Karrierelenkung in Richtung Softwareentwicklung

Hallo zusammen,

momentan bin ich neben diversen anderen Dingen im Support tätig. Während meines Wirt.-Inf.-Studiums habe ich KEINE Praktika als Softwareentwickler o. ä. gemacht. Theoretisch habe ich Java und später im Fernstudium C++ (kennen)gelernt. Während des Supports erstelle ich kleine SQL-Abfragen und SDK-C-Progrämmchen. Mit automatischen Tests (CMake) hatte ich nur ganz am Rande etwas zu tun, ansonsten teste ich ausschließlich manuell.

Nun meine Frage: Wie kann ich jetzt am Besten meine Karriere in Richtung Softwareentwicklung lenken?

Meine Idee war es, mich weiter in Java fit zu machen (C, C++, C# mag ich nicht). Ich habe da drei klasse Bücher gefunden, die ich von vorn bis hinten durcharbeiten werde. Aber was mache ich dann? Mich einfach auf eine Stelle bewerben, dann werden sie mir sagen, dass ich ja keine Praxiserfahrung habe. Das kenne ich aus anderen Richtungen nur zu genüge.

Was könnt Ihr mir empfehlen? Welche Tipps könnt Ihr mir geben? Welche Erfahrungen habt Ihr?

Hi,

das ist schwer zu sagen…am besten du schreibst ein paar Programme (Software) mit der du dich dann bewirbst, oder machst einen Kurs in Anwendungsentwicklung und versuchst ein paar Praktias in der Richtung zu machen.

Aber du solltest auch wissen, dass Programmiersprachen allein keine Softwareentwicklung ausmachen…Am Anfang wird ein Lasten/Pflichtenheft erstellt und in UML ein Designdokument, wenn man da schon gute Arbeit geleistet hat, ist die Umsetzung in einer Programmiersprache nur noch Nebensache.

Viel Glück!

…(C, C++, C# mag ich nicht). …

Hallo,

wenn das für dich ein massgeblicher Gesichtspunkt ist, solltest du was ganz anderes werden. Programmieren ist ein Beruf und keine Spass-Veranstaltung. Oder willst du deinem Chef erklären „Hausverwaltung gefällt mir nicht, haben Sie nicht was Lustigeres wie ein Videospiel“? Er wird begeistert sein.

Wahrscheinlich kommt für dich bloss Selbständigkeit in Frage.

Gruss Reinhard

Hi,

wenn man da schon gute Arbeit geleistet hat, ist die Umsetzung
in einer Programmiersprache nur noch Nebensache.

und genau mit dieser Einstellung pflegen die Leute auf die Nase zu fallen.
Die Umsetzung eines Projektes mit Hilfe einer konkreten Programmiersprache ist niemals trivial und schon gar eine Nebensache.

Es sei denn es geht um ein Hello World Programm…

Cheers,
Herb

Was versprichst Du Dir davon …
Hallo Montag,

Während meines Wirt.-Inf.-Studiums habe ich KEINE
Praktika als Softwareentwickler o. ä. gemacht.

Nun, was Du nicht gemacht hast, wissen wir jetzt.
Leider habe ich nicht verstanden, ob Du einen Abschluss als WInf gemacht hast und welche Fächer Du dabei hattest.
Bin etwas verwirrt, dass Du das mit den Büchern nicht schon lange durch hast.

Theoretisch
habe ich Java und später im Fernstudium C++ (kennen)gelernt.

Theoretisch programmieren lernen ist etwa so wie theoretisch Auto Fahren lernen.

Während des Supports erstelle ich kleine SQL-Abfragen und
SDK-C-Progrämmchen. Mit automatischen Tests (CMake) hatte ich
nur ganz am Rande etwas zu tun, ansonsten teste ich
ausschließlich manuell.

Professionelle Reife im Programmieren dauert etwa so lange wie bei anderen Sprachen:
Für das Einkaufen eines Brotes auf dem Markt reicht’s nach einem Jahr.
Den Weg zum Bahnhof zur erfragen - und die Antwort zu verstehen nach zwei. Nach fünf kann man an Unterhaltungen mit Muttersprachlern teilnehmen. Für Druckreifes oder Verhandlungssicherheit noch mal deutlich länger.
Bezogen auf eine Beschäftigung mit einigen Wochenstunden. Das mag schneller gehen, wenn man 40 Stunden in der Wochen programmiert.

Nun meine Frage: Wie kann ich jetzt am Besten meine Karriere
in Richtung Softwareentwicklung lenken?

Auch hier fehlt wieder die wichtige Information: Welches ist Deine Motivation? Schließlich kannst Du mit einem WInf-Diplom mehr verdienen als ein Codier-Knecht.

Meine Idee war es, mich weiter in Java fit zu machen (C, C++,
C# mag ich nicht).

Die üblichen Praktiken sind alle ähnlich. So wie man schnell von Französisch zu Spanisch zu Portugisisch kommt und das Vokalpauken mehr mit Methodik zu tun hat.

Ich habe da drei klasse Bücher gefunden,
die ich von vorn bis hinten durcharbeiten werde. Aber was
mache ich dann?

Programmieren, programmieren, programmieren.
Fang einfach an, irgendwelche Tools für Deinen Alltag zu entwickeln.
Oder später Freeware für alle. Dann am Besten in ein Open Source Projekt. Dort erfährst Du dann, in welche Liga Du gehörst.

Mich einfach auf eine Stelle bewerben, dann
werden sie mir sagen, dass ich ja keine Praxiserfahrung habe.

Klaro. Würdest Du Dir einen Chauffeur anstellen, der Hunderte von Autozeitung gelesen aber nie ein Auto von innen gesehen hat?

Ciao, Allesquatsch

Hi,

Es sei denn es geht um ein Hello World Programm…

Für ein Hello World Programm braucht man wohl kaum ein Designdokument,
mir ist auch bewusst das draussen sowas auch nicht richtig gemacht wird meist aus Zeitmangel, aber im Studium ist die Erstellung eines Pflichtenhefts und Designdokuments 70% der Arbeit gewesen, das Programm hat man dann, wenn man gute Vorarbeit geleistet hat in 7 Tagen fertig programmiert (kleineres bis mittleres Projekt). Vielleicht war Nebensache zu hart ausgedrückt, wollte damit nur zum Ausdruck bringen das nochmehr zur Softwareentwicklung dazu gehört, als programmieren und bei einer guten Vor -und Denkarbeit, geht die Programmierarbeit dann besser von statten.

Gruß

Hai!

aber im Studium ist die
Erstellung eines Pflichtenhefts und Designdokuments 70% der
Arbeit gewesen, das Programm hat man dann, wenn man gute
Vorarbeit geleistet hat in 7 Tagen fertig programmiert

Soll heißen die Gesamtarbeitszeit sind etwa 20 Tage,
das ist ein „Hello World“ Programm und hat mit mittlerer Größe so
überhaupt gar nichts zu tun.

Der Plem

Soll heißen die Gesamtarbeitszeit sind etwa 20 Tage,

Bischen mehr waren es schon. Gesamtzeitraum war 2 Monate, aber wir haben auch nicht nur ein Fach!! Und waren zu viert.

das ist ein „Hello World“ Programm

Sarkasmus ist die Anwort kleiner Geister!

hat mit mittlerer Größe so
überhaupt gar nichts zu tun.

im Vergleich zu anderen Projekt war es eher klein (Programmiert wurde ein Webseitendesigner)

Hossa :smile:

[…] KEINE Praktika als Softwareentwickler o. ä. gemacht.
Theoretisch habe ich Java und […] C++ (kennen)gelernt.
[…] kleine SQL-Abfragen und SDK-C-Progrämmchen.

Mit anderen Worten, dein Vorwissen im Bereich Softwareentwicklung ist stark ausbaubar.

Nun meine Frage: Wie kann ich jetzt am Besten meine Karriere
in Richtung Softwareentwicklung lenken?

Aus deinen Äußerungen oben lese ich, dass du bisher noch nie richtig programmiert hast. Du musst also quasi bei Null anfangen. Es gab mal eine Zeit um das Jahr 2000 herum, da war der Bedarf an Softwareentwicklern recht hoch [Umstellung auf den Euro, Datumsumstellung auf das Jahr 2000]. Damals haben die Arbeitsämter jeden, der aufrecht sitzen konnte ohne umzufallen, zum „IT-Spezialisten“ weiterbilden wollen. Im Ergebnis war das ein großer Reinfall.

Meine Idee war es, mich weiter in Java fit zu machen (C, C++,
C# mag ich nicht).

Die Programmiersrpachen selbst sind heutzutage völlig nebensächlich und austauschbar. Wenn du C++ kannst, lernst du die anderen Sprachen in Tagen. Umgekehrt geht das auch, dauert aber vielleicht ein paar Wochen.

Nein, eines der Hauptprobleme sind die Bibliotheken, die mit den jeweiligen Programmiersprache kommen. Wie öffne ich ein Fenser, wie greife ich auf eine Datenbank zu, wie funktioniert Multi-Threading, wie greife ich auf Dateien zu…

Das andere Hauptproblem ist die Philosophie hinter einer Programmiersprache.

In Java wird viel „in Interfaces hinein“ programmiert. Die Verwendung von Entwurfsmustern ist Standard. Das bedeutet, dass sich in Java eine sehr objektorientierte Vorgehensweise durchgesetzt hat. Das Füllen einer Funktion mit eigentlichem Quellcode am Ende eines Entwurfsprozesses ist da noch die leichteste Aufgabe.

C++ ist eine der wichtigsten Programmiersprachen überhaupt. Und wenn du C++ wirklich verstanden hast, kannst du auch jede andere Programmiersprache. Interfaces in Java sind z.B. rein virtuelle Basisklassen in C++. Allerdings wird in C++ auf Grund seiner langen Geschichte die Objektorientierung nicht so streng durchgehalten wie in Java. Die meisten C++ Entwickler programmieren daher auch eher „C mit Klassen“ als C++.

Ich habe da drei klasse Bücher gefunden,
die ich von vorn bis hinten durcharbeiten werde. Aber was
mache ich dann?

Dann programmierst du! Programmieren lernt man, indem man es tut.

Mich einfach auf eine Stelle bewerben, dann
werden sie mir sagen, dass ich ja keine Praxiserfahrung habe.

Als Wirtschaftsinformatiker ist man grundsätzlich schon mal im Nachteil. Erstens sind Akademiker oft recht teuer und zweitens sind sie, wenn sie frisch von der Uni kommen, als Programmierer völlig unbrauchbar. Das ist den Unternehmen auch bekannt. Daher bevorzugen Unternehmen oft Ingenieure und Naturwissenschaftler, die kosten etwa genauso viel wie Wirtschaftsinformatiker, haben aber oft mehr Praxiserfahrung und eine ausgeprägte Technikaffinität. Oder es werden direkt Fachinformatiker mit Fachrichtung Anwendungsentwicklung gesucht. Da kann man sicher sein, dass die zumindest schon mal etwas programmiert haben.

Trotzdem wird dir ein solides Unternehmen auch eine Chance zu einem Vorstellungsgespräch geben. Sie werden dir dann so fragen stellen wie:

  • Welche Aufwandschätzmethoden kennen Sie?
  • Zeichnen sie mal ein ERD für folgende Aufgabenstellung.
  • Wissen Sie, was ein Klassendiagramm ist?
  • Welche Vorgehensmodelle kennen Sie?
  • Welche Design-Pattern kennen Sie, können Sie mal zwei erläutern?
  • Wie viel ist 50 durch 1/2 + 3?
  • Was verstehen Sie unter Test-getriebener Entwicklung?

Was könnt Ihr mir empfehlen? Welche Tipps könnt Ihr mir geben?
Welche Erfahrungen habt Ihr?

Du musst Programmiererfahrung sammeln. Wenn das nicht im Beruf geht, musst du es nebenbei machen. Wenn du z.B. alle Fragen von oben richtig beantworten kannst, hast du recht gute Chancen auf eine Anstellung als Softwareentwickler…

Viele Grüße

Hasenfuß

Hallo Hasenfuß,

vielen Dank für Deine Antwort und vor Allem für die Informationen. Auf solch eine Antwort habe ich gehofft - ehrlich, aber auch konkret.

Es gab mal eine Zeit um das Jahr 2000 herum, da war
der Bedarf an Softwareentwicklern recht hoch [Umstellung auf
den Euro, Datumsumstellung auf das Jahr 2000]. Damals haben
die Arbeitsämter jeden, der aufrecht sitzen konnte ohne
umzufallen, zum „IT-Spezialisten“ weiterbilden wollen. Im
Ergebnis war das ein großer Reinfall.

Bei mir war das anders - ich wollte aus freien Stücken Wirtschaftsinf. studieren. Ich komme aus dem Wirtschaftssektor (Ausbildung vor dem Studium), wollte aber mit einer weiteren Ausbildung (statt Studium) nicht von null anfangen. Damals hätte ich dies als Rückschritt verstanden. Heute denke ich anders darüber. Aber damals hatte ich noch andere Interessen, so dass der tatsächlich eingeschlagene Weg dennoch der richtige war.

Java scheint mir (auch von Aussagen von Kollegen) einfacher zu erlernen als C/C++. Java habe ich im Studium gelernt und hatte einen m. E. sehr guten Professor, der uns viel beigebracht hat. Ich denke, hier kann ich ansetzen. Die drei gefundenen Bücher sind klasse, da sie ausschließlich aus Übungen bestehen dem Anfänger bis zum Profi Tipps und Tricks beibringen. Ich kann also da ansetzen, wo ich im erfolgreich beendeten Studium aufgehört habe.

Als Wirtschaftsinformatiker ist man grundsätzlich schon mal im
Nachteil.

Das sehe ich anders, denn hier habe ich andere Erfahrungen gemacht. Sicherlich gibt es viele Unternehmen, die keine Wirt.-Inf. benötigen und es aus den von Dir genannten Gründen nicht wollen. Aber es gibt auch viele Unternehmen bei denen ich vorstellig war, die durchaus genau diese Kombi gesucht haben.

Wenn technische Informatiker mehr verdienen, ist das gut für sie. Daran orientiere ich mich nicht - das ist mir egal. Mir ist wichtig, dass mir die Arbeit auch Spaß macht. Schließlich verbringe ich viele Stunden meines Lebens damit. Sicherlich werden an dieser Stelle viele intervenieren und sagen: Das ist keine Spaßgesellschaft! Natürlich nicht - dessen bin ich mir vollstens im Klaren. Ich liefere gute Arbeit ab und tue, was man mir sagt, sofern ich es für richtig halte. Falls nicht, gebe ich freundlich und bestimmt meine Bedenken kund und halte mich ggf. entsprechend der Situation zurück.

Trotzdem wird dir ein solides Unternehmen auch eine Chance zu
einem Vorstellungsgespräch geben. Sie werden dir dann so
fragen stellen wie:

  • Welche Aufwandschätzmethoden kennen Sie?
  • Zeichnen sie mal ein ERD für folgende Aufgabenstellung.
  • Wissen Sie, was ein Klassendiagramm ist?
  • Welche Vorgehensmodelle kennen Sie?
  • Welche Design-Pattern kennen Sie, können Sie mal zwei
    erläutern?
  • Wie viel ist 50 durch 1/2 + 3?
  • Was verstehen Sie unter Test-getriebener Entwicklung?

Vielen Dank für die Bestätigung.

Was könnt Ihr mir empfehlen? Welche Tipps könnt Ihr mir geben?
Welche Erfahrungen habt Ihr?

Du musst Programmiererfahrung sammeln. Wenn das nicht im Beruf
geht, musst du es nebenbei machen. Wenn du z.B. alle Fragen
von oben richtig beantworten kannst, hast du recht gute
Chancen auf eine Anstellung als Softwareentwickler…

Alles klar. Vielen Dank für die Tipps. Jetzt fange ich also einfach an!