf dem Land eingestellt hatten.
Die Propaganda von der Legalitätstaktik entlarvte sich nun selbst, weil die NSDAP sich jetzt, nachdem sich die Verheißungen der bürgerlichen Rechtsparteien auf sozialem Gebiet als Illusionen herausgestellt hatten, als die einzige Alternative darstellen konnte: Das ganze „System“ sollte radikal überwunden werden.
Gleichzeitig gelang seit 1929 der NSDAP, maßgebliche bürgerliche Interessenverbände zum Zweck von Wahlbündnissen zu unterwandern (lies in deinem Geschichtsbuch nach) und bisher eher unpolitische Schichten für die Wahlen zu mobilisieren und zu radikalisieren.
Die Karikatur will darauf hinweisen, dass zwischen der „legalen Machtergreifung“ durch die NSDAP und der Beseitigung der parlamentarischen Demokratie kein Widerspruch besteht: das eine ist nur das Mittel zum anderen.
Gruß!
Hannes

Vielen Dank für Eure Beiträge, hab wieder mal etwas dazugelernt :smile:
Weitere Ideen sind natürlich gerne willkommen!!
Liebe Grüße, Camilla =)

Diese Karikatur war abgebildet in Ernst Hanfstaengls Bildsammelwerken „Tat gegen Tinte“
mit folgendem Kommentar :

Tinte :
Das Bild unterstellt, dass Hitler sein Legalitätsversprechen brechen und die SA zur
Eroberung der Macht mißbrauchen werde.

Tatsache :
Am 25. Sept. 1930 erklärte Hitler als Zeuge vor dem Reichsgericht zu Leipzig :

„Die nationalsozialistische Bewegung wird in diesem Staat mit den verfassungsmäßigen
Mitteln das Ziel zu erreichen suchen. Die Verfassung schreibt uns nur die Methoden vor,
nicht aber das Ziel. Wir werden uns auf diesem verfassungsmäßigen Wege die
ausschlaggebenden Mehrheiten in den gesetzgebenden Körperschaften zu erlangen
versuchen, um in dem Augenblick, da es uns gelingt, den Staat in die Formen zu gießen,
die unseren Ideen entspricht“.

Hitler hat sein Versprechen gehalten. Auf Grund der „ausschlaggebenden Mehrheit“,
welche die NSDAP „in den ausschlaggebenden Körperschaften erlangt“ hatte, wurde
Hitler am 30.01.1933 gesetzmäßig die Macht angetragen und von im übernommen - und
er ist dabei „den Staat in die Form zu gießen“, die den Ideen des Nationalsozialismus entspricht.

MfgConrad

Man muß jetzt natürlich wissen, wer Hanfstaengl war :

Hanfstaengl, Ernst, genannt „Putzi“, war ein persönlicher Freund Hitlers und Leiter des Auslandspresseamtes.

(1887 - 1975).

Er beschreibt also, was die Karikatur bedeuten soll und sagt danach, dass doch alles legal vor sich ging.

Hallo, Camilla,

eben hörte ich im Radio von einer neuen Biografie Hindenburgs, derzufolge dieser weder senil noch Spielball seiner Berater war, sondern Befürworter und Anhänger der Nazis.

Dazu:

_SWR2 Forum
Weder senil noch Spielball falscher Berater -
Das neue Bild des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg

Es diskutieren die drei Historiker:
Prof. Dr. Gerd Krumeich, Düsseldorf
Prof. Dr. Wolfram Pyta, Stuttgart
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, Bielefeld
Moderation: Wolfgang Niess

Paul von Hindenburg

Es gibt kaum eine größere deutsche Stadt ohne Hindenburgstraße, etliche haben eine Hindenburgschule und noch immer ist der Generalfeldmarschall und spätere Reichspräsident Ehrenbürger vieler Gemeinden. Paul von Hindenburg gehört zu den umstrittenen Personen der deutschen Geschichte, an die bis heute in vielfältiger Form öffentlich erinnert wird. Kein Geschichtsbuch für Schüler, in dem sein Name fehlt. Zum ersten Mal ist nun eine fundierte und umfassende Hindenburg-Biografie erschienen: ein Standardwerk mit 1120 Seiten, erarbeitet auf der Grundlage von knapp 100 Nachlässen und 42 Archiven, von Harvard bis Moskau. Autor ist der Stuttgarter Historiker Wolfram Pyta, der ein Hindenburg-Bild entwirft, das in vielfältiger Weise mit den vorherrschenden Meinungen und Legenden bricht. Hindenburg erscheint insbesondere nicht mehr als der senile Greis, der Hitler am 30. Januar 1933 aus Unkenntnis und gestützt auf falsche Berater die Macht ausgeliefert hat. Pyta zeigt vielmehr, dass Hindenburg in Hitler den charismatischen Führer gesehen hat, der sein eigenes Lebensziel vollenden sollte: die innere Einigung der deutschen Nation - ohne Parteiendemokratie und Parlamentarismus, ohne Sozialdemokraten und Kommunisten.

Buch-Tipp:
Wolfram Pyta: „Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler“, Siedler-Verlag (September 2007), 49,95 Euro_

Und der Link zum Mithören:

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/swr2-forum…

Vielleicht interessiert es dich.

Gruß Fritz

Hindenburg
Hallo

eben hörte ich im Radio von einer neuen Biografie Hindenburgs,
derzufolge dieser weder senil noch Spielball seiner Berater
war, sondern Befürworter und Anhänger der Nazis.

Dazu:
Pyta zeigt vielmehr, dass Hindenburg in
Hitler den charismatischen Führer gesehen hat, der sein
eigenes Lebensziel vollenden sollte: die innere Einigung der
deutschen Nation - ohne Parteiendemokratie und
Parlamentarismus, ohne Sozialdemokraten und Kommunisten.

Fakt ist aber auch, daß Hindenburg abfällig vom „böhmischen Gefreiten“ Hitler sprach, was ja nun nicht gerade darauf hin deutet, daß er in ihm einen charismatischen Führer gesehen hat.
Ich denke hier wird mal wieder ein Geschichts-Skandal konstruiert, à la jüdischer Heydrich oder antisemitistischer Allende.

Gruß