Hossa
[…] KEINE Praktika als Softwareentwickler o. ä. gemacht.
Theoretisch habe ich Java und […] C++ (kennen)gelernt.
[…] kleine SQL-Abfragen und SDK-C-Progrämmchen.
Mit anderen Worten, dein Vorwissen im Bereich Softwareentwicklung ist stark ausbaubar.
Nun meine Frage: Wie kann ich jetzt am Besten meine Karriere
in Richtung Softwareentwicklung lenken?
Aus deinen Äußerungen oben lese ich, dass du bisher noch nie richtig programmiert hast. Du musst also quasi bei Null anfangen. Es gab mal eine Zeit um das Jahr 2000 herum, da war der Bedarf an Softwareentwicklern recht hoch [Umstellung auf den Euro, Datumsumstellung auf das Jahr 2000]. Damals haben die Arbeitsämter jeden, der aufrecht sitzen konnte ohne umzufallen, zum „IT-Spezialisten“ weiterbilden wollen. Im Ergebnis war das ein großer Reinfall.
Meine Idee war es, mich weiter in Java fit zu machen (C, C++,
C# mag ich nicht).
Die Programmiersrpachen selbst sind heutzutage völlig nebensächlich und austauschbar. Wenn du C++ kannst, lernst du die anderen Sprachen in Tagen. Umgekehrt geht das auch, dauert aber vielleicht ein paar Wochen.
Nein, eines der Hauptprobleme sind die Bibliotheken, die mit den jeweiligen Programmiersprache kommen. Wie öffne ich ein Fenser, wie greife ich auf eine Datenbank zu, wie funktioniert Multi-Threading, wie greife ich auf Dateien zu…
Das andere Hauptproblem ist die Philosophie hinter einer Programmiersprache.
In Java wird viel „in Interfaces hinein“ programmiert. Die Verwendung von Entwurfsmustern ist Standard. Das bedeutet, dass sich in Java eine sehr objektorientierte Vorgehensweise durchgesetzt hat. Das Füllen einer Funktion mit eigentlichem Quellcode am Ende eines Entwurfsprozesses ist da noch die leichteste Aufgabe.
C++ ist eine der wichtigsten Programmiersprachen überhaupt. Und wenn du C++ wirklich verstanden hast, kannst du auch jede andere Programmiersprache. Interfaces in Java sind z.B. rein virtuelle Basisklassen in C++. Allerdings wird in C++ auf Grund seiner langen Geschichte die Objektorientierung nicht so streng durchgehalten wie in Java. Die meisten C++ Entwickler programmieren daher auch eher „C mit Klassen“ als C++.
Ich habe da drei klasse Bücher gefunden,
die ich von vorn bis hinten durcharbeiten werde. Aber was
mache ich dann?
Dann programmierst du! Programmieren lernt man, indem man es tut.
Mich einfach auf eine Stelle bewerben, dann
werden sie mir sagen, dass ich ja keine Praxiserfahrung habe.
Als Wirtschaftsinformatiker ist man grundsätzlich schon mal im Nachteil. Erstens sind Akademiker oft recht teuer und zweitens sind sie, wenn sie frisch von der Uni kommen, als Programmierer völlig unbrauchbar. Das ist den Unternehmen auch bekannt. Daher bevorzugen Unternehmen oft Ingenieure und Naturwissenschaftler, die kosten etwa genauso viel wie Wirtschaftsinformatiker, haben aber oft mehr Praxiserfahrung und eine ausgeprägte Technikaffinität. Oder es werden direkt Fachinformatiker mit Fachrichtung Anwendungsentwicklung gesucht. Da kann man sicher sein, dass die zumindest schon mal etwas programmiert haben.
Trotzdem wird dir ein solides Unternehmen auch eine Chance zu einem Vorstellungsgespräch geben. Sie werden dir dann so fragen stellen wie:
- Welche Aufwandschätzmethoden kennen Sie?
- Zeichnen sie mal ein ERD für folgende Aufgabenstellung.
- Wissen Sie, was ein Klassendiagramm ist?
- Welche Vorgehensmodelle kennen Sie?
- Welche Design-Pattern kennen Sie, können Sie mal zwei erläutern?
- Wie viel ist 50 durch 1/2 + 3?
- Was verstehen Sie unter Test-getriebener Entwicklung?
- …
Was könnt Ihr mir empfehlen? Welche Tipps könnt Ihr mir geben?
Welche Erfahrungen habt Ihr?
Du musst Programmiererfahrung sammeln. Wenn das nicht im Beruf geht, musst du es nebenbei machen. Wenn du z.B. alle Fragen von oben richtig beantworten kannst, hast du recht gute Chancen auf eine Anstellung als Softwareentwickler…
Viele Grüße
Hasenfuß