Hallo Stefanie,
ich wollte dir sicher nicht zu nahe treten. *hüstel*
Wahrscheinlich ist es eine Frage, welche Erfahrungen man so im Umfeld gemacht hat. Eine ehemalige Kollegin hatte den Rumdumsorgloskindergarten (von 7h-17h00) - aber nur, solange das Kind nicht krank war. Davor schützt dich auch kein Staatskindergarten.
Wie gesagt - ich meine auch, dass die Betreuungsitutation hir im Lande *wesentlich* besser sein könnte und sollte:smile:. Ich habe selbst in Frankreich studiert und bin dort auch ne Weile zur Schule gegangen - ganztags. ich weiß also, was du kennst. Btw. sind das auch Mentalitätsunterschiede - das Bild der Mutter ist hier in D. schon seeeehr speziell:smile:).
Das ist längst nicht das Gleiche. Wenn ich aus einem
Überangebot das passende heraussuchen kann, dann verursacht
das keinen Stress. Wichtig ist es mir, zu wissen, dass ich
auf jeden Fall eine Betreuung finde, die meine Arbeitszeit
abdeckt - und zwar, egal was kommt. Nach jedem Umzug und
mit nicht zu hohem Suchaufwand.
Das genau ist mein Punkt! Diese Abdeckung hast du auch in deiner „Rundumdsorglostraumwelt“ nicht, sag ich mal ganz polemisch. Und wenn dein Kind Schreibschwächen hat? Oder sonst eine besondere Betreuung braucht? Gar sogar eine Behinderung hat? Du musst immer organisieren. Und in welche Schule man das Kind schickt - das muss auch gemanaged werden. Das weisst du alles vorher nicht. Wenn du dich für ein Kind entscheidest, kann das alles auf dich zukommen - selbst bei bester Betreuungslage.
Mein Hauptpunkt ist: Deine Postings wirken auf mich, als ob du alles planbar haben willst. Das hast du im Leben aber nie, schon gar nicht mit Kind!
Wenn
du vor dieser Veränderung Angst hast, kann ich das wirklich
verstehen. Aber das hat nix mit unserer Betreuungssituation zu
tun. Du riskierst es einfach nicht, willst es nicht riskieren
Das hat hundertprozentig etwas mit der Betreuungssituation zu
tun, und zwar nur damit. Ich würde riskieren, keine Betreuung
zu finden, die mir meine 8 Stunden am Tag abdeckt (plus hin-
und herfahren und Mittagspause) und müsste meine Arbeit
aufgeben.
Wieso eigentlich du? Wieso riskiert das dein Mann nicht?
deine Argumente, warum du es nicht riskierst, stelle ich in
Frage: denn Kinder bringen ne Menge Unplanbarkeiten mitsich,
die die bestdurchorganisierte Staatsbetreuung nicht auffangen
könnte. Wer hier nicht eine gewisse „Lockerheit“ und vor allem
Mut mitbringt - der gehört sicher dazu - wird wohl wirklich
verzweifeln und/oder es nicht wagen. Es gibt nunmal Dinge, die
kann dir die Gesellschaft und schon gar nicht der Staat nicht
abnehmen - und das ist bei Elternschaft die Verantwortung für
dein Kind.
Das klingt nun nicht so, als ob Du meine Entscheidung
respektierst.
Doch. Aber ich hinterfrage deine „Gedankenschleifen“. Ich behaupte, dass du dir selbst bei einer gesicherten Fulltimebetreuung diese Frage stellen müsstest: Was passiert wenn. Und wenn ich mir anschaue, wie oft die kleine Hanna meiner Kollegin krank war…das kann man alles mit bester gekaufter Betreuung nicht planen (außer, du hast echt das Aupair oder das Kindermädchen zu Hause:smile:)
Wenn ich unter den gegebenen Umständen sage:
Kinder zu bekommen bedeutet für mich, dass meine Karriere mit
einer Wahrscheinlichkeit von weit mehr als 50 Prozent den Bach
runtergeht, dann ist das rational abwägend.
Nochmal, wieso ist das so selbstverständlich deine Karriere, die den Bach runtergeht? *wunder* Das ist nun wirklich tiefste Steinzeit. Wieso ziehst du dir so automatisch diesen Schuh an?
Daraufhin keine
Kinder zu bekommen, ist nicht ängstlich, sondern
vorausschauend. Und es erklärt, warum so viele Akademikerinnen
kinderlos bleiben, die machen sich nämlich alle die gleichen
Überlegungen.
Hm, die meisten, die ich kenne, haben das irgendwie ganz gut hingekriegt. Eine ehemalige Chefin von mir bsw. hat mit 40 ihr erstes, mit 42 ihr zweites Kind bekommen. Zu Hause blieb der Mann:smile:, zum Stillen fuhr sie kurz nach Hause. Eine andere Bekannte hat sich die Erziehungszeit mit ihrem Mann geteilt, jetzt arbeiten beide - er halb, sie ganz. Eine weitere Bekannte ist Ingenieurin und arbeitet alleinerziehend ganztags- ihre kleine ist 3 1/2. Ich bin selbst auch Akademikerin - und - naja, schau mer mal:smile:. Aber ich gebe zu: Das familiäre und soziale Umfeld muss stimmen und mitziehen. Allerdings gilt das auch für die, die den Fulltimekindergarten für die Kleinen haben. Alles im allem : Ob ich nach Frankreich schaue oder mich hier umblicke: Patchwork-Lebenslauf, Unterbrechungen, Arbeitslosigkeit, spätes Studium, Karriere (??) - das purzelt heute alles wild durcheinander. Ob mit oder ohne Kind. Für mich ist das Thema Planbarkeit schon lange durch:smile:.
Die staatlich organisierte Kindebetreuung würde die Situation
grundlegend verändern, das siehst Du sofort am Beispiel von
Ländern wie Frankreich oder Schweden. Diese Länder sind
ähnlich strukturiert wie wir, nur die Betreuung ist gesichert.
Und die Frauen arbeiten, die Karrieren funktionieren. Dort
garantiert der Staat keineswegs das Seelenheil, ebensowenig
schafft er alle Unplanbarkeiten ab. Er sichert die
Kinderbetreuung während der Arbeitszeiten und das
funktioniert.
Ja, das sehe ich gesamtgesellschaftlich auch so. Nur schien es mir - und scheint es mir immer noch - dass deine Befürchtungen sich damit *nicht* auflösen würden. So wie sie bei mir ankamen. Ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber du argumentierst aus deiner persönlichen Situation heraus und dann muss ich auch auf die eingehen dürfen. Ich finde es toll, wenn Frauen - noch dazu in der Physik - sich durchsetzen und damit auch Vorbild für neue Generationen sind:smile:. Wenn das deine „Berufung“ ist, ist das doch wunderbar! Aber du kannst doch dem Staat nicht die „Schuld“ daran geben, dass du deine Prioritäten so gesetzt hast, wie sie eben für dich liegen. Die hättest du unter anderen Umständen auch setzen müssen. My 2 Cent.
Noch ein Hinweis: Auch die Frauen, die sich mit grosser
Eigeninitiative in Deutschland selbst um die Kinderbetreuung
kümmern, sind keineswegs von dieser Situation angetan. Selbst
diejenigen, die es schaffen dabei im Job zu bleiben
beschreiben dieses ständige Organisieren als grosse Belastung.
Einige Beispiele dazu hatte ich früher auf meiner eigenen
Homepage, ich stelle sie nochmal kurz ins Netz. Das eine war
ein Interview mit Frau Prof. van Rienen, die zeitweise jedes
Jahr eine neue private Betreuung organisiert hatte:
http://www.diskussionen-im-netz.de/kinder5.shtml
Du musst mich wirklich *nicht* davon überzeugen:smile:. Ich bin da ganz einer Meinung.
beste Grüße,
barbara